Drei attraktive Alternativkonzepte im Test

Ja, es gibt Leben jenseits von VW T6 und California. Wer sich mit Basis, Ausbaustil und Preisgestaltung des Marktführers nicht anfreunden will, kann bei Adria, Kompanja und Nissan attraktive Alternativkonzepte entdecken.
- Wohnen
- Beladen
- Technik
- Fahren
- Preis und Service
- Testwertung
- Fazit
Adria Active
Gurt-/Schlafplätze: 5–6/4Zul. Gesamtgewicht: 2780/2960 kg Länge: 4,99 mPreis: ab 43.799 Euro
Kompanja Van
Gurt-/Schlafplätze: 4–6/2–4Zul. Gesamtgewicht: 2780/2960 kg Länge: 4,99 mPreis: ab 39.950 Euro
Nissan Michelangelo
Gurt-/Schlafplätze: 4–6/4Zul. Gesamtgewicht: 2880 kg Länge: 4,99 mPreis: ab 57.995 Euro
Wohnen
Weniger ist mehr – ganz ehrlich: Wer traut diesem Spruch tatsächlich über den Weg? Der Kompanja ist so ein Fall, der diese Weisheit untermauern kann. Statt aufwendiger Kunststoff-Verkleidungsteile an den Wänden, die im Zweifel irgendwelche Chemikalien ausdampfen, einfach nacktes, ehrliches Stahlblech. Unterschiedlich große Magnethaken lassen sich daran beliebig platzieren, machen aus der Not eine Tugend: um die Fenster mit Vorhängen zu verschönern, eine Wäscheleine aufzuspannen oder – wie im Testwagen – Ampelpflanzen aufzuhängen. Holz, Baumwolle und Metall sind die bevorzugten Materialien im Kompanja-Ausbau.
Die Schränke sind aus Multiplex-Sperrholz, die Klappen können in verschiedenen Lasurtönen geordert werden. Aus Bambus-Tischlerplatten entstehen die Klappdeckel von Sideboard und Küche, die als Arbeits- und Abstellfläche dienen. Kratzer lassen sich aus dem Vollholz im Zweifelsfall ausschleifen. Unkonventionell ist dabei auch der Grundriss. Links ist lediglich eine schlanke Möbelzeile eingezogen, die vor allem Stauraum bietet. Der hohe Schrank links hinten findet sich gespiegelt auch auf der rechten Seite – jedenfalls wenn man beide mitbestellt hat.
Das Kompanja-Konzept ist modular aufgebaut, man kauft nur die Elemente, die man braucht. Die Küche steht aber schon serienmäßig rechts im Schiebetürausschnitt; so kommt man auch von außen gut dran. Die Tür des Küchenblocks dient gleichzeitig als Innen- oder Außentisch. Der Einflamm-Gaskartuschenkocher, die Kompressorkühlbox und die Faltwannenspüle mit Wasserversorgung aus dem Kanister – alles lässt sich herausnehmen und bei Bedarf auch draußen verwenden: Flexibilität ist Trumpf. Stauraum gibt es im kompakten Küchenblock aber nur in einer Schublade, und bei Indoor-Nutzung der Spüle sollte man kein Wasser verläppern, da es sonst in den hölzernen Schrankkorpus dringen kann.
Adria und Nissan setzen dagegen auf eine klassische Möbelzeile links mit fest eingebauter Spüle, Kocher und Kühlbox. Das Weniger an Flexibilität wird belohnt durch eine zweite Kochflamme und deutlich mehr Stauraum im Küchenblock. Die Abdeckung von Kocher und Spüle ist im Adria einteilig ausgeführt, was beim Zubereiten des Essens hinderlich ist. Als praktische Lösung gibt es neben dem relativ großen Esstisch, der im Heck mitreist, noch einen kleinen Arbeitstisch, wahlweise können sogar beide aufgebaut werden. Der kleine Tisch, der beim Testwagen noch zwischen Möbelzeile und Sitzbank eingeklemmt nurschwierig herausnehmbar war, hat inzwischen einen besseren Platz in der Sitztruhenschublade gefunden.
