Im VW T2 auf der Rennstrecke durch die Geschichte
Verdienstvoll, robust. Manchmal strauchelnd. Polarisierend, geliebt, gehasst. Wir waren auf einer von vielen Feten zum 75sten Geburtstag des VW-Bullis.
"Den Schwung, den man aus der Nocksteinkehre mitnimmt, der ist entscheidend für deine Endgeschwindigkeit am Eingang der Fahrerlagerkurve", sagt der Instruktor. Denn auf dem Salzburgring geht es von der Nocksteinkehre zur Fahrerlagerkurve den Berg hinauf. Um das zuügig zu schaffen, braucht der VW T2 Westfalia Berlin von 1979 genug Ausgangsgeschwindigkeit. Als mein Bulli gebaut wurde, war ich zwei Jahre alt. Jetzt feiert der VW-Transporter seinen 75sten Geburtstag. Am 8. März 1950 lief der erste T1 bei Volkswagen in Wolfsburg vom Band. Um das zu feiern und zu, bin ich zum 75 Jahren VW Bulli Treffen an den Salzburgring gefahren und habe meinen T2 mit Vollgas über die Rennstrecke gejagt.
Der T2 ist zuverlässiger als seine Nachfolger
Die Geschichte dürfte in groben Zügen allen Lesern hier in groben Zügen bekannt sein. Aus einem Hilfsfahrzeug aus dem Werk, dem Plattenwagen, hatte ein gewisser Ben Pon die Idee, einen Transporter zu bauen. Die Menschen hatten in der Nachkriegszeit viel zu tun, zu transportieren und aufzuräumen. Also entstand der bullige T1 und dann der T2 mit den niedlichen Fronten. Sie werden von ihren Fans geliebt und gehegt und gepflegt. In der werkseigenen Restaurationswerkstatt von VW geht keine Vollrestauration unter sechsstelligen Summen vonstatten, erklärt Tobias Twele vor den Zuschauern am Salzburgring. Die Veranstaltung hier in Österreich ist eine von mehreren, die dieses Jahr stattfinden, um den runden Geburtstag zu feiern. Natürlich wird in Wolfsburg gefeiert und auch in England, wo der Bulli ebenfalls eine riesige Fangemeinde hat. Aber 75 Jahre sind auch eine Zeit der großen Veränderungen. Hart war’s für manchen Fan, als der Motor 1990 von hinten nach vorn wanderte, beim Modellwechsel auf den T4. Hart waren die Dieselskandale, und hart sind die Motorschäden, vor allem bei T5 und T6 – die kaputten Abgasrückführungsventile. Mein T2 hat kein solches Ventil. Torztdem erinnern mich die Motorenprobleme der neuesten Bulli-Generationen an eine Reise durch Irland mit einem ebenso grünen T2. Der war weniger gut gewartet – was wurde ich angehupt an Ampeln, wenn ich den Gang nicht reinbekommen habe.
Design des ID.Buzz trifft auf die Skepsis Bullifans
Genug in Erinnerungen geschwelgt. Ich konzentriere mich auf die Nocksteinkehre, damit ich den Schwung mitnehme, hoch zur Fahrerlagerkurve. Schalte zurück, vom dritten in den zweiten Gang. Ich bin nicht der Einzige, der heute hier fahren darf. Kein Journalistenprivileg. Jeder konnte sich anmelden, um neue wie eben auch die Heritage-Modelle zu fahren. Und das wird genutzt. "Man war sofort schon am ersten Tag für das ganze Wochenende ausgebucht", sagt die Zuständige am Desk. Man kann alle Modelle fahren, alle alten, alle neuen. Und das auf dieser Rennstrecke. Ein gutes Angebot – wer hat da nicht Bock drauf? "Wir waren schon am ersten Tag für das ganze Wochenende ausgebucht", sagt die Zuständige am Desk.
