Fahrbericht Mercedes C 180 T-Modell

Mercedes startet die geplante Modellvielfalt der C-Klasse mit einem Kombi. Zunächst ist das T-Modell mit vier Motorvarianten lieferbar. Im Raumangebot, aber auch im Preis markiert der T die Spitze seiner Klasse.
Kennzeichen T: Der kleine Kombi von Mercedes sieht ohne Frage leicht und sportlich aus. Das war beabsichtigt. Der kühne Schwung, mit dem die D-Säule in einem viertelelliptischen Bogen die Heckpartie markiert, nimmt dem kleinen Mercedes-Kombi jene Ernsthaftigkeit und Nützlichkeit im Erscheinungsbild, die der große Bruder mit dem Kennbuchstaben E (noch auf der Basis des alten W 124) in hohem Maße ausstrahlt.
Das soll natürlich nicht heißen, daß Mercedes das kleine T-Modell nicht ernst nimmt. Im Gegenteil: Just in diesem Segment der kompakten Kombis bis 4,50 Meter registrieren die Marktforscher ein überduchschnittliches Wachstum von jährlich etwa zehn Prozent. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird allein in Westeuropa ein Absatzvolumen von über 300.000 kleinen Kombis vermutet, was auch als Zeichen des zunehmenden Trends zu Freizeitmobilen interpretiert werden kann. Denn nicht den Kleingewerbetreibenden haben die Mercedes- Marktforscher im Fokus ihrer Zielgruppe, sondern den gut betuchten, jugendlichen Erfolgsmenschen ab 35 Jahren, dessen Freizeitaktivitäten ein Automobil mit größerem Innenraum.olumen und vielfältiger Variabilität erfordern. Dieser Mensch darf auch weiblich sein.
Ganz nebenbei wollte man den Markt der kleinen Edelkombis nicht kampflos der Konkurrenz aus München oder Ingolstadt überlassen, die schon geraume Zeit zum Wachstum dieses Sektors beiträgt. Mit der C-Klasse bot sich hier eine ideale Einstiegsbasis, zumal die Monokultur in dieser Mercedes-Modellreihe ohnehin beendet werden sollte. Außen ähnlich kompakt wie die unmittelbaren Konkurrenten, bietet der C-Mercedes schon als Limousine den größten Innenraum. Der Kombi führt diese Raumökonomie fort und markiert mit 1.510 Liter Gesamtladevolumen einen neuen Spitzenwert in dieser Klasse.
Dazu muß natürlich die solide verriegelte Rücksitzlehne umgeklappt werden, was keine große Mühe macht. Man stellt dann aber fest, daß sich eine schräge Ladefläche ergibt, die sich erst nach dem umständlichen Entfernen der hinteren Sitzfläche begradigen läßt. Die Lösung erscheint akzeptabel, zumal das volle Ladevolumen und eine ebene Ladefläche in der täglichen Kombi- Praxis nicht so oft benötigt werden. Denn abgesehen von dem individuell gestaltbaren Laderaum, der sich aufgrund der asymmetrisch geteilten Sitzlehnen ergibt, bleibt auch bei funktionsfähigen Rücksitzen ein beachtliches Volumen (465 Liter), das zusätzlich noch mit leichteren Gegenständen bis unters Dach aufgebläht werden kann. Zur Sicherung dieses Ladegutes verfügt auch der kleine T Mercedes serienmäßig über ein stabiles, in zwei Positionen fixierbares Trenn-Netz. Auf dem Kofferraumboden schließlich befinden sich vier Stahlbügel (Zurrösen), mit denen sich schwere Gegenstände sichern lassen. Wird nur der eigentliche Kofferraum genutzt, läßt sich das Gepäck mit einem Rollo vor begehrlichen Blicken schützen.