Auch wenn die Kühlboxen der Kontrahenten ähnliche Volumina bieten, macht sich das Adria-Gerät dadurch beliebt, dass 1,5-Liter-Flaschen im Stehen reinpassen und es einen praktischen Einhängekorb gibt. California-like setzt der Adria auf eine verschiebbare Schlafsitzbank. Besonderheit: Sie hat drei integrierte Gurte, sodass bei Bedarf ein Trio, allerdings eher schlanker Personen, hinten mitfahren kann. Auch Isofixösen für entsprechende Kindersitze sind vorhanden. Das gilt aber genauso für die jeweils zwei Einzelsitze der beiden Mitbewerber. Diese lassen sich in Bodenschienen relativ einfach verschieben, auch hintereinander platzieren oder ganz entnehmen.
Ein Sitz wiegt etwa 30 Kilogramm. Optional können in Nissan und Kompanja ein oder zwei weitere Sitze bestellt und als dritte Reihe eingesetzt werden. Für mehr Fußraum lässt man das Bett im Heck dann besser zu Hause. Aber auch der Adria lässt sich mit einem Zusatzsitz zum Sechssitzer aufrüsten. Am bequemsten reisen Passagiere hinten im Nissan mit. Hier können die Rücklehnen nicht nur in der Neigung verstellt werden, wie auch im Kompanja, sondern zusätzlich gibt es an beiden Plätzen eine Armlehne.
Das Drehen der Fahrerhaussitze für den Wohnbetrieb erfordert allerdings bei allen dreien Mühe – und Bedacht, um Macken und Kratzer an den Verkleidungsteilen zu vermeiden. Den größten Tisch kann der Nissan für sich reklamieren, der Adria hat im Zweifelsfall zwei davon. Das Kompanja-Exemplar ist das kleinste – da passen eigentlich nur zwei Gedecke vernünftig drauf. Wer gerne ein Mittagsschläfchen macht, erfreut sich am einfachen und schnellen Umbau der Adria-Bank. Sitz- und Lehnenteil jeweils nach vorn umklappen – fertig ist die Liegefläche. Besonders clever dabei: Man sitzt auf der konturierten, straffen Seite und liegt auf der ebenen, weichen Seite der Polster.
Im Nissan müssen die Lehnen der Einzelsitze umgelegt und die vier, durch Scharniere verbundenen Bettelemente raupenartig nach vorn gezogen werden. Zur Unterstützung klappt man zudem zwei Beine herunter. Besonderheit: integrierte Tellerfedern steigern den Liegekomfort. Nach dem Umlegen der Lehnen zieht man auch im Kompanja das Bett nach vorn über die Sitze, klappt zwei Stützfüsse herunter und verteilt die losen Matratzenelemente auf dem Lattenrostunterbau. Seit kurzem gibt es als Extra eine tolle Zusatzfunktion: Das Bett sich lässt durch die geöffnete Heckklappe ein Stück nach draußen schieben. Vor allem in Kombination mit dem optionalen Heckzelt ergibt sich so vor Ort eine phänomenale Raumerweiterung: Bett und Sitzgruppe sind dann ohne ständiges Umbauen nutzbar.
Luftig und flexibel zeigt sich im Kompanja auch das, allerdings aufpreispflichtige Aufstelldachbett: Mittels Reißverschluss kann man den Stoffbalg vorn öffnen, so entsteht ein toller Aussichtsplatz. Unter der Matratze finden sich Tellerfedern, die auf das Grundbrett geschraubt sind – nicht schlecht. Nochkomfortabler ist aber die in Adria und Nissan verwendete Kombination aus Lattenrost und Tellerfedern. Der Nissan hat die besten Leselampen und als einziger ein Herausfallschutznetz, lässt aber ein Folienfenster für Schlechtwettertage und Ablagemöglichkeiten vermissen. Unbequem ist zudem, dass das Bett ohne Gasfederunterstützung nach oben gehoben und eingehängt werden muss, um Stehhöhe zu gewinnen.
