Mehr Strom im kompakten Campingbus

Es gibt viele Gründe, die Stromversorgung im Campingbus zu optimieren. Und viele Möglichkeiten. Wir zeigen die Optionen von der Solaranlage über Booster und Wechselrichter bis hin zur Lithiumbatterie.
Nicht selten kommt man auf Reisen an Stellen, die man sich gut als Übernachtungsplatz vorstellen kann. Wäre da nicht die Sorge um die Energievorräte. Denn Stromanschlüsse gibt es direkt am Strand oder auf dem alpinen Wanderparkplatz in der Regel nicht. Aber auch ausgewiesene Stellplätze sind nicht immer mit genug Stromanschlüssen ausgestattet. Doch ohne frischen Saft in den Leitungen währt die Freiheit auf vier Rädern nur kurz.
Wer weitgehend autark verreisen möchte, sollte die bordeigene Stromversorgung ausbauen. Werkseitig findet sich in Campingbussen in der Regel eine Batterie, die nicht für längere Aufenthalte mit hohem Stromverbrauch ausgelegt ist. Allein ein stärkerer Stromspeicher kann bereits ein spürbares Plus an Energie liefern und so die Freiheit um mehrere Tage verlängern.
Die Nachrüstung eines neuen Akkus löst aber noch nicht alle Energiesorgen. Denn ohne regelmäßige Nachladung ist auch die leistungsstärkste Lithiumbatterie irgendwann erschöpft. Sollen Haushaltsgeräte wie Föhn und Kaffeemaschine auch ohne Landstromanschluss betrieben werden, ist der Einsatz eines Wechselrichters unumgänglich.
Wer wirklich unabhängig vom Landstrom verreisen möchte, sollte mitunter also mehrere elektrische Komponenten aufwerten. Die wichtigsten Bauteile stellen wir im Detail vor.
1. Möglichkeit: Bordbatterie
Versorger- oder Bordbatterien gibt es in vier unterschiedlichen Typen: Blei-Säure, AGM, Gel und Lithiumionen. Die ersten beiden Varianten sind ähnlich aufgebaut und unterscheiden sich grundsätzlich darin, dass der Elektrolyt einmal in Gel und einmal in Glasvlies gebunden ist. Das macht sie, im Gegensatz zur Nassbatterie, auslaufsicher und wartungsfrei.
Lithiumbatterien basieren auf nichtwässerigen Elektrolytlösungen – sie sind also ebenso wartungsarm und auslaufsicher. Außerdem haben Lithiumbatterien ein sehr gutes Leistungsgewicht, und sie lassen sich besonders tief entladen, da die Spannung mit sinkender Kapazität nahezu gleich bleibt. Die Energiedichte ist dreimal höher als bei üblichen Bleibatterien, daher kann die Nennkapazität (z. B. 90 Ah) nicht als Vergleichsgröße herangezogen werden. In der Praxis heißt das: Aus einer Lithiumbatterie mit einer Kapazität von 100 Ah lässt sich fast die doppelte Menge Strom entnehmen als bei einer gleich großen AGM- oder Gelbatterie. Bemerkbar macht sich dieser Vorteil auch dann, wenn leistungsstarke 230-Volt-Verbraucher über einen Wechselrichter betrieben werden.
Unter bestimmten Bedingungen hat jeder der Batterietypen spezifische Vorteile. In Verbindung mit einer Solaranlage ist eine AGM-Batterie durch ihren geringen Innenwiderstand im Vorteil, weniger empfindlich bei tiefer Entladung ist eine Gelbatterie.
Lithiumstromspeicher sind um ein Vielfaches teurer als ein Stromspeicher auf AGM- oder Gelbasis. Erhält man für rund 300 Euro eine AGM-Batterie mit 90 Amperestunden, müssen für eine vergleichbare Lithiumbatterie an die 1000 Euro bezahlt werden. Wer regelmäßig Anschluss an den Landstrom findet und bei autarkem Aufenthalt keine leistungsstarken Verbraucher einschaltet, wird von den Vorteilen der modernen Batterietechnik kaum profitieren.
