Wintertauglicher Integrierter mit hoher Zuladung

Die Sonic-Plus-Modelle markieren bei Adria mittlerweile den Einstieg in die Integrierten-Welt. Was können KäuferInnen hier erwarten? Im Supercheck: Das 7,5 Meter lange Einzelbettenmodel.
Es ist einiges los bei Adria in Sachen Modellpolitik. Jahrelang stand die Sonic-Modellfamilie, die es bereits seit 2010 gibt, für die integrierten Reisemobile der slowenischen Marke. Seit kurzem gesellen sich zu den Sonic-Modellen – was übersetzt Schall heißt – noch die neuen "Überschall-Modelle" der Supersonic-Baureihe hinzu. Der Unterschied: Während die Sonic-Integrierten hinter ihrer Front einen Fiat Ducato als Basis verbergen, setzen die neuen Supersonic auf den Mercedes Sprinter unter der Haube.
Und auch innerhalb der Sonic-Palette hat sich etwas getan. Der Sonic Axess als Einstiegsvariante ist weggefallen. Die günstigste Linie ist nun der Sonic Plus, gefolgt vom Sonic Supreme. Beide Serien wurden zum Modelljahr 2022 aufwendig überarbeitet und erhielten einen dynamischeren und moderneren Look.
Optisch lassen sich die beiden Linien von außen leicht unterscheiden durch die Lackierung – Plus-Modelle kommen in Weiß, Supreme-Varianten in Silbermetallic. Zum anderen ist die Serienausstattung der Plus-Modelle weniger umfangreich als bei den Supreme-Geschwistern. Dennoch muss kein Plus-Käufer befürchten, sich in einem karg eingerichteten Mobil wiederzufinden. Was der Sonic Plus 700 SL so alles hat und kann, klärt der Supercheck.
Adria Sonic Plus 700 SL
- Gurte/Sitzplätze: 4/4
- zul. Gesamtgewicht: 4400 kg
- Länge/Breite/Höhe: 7,49/2,32/2,97 m
- Grundpreis ab: 87.097 Euro
Die Baureihe
- Preise: 84.699–90.099 Euro
- Basis: Fiat Ducato
- Länge: 6,99–7,49 m
- Gesamtgewicht: 4250–4400 kg
- Weitere Modelle: 2
Charakter: Die Sonic-Plus-Baureihe umfasst drei Modelle. Alle sind mit Längseinzelbetten im Heck und einem Hubbett vorne ausgestattet. Das Modell 600 SL bleibt knapp unter der 7-Meter-Grenze. Es hat ein Bad auf der Fahrer- und eine Küche auf der Beifahrerseite. Die Modelle 700 DL und SL sind jeweils 7,49 Meter lang, besitzen ein Bad mit komplett separater Duschkabine und eine Küche auf der Fahrerseite. Unterschied der DL-Variante im Vergleich zum getesteten SL: die Längsbanksitzgruppe.
Wohnen
Hereinspaziert in den Sonic Plus 700 SL – und erst einmal Platz genommen in der bequemen und ausreichend großen Sitzgruppe. Die ist im Testwagen mit einer optional erhältlichen L-Bank ausgestattet – serienmäßig ist eine Querbank. Auf der Beifahrerseite gibt’s zusätzlich einen Einzelsitz.
Der Tisch ist mit einer 100 mal 67 Zentimeter großen Platte ausreichend dimensioniert, selbst dann, wenn vier Personen gleichzeitig speisen oder spielen. Er lässt sich in alle Richtungen drehen. Einziges Manko: Da er nicht eingeklappt werden kann, stört er beim Durchgang ins Fahrerhaus etwas.
Nächste Station: die Küche. Sie ist nicht besonders breit und besitzt eine angedeutete L-Form. Der Dreiflammkocher erstreckt sich entlang der Seitenwand, Spüle und Arbeitsfläche sind davor angeordnet. Das ist clever, denn so ist ein gleichzeitiger Einsatz aller Bereiche möglich.
Nach dem Essen wandert das Geschirr in das ausreichend tiefe und breite Spülbecken. Praktisch: Die Abdeckung des Beckens kann auch als Schneidebrett verwendet werden. Außerdem ist die Spülbeckenarmatur hoch genug, sodass auch tiefe Töpfen darunterpassen.
Stauraum für Küchenutensilien ist in verschiedenen Schränken ausreichend vorhanden. Lediglich die drei Schubladen unter dem Küchenblock könnten etwas breiter und höher sein.
Zum Frischhalten der Lebensmittel steht ein großer Absorberkühlschrank mit 137 Litern Fassungsvermögen und integriertem Gefrierfach bereit – das reicht auf alle Fälle. Nützliche Ausstattung in der Testwagenküche: die serienmäßige Dunstabzugshaube und der optional erhältliche Backofen.
