Welcher E-SUV überzeugt im Test?
Warum nicht die goldene? Das liegt nicht nur an der Lackierung von Skoda Elroq RS, Smart #3 Premium und Volvo EX40 Single Motor. Welcher der drei elektrischen Kompakt-SUV am wenigsten Kompromisse erfordert, klärt unser Vergleichstest.
Ja, der Smart in diesem Vergleich ist schwarzmetallic lackiert. Aber ist das nicht eigentlich nur die dunkelste Variante von Silber? Abseits der Farbphilosophie ist hoffentlich klar, worauf wir hinauswollen. "Die goldene Mitte" stünde in diesem Fall für das automobile Optimum. Der MacGyver auf vier Rädern, wenn Sie so wollen – falls Ihnen der TV-Held noch etwas sagt.
Unsere drei Kandidaten schicken sich an, genau das zu werden, scheitern aber deutlich – der eine mehr, der andere weniger, jeder auf seine eigene Weise. Den Skoda Elroq haben wir zumindest noch verbal versilbert, weil er sich in diesem Trio als das normalste Auto herausgestellt hat. Mal abgesehen von seinem Namen. Dem internen Zwang folgend, alle SUV auf "q" enden zu lassen, hat sich Skoda für den Namen Elroq entschieden. Und noch eine Sentimentalität am Rande: "Street Fighter II" war ein Super-Nintendo-Spiel in diesem ominösen Früher, in dem einer der Hauptbösewichte Balrog hieß – ein muskulöser Boxer, der seine Gegner mit Kraft plattmacht.
Passt irgendwie, denn mit seinen beiden Elektromotoren ist der Bal…, Pardon, Elroq klar der Stärkste in diesem Vergleich. Dazu gesellt sich eine gute Portion Nintendo-Nostalgie, denn er fühlt sich schon beim ersten Kontakt so an, als müsse man sich nicht großartig umstellen. Klar läuft vieles automatisch, klar gibt es einen großen Touchscreen, klar bimmeln die Assistenten um die Wette, aber davon abgesehen ist er das normalste Auto in diesem Vergleich. Ob ihm das am Ende was bringt?
Smart jedenfalls macht das mit der Namensverwirrung auch nicht viel besser. Ich zumindest komme noch aus einer Zeit, in der das Rautesymbol für "Nummer" stand. Und an sich wäre dieser Fakt eine tolle Gelegenheit für einen Hersteller, seine Autos zu benennen. Im Falle von Smart also: Nummer 1, Nummer 3, Nummer 5. Doch Smart wollte offenbar mit dem Trend stolpern und möchte den #3 "Hashtag drei" ausgesprochen haben. Sie wissen schon: diese Funktion in den sozialen Medien, mit der man Schlagworte markieren kann. Blöd nur, dass ein Hashtag nicht nur die Raute, sondern gleich das komplette Konstrukt beschreibt. #automotorundsport zum Beispiel.
Zum Glück kann uns als unabhängigem Medium die Corporate Identity der Chinesen ziemlich egal sein, weshalb wir einfach #3 schreiben. Und Sie suchen sich aus, ob Sie das in Ihrer inneren Lesestimme als "Nummer", "Hashtag" oder "Raute" aussprechen.
Ein bisschen angepasst
In unserer Namen-Revue fehlt noch der Volvo, der als einziges Kuriosum zu bieten hat, dass er bis zum aktuellen Modelljahr noch XC40 hieß. Die elektrischen Versionen haben die Schweden in der Zwischenzeit umbenamst. Nun trägt das Auto – passend zum eine Nummer kleineren EX30 – die Bezeichnung EX40 . Damit werden wir gerade noch fertig.
Es ist gar nicht so lang her, da hätten wir an dieser Stelle einen rein europäischen Vergleichstest vor der Nase gehabt. Aber während Smart sich der Rettung wegen unter die große Geely-Glocke geflüchtet hat, gehören Volvo und die ausgegliederte Premiumtochter Polestar schon seit Jahren zu … ach ja, auch Geely.
