So klappt's mit dem Wohnwagen im Schnee

Camping bei Temperaturen um den Gefrierpunkt? Das kann richtig Laune machen! WIr haben für euch die idealen Anfänger-Tipps fürs Wintercamping gesammelt.
Flipflops, Strohhut und Badeklamotten – das gehört in meine Standard-Campingausstattung. Ja, ich gebe es zu: Ich bin im tiefsten Herzen überzeugte Schön-Wetter-Camperin.
Doch selbst als Frostbeule konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, das Camping-Winterwunderland im Schweizer Engadin kennenzulernen. Mit zwei Kollegen fuhr ich die Alpen auf Europas höchstgelegenem Campingplatz in Morteratsch auf 1860 Metern über N.N.. Dort wollten wir live testen, welche Tipps und welches Zubehör sich für AnfängerInnen eignen.
1. Winterreifen & Schneeketten
Winterreifen ja oder nein? Für Caravans gibt es keine Winterreifenpflicht. Dennoch stabilisieren sie das Gespann beim Bremsen und bei Kurvenfahrten. Anders sieht es für Zugfahrzeuge und Wohnmobile aus: In Deutschland wie auch in Österreich spricht man von einer situativen Winterreifenpflicht. Dagegen sind in Italien, Tschechien, Slowenien, Norwegen, Finnland und Schweden Winterreifen vorgeschrieben. In Frankreich zeigen spezielle Schilder, wo Winterreifenpflicht besteht.
Als Mindestprofiltiefe für Winterpneus empfehlen ExpertInnen vier Millimeter. In Österreich ist diese Profiltiefe sogar gesetzlich verankert. Auch wenn in Dänemark, Großbritannien, Polen, Belgien und in den Niederlanden keine Winterreifenpflicht besteht, ist eine entsprechende Bereifung auch hier sinnvoll.
Generell sollten im Winter auch Schneeketten an Bord sein. Zudem hilft es, die Traktionshilfen schon zu Hause einmal aufzuziehen; im Ernstfall geht der Prozess dann leichter von der Hand. Wer kann, fährt das Gespann mit Ketten im Schnee Probe, um das Fahrverhalten besser einschätzen zu können. Gutes Angebot: ADAC-MitgliederInnen können bei süddeutschen Filialen solche Ketten kaufen hinterher wieder zurückgeben, falls man sie nicht benutzt hat.
2. Gasvorräte sicherstellen
Geheizt und gekocht wird mit Propangas. Butan ist nur für Temperaturen über null Grad geeignet. Eine 11-Kilo-Flasche reicht etwa zwei bis drei Tage zum Heizen. Einige Plätze vermieten deshalb 33-Kilo-Flaschen, die man neben das Fahrzeug stellen und mit entsprechender Ausrüstung anschließen kann. Teilweise verfügen Winterplätze aber auch über Anschlüsse an ein festes Gasleitungsnetz. Um bei 11-Kilo-Flaschen Heizausfällen vorzubeugen, empfiehlt es sich, nur mit gefüllten Behältern zu starten und den Pegel häufig zu kontrollieren.
Ist kein Gasfüllstandsanzeiger in der Bordelektronik integriert, sollte man mittels Gaswaage oder Gas-Checker vorab und auch während des Aufenthalts die Gas-Vorräte regelmäßig prüfen. Nicht, dass mir das jemals passiert wäre, aber ich habe gehört, dass es echt ätzend ist, nachts bibbernd aufzuwachen und dann draußen Gasflaschen zu wechseln – sofern eine zweite vorhanden ist. Ja, nagut, es ist mir passiert. Auf Testfahrt im Herbst. Besser, man lernt es nicht "the hard way". Das Einfrieren der Druckregler lässt sich durch die Nachrüstung einer elektrischen Beheizung (Eis-Ex) verhindern.
Perfekt ist es, wenn man eine Duo-Control an Bord hat: So kann man gleich zwei Flaschen anschließen und das Wunderding schaltet dann ganz automatisch von der leeren auf die volle Flasche. Da muss keiner mehr nachts raus.
