Starke Allrad-Diesel mit Automatik im Test

Im April hat Ford 4.080 Kuga verkauft, Skoda etwa halb so viel Kodiaq. Da fragen wir uns natürlich: Was macht den Ford eigentlich so beliebt, und was fehlt dem Skoda? Zur Klärung baten wir kräftige Dieselvarianten mit Allradantrieb und Automatik in die Redaktion.
- Preise
- Ausstattung
- Fahrdynamik
- Fazit
Lässt man den Verkaufsschlager VW Tiguan einmal außen vor, dann ist der Ford Kuga der beliebteste SUV in Deutschland. Der Skoda Kodiaq folgt mit sehr, sehr weitem Abstand. Warum? Ganz ehrlich – wir wissen es nicht genau, können es dank stichprobenartiger Umfragen im Freundeskreis nur vermuten: Es muss an Form und Preis liegen. Denn dieser Vergleich wird zeigen, dass der seit 2017 gebaute Kodiaq dem Kuga der zweiten Generation in vielen Bereichen klar überlegen ist.
Kodiaq und Kuga Basispreise
Bevor wir aber durch die beiden SUV klettern, zerlegen wir zum Einstieg erst mal die vorherrschende Meinung, der Skoda sei ja so viel teurer. Das stimmt nur beim Blick auf die Einstiegspreise, denn mangels günstiger Basismotoren startet er erst bei 32.090 Euro, während der Kuga schon ab 23.300 Euro zu haben ist. Betrachtet man aber vergleichbare Modelle mit kräftigen Dieselmotoren, Automatik und Allradantrieb, nivellieren sich die Unterschiede. So ist ein Kodiaq 2.0 TDI mit DSG in der noblen Style-Ausführung mit 40.490 Euro nicht mehr viel teurer als ein Kuga 2.0 TDCi Titanium mit Doppelkupplungsgetriebe für 37.250 Euro, der zudem weniger üppig ausgestattet ist. Im direkten Vergleich fehlen ihm beispielsweise Extras wie mitlenkende LED-Scheinwerfer, Digitalradio oder elektrisch verstellbare Vordersitze.
Preislich liegen die beiden also nah beieinander, und bei den Abmessungen geht der Skoda sogar klar in Führung. Mit knapp 4,70 Metern Länge überragt er den Kuga um beachtliche 17,3 Zentimeter, was im Interieur nicht nur als luftigeres Raumgefühl spürbar wird. Denn abgesehen vom großen Plus an Bewegungsfreiheit auf allen Plätzen steckt der Kodiaq bei aufgestellten Fondsitzlehnen auch fast 200 Liter mehr Gepäck weg. Eine dreigeteilte, längs verschiebbare Bank sorgt je nach Bedarf für weitere Staureserven, maximal zwei Kubikmeter Volumen sind da machbar. Dagegen sieht der Kuga mit seinen klassenüblichen 456 bis 1.653 Litern und fehlender Durchlademöglichkeit ziemlich blass aus. Zudem ist die dünn gepolsterte Rückbank starr und nur die Lehne neigungsverstellbar. Überhaupt vermissen wir beim Ford-SUV ein dem Preis angemessenes Interieur. Alles ist grau in grau, harte Kunststoffe dominieren, die Material- und Verarbeitungsqualität hält sich in Grenzen, und die wuchtige Mittelkonsole mit dem kleinen Touchscreen wirkt einfallslos. Dass sich die Bedienung von Navi und Infotainment nicht sofort erschließt und keine Verbindung ins Internet möglich ist, macht es nicht besser.
Infotainment und Extras
Der Skoda tritt da deutlich hochwertiger auf. Die sehr bequemen Sitze, das weich geschäumte Armaturenbrett, die sauber eingesetzte, Klimaautomatik – hier fühlt man sich einfach besser untergebracht. Nur die weiß hinterlegten und mühsam ablesbaren Instrumentenringe fallen negativ auf. Ein Highlight ist hingegen der große, sensibel reagierende Touchscreen und seine entsprechend scharfe Kartendarstellung. Er ist Teil des sehr verständlich programmierten Columbus-Infotainment- und Navi-Systems (1560 Euro), das Smartphones leicht integriert, ein WLAN aufbauen kann und auch mit Verkehrs- oder Wetterdaten in Echtzeit aufwartet. Mit der knopflosen Bediensystematik muss sich so manch einer jedoch arrangieren. Wem das nicht passt, der kann getrost auch ein etwas kleineres System mit Drehknöpfen (Amundsen) wählen. Die Funktionen sind ähnlich umfangreich, das Ansehen leidet nicht, und mit einem Preis von 650 Euro ist es günstiger.