Wer einen Akku mit größerer Kapazität einbaut oder gar einen anderen Batterietyp wählt, muss auch die Kompatibilität mit dem Ladegerät überprüfen. Ist das Ladegerät zu schwach ausgelegt, wird der Stromspeicher nicht vollständig geladen oder die Ladezeit dauert unnötig lange. Beim Wechsel auf einen anderen Batterietyp muss das Ladegerät für dessen sogenannte Kennlinie konfiguriert sein. AGM- und Gel- unterstützen die meisten Geräte, Lithiumbatterien erfordern meist ein spezielles Ladegerät.
Zur Erhöhung der Stromkapazität im Campingbus muss eine vorhandene Batterie nicht zwingend ersetzt werden. Alternativ kann man auch eine zweite Batterie zusätzlich einbauen. Dazu verbindet man Pluspol mit Pluspol und Minuspol mit Minuspol. Wichtig ist dabei, dass nur Batterien gleichen Typs (beispielsweise AGM mit AGM) und gleicher Kapazität kombiniert werden. Um dabei die maximale Leistung ausschöpfen zu können, sollte die vorhandene Batterie aber noch relativ neuwertig sein. Beim Einbau einer zusätzlichen Batterie sollte jedoch immer das Gewicht im Auge behalten werden, denn eine AGM- oder Gelbatterie mit 90 Ah wiegt rund 20 Kilogramm.
Das Energiesystem Leab
Eine Komplettlösung für die Stromversorgung gibt es von der Firma Leab Automotive. Das sogenannte LPS ist Batterie, Ladegerät und Wechselrichter in einem. Herzstück ist eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie mit 100 Ah Kapazität. Bei 80 Prozent Entladung nennt der Hersteller eine Lebensdauer von 3000 Lade-/Entladezyklen. Das Ladegerät leistet 50 Ampere, wodurch die Batterie bei Landstromanschluss innerhalb einer Stunde vollgeladen sein soll. Ein Sinus-Wechselrichter mit 1500 Watt Leistung ermöglicht den Betrieb von Föhn und Co. Das im Design eines Kaffeevollautomaten verpackte Komplettpaket soll sich nicht nur platzsparend verstauen lassen. Auch der Einbau profitiert von der kompakten Bauweise, da alle Anschlüsse leicht erreichbar und die Einzelkomponenten intern bereits verkabelt sind. Das Leab-System ist über Reimo für 2675 Euro erhältlich.
Batterie-Anbieter im Überblick
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- Büttner Elektronik
- Carbest
- Dometic
- Exide
- EZA
- Siga
- Super B
- Mastervolt
- Optima
- Powerxtreme
- Relion
- Varta
- Victron
2. Möglichkeit: Solaranlage
Sommer, Sonne, Solarstrom! Mit den schwarzen Energiezellen hat man sein eigenes Kraftwerk immer an Bord. Sie fangen Sonnenlicht ein und wandeln es in einen Stromfluss um.
Auf Bussen mit Aufstelldach lassen sich herkömmliche Rahmenmodule allerdings nicht montieren. Für diesen Spezialfall gibt es jedoch Panels zum Aufkleben. Sie sind nicht nur besonders leicht (etwa 3 Kilogramm), sondern auch sehr flach. Die tiefgaragentaugliche Marke von zwei Metern wird somit in vielen Fällen eingehalten. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Anschlussdose oftmals nach oben herausragt. Da sich diese Module in einem gewissen Maße biegen lassen, eignen sie sich auch zur Montage auf leicht gewölbten Dachflächen.
Die Leistungsfähigkeit eines Solarmoduls ist abhängig von der Anzahl der darauf befindlichen Solarzellen. Da die Spannung einer Silizium-Zelle typischerweise zwischen 0,5 und 0,6 Volt liegt, müssen mehrere Zellen in Reihe geschaltet werden, um eine nutzbare Ladespannung zu erzielen. Als Standard gelten 36 Zellen, besonders hochwertige Module besitzen 40 oder sogar 72 Zellen. Sie spielen ihren Vorteil vor allem dann aus, wenn Teile des Solarpanels von Schatten bedeckt sind. Auch sogenannte CIS-Module reduzieren die Folgen einer Teilabschattung auf ein Minimum. Bei ihnen ist jede Zelle als schmaler Streifen angeordnet, der über die gesamte Modullänge reicht. Erst wenn das ganze Modul abgeschattet ist, kommt hier die Stromproduktion zum Erliegen.