Kommen wir zur Körperpflege. Auf der Beifahrerseite steht das Bad inklusive Toilette bereit. Das schüsselförmige Waschbecken besitzt eine angemessene Tiefe. Zahnbürsten, Cremes und andere Toilettenartikel kommen entweder in den großen Oberschrank, einen etwas kleineren Schrank unterm Waschbecken oder in zwei offene Ablagen – Stauraum ist also genug vorhanden. Einen Halter für die Toilettenpapierrolle sucht man jedoch vergeblich.
Direkt gegenüber steht die Duschkabine. Sie tut sich optisch durch ihre farblich abgesetzte Rückwand und den ungewöhnlichen, ringförmigen Brausekopf hervor. Platz zum Einseifen und Abduschen ist genug vorhanden, einzig der Radkastenabsatz schränkt die Standfläche etwas ein.
Mittels der Bad- und einer Schiebetür können Dusche und Sanitärraum zudem zu einem über die ganze Aufbaubreite reichenden Raumbad verbunden werden.
Fehlt noch das Thema Schlafen. Hier verwöhnt der Sonic Plus mit bequemen Matratzen – sowohl in den beiden Einzelbetten im Heck als auch im Hubbett vorn. Besonders gefallen können die Heckbetten durch ihre in mehreren Winkeln aufstellbaren Kopfteile, die bequemes Schmökern am Abend möglich machen.
Mit wenigen Handgriffen und einem zusätzlichen Polsterteil gelingt zudem der Umbau der Einzelbetten in eine großzügige Liegelandschaft.
Eine bessere Benotung des Unterkapitels "Betten" verhindert allerdings das mit 186 Zentimetern relativ kurze Hubbett und dessen etwas umständlicher Aufbau. Vor dem Absenken müssen nämlich nicht nur – wie üblich – die Lehnen der Fahrerhaussitze umgelegt werden, sondern zusätzlich die Kopfstütze und das Rückenpolster des Seitensitzes entfernt werden.
Der Möbelbau mit seinem kontrastreichen Mix aus hellen und dunklen Uniflächen sowie mittelhellem Holzdekor gefällt nicht nur optisch, sondern macht auch einen wertigen Eindruck. Stabile Metallscharniere und Hängeschrankaufsteller sowie sanfte Endeinzüge an den Schubladen untermauern diesen Eindruck.
Beladen
Die Heckgarage bietet mit mehr als 3000 Litern Volumen ein üppiges Platzangebot für Fahrräder, Campingmöbel und Co. Sie ist außerdem mit fünf offenen Fächern und einer Schublade ausgestattet, Letztere ist auch vom Innenraum zugänglich. Ein kleineres Außenfach, in dem sich auch der Landstrom- und ein TV-Anschluss befinden, ist im vorderen Teil der Beifahrerseite platziert.
Im Innenraum des Fahrzeugs ist unter den Heckbetten Platz für Kleidung und Gepäck. Auf der einen Seite in Form von zwei praktischen Schubladen, auf der anderen mit dem Kleiderschrank. Er ist mit einer Besonderheit ausgerüstet. Außer durch die Fronttür macht er seinen Inhalt auch mit einer elektrisch in bequeme Höhe nach oben fahrbaren Kleiderstange zugänglich.
Weiterer Stauraum findet sich in der Truhe des Seitensitzes vorn. Und auch die konkav geformten Hängeschränke über Sitzgruppe und Heckbetten nehmen einiges an Klamotten und Reiseutensilien auf. Zwischenböden würden ihr Volumen aber noch besser nutzbar machen.
Alles im "grünen Bereich" attestiert das Beladungsschema dem Adria-Testwagen mit 935 Kilogramm Gesamtzuladung. Es handelt sich hier allerdings um den maximal aufgelasteten Ducato mit 4,4 Tonnen Gesamtgewicht. Mit der beim 140-PS-Modell serienmäßigen 4,25-t-Zulassung fällt sie entsprechend geringer aus.
Technik
Der Sonic Plus besitzt rundherum eine GfK-Außenhaut und ist im Boden mit XPS-Schaum, in den Wänden mit EPS isoliert. Adria gewährt auf diese Konstruktion eine Dichtigkeitsgarantie von sieben Jahren. Das Fahrzeug ist mit einem 13 Zentimeter hohen Funktionsdoppelboden unterkellert, in den neben der 100 Ah starken AGM-Batterie auch der Frischwassertank mit 115 Litern Volumen integriert ist.
Der Abwassertank besitzt nur 85 Liter Volumen und lässt sich über einen Schieberegler in der Heckgarage gezielt beheizen – gute Voraussetzung für den Wintereinsatz.