Beladen
Wer gerne mit Hemd und Jacket reist, ist im Kompanja fehl am Platz. Einen klassischen Kleiderschrank mit Stange gibt es nicht. Adria und Nissan platzieren ihn im Anschluss an die Kühlbox, jeweils mit zwei Türen über Eck für besseren Zugang. Das Adria-Exemplar ist am größten und hat einen Spiegel innen an der Tür. Im Kompanja verteilt sich der Schrankraum auf zwei Seiten mit mehr kleineren Fächern – das Volumen ist ungefähr vergleichbar. Dazu bietet jeder der drei einen besonderen Stauraum: Im Adria ist es eine Sitztruhenschublade, die nach vorn herausfährt und in zwei Fächern auch schwerere Gepäckstücke griffbereit verwahrt.
Der Nissan setzt auf einen Hängeschrank, der hinten quer unterm Dach angebracht ist. Integrierte Lautsprecher sorgen für guten Klang. Im Kompanja-Heck kann optional ein Schwerlastauszug in den Bodenschienen befestigt werden. Der strapazierfähige Holzkasten ist so gebaut, dass mehrere Universalkisten innen rein- und oben draufgestellt werden können, sodass die Ausrüstungsteile griffbereit liegen. Die Oberplatte dient auch als Arbeitstisch, um im Urlaub die mobile Küche draußen aufzubauen oder einem Hobby zu frönen, etwa den Modellflieger startklar machen, den geangelten Fisch ausnehmen oder die Kletterausrüstung prüfen.
Aufstelldach-Camper sollen oft auch als flexible Alltagsfahrzeuge eingesetzt werden. Für den Großeinkauf im Möbelhaus oder Baumarkt eignen sich alle drei ganz gut. Dennoch gibt es Unterschiede. Klappt man die Bettverlängerung im Adria hoch und lässt die Sitzbank bis in die vorderste Position gleiten, entsteht in wenigen Augenblicken ein recht stattlicher, vom Heck aus beladbarer Transportraum. Mal eben ganz rausnehmen lässt sich das wuchtige Möbelstück aber nicht, dazu sind Werkzeuge und mindestens zwei kräftige Männer nötig.
Im Nissan wie im Kompanja lassen sich die rund 30 Kilo schweren Einzelsitze nach Umlegen der Lehnen und Entriegeln relativ rückenschonend aus den Schiene heben, in die Garage tragen und verstauen. Dann noch das Bett entfernen – was im Kompanja einfacher geht, weil es mehrere Einzelteile sind –, schon können auch lange sperrige Ladegüter bis hinter die Fahrerhaussitze durchgeladen werden. Für den Kleinumzug empfiehlt sich im Kompanja auch noch den kompakten Küchenblock zu entfernen, um den Schiebetürzugang besser zum Beladen nutzen zu können.
Dafür ist allerdings passendes Werkzeug nötig. In puncto Zuladung müssen sich Adria- und Kompanja-Fahrer keine Sorgen machen. Im reisefertigen Zustand bleiben jeweils fast 600 Kilo frei. Der Nissan lässt mit 445 Kilo deutlich weniger Luft – vier Personen müssen also mit Bedacht laden, für zwei ist es aber kein Problem. Der Unterschied kommt vor allem durch ein geringeres zulässiges Gesamtgewicht des Nissan bei gleichzeitig höherem Serien-Ausstattungsniveau zustande.
Technik
Auf Flexibilität setzt der Kompanja auch bei der Bordtechnik. Er kommt ganz ohne festinstallierte Wasseranlage aus. Zwei oder drei 12-Liter-Kanister dienen als Vorrat. Eine Tauchpumpe fördert das Wasser zum Hahn, der als fliegende Handbrause ausgeführt ist. Die Stromversorgung erfolgt über eine 12-Volt-Buchse und kann so – am Heck eingesteckt – auch als Außendusche dienen. Ebenso verzichtet man auf einen Abwassertank. Das Spülbecken ist eine herausnehmbare Faltwanne, die man auf dem Campingplatz in einen Ausguß entleert.
