Diese kritischen Systeme setzen noch auf Uralt-Technik

© Collage freenet.de/ picture alliance/ GettyImages / Michal Krakowiak
Kaum zu glauben: Kriegsschiffe, Atombomben und Flugkontrollsysteme setzen immer noch auf Uralt-Technik.
Es wird immer wieder wird betont, wie wichtig ein modernes Betriebssystem ist. Dabei sind uralte Systeme noch vielerorts im Einsatz – und haben teilweise unglaubliche Aufgaben.
Moderne Technik gilt vielerorts als unverzichtbar, doch gerade in einigen der kritischsten und sicherheitsrelevantesten Systeme der Welt sind noch immer uralte Computer im Einsatz, teilweise mit Hardware aus den 1970er-Jahren. Wo man Hightech erwartet, laufen tatsächlich 8-Zoll-Disketten, Heimcomputer oder Betriebssysteme, die längst vergessen schienen.
Diese kritischen Systeme setzen noch auf Uralt-Technik
- Die US-Atomwaffen – gesteuert von 8-Zoll-Disketten
Wahrscheinlich denkst Du, dass im Bereich der Waffentechnologie nur modernste Technik zum Einsatz kommt. Weit gefehlt, wie ein Beispiel aus den USA zeigt. Dort steuert ein IBM-Rechner aus dem Jahre 1976 die Nuklearwaffen des Landes. Die Speichermedien stammen ebenfalls aus dieser Zeit. 8-Zoll-Disketten sind längst vergessen und speichern mit 80 Kilobyte weniger Daten, als eine Nachricht in WhatsApp durchschnittlich hat. - Die Vereinigten Staaten von Amerika planen zwar seit Längerem, die Steuerung der Nuklearwaffen zu modernisieren, jedoch kam es bis jetzt noch nicht zu konkreten Maßnahmen. Wenn Du an das Jahr 1976 zurückdenkst, erkennst Du, wie lange diese Zeit her ist. In jenem Jahr kam beispielsweise der Film „Taxi Driver“ mit Robert De Niro in die Kinos, und Jimmy Carter wurde zum 39. Präsidenten der USA gewählt.
- Bitcoin mit dem C 64 oder einem Nintendo Game Boy schürfen
Für das Mining von Bitcoin kommt in der Regel modernste Technik zum Einsatz. Dazu gehören Hochleistungs-Grafikkarten und Prozessoren mit möglichst vielen Kernen. Dass Du nicht unbedingt ein solches System benötigst, haben einige findige Tüftler eindrucksvoll bewiesen. - So gelang es dem YouTuber „stacksmashing“, den Nintendo Game Boy aus dem Jahre 1989 mithilfe eines Raspberry Pi Pico mit dem Internet zu verbinden und dann eine Software für das Krypto-Mining zu installieren. Mit einer Leistung von 0,8 Hashes pro Sekunde wirst Du jedoch eine Ewigkeit auf Deinen ersten Bitcoin warten müssen. Dafür benötigt der Game Boy nämlich länger, als unser Universum existiert.
- Noch langsamer, aber nicht weniger beeindruckend, ist die Leistung des Commodore 64. Der beliebte Heimcomputer aus den 1980er-Jahren bringt einen 8-Bit-Prozessor mit einem Takt von 1 MHz an den Start. Einem Bastler gelang es tatsächlich, ein modernes Mining-Tool auch auf dem C 64 zum Laufen zu bringen. Die Leistung von 0,3 Hashes zeigt jedoch deutlich, dass die Zeiten dieses Computers längst vorbei sind. Du brächtest etwa eine Milliarde Jahre, um einen einzigen Bitcoin zu minen.
- Windows oder DOS auf Flughäfen und bei der Deutschen Bahn?
Im Jahre 2015 kam es auf einem der größten Flughäfen Europas, in Paris-Orly, zu Flugausfällen und Verspätungen. Schuld an dem Chaos: ein alter PC, der mit dem Betriebssystem Windows 3.1 lief. Eine Software für die Bereitstellung von Wetterdaten existierte ausschließlich für dieses alte Betriebssystem und wurde nie ersetzt oder aktualisiert. Dementsprechend blieben auch die Systeme in Betrieb, und an diesem Tag versagte ein Rechner. Ob Ähnliches auch bei der Deutschen Bahn möglich ist? Eine Stellenanzeige aus dem Januar 2024 lässt entsprechendes vermuten. So suchte die Bahn damals einen Administrator mit Erfahrung im Bereich Windows 3.11 for Workgroups und MS-DOS. - Windows XP auf Flugzeugträgern und Atom-U-Booten der britischen Marine
Der Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth ist der Stolz der britischen Marine. Ob das auch für die Computertechnik gilt? Auf dem modernen Kriegsschiff läuft Windows XP, ein Betriebssystem, das bereits seit 2014 nicht mehr offiziell unterstützt wird. Bei Gesamtkosten von 3,5 Milliarden Euro war anscheinend nicht mehr ausreichend Budget für ein modernes Computersystem vorhanden. - Ähnlich sieht die Situation auf den Atom-U-Booten Vanguard, Victorious, Vigilant und Vengeance der britischen Marine aus. Die Interkontinentalraketen, die wohl bedrohlichste Waffe dieser U-Boote, steuern Systeme mit Windows XP. Laut der britischen Regierung sind die Rechner jedoch nicht mit dem Internet verbunden, sodass keine Gefahr droht. Außerdem ist bereits eine Aktualisierung geplant – im Jahr 2028.
- Deutsche Fregatten mit modernster Technik?
Die vier Fregatten der Brandenburg-Klasse zählen zu den größten Einheiten der deutschen Marine. Gebaut wurden die Kriegsschiffe zwischen 1992 und 1996. Die Technik hingegen ist wohl noch älter. So kommen teilweise Systeme mit 8-Zoll-Disketten zum Einsatz. Zwar plant die Bundesmarine eine Aktualisierung der Systeme, jedoch deutet die Einführung eines Emulators für Disketten darauf hin, dass ein Wechsel noch nicht direkt bevorsteht. - Commodore 64 als Kassensystem in einer Bäckerei
Der Commodore 64 erhielt aufgrund seiner Form seinerzeit den Spitznamen „Brotkasten“. Ob eine Bäckerei aus dem US-Bundesstaat Indiana dies zu wörtlich genommen hat und aus diesem Grund auf den C64 gesetzt hat, ist nicht bekannt. Was hingegen bekannt ist, ist, dass ein C64 in dieser Bäckerei weiterhin als Kassensystem zum Einsatz kommt. Während moderne Kassensysteme zickig sind, laufend Updates benötigen oder Probleme mit der Internetverbindung haben, arbeitet der Commodore 64 täglich unauffällig. - Der zuverlässige C64 in einer polnischen Autowerkstatt
Eine kleine Autowerkstatt in Danzig hat seit mehr als 30 Jahren einen Commodore 64 im Einsatz. Der Heimcomputer übernimmt die Berechnung von Antriebswellen für die Mechaniker. Anscheinend ist das System so zuverlässig, dass die Werkstatt keinen Grund sieht, das System in Rente zu schicken. Selbst eine Überflutung der Werkstatt überstand der C64.
Quelle: IDG