Damit auch die Insassen in der kalten Jahreszeit nicht frieren, ist der Adria mit einer Truma-Combi-6E-Gas-Gebläseheizung mit Elektrounterstützung (Option) ausgestattet. Die 14 Ausströmer der Heizungsanlage verteilen sich über den gesamten Innenraum des Fahrzeugs, vom Fahrerhaus bis nach hinten zu den Heckbetten.
Unterstützung erhält die Gebläseheizung noch von einer aufpreispflichtigen elektrischen Fußbodenheizung, die von unten wohlig warm gibt. Wintercamper freuen zudem die doppeltverglasten Fahrerhausseitenscheiben und die Hohlkammer-Faltverdunkelungen.
Die beiden Elf-Kilo-Gasflaschen sind im Gaskasten auf der Fahrerseite nebeneinander angeordnet, der Zugriff ist auf beide Flaschen problemlos möglich. Nichts zu meckern gibt es auch am Toilettenfach auf der Beifahrerseite, das zum Innenraum hin gut abgedichtet ist.
Die Bordelektrik gefällt insbesondere mit einer sinnvollen Platzierung der 230-Volt-Steckdosen. So sind in der Küche, wo Kaffeemaschine und Küchengeräte schon mal gleichzeitig angeschlossen werden, gleich zwei Dosen vorhanden. Fünf weitere verteilen sich über den Innenraum, die Heckgarage und das kleine Außenstaufach auf der Beifahrerseite. Lediglich an den Heckbetten fehlt eine 230-Volt-Dose, beispielsweise für einen Radiowecker.
Ebenfalls sehr gut ausgestattet ist der Sonic Plus mit USB-Lademöglichkeiten, nämlich insgesamt acht Anschlüssen. Einziger Kritikpunkt. Einige der Ladeports sind in Schienen unterhalb der Hängeschränke, und damit ziemlich hoch, angeordnet. Hier sind lange Kabel notwendig.
Fahren
Der Testwagen wird vom 160-PS-Motor angetrieben, der mittlerweile allerdings nicht mehr angeboten wird. Aktuell sind für den Sonic Plus nur noch die 140- und die 180-PS-Variante erhältlich. Die 160 PS aus dem Testwagen ermöglichen in Kombination mit dem komfortablen 9-Gang-Automatikgetriebe ein ansprechendes Vorankommen, weniger PS sollten es allerdings nicht sein. Deshalb: Wer sich für den Sonic Plus 700 SL entscheidet, der greift am besten zum 180-PS-Motor.
Die Fahrerhaussitze sind bequem und bieten guten Seitenhalt. Die Verstellung in Höhe und Neigungswinkel ist allerdings etwas fummelig. Die tief gezogene Frontscheibe ermöglicht eine gute Sicht nach vorne, dank der großen Außenspiegel – unterteilt in Haupt- und Weitwinkelfeld – hat der Fahrer einen guten Überblick, was sich links und rechts seitlich des Fahrzeugs tut.
Gleichzeitig haben die massigen Spiegel einen Nachteil: In Kombination mit den dicken A-Säulen schränken sie die Sicht nach schräg vorn in Kreuzungsbereichen erheblich ein – um sicher weiterzufahren, muss der Kopf hin- und herbewegt werden.
Eine Rückfahrkamera fehlt dem Testwagen, sie ist auch optional von Adria nicht erhältlich, sondern muss beim Händler geordert werden. Bei den Testfahrten zeigte sich der Adria nicht gerade als Leisetreter. Schon kleine Fahrbahnunebenheiten sorgen für deutliche Polter- und Klappergeräusche.
Preis
Der Grundpreis des Adria mit 140-PS-Motorisierung liegt bei gut 87000 Euro. Wer die angemessene 180-PS-Motorisierung wählt, muss noch einmal 4200 Euro drauflegen. Hinzu kommt im Testwagen eine Zusatzausstattung von gut 9000 Euro. Extras wie Markise oder Solaranlage sind dabei allerdings noch nicht mit drin. Die Auswahl an Paketen ist eher knapp, auch weil manche Fiat-Extras nicht verfügbar sind. Gut dagegen: Adria gewährt auf seine Reisemobile eine Dichtigkeitsgarantie von sieben Jahren. Außerdem ist die Marke in Deutschland mit einem recht engmaschigen Servicenetz vertreten.
