Mini John Cooper Works Clubman im Test
Erstmals in der Geschichte der John Cooper Works-Modelle gibt es den Top-Mini direkt ab Werk und als Lifestyle-Kombi namens Clubman. Das Doppeltürheck schafft Platz, bedingt aber 80 Kilo Mehrgewicht.
Als der Mini Clubman getauft wurde, hat sich die BMW Group, der er entstammt, um das Beantworten einer wesentlichen Frage herumgedrückt: Welcher Fahrzeugklasse der kleine Deutsch-Brite angehört blieb ungeklärt. Ist der Fronttriebler mit der hinteren Doppel- und der halben Hecktür nun ein Kombi oder nicht? Seine kompakten Abmessungen von knapp unter vier Meter Länge, 1,68 Meter Breite und 1,43 Meter Höhe sprechen ebenso dagegen wie das weder auf den beiden rückwärtigen Sitzen noch im Gepäckabteil übermäßig üppig geratene Platzangebot. Andererseits erfüllen die gerade Dachlinie, die beim JCW-Modell in einem markanten Spoiler endet, und die flächige Heckpartie die in dieser Klasse gültigen Designkriterien.
Um dem kulleräugigen Clubman ein Leben als Zwitterwesen zu ersparen, verleihen wir ihm also einfach den Titel Lifestyle-Kombi. Das klingt pfiffig und lässt den Verzicht auf zwei vollwärtige hintere Türen und einen stämmigeren Auftritt probat erscheinen. Und dem Umstand, dass das Platzangebot hier trotz allem deutlich großzügiger ausfällt als bei dem gerade einmal 3,71 Meter langen Zweitürer, wird damit ebenfalls Rechnung getragen. Wer häufig mehr als einen Passagier befördert oder das Zuladen größerer Einkäufe nebst ein oder zwei Getränkekisten plant, kommt ohnehin nur schwer um das Kombiheck mit der auf Knopfdruck schwungvoll und weit aufschwenkenden Doppeltür, bei Mini neudeutsch „Splitdoor“ getauft, herum.
81 kg mehr als die Limousine
Dankenswerterweise hat die BMW Group sogar an jene Menschen gedacht, denen trotz derartiger äußerer Zwänge der Sport am Herzen liegt. Ergo wird die Langversion des smarten Viersitzers auch in der technisch an das Challenge-Auto angelehnten 211 PS starken Topversion namens John Cooper Works offeriert. Der fraglos beeindruckenden Papierform des im Overboost- Bereich mit bis zu 280 Newtonmeter Drehmoment aufwartenden 1,6-Liter-Direkteinspritzers mit Twin-Scroll-Turbolader stehen im Fall des Clubman 1.261 Kilo Gewicht gegenüber. Damit bringt das Kombimodell exakt 81 Kilogramm mehr auf die Waage als die im Herbst dieses Jahres getestete Limousine gleicher Spezifikation. Das Leistungsgewicht steigt von 5,6 auf 6,0 kg/PS.
In der Folge absolviert der JCW Clubman den Standardsprint von null auf 100 km/h mit 6,9 Sekunden exakt drei Zehntelsekunden langsamer als sein insgesamt athletischerer kleiner Bruder. Auch auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim hinterlässt das Mehrgewicht Spuren: Hier büßt der Kombi gegenüber der Limousine sechs Zehntelsekunden ein. Die vom John Cooper Works Clubman bei vergleichsweise widrigen Bedingungen auf den badischen Asphalt gebrannte Zeit von 1.19,1 Minuten kann für sich genommen dennoch zur Gänze überzeugen.
Dies gilt umso mehr, als der aufgrund seiner günstigeren Gewichtsbalance (59,3 zu 40,7 statt 63,1 zu 36,9 Prozent) und des längeren Radstandes (2.547 statt 2.467 Millimeter) bei harten Anbremsmanövern generell ruhiger agierende Clubman seinen Piloten zu keiner Zeit in die Bredouille bringt. Das Fahrverhalten des zackig einlenkenden Möchtegern-Kombis ist bei der Kurvenhatz narrensicher.
Lifestyle-Kombi mit Temperament
Allerdings fiel bei der flotten Umrundung des Rennkurses die etwas harsche Arbeitsweise des bei den JCW-Modellen serienmäßig eingesetzten elektronischen Sperrdifferenzials auf. Im Gegensatz zur Limousine sind die selektiven Bremseingriffe an einzelnen Rädern hier vergleichsweise deutlich zu spüren, was den subjektiven Gesamteindruck minimal trübt, aber keinen Schaden anrichtet.
Dass der Mini JCW Clubman aber auch bei mit hohen Tempi jenseits 200 km/h vorgetragenen Autobahnüberflügen schon mal einseitig am Lenkrad zerrt, geht dagegen kaum als jugendlicher Leichtsinn durch. Unbedarften Fahrern kann bei derartigen Fluchtversuchen der Schrecken nämlich gehörig in die Glieder fahren. Gut nur, dass derlei nur sehr vereinzelt, bei mit voller Leistungsanforderung genommenen Bodenwellen, auftritt. Dennoch: Hier wäre dem starken Clubman mehr Konzilianz zu wünschen.
In der 180 Meter langen Slalomgasse hat das quirlige Temperament des Lifestyle-Kombis hingegen gänzlich positive Wirkung. Da das Heck aus den bereits genannten Gründen insgesamt stabiler bleibt als beim Zweitürer, durcheilt der schwerere Mini die Wechselgasse mit mittleren 68,4 km/h gar eine Spur zügiger. Da sei ihm sein minimal größerer Durst doch gern verziehen.