Ford Maverick 2.0, Honda Cr-V 2.0, Nissan X-Trail 2.0 und Toyota RAV 2.0
Soft-Geländewagen im Vergleich: Ford Maverick 2.0, Honda CR-V 2.0, Nissan X-Trail 2.0 und Toyota RAV 2.0.
Wenn es hart auf hart kommt, gewinnt keiner der vier richtig Land. Schweres, steiles Gelände zeigt den Soft-Geländewagen von Ford, Honda, Nissan und Toyota die Grenzen der Traktion auf. Doch das japanisch-amerikanische Quartett will sich gar nicht richtig schmutzig machen. Auf sauber befestigten Überland- und Stadtstraßen liegt vielmehr das Haupteinsatz-Terrain – der Feldweg ist es nur im Notfall. Nicht zu vergessen, dass die Mischung aus Mittelklasse-Kombi mit Cross-Country-Charme auch einfach dieses souveräne Gefühl vermittelt, eine Stufe höher als der Rest der Autowelt zu sitzen. Passend dazu herrscht in keinem der Allradler Interieur- oder Ausstattungs-Tristesse. So bietet der Ford Maverick in der Highclass-Ausführung mit Lederausstattung, Leichtmetallrädern, Tempomat und Klimaanlage die beste Ausstattung im Test. Schade, dass bei der Gestaltung des Armaturenbretts aber jeglicher Edelsinn verloren ging. Funktionell, schwarz und abwaschbar lautet hier die Devise. Gut für den Wald, schlecht für die Flaniermeile. Das hochwertig und solide wirkende Nissan-Interieur beherrscht beide Terrains. In der Elegance-Ausführung glänzt der X-Trail mit Leder, Klimaautomatik und titanfarbenen Applikationen allenthalben. Wobei die etwas zufällige Verteilung von Knöpfen und der gewöhnungsbedürftige Mitteltacho mehr der Optik als der guten Bedienung nutzen. Beim frisch überarbeiteten Honda lädt zwar der Radio-Lautstärkeregler des optionalen DVD-Navigationssystems jedesmal zu einer unbequemen Stretching-Tour über das halbe Armaturenbrett ein, ansonsten überzeugt der CR-V aber ebenso wie der Toyota mit fast tadelloser Funktionalität und einem auch optisch gelungenen Innenraum. CD-Radio und Klimaanlage sind bei beiden serienmäßig, Leder kostet im Gegensatz zu Ford und Nissan aber Aufpreis. So edel der X-Trail auch wirkt, er zeigt doch am meisten Wildlife-Blut. Mit Allradantrieb und Differenzialsperre beißt er sich bei Bedarf deutlich vehementer in losen Untergrund als der Rest der Softie-Schar, der bis auf den Ford Maverick auf permanenten Allradantrieb setzt. Wo der RAV4, der CR-V und der Maverick noch scharrend nach Halt suchen, geht es beim Nissan schon vorwärts. Solange es nicht zu steil wird, denn wie seine drei Konkurrenten besitzt auch der X-Trail kein Reduktionsgetriebe. Dafür bieten alle vier ausreichend Sicherheitsreserven bei zügigen Richtungswechseln auf asphaltierten Wegen. Keiner der hoch bauenden Geländewagen taumelt ungebührlich um die Hochachse.
