Renault-Camper mit Textilien aus Meeresplastik

Nur 6,20 Meter lang und trotzdem Einzelbetten an Bord. Das machen dem neuen Delfin C 621 auf Renault-Basis nur wenige nach.
So wie den Delfin C 621 gab es noch keinen Campingbus mit Bad bei Bürstner. Ja, Bürstner und Renault – da war doch mal was. KennerInnen erinnern sich noch an den Bürstner Megavan oder den Teilintegrierten Delfin auf Master-Basis. Mancher bei Bürstner mag auf der Suche nach einer Alternative zum derzeit raren Fiat Ducato daran gedacht haben.
Während viele Hersteller auf den Ford Transit ausweichen, nimmt Bürstner zusätzlich den Renault ins Visier: Als Basis eines Campingbusses mit Bad – den gab’s von der Marke auf Master-Basis allerdings noch nie. Die beliebtesten Campingbusse mit Bad finden Sie hier.
Bürstner Delfin C 621
- Grundpreis ab: 71.190 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 6,23/2,07/2,49 m
- Zul. GesamtgewichT: 3,5 t
- Gurte/Schlafplätze: 4/2–3
Obwohl in die Jahre gekommen und mit einem Modellwechsel am Horizont, hat der große Renault Transporter noch immer seine Vorzüge. Die komfortable Federung gehört dazu, auch der kräftige 145-PS-Motor und das passable automatisierte Schaltgetriebe. Gewöhnungsbedürftig sind das nur weitenverstellbare, flach liegende Lenkrad und erst recht der ellenlange Radstand, der für den großen Wendekreis verantwortlich ist. Das letzte Facelift hat dem Master indes immerhin Nettigkeiten wie die induktive Ladeschale für Smartphones beschert.
Wohnen und Beladen
Zwei Einmaligkeiten hat der Master davon abgesehen zu bieten: den kürzesten vorderen Überhang von allen 3,5-Tonnen-Transportern und eine 6,2 Meter lange, also relativ kurze Karosserievariante, in der sich sogar Einzelbetten im Heck unterbringen lassen, wenn man’s so geschickt anstellt wie Bürstner. Ungewöhnlicherweise trennt im Delfin ein schmaler Gang die beiden Einzelbetten auf ganzer Länge. Das verschafft der Besatzung neben einem sehr bequemen Zugang zu den lattenrostunterfederten Liegeflächen insgesamt mehr Bewegungsfreiheit.
Die Matratzen messen je rund 190 auf 70 Zentimeter, doch wer mit 1,84 Meter Stehhöhe auskommt, sollte mit den Maßen kein Problem haben. Obwohl die großen Hängeschränke weit in den Raum ragen, ist die Kopffreiheit über den Betten befriedigend. Die Ausstattung mit mehreren Ablagen, zwei Stofftaschen auf der rechten (fensterlosen) Seite sowie vier USB-Ladebuchsen lässt nur zwei Wünsche offen: die nach Lesespots für beide Schläfer.
So weit, so gut. Doch solange der Gang zwischen den Betten komplett begehbar bleiben soll, lässt sich der Bettkasten kaum beladen. Ein Mittelweg wäre gut; etwa indem man die vorhandene Schottwand auch auf halber Strecke einhängen kann. Wer den Heckstauraum komplett nutzen oder eine gemeinsame große Liegefläche haben möchte, kann die Betten einfach verbinden. Man zieht den linken Lattenrost über den Gang und legt ihn rechts stabil auf drei Lagern ab. (Die noch recht scharfkantigen Winkel will Bürstner zum Serienanlauf noch entschärfen.)
Das vergleichsweise schmale, aber lange Staufach hat mit gängigem Campingmöbel samt Grill leichtes Spiel. Zum Vergrößern nach oben klappt man die rechte Matratze der Länge nach zusammen und den Rost hoch. Kleinteile wie Kabeltrommel, Keile und Co. wandern praktischerweise in mehrere Nebenfächer.
Davon abgesehen ist das Stauraumangebot – fünf große Hängeschränke, ein Kleiderschrank über dem Fußende des linken Betts und ein flaches offenes Fach über dem Fahrerhaus – dem Bedarf von zwei Personen angemessen. Die Möbel sind solide, mit hochwertigen Anschlagdämpfern an allen Klappen und Fronten. Das Design ist modern, hell und mit wenig Holz nur an den Hängeschrankunterseiten.
Küche und Sanitär
Das Drehen der Sitze im Bug ist etwas umständlich, da man dazu die Türen öffnen muss. Der nur in Längsrichtung verschiebbare Beifahrersitz lässt sich mit der langen und schmalen Tischverlängerung einigermaßen, aber nicht perfekt in die Sitzrunde einbinden. Sehr gut ist der Sitzkomfort auf der Rückbank, und dank der hochklappbaren Tischplatte kann man leicht reinrutschen. Unter dem Tisch finden sich zudem zwei USB-Buchsen. Übrigens sind sämtliche Textilien im Delfin aus Meeresplastik gefertigt – das passt zum Namen.