Darüber hinaus trumpft der Kodiaq mit sinnvollen Extras auf, die das Alltagsleben erleichtern. Beispiele gefällig? Zwei Handschuhfächer, Türfächer und Ablagen, die anders als beim Kuga mit Filz und Gummieinsätzen ausgelegt sind, eine Taschenlampe im Kofferraum und Regenschirme in den Vordertüren, dazu ein aufstellbarer Ladeboden oder die ausfaltbaren Becherhalter in den clever gummierten Ausklapptischchen im Fond. Selbst mit automatisch ausfahrenden Türkantenschonern, eigentlich eine Erfindung von Ford, kann der Skoda inzwischen dienen.
Mehr Sport im Ford
Geräumiger, praktischer und solider gefertigt – bis hier ist der Kodiaq also klar der bessere SUV. Doch wir sind noch keinen Meter gefahren, und da ist der Kuga bekanntermaßen eine verlässliche Größe. Auch unser rubinroter Testwagen enttäuschte da nicht. Wie präzise und leichtfüßig sich der immerhin 1,77 Tonnen schwere Allradler durch Kurven schwingen lässt, ist immer wieder eine wahre Freude. Zudem bleibt der Kuga auch bei Geschwindigkeiten neutral auf Linie, bei denen andere SUV längst mit den Reifen um Gnade wimmern. Trotz der Handlingkünste verfällt er auf gerader Strecke nicht in Nervosität. Dass die zugehörige Fahrwerksabstimmung straffer ausfällt, stört da meist nicht weiter. Besonders kurze Stöße dringen zwar immer mal wieder zu den Insassen durch, doch die kleinen Rumpler nerven kaum.
Weniger begeistern können wir uns für das im Stop-und-go-Betrieb unharmonisch waltende Sechsgang-Doppelkuplungsgetriebe. Mal verhaspelt es ich, mal reißt es gewaltig an. Ansonsten fällt die Automatik nicht weiter auf und sortiert die Gänge wohldosiert. Wobei sie bei höheren Tempi gar nicht allzu viel zu schaffen hat. Der 180 PS starke, kultiviert laufende Zweiliter-Diesel liefert schon ab 2.000 Touren 400 Nm Drehmoment – genug Dampf also für satten Schub aus allen Lagen. Auch der Testverbrauch geht mit 7,6 l/100 km sehr in Ordnung. Allerdings muss der Antrieb derzeit noch ohne Harnstoffeinspritzung zur Abgasreinigung auskommen – nicht gerade absatzfördernd in diesen Zeiten.
Schnell und doch sparsam
Womit wir uns dem zehn PS stärkeren Antrieb im Skoda zuwenden, denn der gibt sich moderner und reduziert seine Stickoxide mittels SCR-Kat. Der zugehörige Tank mit Zulauf unter der Tankklappe ist leicht zu befüllen und fasst 13,7 Liter AdBlue. Der TDI selbst, der gleichfalls 400 Nm stemmt und nur minimal mehr verbraucht, arbeitet leiser und schiebt gleichmäßiger an. Auch hinterlässt das Siebengang-DSG einen besseren Eindruck. Unaufgeregt und ohne heftige Ruckler wechselt es seine Gänge in nahezu jeder Situation gemäßigter. Das klingt nun wenig inspirierend, doch unterschätzen sollte man den 1,84 Tonnen schweren Kodiaq keineswegs. Denn trotz seiner ausladenden Form liefert er in diesem Vergleich bessere Spurtwerte ab. Im Sprint auf 130 km/h nimmt er dem Ford beispielsweise über eine Sekunde ab, und statt 200 schafft er 210 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Erst wenn es in Kurven geht, muss der besser gedämmte und damit leisere Kodiaq dem Kuga Platz machen. Seine Lenkung arbeitet zwar ähnlich feinfühlig und liefert ordentlich Rückmeldung, doch setzt er Lenkbefehle nicht so zackig um. Gerüstet mit adaptiven Dämpfern (940 Euro) wiegt er seine Insassen im Komfort-Modus lieber geschmeidig und sanft schaukelnd über Straßen aller Art, nimmt dafür mehr Seitenneigung in Kurven in Kauf. Selbst im strafferen Sport-Modus reift der Kodiaq nicht zum Dynamiker heran, gibt damit nur Straßenschäden etwas deutlicher weiter und bleibt ansonsten spurstabiler.
Abschließend sei hier noch der Offroad-Modus des 4x4-Skoda erwähnt. Ist der via Taste aktiviert, arbeitet der Diesel sanfter, das ABS erlaubt mehr Freiheiten, und eine Bergabfahrhilfe lässt sich zuschalten. Der Kuga kann damit nicht aufwarten und belässt es bei einem „einfachen“ Allradantrieb.