Ganz wichtig ist es, korrekt zu heizen und lüften! Vor allem Stoßlüften sorgt dafür, dass es nicht dämpfig und feucht wird an Bord. Dann beschlagen die Fenster und es bricht eine reinste Klimakatastrophe aus in eurem mobilen römischen Dampfbad. Letzteres Phänomen kann man auch verhindern, wenn man feuchte Kleidung nicht in Wohnraum oder Duschkabine hängt. Sehr gut ausgestattete Campingplätze verfügen über einen Trockenraum in dem man die trockenen Sachen super aufbewahren kann. Hier hat CARAVANING die wichtigsten Tipps fürs Heizen und Lüften zusammengestellt.
Zu guter Letzt sollte man sichergehen, dass das Kaminrohr für die Heizung nicht blockiert ist. Das kann man am besten beim täglichen Schneeschippen kontrollieren.
3. Schutz vor gefrorenem Wasser
Egal, ob man das Wasser lieber vor der Fahrt oder erst auf dem Platz einfüllt: Erst wenn die Heizung schon einige Zeit gelaufen und der Innenraum erwärmt ist, darf man Wasser bunkern, sonst drohen Frostschäden. Wer bei Temperaturen um den Nullpunkt oder niedriger campt, sollte sich vergewissern, dass die Wasserleitungen nicht einfrieren können. Beheizte Wassertanks sorgen dafür, dass es nicht zu Einfrierungen oder gar möglichen Frost-Schäden in der Wasseranlage kommt.
Oftmals ist der Abwassertank nicht beheizbar. Hier kann man einen einfachen Trick anwenden: Einfach den Abwassertank direkt ablaufen lassen und das Wasser in einem Eimer sammeln. Soll das Wasser nicht einfrieren, einfach etwas Frostschutzmittel in den Eimer geben. Auch vor dem Abstellen von Caravan im Winter ist es ein guter Trick, einfach etwas Frostschutzmittel in die Waschbecken zu schütten. So kann das Wasser in den Leitungen nicht gefrieren.
Damit der Boiler nicht einfriert, wenn das Fahrzeug länger steht, haben viele Boiler einen Frostschutzwächter. Eine tolle Erfindung, die allerdings auch einen dicken Strich durch die Rechnung machen kann: Hat die Umgebungstemperatur nicht mindestens 4 Grad Plus, öffnet sich das Ventil des Boilers automatisch und das Wasser läuft heraus. Daher: Unbedingt eine Stunde vor dem Wasserbefüllen die Bord-Heizung anschalten!
4. Auf Landstrom setzen
Wenn möglich, sollte man im Winter an den Landstrom gehen. In kaltem Zustand bringt die Bordbatterie weniger Leistung. Ist die Batterie an einem weniger beheizten Ort im Fahrzeug untergebracht, hält sie nicht so lange wie gewohnt.
Außerdem ist der Verbrauch im Winter etwas höher als im Sommer: Es wird früher dunkel, so verbringt man eventuell mehr Zeit im Fahrzeug, benutzt also mehr Licht oder schaltet häufiger Radio, Fernseher oder den Laptop an. Auch einige Smartphones wollen im Winter häufiger mit Strom gefüttert werden.
Um Gas fürs Heizen zu sparen, sollte man den Kühlschrank am besten auch mit externem Strom laufen lassen. Die Bordbatterie könnte das schnell überfordern. Vor allem, wenn man einige Tage an einem Platz steht, lohnt sich ein fester Stromanschluss.
5. Geeignete Wintervorzelte
Ein Vorzelt aufzubauen, vor allem als Anfänger, kann einige Mühen kosten. Erstens dauert der erste Aufbau immer länger als geplant und zweitens werden die Finger ganz schön kalt. Wo gehört welches Teil hin? Und wie richtet man die Zeltstangen-Konstruktion am geschicktesten aus? Gut, wenn man mehrere Personen und genügend Zeit dafür einplant. Bei uns hieß es plötzlich: "Oh oh, es wird so langsam dunkel draußen...".