Offen und aufgeräumt ist die Küche gestaltet, mit einem halbhohen, zweifach unterteilten Stauschrank zum Bett hin, drei Schubladen in der Mitte und einem 62-L-Kühlschrank mit beidseitig öffnender Tür an der Stirn. Weil der Kompressor – ebenso wie die serienmäßige Dieselheizung – mehr Strom verbraucht als übliche Gasgeräte, empfiehlt sich eine zweite Bordbatterie gleich mitzuordern.
Der Zweiflammenkocher wartet mit einer elektrischen Zündung auf, die flache Spüle mit einer abklappbaren Armatur. Das eingehängte Brett an der Stirn steuert etwas Abstellfläche bei. Den obligatorischen Hängeschrank lässt Bürstner wohlweislich weg: Weil die Karosseriewände nach oben stark einziehen, würde er zu weit in den Stirnbereich ragen. Sehr nützlich: die Ablage auf dem halbhohen Schrank hinten und die zwei 230-Volt-Steckdosen.
Das Bad öffnet sich mit einer Falttür, die wenig "Rangierraum" beansprucht. Die Größe ist klassenüblich, aber es gibt vergleichsweise viel Stauraum, darunter fünf offene Ablagen. Zwei Spots, ein Spiegel, Fenster und Dachhaube, Klorollenhalter, drei Haken und eine Kleiderstange – alles da. Ein Vorhang teilt ein vergleichsweise kleines Duschrechteck ab. Unbequem hoch sitzt man auf der Toilette. Dreht man die Schüssel so in den Raum, dass man an die Klorolle kommt und genug Platz für die Knie hat, lässt sich der Deckel nicht mehr komplett hochstellen, da er an der Wand anschlägt.
Die Beleuchtung ist hübsch, teils dimmbar. Ein paar Verbesserungsvorschläge hätten wir jedoch. Mehr Lampen an der Sitzgruppe und eine andere Position für den Lichtschalter unter der Küchenarbeitsplatte. Da kommt man mit der Hüfte gelegentlich dran und schaltet versehentlich das Licht aus.
Anders als etwa für den Ducato, im Bürstner-Jargon Campeo und Eliseo, sind für den Master weder Panorama-Dachfenster über dem Fahrerhaus noch Aufstelldach verfügbar. Bürstner will KundInnen das mit einer gehobenen Ausstattung versüßen: Deshalb gibt es den Renault-Ausbau nur in der subventionierten, ordentlich ausstaffierten Limited-Edition. Damit der Delfin im Haifischbecken auch eine Chance hat ...
Daten
- Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Original-Blechhochdach, Innenverkleidung mit Kunststoff-Formteilen, teils mit Stoff bezogen, Isolierung PE-/XPS-Schaum, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alurahmen, Dachhaube, Panorama-Dachfenster.
- Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Sitzbank mit 2 Dreipunktgurten plus 1 x Isofix, Heckbetten 1,9 x 0,7 und 1,9 x 0,71 m, Sanitärraum mit Kassettentoilette und integrierter Dusche (Vorhang), Küche mit Zweiflammenkocher und Kompressorkühlschrank 62 L.
- Bordtechnik: Kraftstoff-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4 D, Frischwassertank 90 L, Abwassertank 80 L, Bordbatterie 95 Ah, Gasflasche 2 x 5 kg.
- Basisfahrzeug: Renault Master 2,3 dCi, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.298 cm3, Leistung 108 kW/145 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe.
- Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6,23 x 2,07 x 2,49 m, Radstand 4.332 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3.500 kg.
Preise
- Grundpreis: 71.190 Euro
- Ausstattung: serienmäßiges Limited-Paket (u. a. mit 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Spurverlassenswarner, Fernlichtassistent, Licht-/Regensensor, Tempomat, Zentralverriegelung, Airbags, manuelle Fahrerhaus-Klimaanlage, Insektenschutztür, Markise 3,75 Meter mit LED-Beleuchtung, spezielle Außengrafik, Dekokissen, Mehrzonen-Kaltschaummatratzen, Ambiente-Beleuchtung, Naviceiver inkl. Rückfahrkamera. Optionen: 165-PS-Motor) 2.000 Euro, Metallic-Lackierung 480 Euro, 96-Ah-Bordbatterie, Gasflaschen-Umschaltanlage 428 Euro.
Wertung
maximal 5 Punkte möglichMaßstab: Campingbus mit Bad für 2 Personen
- Betten: 3,5 Punkte
- Sitzgruppe: 3 Punkte
- Küche: 2 Punkte
- Sanitärraum: 2,5 Punkte
- Möbelbau: 4 Punkte