Elf Jahre lang - seit dem Produktionsstopp des ersten NSX - gab
es immer nur Gerüchte von Fans sowie Konzeptautos von Honda. Jetzt
kommt der NSX wirklich zurück. Fahrbericht.
Stolz, endlich einen Nachfolger des 1989 vorgestellten
Vorgängers bauen zu dürfen, mit dem Honda damals versuchte, in der
Welt der Sportwagen Fuß zu fassen.
Der NSX wird von insgesamt vier Motoren befeuert. Dem komplett
neu entwickelten 3,5-Liter-Biturbo-V6 mit alles andere als
bescheidenen 507 PS, helfen zusätzlich noch drei Elektromotoren auf
die Sprünge.
Der erste sitzt direkt an der Kurbelwelle und hilft dem
Verbrenner mit seinen 35 kW und 148 Nm Drehmoment von 500 bis
2.000/min über das Turboloch hinweg. Die anderen beiden sitzen an
der Vorderachse und machen den NSX somit zum Allradler.
Auch wenn die Entwickler immer wieder betonen, wie viele Runden
sie mit dem Auto auf der Nordschleife für die Abstimmung verbracht
haben, ist klar: Für die Entwicklung wurde – wie einst beim
Vorgänger – großer Wert auf Alltagsnutzen und Komfort gelegt.
Mit dem Track-Modus wird die serienmäßige Launch Control
freigeschaltet, welche die Passagiere des Zweisitzers beim
Kavalierstart mit den ganzen 581 PS Systemleistung und den 698 Nm
Drehmoment tief ins straffe Polster der Sportsitze drückt.
Die Gasannahme per Drive-by-Wire zeigt sich erfreulicherweise
sehr natürlich, nichts zu spüren von den vielen Tausend Zeilen
Code, die für das harmonische Zusammenspiel der vier Motoren
verantwortlich sind.
Mit dem großen Drehregler in der Mittelkonsole lassen sich vier
unterschiedliche Fahrmodi wählen: Sport“, „Sport+“, „Track“ und „
Quiet“. Letzterer lässt den Japaner je nach Akkustand sogar beinahe
lautlos und einige hundert Meter rein elektrisch dahinrollen.
„Besonders aufwendig war die Entwicklung von Aerodynamik und
Kühlung“, sagt Chefkonstrukteur Ted Klaus. „Wir mussten zehn Kühler
für Motoren, Batterien und andere hitzeempfindliche Teile
unterbringen.
Es gibt am Auto viele kleine und große, teils gut versteckte
Öffnungen in der Karosserie. Die frei stehende C-Säule leitet die
Luft direkt zum Heckspoiler. Die Türgriffe sind in die Türen
eingelassen – wie schon beim ersten NSX.
Dass diese Anstrengungen nicht umsonst waren, zeigt spätestens
die Hörprobe. Die Dynamic Modes regeln auch die Klangstärke des V6.
Anstatt synthetische Sounds aus dem Lautsprecher zu verbreiten,
wird dazu eine Klappe im Ansaugrohr geöffnet, die mit dem Innenraum
verbunden ist.
Unterstützt wird das durch die beiden unabhängigen Frontmotoren,
die unterschiedliche Drehmomente an die Vorderräder übertragen und
den NSX durch Drehmomentverlagerung (Torque Vectoring) in die Kurve
hineinziehen.
„Wir wollten kein Biest erschaffen, sondern uns auf die Werte
des Vorgängers besinnen“, erklären uns die Honda Jungs. So brüllt
der Motor beim Start nicht die ganze Nachbarschaft zusammen.
Ob der NSX deshalb langweilig ist? Keineswegs. Denn wie schon
sein Vorgänger in den guten alten Zeiten spricht auch der neue NSX
vor allem Technikfans mit Hang zum Understatement an.
Der erste NSX, den übrigens der dreimalige Formel-1-Weltmeister
Ayrton Senna Anfang der 90er-Jahre als Dienstwagen fuhr, mischte
damals die Sportwagenszene ebenfalls gehörig auf.
Und auch der neue NSX verfolgt ein solches Konzept. Er ist
schlicht anders, als andere Sportwagen. Das gibt ihm aber genau
jenen Charakter, der den NSX nun zum zweiten Mal einzigartig
macht.
Er baut auf technische Raffinesse, wo andere bereits posieren,
überzeugt mit solider Verlässlichkeit, wo andere bereits auf
Dramatik setzen. Und wer ab und an doch mehr will, wechselt einfach
in den Track-Modus.