Komfortabler und unabhängiger sind die klassischen Wasseranlagen des Adria und Nissan. Zum Wassernachfüllen kann man allerdings nicht einfach mit dem Kanister zum nächsten Wasserhahn oder gar einer Quelle laufen. Die Funktion einer Außendusche bieten aber auch diese beiden durch entsprechende Anschlüsse im Heck an der Möbelzeile. "Keep it simple" gilt ebenso für die Gasanlage des Kompanja. In den herausnehmbaren Kocher steckt man einfach eine passende Kartusche – fertig. Mehr Gasanlage ist nicht nötig. Damit entfällt auch die Gasprüfung.
Der Nissan versorgt den Kocher aus einer 2,8-Kilo-Flasche, die sich in einer Kunststoffbox links hinten in der Möbelzeile versteckt. Der Adria baut gar einen klassischen Gaskasten für eine 5-Kilo-Flasche ein – das sollte für viele Mahlzeiten reichen. Beim Stromvorrat liegt der Kompanja mit seiner 100-Ah-AGM-Batterie dagegen – wenn auch nur knapp – vorn. Die Ausführung der Elektroinstallationen zeigt sich aber teils etwas provisorisch: Statt einer Außensteckdose findet sich unter der Motorhaube in einer Kunststoffbox ein Zehn-Meter-Verlängerungskabel, das man einerseits mit dem Landanschluss, andererseits mit einem Personenschutzstecker verbindet. Dessen Kabel führt ins Fahrzeuginnere und versorgt eine festinstallierte 6er-Steckdosenleiste in der Fahrersitzkonsole. Eine Buchse ist für die Ladegerätzuleitung reserviert.
Sieben 12-Volt-Steckdosen verteilen sich zudem übers ganze Fahrzeug, sodass fast überall eine der beigelegten Lampen mit Schwanenhalsund Steckerfuß angeschlossen werden kann. Im Aufstelldach gibt es allerdings nur eine indirekte Lampe, die aus dem Dachrahmen an die Decke strahlt – nicht ideal zum Lesen. Das gleiche Schicksal teilen Bücherwürmer im Adria-Dachbett. Nur in der Nissan-Mansarde gibt es zwei praktische, sogar dimmbare Leselampen mit biegsamem Hals.
Apropos Aufstelldächer: Trotz ähnlicher Optik unterscheiden sich alle drei Dächer in Bedienung und Ausstattung. Während der Fahrt verschließt im Adria ein aufgespanntes Stück Stoff sauber den Durchstieg nach oben. Integrierte Griffe und Entriegelungsschieber erleichtern das sichere Öffnen und Schließen des Dachs. Viel fummeliger sind die Spanngurte und Butterfly-Verschlüsse der anderen beiden. Der Nissan-Stoffbalg hat nur zwei Gaze-, aber kein Folienfenster für Regentage.
Fahren
Ob Nissan oder Renault spielt für den Fahrer im Grunde keine Rolle. Die Zwillingsmodelle Trafic und NV300 unterscheiden sich nur in der Serienausstattung, die beim Nissan sehr üppig ausfällt. Für das Basisfahrzeug gibt es beim Michelangelo tatsächlich nur eine einzige Option – die Metallic-Lackierung –, alles Übrige ist bereits Serie. Fast alles davon ist aber auch bei Adria und Kompanja gegen Aufpreis verfügbar. Wer möchte, bekommt etwa eine Funkfernbedienung im Scheckkartenformat, die den Zündschlüssel überflüssig macht, und manch andere kleine Helfer, die das Fahren angenehmer machen, wie Naviceiver, Sitzheizung und Rückfahrkamera.
