Rolls-Royce Ghost Serie II im Fahrbericht
Hi, Society! Rolls-Royce hat den Ghost dynamisiert. Falls Ihre Ladyschaft oder die Bestverdienenden es eiliger haben. Oder einfach mal was Neues wollen. Wir sind ihn gefahren.
Für die obersten Zehntausend gibt es in London das Shangri-La-Hotel. Rolls-Royce betreibt dort zur Präsentation des modellgepflegten Rolls-Royce Ghost eine Sky Lounge in Etage 24. Von da oben kannst du der Tower Bridge auf die Turmspitzen schauen. Frühstück in der 67. Etage – Hubschrauber fliegen niedriger. Nein, das ist kein Termin für Menschen mit Höhenangst. Ach, erwähnte ich, dass ich Höhenangst habe?
Etwas schwindelig wird einem auch zuerst beim Gedanken, 10,5 Quadratmeter Rolls durch London zu rangieren. In der Rushhour drängt es sich stadtauswärts, doch der Rolls-Royce Ghost schwebt durch die Straßen, erstaunlich unbehelligt, was nicht nur daran liegen kann, dass die anderen – Roller, Taxis und Mountainbiker, die alle fahren, als wäre das ein Kampfsport – vor der Autorität dieses Autos Abstand halten.
Rolls-Royce Ghost mit V12-Turbo Motor
Die Society habe ihn freundlich aufgenommen, informiert Rolls-Royce über den Ghost. Er sei der Wagen für alle, die einem erfolgreichen Unternehmen und noch nicht einem Industrie-Imperium vorstehen. So sei die Kundschaft jünger, 15 Prozent davon Damen, und für die dürfe es durchaus etwas mehr Dynamik sein. Also stimmten die Techniker die Lenkung des Rolls-Royce Ghost direkter ab und verpassten der Hinterachse neue hydraulische Lager.
All das hinterlässt den Rolls-Royce Ghost tief greifend unverändert. Mehr als das sacht gesteigerte Handling überrascht die Handlichkeit des 2,5-Tonners und überwältigt sein geradezu arroganter Komfort. Selbst übelste Unebenheiten versickern in der Federung. Derweil wispert der V12-Turbo, perlt die Automatik durch ihre acht Stufen, streicht der Wind sacht über die Karosse.
Rolls-Royce Ghost protzt nicht mit seinen 571 PS
Auch draußen in den geradezu rosamundepilcherigen Cotswolds gelingt es kaum, die Leistungsreserven auch nur zur Hälfte zu nutzen (statt der Drehzahl misst ein Instrument die verbleibende Leistung). Früher sollte die Leistung genügen, nun bieten 571 PS Überfluss – aber ohne Protz. Und das ist das Beeindruckendste am Rolls-Royce Ghost. Dass er trotz modernem Infotainment und Assistenzsystemen, trotz elektronisch überwachter Luftfederung und Massagesitzen noch immer dieselbe steiflippige imperiale Haltung bewahrt wie seit über 100 Jahren.
Auch optisch mit neuen Reizen
Seit 1911 gucken Rolls-Royce-Chauffeure Emily, der Kühlerfigur, auf den Hintern. Offiziell heißt sie Geist der Ekstase, der Legende nach stand für sie Lord Montagus Geliebte Eleanor Velasco Thornton Modell. Gerade nachts, wenn LEDs die Figur beleuchten, zieht sie beim Rolls-Royce Ghost mehr Blicke auf sich als der neue Chromstreifen auf der Haube, der flacher gestellte Kühlergrill oder die frische Flankenlinie.
Auch als Serie II bleibt der Ghost vor allem ein echter Rolls-Royce, gewährt seinen Kunden die Leichtigkeit des Gewichtigen, die Eile des Entspannten, sichert aber vor allem das Gefühl, dort zu sein, wo nicht nur oben, sondern ganz oben ist.