Steigende Vielfalt für Campingbusse

Der promobil-Report "Basisfahrzeuge 2023" Teil 1 zeigt die Änderungen am Markt der kompakten Campingbusse: Campervans von 2,5 bis 3,5 Tonnen. In diese Fahrzeugklasse bekommt der VW T6.1 Konkurrenz.
Bei den Kompakt-Campern ohne Bad wächst die Konkurrenz für den VW T 6.1 immer mehr. Mercedes mit der V-Klasse räubert schon seit vielen Jahren im Revier, und auch die Stellantis-Mehrlinge, die nahezu baugleichen kleinen Busse von Citroën, Peugeot, Opel, Toyota und Fiat, erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei den Campingbus-Ausbauern.
Außerdem taucht der Renault Trafic zum Modelljahr 2023 bei weiteren Marken neu auf und Nissan steigt mit dem baugleichen NV 300 ebenfalls in den Markt ein. Daneben findet sich, wie sein großer Bruder, auch der Ford Transit Custom in immer mehr Preislisten wieder.
Nochmals frischen Wind dürfte der Modellwechsel auf VW T7 und auf die nächste Generation des Ford Transit Custom im kommenden Jahr bringen. Beide basieren erstmals auf der gleichen Plattform und sind wohl dann die modernsten Basisfahrzeuge in der kleinen Busklasse.
Basisfahrzeuge in der 2,5- bis 3,5-Tonnen-Klasse
Diese Fahrzeuge dienen aktuell als Basis für kompakte Campingbusse mit oder ohne Aufstelldach, auch Campervans genannt. promobil zeigt Preise, Daten und ihre wichtigsten Vorteile und Nachteile.
1. Citroën Jumpy/Fiat Scudo/Opel Vivaro/Peugeot Partner/Toyota Proace
- Karosserievarianten: Kombi, Kastenwagen, Fahrgestell
- Motoren: Diesel (102/122/144/ 177 PS), Elektro (136 PS), Wasserstoff (136 PS)
- Antrieb: Vorderrad
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe, 8-Gang-Wandlerautomatik
(+) günstiger Preis(+) ansprechendes Fahrverhalten(+) mit Aufstelldach noch unter 2 m Höhe(+) zwei Karosserielängen(+) Elektro- und Wasserstoffantrieb erhältlich
(-) knapperer Innenraum(-) kein Werksallrad
2. Ford Transit Custom
- Karosserievarianten: Kombi, Kastenwagen
- Motoren: Diesel (105/130/150/170 PS), Benzin-Hybrid (126 PS)
- Antrieb: Vorderrad
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe, 6-Gang-Wandlerautomatik
(+) gute Raumausnutzung(+) ansprechendes Fahrverhalten(+) moderne Assistenzsysteme(+) zwei Karosserielängen
(-) mit Aufstelldach über 2 m Höhe(-) kein Werksallrad und kein Elektroantrieb verfügbar
3. Mercedes V-Klasse/ Vito
- Karosserievarianten: Kombi, Kastenwagen
- Motoren: Diesel (102/116/136/163/190/237 PS), Elektro (116/204 PS)
- Antrieb: Vorder-/Hinter-/Allrad
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe, 9-Gang-Wandlerautomatik
(+) komfortable Federung(+) Luftfederfahrwerk optional(+) moderne Media- und Assistenzsysteme(+) leistungsfähige Motoren(+) drei Karosserielängen(+) mit Aufstelldach noch unter 2 m
(-) Höherer Preis
4. Renault Trafic/ Nissan NV 300
- Karosserievarianten: Kombi, Kastenwagen
- Motoren: Diesel (110/130/150/ 170 PS)
- Antrieb: Vorderrad
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe, 6-Gang-DSG-Automatik
(+) leistungswillige Motoren(+) günstiger Preis(+) passable Federung(+) zwei Karosserielängen(+) Doppelkupplungs-Getriebe optional
(-) mit Aufstelldach über 2 m(-) kein Werksallrad(-) schlichteres Cockpit
5. VW T6.1
- Karosserievarianten: Kombi, Kastenwagen, Fahrgestell
- Motoren: Diesel (90/110/150/ 204 PS)
- Antrieb: Vorder-/Allrad
- Getriebe: 5-/6-Gang-Schaltgetriebe, 7-Gang-DSG-Automatik
(+) gute Straßenlage(+) direkte Lenkung(+) gutes Raumangebot(+) mit Aufstelldach noch unter 2 m(+) moderne Assistenzsysteme(+) zwei Karosserielängen
(-) Straffe Federung(-) höherer Preis(-) kein Elektroan.
Von Klassikern zu Neuzugängen
Als Grenzgänger zwischen den Welten nimmt der VW T 6.1 eine Sonderstellung ein. Als Klassenprimus unter den kleineren und leichteren Kastenwagen taucht er überdies als Fahrgestell auch bei den 3,5-Tonnern auf. Allerdings hauptsächlich bei kleineren Individualherstellern, wie etwa Robel oder Woelcke, die darauf kompakte Teilintegrierte oder Alkovenmobile bauen.
Umso überraschender war die Vorstellung der Schwestermodelle Knaus Tourer Van und Weinsberg X-Cursion Van auf dem vergangenen Caravan Salon. Die knuffigen Modelle sollen mit ähnlich kompakten Maßen wie ein Campingbus (Länge: 5,88 m, Breite: 2,16 m) und dem Komfort eines Teilintegrierten überzeugen.
Alltagstauglichkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften der kleineren Transporterklasse, die wie gesagt vom VW T 6.1 dominiert wird – das gilt auch für die werkseigene Camperversion VW California. Aber auch unzählige kleinere Ausbauer verpassen dem Bulli einen Möbelsatz. Für nächstes Jahr ist der T 6.1-Nachfolger T 7 angekündigt, der erstmals auf der gleichen Plattform wie der Transit Custom von Kooperationspartner Ford entstehen soll.
Apropos Ford – bereits der aktuelle Transit Custom drängt mit Vehemenz auf den Campingbusmarkt und wird im Modelljahr 2023 bei weiteren Herstellern neu im Programm auftauchen.
Auch Ford selbst ist mit dem Modell Ford Nugget im Kampf um Camper-Kunden präsent. Nachteil des Transit Custom gegenüber vielen anderen Kompakt-Campern: Mit Aufstelldach passen Nugget & Co. nicht mehr in die typischen Zwei-Meter-Tiefgaragen.
Der dritte Fahrzeughersteller und Hauptkonkurrent des California ist Mercedes mit dem Marco Polo. Er basiert auf der V-Klasse oder dem Vito und erfreut sich großer Beliebtheit, wie auch die promobil-Leserwahl 2022 zeigte. Erstmals seit 2018 hat der Marco Polo den California wieder knapp auf den zweiten Platz verweisen können.
Das haben auch andere Campingbus-Hersteller bemerkt und so wächst das Angebot an Campern mit Stern. Vantourer etwa ist mit dem Urban X eingestiegen und Pössl möchte den Erfolg der Campster/Vanster-Modelle auf den Mercedes übertragen und bietet darauf den Campstar und Vanstar an.
Campster und Vanster nutzen dagegen den Citroën Spacetourer, einen günstigen Kompaktvan, den es inzwischen fast baugleich von fünf Herstellern gibt.
Als Opel-Vivaro-Ausbau hat ihn die Marke Crosscamp im Programm. Auch der kleinere Renault-Transporter Trafic findet zunehmend Ausbaupartner. Neben Renault-Spezialist Ahorn Camp zeigt neuerdings auch Bürstner mit dem Playa C 500 einen Trafic-Ausbau; Genauso wie Yucon – die Campingbus-Marke von Frankia, die bislang auf größere Fahrzeuge setzte.
In der Breite spielen alternative Antriebe bei den Reisemobilen zwar noch keine Rolle, doch viele Modelle sitzen in den Startlöchern – wie auch der VW ID.Buzz.
Zwei Basisfahrzeug-Neuheiten für 2023
Darüber hinaus sind für 2023 zwei weitere Neuheiten angekündigt.
Neuer Ford Transit Custom
Der brandneue Transit Custom wird 2023 auf den Markt kommen und teilt sich die Grundkonstruktion mit dem ebenso im nächsten Jahr erwarteten VW T7. Die Transit-Dieselmotoren leisten zwischen 110 und 170 PS. Optional gibt es eine neue Achtgang-Automatik und erstmals auch einen werkseigenen Allradantrieb. Daneben wird der Custom mit Plug-in-Hybrid- sowie rein Batterie-elektrischem Antrieb (Reichweite 380 km) erhältlich sein.
Spannend bleibt die Frage, ob der Custom auch mit Aufstelldach noch unter zwei Meter Höhe und somit tiefgaragentauglich bleibt. Das Cockpit mit seinen zwei Anzeigedisplays wirkt aufgeräumt. Nettes Gimmick: das Lenkrad, das sich zum Pausentisch umklappen lässt.
VW ID.Buzz
Ein echter Hingucker ist der ID.Buzz von VW. Nachdem er lange Jahre in verschiedensten Studien über die Automessen geisterte, kann man ihn endlich kaufen. Wobei auch das nicht so einfach ist, denn das erste Kontingent 2022 ist schon weg, und wenn man 2023 bestellt, kann man nach aktuellem Stand mit einer Auslieferung im Frühjahr 2024 rechnen.
Ob der sympathisch dreinblickende Stromer mit einer Reichweite laut Werksangabe von gut 400 Kilometern auch als California kommt, steht noch in den Sternen. Allerdings gibt es schon Campingmodule, zum Beispiel von Ququq, die den Bus zum Camper machen. Und dass man damit auch wirklich urlauben kann, hat VW-Sprecher Christian Schlüter selbst bewiesen. Schon 75 Nächte hat er im ID.Buzz mit Campingmodul verbracht.
Um auf der Fahrt auch mal längere Tagesetappen zu schaffen, hat der 4,71 Meter lange Buzz einen Schnelllader an Bord. Mit maximal 170 kW Ladeleistung soll so ein Aufladen von 5 auf 80 Prozent Batteriekapazität in gut einer halben Stunde funktionieren. Was zum echten Kompaktcamper noch fehlt? Ein Aufstelldach. Daran arbeiten aber Zubehörhersteller, wie zum Beispiel Reimo, angeblich schon.
Der Basispreis für den 150 kW/204 PS starken ID.Buzz pro liegt bei gut 64.000 Euro. Für die Ausbauer-Szene dürfte aber die Cargo-Variante interessanter werden. Die ist rund 10.000 Euro günstiger und hat mit rund 650 kg Zuladung deutlich mehr Reserven als die Pkw-Version. Das Laderaumvolumen des Cargo beträgt fast 4.000 Liter, so dass man hier schon einiges an Camping-Möblierung unterbringen kann. Beiden Modellvarianten gemeinsam ist der Hinterradantrieb mittels Heckmotor. Außerdem soll es zukünftig auch Varianten mit längerem Radstand geben.
+++ Hier geht's demnächst zu Teil 2 des großen Basisfahrzeug-Reports. +++