Ein verschließbares, größeres Gepäckfach besitzt das kleine T-Modell nicht, wie es überhaupt auch im Innenraum mit brauchbaren Ablagemöglichkeiten nicht gerade gesegnet ist. Das winzige Handschuhfach wird noch durch zwei relativ kleine Türfächer ergänzt. Die ansonsten ganz praktische Mittelablage mutiert bei Modellen mit Klimaanlage zu einem hohen, umständlich beladbaren Kasten, der zudem beim Schalten im Weg steht. Im übrigen liegt die Funktionalität des kleinen T-Modells auf dem von Mercedes erwarteten hohen Niveau. Und auch die Verarbeitung ließ, obwohl es sich bei den Testwagen noch um Vorserienmodelle handelte, keine Mängel erkennen. Die vorderen Federkernsitze sind angenehm straff und lassen sich leicht in die gewünschte Position bringen.
Hinten sorgt eine Vollschaumsitzbank für guten Sitzkomfort. Selbst für den im Grunde unzumutbaren hinteren Mittelplatz sind ein Dreipunktgurt und eine Kopfstütze vorhanden, die für den Normalfall im Kofferraum ihren festen Platz hat. Bei der Sicherheit macht Mercedes eben keine Kompromisse, was natürlich auch für die bekannt solide Struktur der Karosserie gilt, die effizienten Rückhaltesysteme und die auf Wunsch auch für den Kombi lieferbaren, integrierten Kindersitze. Ganz stolz sind die C-Klasse- Entwickler auch darauf, daß es ihnen gelungen ist, das Mehrgewicht des Kombi mit 40 bis 60 kg in Grenzen zu halten. Und auch der auf die Kastenform empfindlich reagierende Luftwiderstandsbeiwert stieg nur um rund drei Prozent (cW-Wert: 0,32 bis 0,33). Gute Voraussetzungen also für limousinenähnliche Fahrleistungen, die vorerst allerdings nur mit vier Motorvarianten realisiert werden können. Diese sind mit den von der Limousine her bekannten Ausstattungsversionen (Classic, Esprit, Elegance und Sport) kombinierbar. Und für das im T-Modell ohnehin etwas straffer ausgelegte Fahrwerk kann darüber hinaus noch eine Sportabstimmung geordert werden. In der Basisversion kommt der 1,8 Liter-Benziner mit 122 PS zum Einsatz, der schon im normalen C-Modell angestrengt wirkt.
Im T greift man besser zum Zweiliter oder dem allerdings erst einige Monate später lieferbaren 2,3 Liter- Vierzylinder. Wer auf den 2,8 Liter großen Sechszylinder spekuliert, muß noch mehr Geduld haben. Er wird erst Mitte 1997 kommen, und zwar schon in Gestalt des neuen Aluminium- V6. Bis dahin bleibt als kräftigste Antriebsquelle der 2,5 Liter-Turbodiesel, der mit seinem unglaublichen Drehmomentangebot (280 Newtonmeter von 1.800 bis 3.600/min) dem kleinen T-Modell in allen Lebenslagen förmlich Flügel verleiht. Nicht ausgeschlossen, aber auch noch nicht entschieden ist der Einsatz eines anderen, aufgeladenen Triebwerks: der des 2,3 Liter-Kompressormotors. Er würde mit seinen 193 PS das obere Ende der Leistungsskala markieren. Das untere Ende läßt sich jetzt schon ordern: Der 2,2 Liter-Diesel stellt mit seinen 95 PS die schwächste, aber auch die sparsamste Motorisierung für den kleinen T dar.
Bei der Anschaffung des kleinen Mercedes-Kombi darf freilich Sparsamkeit nicht das oberste Kaufmotiv sein. Denn die Preise rangieren 3.220 Mark über der Limousine der C-Klasse. Damit liegt schon das Basismodell, der C 180 Classic (Grundpreis 47.840 Mark), selbst bei minimalen Sonderwünschen über 50.000 Mark. Wer abgesehen von der etwas schrillen Esprit-Variante die Elegance- oder Sportversion anstrebt, muß noch tiefer in die Taschen greifen. Doch die sollen ja, nach Analyse der angepeilten Zielgruppe, gut gefüllt sein.