Trotzdem ist es aus Sicherheitsgründen unverständlich, dass es ausschließlich für den Nissan ESP gibt – und das auch nur gegen Aufpreis. Am ehesten verlangt noch der Honda nach kundiger Fahrerhand. Im Normalbetrieb handlich und präzise zu fahren, wedelt der CR-V im Grenzbereich auch schon mal mit dem Heck und fällt mit Lastwechselreaktionen sowie einer stößigen Lenkung unangenehm auf. Ganz anders dagegen der Ford Maverick. Mit stoischer Neutralität quittiert sein Fahrwerk auch schnelle Kurvenumrundungen. Seine Lenkung ist zwar agil, aber das Auto neigt dazu, der Kurve auch dann noch zu folgen, wenn es schon wieder geradeaus geht. Das Gegenstück liefert der X-Trail. Seine Lenkung lässt sich nur widerwillig auf schnelle Richtungswechsel ein und verleiht dem zweitleichtesten Auto im Test daher eine erstaunliche Schwerfälligkeit. Ähnlich wie der Honda CR-V mutet der bei zügiger Kurvenfahrt untersteuernde Nissan seinen Insassen auch schon mal Aufschwingbewegungen der Karosserie zu. Regelrecht handlich und sportlich präsentiert sich im Gegenzug der Toyota RAV4. Er fährt sich in Kurven neutral und ohne besondere Hektik. Bei dem mit 1370 Kilogramm leichtesten Konkurrenten im Test stört allenfalls die etwas stößige Lenkung. Auch der Komfort zählt nicht zu den Tugenden des RAV4. Autobahn-Querfugen bringt die Toyota-Vorderachse wenig Feingefühl entgegen und informiert auch die Hintensitzenden umfassend über den Fahrbahnzustand – ein Charakterzug, den sich der japanische Lifestyle-Geländewagen mit dem Ford teilt. Nicht nur der Optik des Maverick entspringt ein spröder Charme, auch die Federung mag die härtere Gangart und trampelt etwas unwirsch auf Fahrbahn-Verwerfungen ein. Alles ist nicht richtig störend, aber eben auf Dauer auch nicht angenehm, besonders für die Fondpassagiere. Das Komfort-Kapitel machen daher Honda und Nissan unter sich aus. Während der X-Trail mit ruhigen Wiegebewegungen auch grobe Stöße einen Tick souveräner als der Honda meistert, gefällt der CR-V vor allem mit seinem niedrigen Geräuscheindruck, der sogar längere Autobahnfahrten zu einem Vergnügen machen kann. Diesen leisen Ton bringen der Ford Maverick und der RAV4 nicht mit. Der Zweiliter-Vierzylindermotor des Toyota überdröhnt bei hohen Geschwindigkeiten mit unfreundlicher Penetranz sogar den rauen Maverick-Motor. Dafür bietet der RAV4 aber auch 26 PS mehr als der auf der Autobahn müde wirkende, 124 PS starke Zweiliter-Benziner von Ford. Zumindest beim Anfahren merkt man dem Ford den Leistungsmangel aber nicht an. Ganz im Gegenteil, ihm glaubt man noch am ehesten, dass er einen schweren Anhänger auch ohne Drehzahlorgien in Bewegung setzt. Doch mit maximalen Drehmomenten deutlich unter 200 Nm bieten alle vier nicht einmal die Zug-Kraft eines konventionellen 90-PS-Turbodiesels.
Die Leistung von bis zu 150 PS bei Honda und Toyota sowie 140 PS bei Nissan lässt sich zudem erst bei hohen Drehzahlen richtig abrufen. Kein Problem für den Straßeneinsatz, schwierig wird es aber dann, wenn man einen Anhänger aus dem Matsch ziehen muss. Losgelöst von diesem Einzelfall, hin zur asphaltierten Wirklichkeit hinterlässt besonders die Antrieb-Getriebe-Kombination des Honda einen guten Eindruck. Geschmeidig dreht der Zweiliter VTEC-Motor hoch, und sauber sortiert sich das Fünfganggetriebe. Wäre nicht die hohe Sitzposition, der CR-V ginge glatt als Vollblut-Limousine durch. Im Hinblick auf die Fahrleistungen setzt der nicht sonderlich laufruhige RAV4-Motor mit variabler Nockenwellen-Verstellung sogar noch einen drauf. Der Toyota spurtet nicht nur in sehr guten 10,1 Sekunden von null auf 100 km/h, er verbraucht auch noch am wenigsten. Da hängen der Nissan mit 12,2 und der Ford mit 12,4 Sekunden schon deutlich hinterher. Während beim Nissan die ordentliche Schaltung aber kaum Kritik verdient, wirkt die Ford.Schaltung undefiniert und hakelig zugleich. Zudem nervt das verzögerte Ansprechen des E-Gas im Ford. Kräftig Punkte holt sich der Maverick dafür im Sicherheitskapitel mit seinen ausgesprochen standfesten Bremsen. Während der Nissan sehr ordentlich verzögert, bringt die Toyota-Bremse nur durchschnittliche Verzögerungswerte, und der Honda fällt bei voller Beladung durch Überlastungsprobleme auf. Doch abgesehen von diesem Fauxpas ist der Honda die ideale Wahl für den Asphalt-Einsatz mit Feldweg-Ausnahme. Beim Nissan X-Trail darf es auch mehr von dem losem Untergrund sein. Der Toyota empfiehlt sich dagegen eher für die schnelle Einsatztruppe auf der Autobahn, während der Ford als unkomplizierter Allrounder auf diesem Terrain mit seinem schwachen Motor das Nachsehen hat.