Lamborghini Murciélago

Dass der Lamborghini Murciélago LP 640 uneingeschränkt
sporttauglich ist, ist zweifelsfrei bewiesen. Nun demonstriert der
Roadster auch Cruiser-Qualitäten.
Es gibt sie noch – die wahrhaft kompromisslosen Vertreter des Roadster-Gedankens, denen ein elektrisch bedienbares Hardtop so fern liegt wie einem Inuit das Sonnenbaden. Der konventionelle Mazda MX-5 gehört dazu und der Lotus Elise.
Wem selbst letztgenannter noch zu weich gespült erscheint, und wer über ein gewisses Startkapital verfügt, der wird nun bei Lamborghini fündig. Im November vergangenen Jahres stellte der italienische Hersteller auf der Los Angeles Motor Show seine Version des Hardcore-Roadsters vor: Für 32.630 Euro mehr Geld als beim Coupé gibt es einen knappen Quadratmeter weniger Dach und – das mag Freunde flacher Flundern besonders freuen – knapp sieben Zentimeter weniger Bauhöhe.
Flacher geht´s nicht
Mit gerade einmal 1.068 Millimeter Stockmaß bei demontiertem Dach zählt der nunmehr gleichfalls mit der Kraft von 640 Pferden antretende Murciélago Roadster der LP 640-Spezifikation zu den flachsten Sportwagen überhaupt. Dass der unlängst erstarkte Zwölfzylinder in diesem Umfeld rund 1,9 Tonnen statt deren 1,8 wie beim Coupé fortzubewegen hat, fällt in dieser Leistungsklasse nicht weiter auf. Mit einem Leistungsgewicht von 3,0 Kilogramm pro PS lässt sich gleichfalls trefflich leben.
Das Stoffdach ist nicht einfach zu händeln
Ob das auch für das fehlende Dach gilt, hängt maßgeblich vom Standort respektive der individuellen Leidensfähigkeit ab. Eben mal so das Käppi aufziehen, ist beim Murciélago Roadster nämlich nicht drin. Hinsichtlich des beträchtlichen Installationsaufwandes des über zwei nur mühsam einzuspannende Spanten zu straffenden Stoffdaches, erweist sich bei plötzlich einsetzendem Regen die nächstbeste Brücke zumeist als die bessere, weil auch praktikable Wahl. Als One-Man-Show lässt sich die Verwandlung des großen Lambo vom offenen zum geschlossenen Auto ohnehin nicht stemmen. Eine technisch begabte, über ein Mindestmaß an Kraft und Fingerfertigkeit verfügende Beifahrerin mag helfen.
Somit ist der große Oben-ohne-Lambo ganz klar ein Fall für sonnige Gefilde. Dort ist ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit anderer Autofahrer gewiss. Zumal der Car-to-Car-Kommunikation auf Grund der niedrigen Sitzposition des Piloten auch dann nichts im Wege steht, wenn die Seitenscheiben hochgefahren sind – was bei kühler Witterung und höheren Geschwindigkeiten durchaus zu empfehlen ist.
Auch im Roadster kann man es mächtig krachen lassen
Tief in die auf die individuellen Farbvorlieben zugeschnittenen Sitze der neuen Ad Personam-Ausstattungslinie gekauert, kann der Fahrer es dann auch im Roadster so richtig krachen lassen. Schließlich ist der allradgetriebene LP 640 auch motorseitig alles andere als weich gespült und mit allem gerüstet, was dem Coupé im sport auto-Supertest zum Vorteil gereichte.
Ob es freilich zielführend ist, in einem solchen Auto pfeilschnell, dafür aber möglicherweise auch weitgehend unbemerkt über Land zu flitzen, scheint fraglich. „Sehen und gesehen werden“, dürfte bei einem derart extrovertierten Roadster das passendere Motto sein.