Dennoch bringt ein Vorzelt viele Vorteile: Es dient als Klimaschleuse und, wenn es einen Boden hat, auch als Schmutzfänger. Darüber hinaus verhindert das Zelt, dass der Eingangsbereich einschneit oder Schneeverwehungen den Zugang erschweren. Außerdem ist das Vorzelt eine tolle Stauraum-Erweiterung, weil man hier Ski und Stiefel unterbringen kann. Praktisch: Für Kaltgetränke kann es außerdem als zusätzlicher Kühlschrank dienen. Wer gerne draußen sitzt, aber nicht eingeschneit oder frieren mag, kann das Vorzelt als Terrasse nutzen und dem Schneetreiben ganz gemütlich zuschauen. Besonders gemütlich wird's, wenn man fürs Vorzelt eine Petroleum-Zusatzheizung dabei hat.
Speziell für den Wintereinsatz gibt es kleine, widerstandsfähige Vorzelte mit stärkerem Gestänge und schrägem Pultdach. Letzteres sorgt dafür, dass der Schnee leichter vom Dach rutscht. Dazu gehört außerdem ein geeigneter Hammer und eine Zange, damit die Heringe in den eisigen Boden geschlagen und wieder herausgezogen werden können.
Passende Wintervorzelte für alle Campingvorlieben hat CARAVANING hier zusammengefasst.
6. Passendes Werkzeug
Bei der Ankunft auf dem Campingplatz ist es zunächst ratsam, die Stellfläche – wenn nicht bereits vom Platzbetreiber getan – weitestgehend von Schnee zu befreien und für optimalen Stand zu sorgen. Für die sichere Positionierung eines Wohnwagens helfen Bretter unter den Stützen. Wird der Schnee rundherum auf dem Platz mit schwerem Gerät geräumt, darf hier kein Stromkabel liegen. Nicht nur zum Vorzelt-Aufbau ist das richtige Werkzeug Gold wert: ein Hammer beispielsweise um Heringe in den Schnee oder Eisschichten zu klopfen und eine Zange oder wahlweise ein Multifunktionswerkzeug, um diese wieder zu entfernen.
Wird die Schneeschicht auf dem Dach zu groß, kann das Gewicht für Aufbauten problematisch werden. Zudem verstopft der Kamin der typischen Caravan-Heizung. Daher sollte bei Dachkaminen ein Verlängerungsrohr aufgesteckt werden. Für den seitlichen Kamin von Wohnmobilen ist ein Kondenswasserablauf im Zubehörhandel erhältlich, der hier Eiszapfen vermeidet.
Für das Schneeräumen auf dem Dach eignet sich eine Teleskopstange, auf die ein Handfeger aufgesetzt werden kann. Um das Fahrzeug vollständig schneefrei zu bekommen, gehört zur Standardausrüstung von Wintercamping-Profis eine trittsichere Leiter, die man sich aber oft beim Platzbetreiber ausleihen kann. Zudem helfen Schaufel und Schneeschieber, die Wege um das Fahrzeug begehbar zu halten.
7. Thermo-Zubehör
Wärmebrücken im Fahrzeug kann man mit Thermohauben entgegenwirken. Diese Hauben anzubringen, funktioniert sehr einfach und problemlos, sofern man die richtigen Größen fürs Campingfahrzeug besorgt hat. Auch im Innenraum können Thermomatten ausgelegt werden. Als Meterware lieferbar, schneidet man die Dämmschicht für den Boden passgenau zu. Mit dem genannten Isolationszubehör vereisen die Scheiben weniger, die Kondenswasserbildung nimmt ab, Wärmebrücken werden reduziert, der Innenraum kühlt nicht so schnell aus, und der eigene Gasvorrat reicht länger.
Zudem gibt es auf dem Zubehörmarkt auch 12-Volt-Heizmatten, die unter den Wohnraumteppich gelegt werden können oder bereits im Teppich eingenäht sind. Auch die im Caravan weit verbreitete S-Heizung von Truma lässt sich mit der Elektro-Zusatzheizung Ultraheat aufmotzen, um den Gasverbrauch zu reduzieren. Doch Vorsicht: Elektrische Zusatzheizungen aller Art steigern den Stromverbrauch. Je nach Abrechnungsmethode des Campingplatzes können so Zusatzkosten entstehen.
Aufstelldächer von Caravans können ebenfalls durch Thermomatten isoliert werden. Das funktioniert so gut, dass wir zumindest bei -2 Grad wirklich sehr bequem und komfortabel schlafen konnten. Ob das auch bei -20 Grad der Fall ist, konnten wir leider nicht ausprobieren. Selbst Stoffwände von Aufstelldächern lassen sich mit speziellem Zubehör winterfest machen.
