Laguna Coupé
Mit dem Avantime und dem Safrane hat der französische Autohersteller Renault schon einmal den Weg in die Upper Class gesucht. Nun soll das Laguna Coupé den lukrativen Markt großer Zweitürer erobern.
Schuster bleib bei deinem Leisten", sagt ein Sprichwort und verkennt dabei gründlich die wichtigste Triebkraft menschlichen Tuns - das Streben nach Höherem. Selbst wer den Ehrgeiz nicht unbedingt gepachtet hat, möchte und muss ab und zu mal etwas anderes sehen oder tun, um nicht nachhaltiger Langeweile anheimzufallen. Mit den Automobilherstellern scheint es sich ähnlich zu verhalten. Erfolgreiche Klein- und Kompaktwagen zu bauen und an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen ist gut, mit mittelgroßen und großen Autos pro Stück höhere Margen zu erzielen besser.
Ergo macht das neue Laguna Coupé aus Renault-Sicht absolut Sinn. Nimmt doch die Bedeutung des Preises bei Autos, die nicht allein aus vernünftigen Überlegungen heraus gekauft werden, einen weniger großen Stellenwert bei der Kaufentscheidung ein als bei reinen "Nutzfahrzeugen". Nicht umsonst sind Coupés im Normalfall teurer als Limousinen. Ein lukrativer Markt also, der von Renault zuletzt in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Berücksichtigung fand, in den letzten Jahren allerdings vernachlässigt wurde. Nun aber wollen die Franzosen mit dem Laguna Coupé in diesem Sektor erneut Gas geben.
Der überaus ansehnlich gezeichnete 4,64 Meter lange Fronttriebler ist in sechs Motorisierungen von 150 bis 238 PS zu haben. Freunde leistungsstärkerer Autos haben die Wahl zwischen drei Modellvarianten: einem 204 PS starken Vierzylinder-Turbomotor oder einem mit der Kraft von 238 Pferden anschiebenden 3,5-Liter-V6 bei den Benzinern und einem 3,0-Liter-V6 mit 235 PS bei den Selbstzündern; wobei die beiden Sechzylinder-Modelle ausschließlich mit einer Sechsstufen-Automatik zu haben sind. Handarbeit ist jenseits 200 PS bei Renault nur im Vierzylinder-Turbo möglich.
Die Qualität ist stimmig
Bei der ersten Kontaktaufnahme gefallen die angenehme Sitzposition auf dem adäquat ausgeformten und komfortabel gepolsterten Gestühl und die im Vergleich zu anderen Modellen der Marke höherwertigere Qualitätsanmutung. Matt gebürstetes Aluminium sorgt im Cockpit für den sportlich-eleganten Touch, ein zentrales Navigationsdisplay geleitet ortsunkundige Piloten gegen 2.000 Euro Aufpreis sicher durch fremdes Territorium. Im Fond ist die Mitfahrer-Welt aufgrund des mit 2.693 Millimeter immer noch großzügig bemessenen Radstandes gleichfalls in Ordnung. Der über eine moderate Kante zu beladende Kofferraum fasst eine stattliche Menge Gepäck oder alternativ auch größere Einkäufe.
Der große Diesel passt besser zum Konzept
Der mit 450 statt 330 Newtonmeter Drehmoment gesegnete, auf dem Papier mit 235 PS fast gleich starke Diesel-V6 harmoniert deutlich besser mit dem recht traditionell gehaltenen Schaltautomaten, der weder über ein gesondert ausgewiesenes Sportprogramm noch über Schaltwippen am Lenkrad verfügt. Jene wären aufgrund des Umstandes, dass das Wandlergetriebe die Gänge auch im manuellen Modus nicht wirklich arretiert, auch obsolet. Bei Kickdown wird selbsttätig herunter-, knapp vor Erreichen der Maximaldrehzahl ebenso eigenmächtig heraufgeschaltet. So ist das eben. Der von den Franzosen angepeilten Zielgruppe 50 Plus dürfte das ebenso wenig Kopfzerbrechen bereiten wie die fehlende Stimmgewalt des von Nissan entlehnten V6- Benziners.
Übertrieben hohe sportliche Ansprüche sollte man an das große Renault-Coupé freilich nicht stellen. Zwar verfügt das mit der Buchstabenkennung versehene Topmodell GT serienmäßig über die innovative und im Alltag insbesondere in niedrigeren Geschwindigkeitsbereichen vollauf überzeugende Allradlenkung, die etwas behäbig agierende Automatik kostet den zweitürigen Laguna jedoch Temperament. Dies gilt insbesondere für den erst ab rund 3.000/min richtig auf Touren kommenden Sechszylinder-Benziner.
Die beiden Endrohre stehen dem markant gezeichneten Heck mit der mittig weit nach oben gezogenen Abrisskante zwar gut zu Gesicht, dürften Klangfetischisten jedoch nicht aus der Reserve locken. Das Laguna Coupé ist auch diesbezüglich eher Gleiter, denn Sportler. Das gröbere Unebenheiten gut wegfilternde Fahrwerk passt dazu, wenngleich der Abrollkomfort beim Diesel noch etwas kommoder gerät als beim Benziner. Hier zeigt das Mehrgewicht auf der angetriebenen und im Fall des GT serienmäßig 18-Zoll-bereiften Vorderachse positive Wirkung.
Dies gilt auch für die insgesamt recht üppig geratene Serienausstattung des Laguna Coupé GT, der als V6-Benziner mit 39.900 Euro und als V6-Diesel mit 41.900 Euro in den Preislisten steht. Elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel gehören ebenso selbstverständlich ins Rundum- Sorglos-Paket wie die das umliegende Geschehen erhellenden Bi-Xenonscheinwerfer mit Leuchtweitenregulierung und Tagfahrlicht oder die Einparkhilfe hinten. Gegen den direkten Gegner aus Frankreich, das Peugeot 407 Coupé, dürfte das zweitürige Renault Laguna Coupé somit gut gerüstet sein - schon weil ihm dessen großmäuliger optischer Auftritt fehlt. Ob er es auch mit der angepeilten Konkurrenz von Audi (S5) und Mercedes (CLK) aufnehmen kann, muss die Zukunft weisen.