Der Smart #3 und der Volvo EX40 sind also verschwägert. Wobei es Volvo über die Jahre erstaunlich gut geschafft hat, die traditionellen Markenwerte zu erhalten. Nordisches Design, hochwertige Interieurs, dazu der Reiz des Außergewöhnlichen. Auf den Innenraum-Zierblenden etwa ist eine Karte der City von Göteborg eingeprägt, der Heimatstadt von Volvo. Das gibt zwar keine Punkte in der Endwertung, aber für den Fahrer dieses heimelige, selten erlebte Gefühl von: "Ach, nett, da hat sich tatsächlich jemand Gedanken gemacht."
Im Smart dagegen erinnert kaum mehr etwas an die alten Modelle. Die hohe Mittelkonsole mauert den Fahrer förmlich ein; als Instrumententräger dient ein flaches Mini-Display, die meisten Informationen wollen aber vom großen Zentral-Screen abgelesen werden. Zwar hilft ein Projektions-Head-up-Display ein bisschen bei der Orientierung, vollwertige Instrumente ersetzt es aber nicht.
Und der Skoda? Na, der ist ein Skoda. Auch wenn das Fahrerdisplay im Elroq ein wenig klein geraten ist, finden sich hier alle nötigen Fahrinformationen; die Infotainment-Versorgung übernimmt der mittige 13-Zoll-Bildschirm. Zusätzlich war unser Testwagen mit einem Head-up-Display ausgestattet.
Topsitze? Nicht überall
Doch bevor wir die ersten Runden drehen, blicken wir noch auf die Sitze: Hier gefällt der Volvo mit angenehm griffigen Stühlen und einer integrierten Kopfstütze, die auch groß gewachsenen Fahrern nicht unangenehm ins Kreuz drückt. Der Skoda gefällt dazu mit RS-Sportsitzen und entsprechendem Seitenhalt, während der Smart in dieser Kategorie Federn lassen muss. Rutschige Polster und eine zu weit nach vorn ragende, nicht verstellbare Kopfstütze vermiesen den Fahrspaß.
Im Fond dagegen liegen alle drei in etwa gleichauf, zumindest was die Sitzbank angeht. Im Volvo leiden die Passagiere vorn wie hinten unter der geringsten Innenhöhe. Auch beim Sitzraum bildet der EX40 das Schlusslicht, während der Smart im Fond am wenigsten Raum für breitschultrige Gesellen bietet.
Und damit kommen wir vom Innenraum zum Fahren. Auch hier herrschen unterschiedliche Vorzeichen, denn Skoda schickte uns das Topmodell Elroq RS in die Redaktion. Während Smart und Volvo mit nur einem Elektromotor an der Hinterachse auskommen müssen, setzt der Skoda auf Allradantrieb und eine Systemleistung von 250 kW – 50 mehr als der #3 und sogar 65 über dem EX40. Dessen durchaus amtliches Maximaldrehmoment von 420 Nm könnte ihm zwar in den Zwischenspurtwerten weiterhelfen, allerdings nur in der Theorie. Der Volvo ist nämlich ein ganz schöner Brocken: Gemessene 2049 Kilogramm bringt er auf die Waage, was ihn 229 kg schwerer macht als den Smart, der zudem stärker ist. Das kann ja nichts werden – und so nimmt ihm das Konzern-Schwestermodell im Standardsprint satte 1,7 Sekunden ab. 7,3 Sekunden genehmigt sich der Schwede, während der #3 diese Disziplin in 5,6 Sekunden absolviert.
Und jetzt zu den Argumenten vieler Leichtbau-Fetischisten: Weniger Gewicht braucht weniger Leistung, ergibt eine bessere Effizienz. Der deutlich stärkere und zudem allradgetriebene Skoda ist nur zwei Zehntel schneller auf 100 km/h. Warum? Er muss 2.237 Kilogramm in Schwung bringen – 417 mehr als der Smart. Um den Volvo jetzt wieder ins Spiel zu bringen: Das entspricht ungefähr einem ausgewachsenen weiblichen Elch, den sich der Skoda da virtuell aufs Dach schnallt.
Aber wenn wir schon mal bei der Fahrdynamik sind, gehen wir doch mal in diesem Bereich in die Analyse. Während uns der starke, aber schwere Skoda bei Ausweichversuchen am sattesten und somit am stabilsten erscheint, gefällt der leichte und agile Smart beim Hakenschlagen am besten. Allerdings greift sein ESP im Grenzbereich teilweise rüpelhaft ein und erstickt aufkommenden Fahrspaß schon im Keim.