Der Boxer im Heck meines Bullis ist an Weichheit kaum zu überbieten. Kein Traktorengefühl, einfach ein sanfter Schub von hinten. Christoph Boltze, VW-Mitarbeiter und Kenner der alten Transporter, sagt: "Das ist pure Entschleunigung, in so einem Wagen zu fahren." Versteckte Gefühle der guten Laune kommen hoch. Das Radio geht per Drehknopf an, und Boltze sucht einen UKW-Sender. Wie nice – irgendwas, das nach Roadtrip klingt, läuft im österreichischen Radio. Und ich schalte hoch: dritter, vierter… mehr gibt es nicht. Wir rasen mit 80 km/h auf die Fahrerlagerkurve zu. In einem früheren Leben war ich mal mit einer Suzuki Hayabusa hier. Da war es mir sehr wichtig, nicht zu bremsen, bis die Tachonadel 300 überschritten hatte.
Aber die Zeiten ändern sich. Motoren wandern von hinten nach vorn – und wieder nach hinten. So im Falle des ID. Buzz. Auch den Können Teilnehmerinnen und Teilnehmer Probe fahren. Sein Design ist eine Provokation, hochgradig polarisierend. Viele halten ihn für potthässlich. Schizophren, weil den T1 und T2, an die er angelehnt ist, lieben doch alle. Aber die moderne Interpretation der alten Linien verfängt nicht.
Am Rand stehen VW-Transporter in allen Ausführungen
Am Rückspiegel meines VW-Transporters baumelt die Hawaiikette, obwohl die Fahrt weiter geschmeidig ist. Rechts weht das Fahrerlager vorbei, das heute von Bullis bevölkert ist. Doppelkabinen mit Aufstelldach auf der Pritsche, ein Bullizeiauto, ein Schotte mit Schottenrock. Familien grillen inmitten ihrer Wagenburg. Am Rand ravt eine kleine Partymeute zu Discolicht und Nebelkanone (im Auto). Einmal in der Stunde läuft die Turbine des Air Starter, die als Starthilfe für große Flugzeuge fungierte. Die kleinere Turbine diente dazu, die größere anzuwerfen. Am Stand von "My Bus Parts" brüllt ein Rally-Bulli vor sich hin – mit BMW-Motor. Später rollt der T1 aus Schottland an meinem Bus vorbei. Er gewinnt die Kategorie "Weiteste Anreise". Als Campervan ist der VW-Bus bis heute eine Bank. Egal ob als ein T oder in der aktuellen Generation als Multivan. Kompakt, sympathisch – man fühlt sich mit ihm frei und in ihm geborgen. Der Wechsel zwischen innen und außen, zwischen warmer Stube und Natur, lässt sich nur hier so intensiv erleben. Die Beats wummern, die Essensstände bruzzeln. Burger, Pinsa, VW-"Original Ersatzteil Currywurst". Ein Kind spielt mit einem ferngesteuerten Bulli. Die Fans jubeln dem Schotten zu.
Ich erwische den Einlenkpunkt der Fahrerlagerkurve gut. Blase mit 80 Sachen einfach weiter. Entschleunigung, hat er gesagt, der Herr Boltze. Dann noch einmal links, einmal rechts – der T2 und ich streifen die Curbs. Der grüne Berliner wackelt sich auf die Start- und Zielgerade.
Der neue California ist kein klassischer Bulli
Mit dem Multivan und dem New Transporter beginnt eine neue Ära für den Van. Und die ist in einem Punkt anders als bisher: Als Camper hatte er immer auch einen Nimbus, der im Buchstaben "T" steckt. Der VW Transporter. Der Robuste, der Arbeiter. Auch wenn er eine feine Ausstattung hatte – es war der Kumpel von der Baustelle. Der neue Multivan als (Werks-)Basis für den California hat eine gänzlich andere Ausstrahlung. Premium, Oberschicht, Leasing. Der "New Transporter" wäre der Starke von der Baustelle. Eine Kooperation mit Ford. Ein gutes Auto. Vielleicht kommt dann noch der ID. Buzz als California? Der 75ste ist eine Zäsur, die für Bulli-Fans mit unklarem Ausgang verbunden ist.
Ausfahrt Boxengasse. Danke, Bulli, für dieses Erlebnis, für diese gute Laune – nicht nur heute, sondern all die Jahre. Prost, alles Gute zum Geburtstag.
75 Jahre Bulli 2025 – die Fest-Reihe
Weitere Termine:
- 24. und 25.5.: Bulli-Wochenende in der Autostadt Wolfsburg
- 4. bis 6. 7.: California Festival Mimizan, Frankreich
- 12. bis 14. 9.: Goodwood Revival, England