Porsche 911 Turbo, Ferrari 360 Modena, Aston Martin DB7 Vantage

In der Sache des neuen Porsche 911 Turbo gegen den Ferrari 360 Modena und den Aston Martin DB7 Vantage geht es darum, welcher der drei Boliden, die alle in den 300 km/h-Bereich vorstoßen, das Thema Supersportwagen am überzeugendsten interpretiert.
Der erste Zeugenauftritt findet auf einem Rastplatzder Autobahn Stuttgart–Singen statt. Hinter dem rot-gelb-grünen Trio der Supersportwagen aus Italien, Deutschland und Großbritannien stoppt ein Mazda-Kombi, aus dem sich ein Rentner mit offensichtlich erhöhtem Blutdruck schält. Da ist, so scheint es, Zoff angesagt.
Weit gefehlt. „Ich habe geglaubt, ich stehe“, verkündet der spärlich behaarte Fahrensmann. Kein bißchen sauer, sondern rotköpfig vor Begeisterung. Den Ferrari findet er toll, der Porsche beeindruckt weniger. Die Eleganz des Aston Martin übersieht er geflissentlich, weil die britische Marke für ihn, wie für so viele, eine große Unbekannte ist.
Schon beim Lokaltermin auf der Autobahn wird der differente Charakter dieser drei Hochleistungs-Coupés sichtbar. Der Aston, der seit seinem ers-ten Besuch bei auto motor und sport (siehe Heft 14/99) einen Sportauspuff verpasst bekam, bläst jetzt aus seinen beiden Rohren wie Satchmo Armstrong in seinen besten Zeiten.
Der sechs Liter große Zwölfzylinder erhebt seine Stimme zu beträchtlicher Lautstärke, wenn der Fahrer per Gaspedal den Lastbefehl erteilt. Es ist ein wohltönender, voller Sound, durchdringend wie die Posaunen von Jericho. Am trefflichsten lässt er sich bei offenem Seitenfenster genießen.
Er macht auch weitgehend vergessen, dass der V12 in Sachen Laufkultur nicht zu den besten seiner Art gehört. Die rauen Geräusche der Mechanik werden nun von der Auspuff-Musik übertönt. Aber noch immer machen sich oberhalb von 5000/min unstandesgemäße Vi-brationen bemerkbar.
Hohe Drehzahlen sind schon deshalb nicht die Domäne des Aston-Triebwerks, aber dafür zieht es unten herum wie ein Büffel. Der Sechsliter entwickelt ein Drehmoment, das fast an den Wert des aufgeladenen Porsche-Motors herankommt.
Weil der DB7 deutlich schwerer ist als seine Konkurrenten, erreicht er weder in der Beschleunigung noch in der Elastizität deren Spitzenwerte. Allerdings: Leistungsmangel wird auch hier niemand empfinden. Auf öffentlichen Straßen schmelzen die gemessenen Differenzen zur Bedeutungslosigkeit zusammen.
Die Reisegeschwindigkeit diktieren schließlich der Verkehr – und die Tankpausen. Da hat der Porsche Turbo dann ganz schlechte Karten: Mit seinem lächerlichen 64-Liter-Tank kommt er keine 400 Kilometer weit. Der Aston Martin und der Ferrari, deren Testverbrauch geringfügig höher liegt, sind da mit 89 respektive 95 Litern weit besser gerüstet.
Der Ferrari-V8, nur 3,6 Liter groß, hat im Gegensatzzum bulligen Aston-V12 den Charakter eines reinrassigen Rennmotors. Er holt seine Leistung aus der Drehzahl: Bei 8500/min fallen die versprochenen 400 PS an, für das maximale Drehmoment sind schon 4750/min nötig.
Dies bedeutet nicht, dass der V8 nur in einem schmalen Drehzahlband brauchbare Leistung abgibt. Knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl zieht er kraftvoll an, was im Stadtverkehr den Einsatz der oberen Gänge und entsprechend gelassenes Fahren erlaubt.
Auf der anderen Seite dreht er locker bis über 8000/minund zeigt einen so gierigen Biss beim Gasgeben, wie ihn nur ein hochgezüchteter Sauger hat.
Das musikalische Talent der italienischen Macchina umfasst dabei ein Spektrum, das so breit ist wie der nutzbare Drehzahlbereich. Wer sie aus dem Keller ziehen lässt, hört das vor Aggressivität vibrierende Knurren eines Kampfhundes.
Darüber setzt das Orchester ein, mit einem Crescendo aus Ansaug- und Auspuffgeräusch, das direkt von der Rennstrecke zu kommen scheint. Den Schlusspunkt, kurz vor dem Gangwechsel, setzt jenes singende Fortissimo, bei dem die Bauern der Emilia-Romagna die Hühner von der Straße scheuchen, weil ein Ferrari-Testfahrer unterwegs ist.