Die passenden Wärmespender fürs Wintercamping finden Sie hier.
8. Wahl des richtigen Campingplatzes
Schon bei der Auswahl des Campingplatzes kann man die richtigen Stellschrauben drehen, um das Wintercamping zum gewünschten Urlaubserfolg zu führen. Speziell für Wintercamping ausgerichtete Plätze bieten neben (geschlossenen und beheizten!) Sanitäranlagen auch Trockenräume für die Skiausrüstung.
Der Campingplatz in Morteratsch hat beispielsweise neben verschneiten Sitzgelegenheiten draußen auch gemütliche Aufenthaltsräume, in denen man lesen oder WLAN nutzen kann oder auch eine kleine Gemeinschaftsküche benutzen kann. Das Highlight für jeden Wintercamper ist aber sicherlich eine Sauna, sofern wie in Morteratsch vorhanden – perfekt zum Aufwärmen! Weitere Wellness-Campingplätze hat CARAVANING zusammengefasst.
Einige Plätze bieten auch einen Gasflaschen-Tausch. Sommers wie winters bewährt sind kleine Campingshops auf dem Platz, wo man eventuell noch ein paar Kleinigkeiten nachkaufen kann, die man bei der Planung vergessen hat.
- Die besten Wintercampingplätze in Österreich
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9. Kuschelige Kleidung und Zubehör
Muckelig warm sitzt man im Vorzelt wenn man sich ein Sitzkissen, Schaffell oder eine Kuscheldecke für die Campingstühle mitbringt. Ebenfalls empfehlenswert: Thermoflaschen, Wärmflaschen und Handwärmer für Menschen, die gern richtig gut ausgerüstet sind. Selbstverständlich sollten festes Schuhwerk, genügend warme Socken, Mütze, Handschuhe, dicke Pullis nicht fehlen – und eine Sonnenbrille, wenn die Sonne auf den weißen Schnee knallt. Ein Regenschirm für alle Fälle kann auch nicht schaden.
10. Warme Getränke & Essen
Eine der schönsten Möglichkeiten, ist es sich von Innen heraus aufzuwärmen: Eine heiße Linsensuppe und ein Tee nach dem Vorzeltaufbau weckt die Lebensgeister. Wer mag, greift zu Glühwein oder Punsch.
Uneingeschränkt empfehlen können wir Winter-Grillen! Mit einem Gasgrill fallen lange Anfeuer-Zeiten weg – und, achja, Stockbrot lässt sich nich nur am Lagerfeuer zubereiten, sondern auch auf einem Grillrost. Um eines muss man sich keine Sorgen machen: Guten Hunger hat man nach einem Tag in Schnee auf jeden Fall!
Tipps fürs Rangieren auf Eis
Ein Caravan-Gespann im Schnee zu rangieren oder zu fahren ist kein Kinderspiel. Diese Erfahrung haben wir als recht bewährte Campingfahrzeug-Führer machen dürfen. Einige Tipps:
- Wenn es rutschig wird, den Caravan besser abkuppeln und schieben oder mit dem Mover an den Platz rangieren.
- Auf richtiges Beladen achten, bei glatten Straßen oder an Anhängen wirkt sich die Gewichtsverteilung umso dramatischer aus.
- Bei rutschigen Anhöhen Gas geben. Das Schlupf-Maximum liegt bei Winterreifen bei 30 Prozent (Sommerreifen: 5%)! Das heißt: Den besten Vortrieb auf Schnee haben Sie, wenn die Antriebsräder 30 Prozent schneller drehen als der tatsächlichen Geschwindigkeit entspricht.
- Vorher Abschleppmöglichkeiten, Starthilfe und Schneeketten testen oder sich zumindest gut informieren, wie es geht. Im Ernstfall ist alles doppelt aufregend und es klappt nicht immer beim ersten Mal.
- Doch wie immer bei winterlichen Fahrten gilt: Tasten Sie sich an ungewohnte Fahrpraktiken heran, lernen Sie Schritt für Schritt.