Adria belässt es serienmäßig beim Basisaggregat mit 120 PS. Kompanja startet gleich mit dem nächststärkeren 125-PS-Motor, nur Nissan greift mit 145 PS sofort ganz oben ins Regal. Ob man sich mit dem Basismotor begnügen könnte, ließ sich zwar nicht testen, weil der Adria auch mit der Top-Version ausgerüstet war. Der 125er im Kompanja machte seine Sache aber sehr ansprechend. Allerdings beim Beschleunigen bergauf und beim Top-Speed auf der Autobahn liefen ihm die 145 Pferdchen der beiden anderen auf und davon.
Bei Autobahntempo zeigen sich auch Unterschiede in der Geräuschkulisse, die hörbar von den mehr oder weniger gut verschlossenen Dächern herrühren. Der Adria-Deckel kann sich besonders profilieren – bei Reisetempo ist man hier am leisesten unterwegs. Schaltung und Lenkung arbeiten befriedigend präzise, ohne dass sportliche Ambitionen aufkommen würden. Einparken und Rangieren unterstützt die Servolenkung gut – das ist auch nötig, denn der relativ große Wendekreis macht etwas mehr Kurbelei erforderlich. Die im Nissan bereits serienmäßige Rückfahrkamera ist dabei eine weitere gute Hilfe.
Alle drei Testwagen rollten auf dem tiefergelegten Fahrwerk, das vor allem Parkhaustauglichkeit verspricht – die beim Nissan allerdings durch die aufragende Markise wieder infrage gestellt wird. Trotzdem federn die drei Busse noch ganz manierlich. Bei Querfugen oder gar Bahnübergängen teilen die hinteren Starrachsen mit Längslenkern und Schraubenfedern aber schon recht deftige Attacken auf Gesäß und Gehörgänge aus. Am bequemsten reist man im Nissan, weil alle vier Sitze praktisch den gleichen Komfort bieten, auch bezüglich der Klimatisierung mit einem separaten Bedienteil im Fond.
Die abnehmbaren Kompanja-Sitzbezüge aus Baumwolle sind zwar praktisch, weil man sie leicht waschen kann, verwässern aber die Konturierung der Sitze und mindern so den Seitenhalt. Natürlich fragt man sich, wie Renault Trafic und Nissan NV300 im Vergleich zu VW T6 oder Mercedes V-Klasse abschneiden? In puncto Materialqualität und Verarbeitung, aber auch der Präzision der Bedienung muss man schon gewisse Abstriche machen. Doch man gewöhnt sich schnell an sie. Auch als Erstfahrzeug machen sie eine ordentliche Figur.
Preis und Service
Ganz unterschiedliche Strategien verfolgen die drei Hersteller in Sachen Serien- und Optionsausstattung. Während Nissan fast durchgängig auf Vollausstattung setzt – was letztlich den deutlich höheren Grundpreis ein Stück weit relativiert –, packt Kompanja sehr vieles in die Aufpreisliste, nach dem Motto: "Kauf nur das, was du wirklich brauchst." Der Adria liegt irgendwo dazwischen.
Wem welches Prinzip besser passt, ist sicher individuell verschieden. Bringt man die anderen beiden, soweit möglich, auf das Ausstattungsniveau des Nissan, erreicht der Kompanja eine ähnliche Preisregion. Allerdings ist er weniger industriell gefertigt als die anderen, und durch seine komplett eigene Herangehensweise wird die Entscheidung für oder gegen ihn am Ende nicht so sehr vom Preis abhängen. Der happigste Posten beim Kompanja ist das Aufstelldach für 6800 Euro.
Okay, wer den Van nur mit zwei Personen nutzen möchte, sagt sich vielleicht: "Ich habe ja schon zwei Schlafplätze im Erdgeschoss." Doch wer so denkt, verzichtet nicht nur auf die im Sommer angenehm luftigen Betten im Oberstübchen, sondern auch auf bequeme Stehhöhe im Wohnbetrieb. Ähnlich unverzichtbar erscheinen auch die hohen Schränke rechts und links im Heck, die mit je 1050 Euro recht saftig bezahlt werden wollen. Als wirklich praktisches Extra kann darüber hinaus der Schwerlastauszug für den Heckstauraum (980 Euro) empfohlen werden, der nicht nur für Ordnung bei Gepäck und Ausrüstung sorgt, sondern auch als vielseitige Outdoor-Arbeitsfläche dienen kann. Im Nissan liegt der Fall – wie erwähnt – ziemlich einfach. Fast alles ist serienmäßig, die Aufpreisliste dementsprechend kurz.