Hinsichtlich des Zellenaufbaus gibt es zwei verschiedene Typen: Dick- und Dünnschichtzellen. Erstere kommen bei den Rahmenmodulen aus Glas zum Einsatz. Sie gibt es als monokristalline Ausführung, die mit einem Wirkungsgrad von 25 Prozent der effektivste Sonnenlichtumwandler ist. Polykristalline Zellen sind günstiger, erreichen aber nur rund 18 Prozent Wirkungsgrad. Im Gegensatz dazu werden Dünnschichtzellen zwischen Kunststofffolien eingeschweißt oder auf Trägeroberflächen aufgebracht. Sie bestehen meist aus amorphem Silizium und erreichen nur rund sieben Prozent Ausbeute. Ihr Vorteil ist neben der niedrigen Höhe, dass man sie auch begehen kann.
Wie viel Leistung muss sein? Solaranmodule gibt es in Ausführungen von 20 bis über 200 Watt. Abhängig ist der Leistungsbedarf in erster Linie von den Verbrauchern im Fahrzeug. Kleine Solarmodule mit maximal 40 Watt eignen sich vorwiegend zur Batterieerhaltung, wenn der Bus beispielsweise längere Zeit abgestellt ist. Soll der Leistungsbedarf von Licht und Wasserpumpe ausgeglichen werden, muss das Solarmodul mindestens 50 Watt aufweisen. Wer einen Kompressorkühlschrank versorgen und längere Zeit fernsehen möchte, sollte ein Modul mit mindestens 130 Watt wählen. Wer mehr braucht, kann die Module auch kombinieren.
Mit steigender Leistungsfähigkeit nimmt auch die Größe des Moduls zu. Das sollte vor dem Kauf aus zwei Gründen beachtet werden: Zum einen ist die Dachfläche auf kompakten Bussen ohnehin begrenzt und durch Dachluken in ihrer Nutzung eingeschränkt. Außerdem sind auf dem Dach in vielen Fällen weitere Geräte befestigt. Das Solarmodul sollte daher so platziert sein, dass es vom Schattenwurf einer Satellitenantenne nicht tangiert wird.
Sollte sich die Festmontage gar nicht eignen, lässt sich auf ein mobiles Panel zurückgreifen. Dieses kann auch neben oder an verschiedenen Punkten am Fahrzeug befestigt werden. Praktischer Vorteil: Parkt der Bus im Schatten dichter Bäume, lässt sich die Sonnenlichtausbeute mit einem mobilen Modul erhöhen. Der Anschluss erfolgt in der Regel über eine 12-Volt-Leitung (Vorsicht: unbedingt darauf achten, dass die gewählte Steckdose auch in der Bordbatterie mündet. Der Zigarettenanzünder im Cockpit ist daher ungeeignet). Oftmals ist der Laderegler bereits am Anschlusskabel des Solarmoduls befestigt, zusätzliche Ladeelektronik erübrigt sich somit, und man kann von einer "Plug and Play"-Verbindung sprechen. Gegen Diebstahl lässt sich das faltbare Panel mit einem Spiralschloss sichern – hochwertige Ausführungen werden bereits mit einer Diebstahlsicherung geliefert.
Eine Besonderheit bietet Solara: Das transportable Solarpanel Power Mobil Plus (1049 Euro) lässt sich an einer blickdichten Isoliermatte für die Frontscheibe befestigen und bietet somit gleich doppelten Nutzen.
Anbieter von Solaranlagen
- Büttner Elektronik
- Carbest
- Goal Zero
- Phaesun
- Solara
- Solar Swiss
- Sunset Solar
- Teleco
- Votronic
3. Möglichkeit: Booster, Batteriecomputer, Wechselrichter
Dass moderne Lichtmaschinen von Zeit zu Zeit abschalten oder ihre Leistung stark reduzieren, ist ein bekanntes Problem. Mit diesem Verhalten soll Sprit gespart und der Flottenverbrauch niedrig gehalten werden. Was bei Pkw keine negativen Auswirkungen hat, sorgt bei Campingfahrzeugen unweigerlich dafür, dass während der Fahrt kaum noch Strom an der Bordbatterie ankommt. Denn die Lichtmaschine orientiert sich ausschließlich am Ladezustand der Starterbatterie.
