Mercedes GLA 250 4Matic, Mini Countryman JCW All4
Der Mercedes GLA 250 4Matic und Mini Countryman sind Grenzgänger zwischen urbanem Lifestyle-Spielzeug und trendigem Familien-SUV. Sind sie mehr als nur modische Hochsitze zum gepflegten Schnellfahren?
Boxberg, Bosch-Prüfzentrum mal wieder, Steigungshügel 15 Prozent, die Fliesenfläche sanft bewässert. Jetzt können Mercedes GLA 250 4Matic und Mini Countryman John Cooper Works All4 zeigen, was sie traktionsmäßig draufhaben. Der GLA zuerst. Bei ihm reicht ein sanfter Wechsel von der Bremse aufs Gaspedal, leichter Druck, und mit minimalem Schlupf setzt er sich in Bewegung. Kinderleicht.
Traktionsprobleme? Nicht mit 4x4
Wenn der 218 PS starke Countryman anfahren soll, gehören etwas Kupplungsakrobatik und ein sensibler Gasfuß dazu. Er scharrt zwar etwas länger mit den Vorderrädern, bevor das Allradsystem mehr Drehmoment an die Hinterräder verteilt, doch meistert er die schwierige Übung, wie auch der Mercedes GLA 250, weitgehend problemlos.
Traktionsprobleme haben Countryman. und GLA-Fahrer also im alltäglichen Fahrbetrieb kaum zu befürchten, zumindest dann nicht, wenn sie die Allradvarianten gewählt haben. Dabei verfügen beide Frontantriebs-Plattformen über ähnliche Systeme mit einer als Mittendifferenzial fungierenden Kupplung an der Hinterachse, über die die Hinterräder im Bedarfsfall mitangetrieben werden. Kleiner Unterschied dabei: Der Mercedes GLA 250 ist auf trockener Fahrbahn nur mit Vorderradantrieb unterwegs, beim Mini werden bereits im normalen Fahrbetrieb bis zu 50 Prozent des Drehmoments nach hinten verschickt. Merkliche Unterschiede unter normalen Bedingungen? Keine.
Mercedes GLA 250 ab 37.497 Euro
Überhaupt geben sich die Systeme recht unauffällig, man merkt höchstens, dass man nichts merkt. Trotz ihrer 211 und 218 PS starken Turbo-Vierzylinder sind der Mercedes GLA 250 und Mini Countryman sehr diskret, keine durchdrehenden Vorderräder, kein wildes Rumgezappel bei vollem Gaseinsatz – allein dafür lohnt sich der teure Allradantrieb.
Dennoch, so richtig billig sind beide nicht. Der Mini kostet als Topmodell John Cooper Works 34.850 Euro – ohne die Kriegsbemalung, die kommt zusätzlich auf 300 Euro. Der Cooper S All4 mit 190 PS kostet übrigens genau 6.000 Euro weniger, man muss ihn also wollen, den wilden JCW.
Anders beim GLA, der kommt mit 211 PS als ganz normaler 250 4Matic, ist jedoch nur mit Siebengang-DKG verfügbar, weil das Schaltgetriebe der A-Klasse-Plattform nicht für Allantrieb vorgesehen ist. So kostet der Mercedes GLA 250 4Matic mindestens 37.497 Euro. Das sportliche Sondermodell GLA 45 AMG mit 360 PS schwebt übrigens in ganz anderen Sphären: ab 55.871 Euro.
Mercedes GLA 250 160 kg schwerer als der Mini
Untermotorisiert fühlt sich der 149 PS schwächere 250 keineswegs an. Die Fahrleistungen lassen bei ihm ebenso wenig Wünsche offen wie beim nominell etwas stärkeren Mini, wobei sich die Unterschiede zwischen den beiden auf den Zehntelsekunden-Stammtischbereich beschränken.
Dabei läuft der Benziner im Mercedes GLA 250 leiser und ruhiger als der im Mini. Passend dazu agiert das Doppelkupplungsgetriebe sehr geschmeidig, der Wunsch nach manuellen Eingriffen kommt fast nie auf. Deutlich hektischer geht es da im JCW zu. Hier hängt der Motor etwas gieriger am Gas, dreht spontaner, doch auch deutlich polternder hoch. Und die Schalterei obliegt, wie erwähnt, dem Fahrer.
Womöglich liegt’s daran, dass der Countryman minimal mehr verbraucht als der über 160 kg schwerere Mercedes GLA 250: Man gibt in ihm einfach lieber Gas, weil er das fahraktivere Auto ist. Doch selbst hier sind die Unterschiede so klein, dass vermutlich nicht einmal Sparfüchse nur deswegen den Mercedes wählten. Im Testmittel benötigt der Mini 0,3 Liter mehr, nur bei häufigeren Bleifußaktionen (Sportfahrer-Verbrauch, siehe Diagramm) sieht der GLA etwas schlechter aus.
GLA und JCW mit gutem Handling
Apropos fahraktiver: Dass der Mini leichtfüßiger abbiegt und überhaupt agiler ist, hat fast schon den Status einer Binsenweisheit. Mit seiner direkten, gefühlvollen Lenkung folgt er ebenso spontan wie zielgenau und neutral dem eingeschlagenen Kurs. Überraschend ist eher, dass der Mercedes GLA 250 im Vergleich ähnlich gut aussieht. Er ist kaum träger und seine Lenkung nicht gar so unmittelbar. Dafür entschädigt er mit seiner spürbar kommoderen Federung, auch wenn er ebenfalls keine Sänfte ist. Die ausgeprägte Hoppeligkeit des Mini kann einem je nach Naturell und Tagesform jedoch gehörig auf die Nerven gehen.
Der bessere Familien-SUV ist, abgesehen von der geringen Zuladung, der Mercedes GLA 250, vor allem, weil er mehr Platz sowie die viel umfangreichere Assistenzausstattung bieten kann. Im Countryman finden höchstens vier Personen genug Platz, der Kofferraum ist recht klein und auch das maximale Ladevolumen eher mäßig. Zu seinen Gunsten sei angeführt, dass er viel kleiner ist: Auf einem halben Quadratmeter weniger Grundfläche lässt sich nun mal nicht so viel unterbringen.
Womit wir am Ende wieder beim Steigungshügel sind: diesmal mit links auf Asphalt, rechts auf den nassen Fliesen. Auf geht’s, Countryman.