Sie beschränkt sich im Wesentlichen auf Trägersysteme für verschiedene Sportgeräte und die Markise, die aber nicht ohne Bedacht geordert werden sollte, denn dadurch wächst die Fahrzeughöhe auf 2,07 Meter – zu viel für gängige Tiefgaragen. Ansonsten stehen noch eine abnehmbare Anhängekupplung und zusätzliche Einzelsitze zur Wahl. Das Komfort-Plus-Paket ist beim Adria beinahe obligatorisch, dazu noch der Aufpreis für den 125-PS-Motor, der auch die Auflastung auf 2960 Kilogramm beinhaltet, sowie die Tieferlegung, die den Wagen parkhaustauglich macht: Zusammen gut 5000 Euro, um die man kaum herumkommt. Dennoch bleibt der Adria im Vergleich das günstigste Angebot, auch wenn ein paar Ausstattungsposten des Nissan gar nicht angeboten werden.
Testwertung der Alternativkonzepte
(maximal 5 Punkte möglich)
Wohnen – Adria: 3,2 Kompanja: 3,1 Nissan: 3,1
Der Nissan punktet mit den längsten und am besten gefederten Betten. Dagegen begeistert der Kompanja mit der Option, halb im Freien schlafen zu können. Doch auch die Schlafsitzbank im Adria hat ihre Vorzüge, ist bequem und schnell umgebaut. Besonders variabel sind die Einzelsitze im Nissn und Kompanja. Die Adria-Küche kann mit ihrer großen, praktischen Kühlbox überzeugen.
Beladen – Adria: 3,9 Kompanja: 3,8 Nissan: 3,3
Adria und Nissan bringen in ihrer klassischen Möbelzeile auch einen echten Kleiderschrank unter. Den mag mancher beim Kompanja vermissen. Insgesamt ist das Schrankraumvolumen aber vergleichbar. Praktisch im Adria: die Stauschublade, im Nissan: der Hängeschrank und im Kompanja: der, allerdings optionale Schwerlastauszug im Heck. Beim Nissan ist die Zuladung weniger üppig.
Technik – Adria: 3,1 Kompanja: 2,9 Nissan: 3,3
Rein formal ist die Gas- und Wasseranlage des Kompanja deutlich simpler ausgestattet als bei den Konkurrenten – was aber als Teil des auf Flexibilität ausgelegten Konzepts zu verstehen ist. Seine Elektroversorgung ist dagegen umfangreich, beim Testwagen sogar mit Solaranlage. Das modernste Aufstelldach hat der Adria. Alle drei sind gut verarbeitet.
Fahren – Adria: 3,6 Kompanja: 3,4 Nissan: 3,5
Die drei Busse können im Alltag durchaus als Pkw-Ersatz dienen – mit kleinen Einschränkungen bei der Wendigkeit. Bedienung und Komfort liegen auf ähnlichem Niveau wie Automodelle der unteren Mittelklasse. Mit dem 125-PS-Motor ist man bereits rundum gut unterwegs. Das 145-PS-Top-Aggregat bietet noch mehr Spaß und Souveränität. Ganz so edel und perfekt wie im VW T6 oder einer Mercedes V-Klasse ist man zwar nicht unterwegs – aber auch nicht so teuer.
Preis & Service: Adria: 3,9 Kompanja: 3,1 Nissan: 3,5
All-inklusive-Ausstattung oder besser gezielt dazubestellen? Nissan und Kompanja verfolgen konträre Angebotsphilosophien. Am Ende liegen sie auf vergleichbarem Preisniveau – und der Adria zeigt, dass es noch günstiger geht. Beim Servicenetz punktet der Nissan mit rund 65 speziell geschulten Händlern.