Ein Booster schafft Abhilfe für die schwache Ladung. Dieses auch Ladewandler genannte Gerät wird in den Stromkreislauf zwischen Starter- und Bordbatterie integriert und von der Lichtmaschine als Verbraucher wahrgenommen. Sie liefert daher bei laufendem Motor so lange Strom, bis die Bordbatterie vollständig geladen ist. Für Batteriekapazitäten um die 100 Amperestunden ist ein Booster mit einer Ladeleistung von 25 Ampere angemessen. Leistungsfähigere Geräte mit 45 Ampere oder mehr eignen sich bei besonders großen Kapazitäten oder in Kombination mit einer Lithiumbatterie.
Der verwendete Batterietyp spielt außerdem eine Rolle bei der Wahl des richtigen Boosters. Während sich die Ladekurve von Flüssig-, Gel- und AGM-Batterien bei allen modernen Ladewandlern einstellen lässt, ist in Verbindung mit einer Lithiumbatterie eine spezielle Ausführung notwendig, die diesen Batterietyp auch unterstützt. In jedem Fall sollte ein hochwertiger Booster mit einer IUoU-Kennlinie arbeiten. Bei einfachen Geräten, die nur eine IU-Kennlinie aufweisen, kannes auf längeren Fahrten zur Überladung kommen.
Einen Überblick über den Zustand des Stromspeichers bietet ein Batteriecomputer. Hochwertige Ausführungen informieren detailliert über die zur Verfügung stehende Kapazität sowie Entlade- und Ladestrom. In Verbindung mit einer Solaranlage oder einem Generator hat man eine genaue Kontrolle, wie effizient die Stromerzeugung ausfällt. Werkseitig findet sich in Campingbussen häufig nur eine rudimentäre Anzeige, die nur die Spannung, nicht aber die Restkapazität anzeigt.
Auch ohne Landstromanschluss lassen sich Haushaltsgeräte wie Kaffeemaschine oder Föhn betreiben. Dazu muss ein Wechselrichter in den Stromkreislauf integriert werden. Hochwertige Geräte liefern eine reine Sinusspannung, bei den günstigeren Trapez-Wechselrichtern können Spannungsschwankunge nauftreten, welche empfindliche Verbraucher beschädigen. Von 100 bis über 3000 Watt gibt es verschiedene Leistungsstufen – entsprechend stark variieren auch die Preise. Um das geeignete Gerät zu finden, sollte der benötigte Strombedarf vor dem Kauf überschlagen werden.
Anbieter
- Büttner Elektronik
- Carbest
- Dometic
- Microcharge
- NDS Power Service
- Schaudt
- Votronic
4. Möglichkeit: Generator
Für die Verwendung im Campingbus eignen sich herkömmliche Generatoren weniger gut. Modelle zum Festeinbau sind zur Unterbringung in einem Staufach bei aufgebauten Reisemobilen gedacht, und auch tragbare Geräte nehmen wertvollen Stauraum im Bus weg.
Wer jedoch trotzdem unabhängig von der Sonnenenergie eigenen Strom erzeugen möchte, findet mit dem Generator Teleco Telair Ecoenergy eine Lösung. Er wird unterflur montiert, weshalb sich der ab 2800 Euroerhältliche Stromerzeuger auch für kompakte Fahrzeuge eignet.
Da als Energiequelle Flaschengas zum Einsatz kommt, ist die Installation eines zusätzlichen Tanks nicht nötig. Doch gibt es noch einen weiteren wichtigen Unterschied zu herkömmlichen Stromerzeugern, die mit Flüssigbrennstoff betrieben werden: Der Ecoenergy erzeugt keinen 230-Volt-Wechselstrom, sondern ist nur zum Laden der Batterie mit einem Nennstrom von 20 beziehungsweise 25 Ampere gedacht. Pro Stunde soll der Gasverbrauch dabei 270 Gramm (20 A) beziehungsweise 290 Gramm (25 A) betragen. Damit sich der Generator effizient nutzen lässt, empfiehlt Teleco eine AGM- oder Gelbatterie mit mindestens 160 Ah Kapazität.
Die Bedienung erfolgt über eine im Innenraum befestigte Fernbedienung. Ein Schieberegler schaltet den Generator ein und aus, weitere Einstellungen sind nicht nötig, da das Gerät seine Leistung automatisch an den Ladezustand der Batterie anpasst.