- Grundpreis: 87.097 Euro (Fiat Ducato, Motor 103 kW/140 PS) mit Fracht, TÜV und Zulassungsbescheinigung II
- Testwagenpreis: 96.377 Euro
- ✘ Turbodiesel: 131 kW/180 PS (15 kg) ✔: 4200 Euro
- ✘ ABS/ASR/ESP/Berganfahrhilfe/Tempomat ✔: Serie
- ✘ Fahrer-/Beifahrer-Airbag ✔: Serie
- ✘ 9-Gang-Automatik (28 kg) ✔: 3599 Euro
- ✘ 16"-Leichtmetallfelgen (0 kg): 699 Euro
- ✘ Heizung Truma Combi 6E (1 kg): 499 Euro
- ✘ elektr. Fußbodenheizung (5 kg): 499 Euro
- ✘ L-Dinette (18 kg): 499 Euro
- ✘ Backofen (14 kg): 349 Euro
- Markise (30 kg): 1199 Euro
- Solaranlage (3 kg): 999 Euro
- ✘ Exklusiv-Plus-Paket: Nebelscheinwerfer, Faltverdunklung Fahrerhaus, Lenkrad in Teilleder, Zentralverriegelung, Ladebooster u. a. (26 kg) ✔: 1999 Euro
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Kosten und Service
- Kfz-Steuer (4,4 t zGG, S5): 280 Euro
- Haftpflicht/Vollkasko (500 Euro SB, Tarif Allianz): 565/2031 Euro
- Dichtigkeitsgarantie/Kontrolle: 84/12 Monate
- Servicestellen in Deutschland/Europa: 59/450
Verbrauch
Gewichte und Zuladung
Nachgefragt bei Kurt Manowski
Geschäftsführer bei Adria-Importeur Reimo, nimmt Stellung ...
... zur Tatsache, dass Adria selbst keine Rückfahrkamera anbietet: Die Kundenwünsche bei Rückfahrkameras sind sehr unterschiedlich. Deshalb kann der Händler mit dem Kunden individuelle Lösungen vereinbaren.
... zur eingeschränkten Sicht durch die großen Spiegel und die massive A-Säule: Die Stärke der A-Säule ist konstruktionsbedingt, hier müssen sicherheitsrelevante Anforderungen erfüllt werden. Die erste Sonic-Baureihe wurde mit stehenden Spiegeln ausgestattet. Hier war die Sicht nach hinten nicht voll zufriedenstellend. Daraufhin wurde auf hängende Spiegel umgestellt, die eine wesentlich bessere Sicht gewährleisten.
... zur Streichung des 160-PS-Motors aus dem Sonic-Programm: Die 160-PS-Version wird bei den Vollintegrierten nicht so stark vermisst wie im Bereich der Kastenwagen, Teilintegrierten oder Alkoven. Bei Integrierten wurden ohnehin schon 70 bis 80 Prozent der Fahrzeuge mit dem größtmöglichen Antrieb (180 PS, d. Red.) bestellt.
Lichtcheck
Angelehnt an DIN EN 12464-1
- 209 Lux im Mittel und 319 maximal: sehr gute Werte an der Sitzgruppe.
- Gute 406 Lux maximal auf der Küchenarbeitsplatte, aber im Mittel nur 217.
- Top Helligkeit direkt vor dem Badspiegel: 520 Lux. Im Durchschnitt akzeptable 121 Lux im Bad und gute 196 Lux in der Dusche.
- Mit 912 Lux sehr hell: der Lesespot am Heckbett.
- Viel zu dunkel: der Spot am Hubbett mit 83 Lux.
Konkurrenten
Bei allen Konkurrenz-Modellen ist die Masse in fahrbereitem Zustand; alle Werte sind Werksangaben; die Fotos stehen beispielhaft für die jeweilige Baureihe. Grundpreis jeweils mit TÜV und Zulassungsbescheinigung Teil II.
Knaus Live I 700 MEG
- Grundpreis: 73.489 Euro
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS
- Länge/Breite/Höhe: 7510/2320/2790 mm
- Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 2970/3500 kg
- Besonderheiten: Als 3,5-Tonner nutzbar, niedriger Grundpreis, 10 Jahre Dichtigkeitsgarantie kein Doppelboden, kein Raumbad, 75-Liter-Dieseltank
Dethleffs Pulse I 7051 EB
- Grundpreis: 86.988 Euro
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS
- Länge/Breite/Höhe: 7400/2330/3000 mm
- Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 2980/3499 kg
- Besonderheiten: Als 3,5-Tonner nutzbar, L-Sitzgruppe serienmäßig, breite Aufbautüre 75-Liter-Dieseltank, Hubbett manuell, kein Doppelboden
Rapido 8066 DF
- Grundpreis: 83.470 Euro
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS
- Länge/Breite/Höhe: 7490/2350/2940 mm
- Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 3125/3500 kg
- Besonderheiten: Beheizter und beleuchteter Doppelboden mit Stauraum, separate Dusche geringe Zuladung, nur Zweiflammkocher in Serie