Mercedes CLA 45 AMG Shooting Brake

Der Mercedes CLA Shooting Brake an sich besetzt schon eine neue Nische, als 360 PS starker AMG erst Recht. Wir haben uns mit dem Power-Kombi eine Kurvenschlacht geliefert und den Nutzwert analysiert.
Kurze Verwirrung beim Überfliegen des Datenblattes: Wie jetzt? Der Zweiliter-Turbomotor des Mercedes CLA 45 AMG Shooting Brake leistet nur 181 PS? Ach so, ja, pro Liter Hubraum, natürlich. Beim Starten jedenfalls grantelt der Vierzylinder gewohnt missmutig vor sich hin, will gefordert werden, will sich von dem monströsen Lader mit maximal 1,8 bar durchpusten lassen. Gerade einmal 30 Kilogramm mehr als bei der Limousine soll der 4,63 Meter lange Kombi wiegen, das geht ja noch. Doch unterm Strich summiert sich das auf 1.615 Kilogramm, da dürften die 360 PS und das maximale Drehmoment von 450 Newtonmeter nicht zu wenig sein für ein AMG-konformes Fahrerlebnis.
Mercedes CLA 45 AMG Shooting Brake in 4,7 Sekunden auf Tempo 100
Jedenfalls soll der Mercedes CLA 45 AMG Shooting Brake in 4,7 Sekunden, von Null auf 100 km/h wüten, also gerademal ein Zehntel langsamer als das viertürige Coupé. Wie schon in den übrigen Karosserievarianten braucht das Triebwerk ein bisschen um aus den Puschen zu kommen, so 2.500 Umdrehungen etwa, dann herrscht Vollalarm. Schnell blinkt das Kombiinstrument zwischen Tacho und Drehzahlmesser rot, mahnt zum eiligen hochschalten, wofür einmal zupfen am rechten, metallisch-kühlen Schaltpaddel genügt. Zack, es schnalzt kurz aus den Endrohren, der nächste Gang ist drin. Erst in der AMG-Variante arbeitet das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe so fix, wie es sollte. Bei den zivileren Varianten (den Shooting Brake gibt es überdies mit zwei Diesel- und drei Benzin-Triebwerken) nervt eine deutliche Zugkraftunterbrechung.
Zurück zum Mercedes CLA 45 AMG Shooting Brake, der inzwischen halbwegs irre über verschlungene Landstraßen am Fuße der Schwäbischen Alb tobt. Der Allradantrieb mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung sichert die Traktion, ohne wäre er ein ziemlich hilfloser Frontriebler. Hinzu kommt die, nun ja, sehr straffe Fahrwerksabstimmung, die überbordende Karosseriebewegungen eliminiert, aber auch den Federungskomfort. Und das Radio bleibt aus, denn die Musik kommt von der klappengesteuerten Auspuffanlage, die wahlweise schnalzt, brodelt und rotzt. Der CLA reagiert prompt auf das, was der Pilot so am Steuer anstellt, bleibt meist neutral, leistet sich zuweilen eine kleine Lastwechselreaktion – also alles wie gehabt.
Der Kofferraum schluckt bis zu 1.354 Liter
Zeit also für eine kleine Pause und einen Blick hinter die große Klappe. Der Shooting Brake erfüllt ein Mindestmaß an Variabilität und Nutzwert. Konkret: Die Lehne der Rückbank lässt sich im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel nach vorne umklappen und gegen Aufpreis in einer 15 Grad steileren Position arretierten. Ebenfalls optional: Ein abschließbarer Ladeboden mit Aluschienen, ein Trennnetz sowie eine elektrisch öffnende Heckklappe – fertig.
Maximal 1.354 Liter fasst der Laderaum, zwischen Laderaumrollo und Rücksitzbank passen 495 Liter. Um den Shooting Brake vollzupacken, muss das Ladegut allerdings durch die schmale Öffnung zwischen den einteiligen Rückleuchten gezirkelt werden, die Ladekante ist ebenfalls etwas hoch. Doch was soll’s, es gibt ja eh keinen direkten Wettbewerber. Und da der Shooting Brake gerade einmal 595 Euro mehr als das Coupé kostet, wäre eigentlich bereits alles über dessen Existenz gesagt.