Früher hatten Limousinen von solchem Kaliber einen dicken V8 unter der Haube. Heute müssen BMW 530i und Mercedes E 300 ihre rund 250 PS aus einem Zweiliter-Vierzylinder schöpfen. Welchem Hersteller gelingt dies besser?
Weit über 50.000 Euro muss man mindestens in die Hand nehmen. Der gut ausgesstattete 530i fällt mit mindestens 55.100 Euro zu buche. Der E 300 ist mit einem Grundpreis von 58.262 Euro deutlich teurer.
33,5 Meter genügen dem 530i, um aus Tempo 100 mit kalten Bremsen zum Stehen zu kommen. Der E 300 braucht 1,4 Meter mehr. Klingt nach wenig, entspricht aber 20 km/h Restgeschwindigkeit.
Hinter diesen Kürzeln vermutet man dann doch etwas mehr Hubraum. Dennoch gibt es kaum Gründe zum Trauern. 1996 sind 540i und E420 Topmodelle der Baureihen E39 und W210, kommen mit V8 und über vier Litern Hubraum. 2018 reichen halb so viel Hubraum und Zylinder für mehr Tempo bei viel weniger Verbrauch.
In Sachen Verbrauch war das Downsizing ein sinnvoller Schritt. Der BMW kommt im Testmittel mit 8,9 Litern auf 100 Kilometern zurecht. Der E 300 lässt mit 9,3 Litern etwas mehr Super in die Brennräume laufen.
Gesteckt wird der Schlüssel nun auch bei Mercedes nicht mehr. Für 119 Euro kann der Schlüssel auch in weiß oder mit einem Rahmen in chrom bestellt werden. Der 290 Euro teure, und ziemlich große Display Key informiert über den Fahrzeugzustand.
Der BMW ist zwar kein Leichtgewicht, aber mit 1.652 Kilogramm, der leichtere Testkandidat. Das hilft ihm unter anderem bei den Beschleunigungsdisziplinen.
6,4 Sekunden vergehen und schon ist der 530i aus dem Stand auf Tempo 100 gespurtet. Der 540i (E39) brauchte mit seinem 34 PS stärkeren V8-Motor 1,3 Sekunden länger dafür. Maximal wird bis 250 km/h beschleunigt.
An Verkleidung wird im Motorraum nicht gespart. Das inszeniert Opulenz. Real sind es 1.998 ccm die maximal 350 Newtonmeter bei 1.450 U/min zur Verfügung stellen. In Sachen Leistung gibt 252 PS bei 5.200 U/min.
Da haben die Bayern ordentlich aufgeholt. In Sachen Qualitätseindruck kann sich der 5er mit dem Schwaben messen lassen. Beim Bedienkomfort geht der Sieg nach München.
Trotz digitalen Anzeigen, hält BMW noch mehr als andere Hersteller an den klassischen Rundinstrumenten fest. Auch bei den Bayern lassen sich Informationen - etwa Navi-Hinweise - in den unteren Teil der Instrumente einspielen. Fährt man schneller als erlaubt, zeigt ein Schleppfähnchen im Tacho die Tempodifferenz an.
Das kleine Navi ist Serie. Für das umfangreich ausgestattete große Modell, werden nochmals 2.200 Euro extra fällig. Neben dem iDrive-Controller kann die Bedienung auch mit Gesten, Spracheingabe und Touchscreen erfolgen.
Die acht Stufen des ZF-Automaten werden über die Schalthebelskulptur ausgewählt. Nach links geht es in die manuelle Gasse. Alt bewährt, der iDrive-Controller inklusive Möglichkeit zur Toucheingabe.
Die brillanten Komfortsitze des BMW inklusive elektrischer Verstellung lassen sich die Bayern allerdings mit 2.290 Euro Aufpreis bezahlen. Wem das zu teuer ist, der kann den Seitenhalt auch mit 630 Euro teuren Sportsitzen erhöhen.
Fast 100 Kilogramm mehr als der 530i bringt der E 300 auf die Waage. Der Testwagen kommt auf 1.746 Kilogramm. Mit etwas Zuladung ist die Zwei-Tonnen-Grenze schnell überschritten.
Beim E 300 geht es etwas langsamer voran als beim 530i. Dennoch sind bereits nach 6,8 Sekunden Tempo 100 erreicht. Verglichen mit den 7,7 Sekunden des E 420 der Baureihe W 210 ein Fabelwert. Auch beim Schwaben sind bis zu 250 km/h möglich.
Aus 1.991 ccm Hubraum mobilisiert der Mercedes 245 PS bei 5.500 U/min. Das maximale Drehmoment von 370 Newtonmeter liegt bei 1.300 U/min an. Auch der Motor des E 300 wirkt dank viel Plastik viel größer als er ist.
Widescreen nennt Mercedes das Digitalcockpit mit drei Grafikstilen, das es für 1.012 Euro gibt - aber nur mit dem großen Navi für 3.273 Euro. Wirklich übersichtlicher wird es digital.
Auch Mercedes bietet eine berührsensible Eingabefläche. Der Dreh-Drück-Steller ist darunter montiert. Weil der Multifunktionshebel bei Mercedes ja seit dem W 108 Blinker und Wischer links vereint, ist rechts Platz für den Automatikwählhebel.
Also eng ist es wirklich nicht im Fond der E-Klasse, doch der 5er hat 3,5 cm mehr Normsitzraum. Auch beim Mercedes ist eine dreiteilige Lehne bestellbar. Dafür wollen die Schwaben allerdings 518 Euro sehen.
Beim Mercedes ist der Klappenausschnitt etwas enger als bei der bayrischen Konkurrenz. Ansonsten herrschen ähnliche Bedingungen. 66 Zentimeter Ladehöhe und ein Volumen von 540 Litern.
Der agile, aber komfortable, temperamentvolle und dennoch sparsame, vehement bremsende, gut ausgestattete 530i kann in nahezu jeder Testkategorie Punkte für den Sieg sammeln. Auch wenn die Fahrleistungen stimmen, kann der Benziner der E-Klasse nicht recht überzeugen. Komfort und Kosten bleiben erhaben.