Im Zweifelsfall schickt einen der Smart einfach humorlos in ein harmloses Untersteuern. Dazu missfällt die Fahrwerksabstimmung mit unangenehmem Zittern im Gebälk, wenn der Smart grobe Unebenheiten unter die Räder nimmt. All das manifestiert sich in unseren Fahrdynamik-Messwerten: Im doppelten Spurwechsel – da kommt der bereits angesprochene Elch wieder ins Spiel – liegt der schwere Skoda am sattesten und stellt mit 133,3 km/h den Bestwert auf. Der leichte Smart hält gut mit, während der Volvo Federn lassen muss. Die 18-Meter-Slalomwertung gewinnt dagegen der wuselige Smart.
Dafür fällt der Volvo trotz ebenfalls straffer Abstimmung im Abrollverhalten weniger unangenehm auf. Nicht wirklich dazu passen will die zwar leichtgängige, aber indirekte und gefühllose Lenkung, mit der sich Rückmeldung von der Straße allerhöchstens erahnen lässt.
Und der Elroq? In typischem Skoda-Strebertum leistet er sich nirgends eine echte Schwäche. Sein Adaptivfahrwerk spreizt fein zwischen wirklich komfortabel und in Ansätzen dynamisch, die Lenkung tut stets exakt das, was der Fahrer von ihr will, und der bekommt vor allem genau das an Reaktion und Rückmeldung zurück, was er erwartet und haben will. Und in der Traktion beim Anfahren und auch kurvenausgangs ist der Tscheche seinen Konkurrenten durch die beiden E-Motoren und den daraus resultierenden Allradantrieb deutlich überlegen.
Dazu ist der Skoda nicht einmal der Teuerste. Diese zweifelhafte Krone setzt sich der Volvo EX40 auf, obwohl er seinen hohen Kaufpreis nicht mit entsprechenden Leistungsnachweisen unterfüttert.
Einen umfassenden Überblick über die Geschichte und Modelle von Volvo findest du hier beim Motorbuch Versand.
Schweden-Design kostet
Der größte Nachteil des Volvo ist also das Preis-Leistungs-Verhältnis. Beim Smart ist es der grundlegende Frust, der beim Fahren aufkommt. Die Bedienung lenkt unheimlich von der Straße ab, das Fahrwerk poltert, und die Kopfstütze drückt in den Nacken. Dazu kommt die fummelige Einstellung der Außenspiegel über Display und Lenkradtasten.
Einzig beim Energieverbrauch können wir dem Smart ein Sternchen ins Hausaufgabenheft kleben, denn mit 21,0 kWh alle 100 Kilometer ist er nicht nur am nächsten an seiner Werksangabe, er distanziert Skoda und Volvo auch deutlich. Den größten Vogel schießt hier der Elroq ab, denn er genehmigt sich 23,9 kWh pro 100 km, obwohl Skoda im Prospekt mit zivilen 17,1 kWh wirbt.
Bleibt zum Schluss noch der größte Sorgenfaktor bei Elektroautos: die Ladezeiten. Auch hier existiert eine Zweiklassengesellschaft. Während Skoda und Volvo an Wechselstrom-Ladesäulen mit 11 kW laden, dominiert der Smart mit ungewöhnlichen 22 kW Ladeleistung. Genau umgekehrt sieht es hingegen am Schnelllader aus: Hier stehen Skoda und Volvo mit 36 und 34 Minuten deutlich kürzer, um bei fast leerem Akku 300 Kilometer Reichweite nachzuladen; der Smart braucht 57 Minuten.
Wie so oft kommt es also darauf an, wie Sie planen, Ihren E-SUV zu nutzen. Wer zu Hause mit 22 kW laden kann, wird vielleicht sogar mit dem Smart glücklich. Wer unterwegs gern kürzer steht, fährt mit den konventionelleren Skoda und Volvo besser – und insgesamt mit dem Elroq am besten. Namen und Farben sind dann eh höchst sekundär.