Das günstigste Van-Angebot für zwei

Bürstner stellt dem Travel Van eine neue Einstiegsbaureihe an die Seite. Der Nexxo Van ist rund 5000 Euro günstiger. Wo wird gespart?
Bürstner stellt dem Travel Van eine neue Einstiegsbaureihe an die Seite. Der Nexxo Van ist rund 5000 Euro günstiger. Wo wird gespart?
Für die Fahrzeugklasse der Teilintegrierten unter 2,25 Meter Breite hat sich über die Jahre ein eigener Name etabliert. Die sogenannten Vans erfreuen sich aktuell immer größerer Beliebtheit, und so wächst seit einiger Zeit das Modellangebot deutlich. Die kompakte Aufbaubreite lässt in einigen Fällen die Nutzung der kurzen Außenspiegelarme zu, und so ist die Durchfahrtsbreite letztlich mit der eines ausgebauten Kastenwagens identisch. Bislang war der Travel Van mit aktuell zwei Grundrissen das einzige Bindeglied im Bürstner.Programm zwischen den Campingbussen und den normal breiten Teilintegrierten.
Inzwischen hat sich hauseigene Konkurrenz formiert mit fünf Nexxo-Van-Grundrissen. Die neue Baureihe markiert nun den Einstieg in die Bürstner.Teilintegriertenwelt, alle Modelle starten noch unter 50.000 Euro. Der Preisabstand des Nexxo Van zu den vergleichbaren Travel-Van-Modellen beträgt rund 5000 Euro und lässt sich vor allem durch zwei Punkte erklären. Die Aufbautechnik ist einfacher, und der Nexxo Van basiert auf dem günstigeren Citroën-Chassis. Auch in Sachen Ausstattungsoptionen hat der Travel Van mehr Möglichkeiten. Der Nexxo Van scheint also ein echtes Schnäppchen zu sein. Merkt man das auch in Sachen Wohnlichkeit und Qualität? Oder spürt man den Rotstift?
Wohnen
Die Heckaufteilung mit Längsdoppelbett und schmalem Bad daneben war einst der Standardgrundriss in Teilintegrierten, wurde mit der Zeit aber von Modellen mit Quer- oder Einzelbetten und Garage verdrängt. Dabei sprechen weiter einige Vorteile für diese Innenraumgestaltung – insbesondere bei kompakten Fahrzeugen. Durch freie Blickachsen entsteht ein luftiges Raumgefühl, und auch die Bäder sind meist groß.
Beides trifft im Prinzip auch auf den T 569 zu, wobei man beim Bad durch die knappe Aufbaubreite einige Abstriche machen muss. Bei der Benutzung der Toilette etwa geht es eher eng zu – trotz des verschwenkbaren Waschbeckens. Eine Klapplösung wäre hier eventuell effektiver. Zum Duschen wird der hintere Badteil mittels Vorhang vor Spritzwasser geschützt. Dabei entsteht ein ausreichend bemessener Duschbereich mit einer Stehhöhe von rund 1,93 Meter.
Kritik erntet die Verarbeitung des Sanitärraums. Sichtbare Verschraubungsleisten stören nur die Optik. Durch die fehlende Abdichtung an der Kante von der Duschwanne zum Sanitärschrank kann beim Duschen dagegen Wasser in den Aufbau dringen. Die Badausstattung ist schlicht: ein Spiegel, ein Schrank und eine Ablage über dem Waschbecken müssen reichen. Einen Klorollenhalter oder eine Handtuchstange sucht man vergeblich.
Neben dem Bad findet sich das Längsdoppelbett. Auf Lattenrosten gelagerte, bequeme Kaltschaummatratzen schaffen die Voraussetzungen für guten Schlaf. Zwei erwachsene SchläferInnen sollten sich hier allerdings schon mögen, denn die Liegebreite erreicht nur kuschelige 1,31 Meter, die sich zum Fußende gar auf 1,08 Meter verjüngen. Bett und Bad fordern die größten Zugeständnisse an die schmale Außenbreite.
Auch die Küche zeigt sich kompakt, was aber auch mit der Fahrzeuglänge zu tun hat. Insgesamt gibt es wenig echte Arbeitsfläche. An der Stirnseite des Küchenblocks ist zwar eine Aluschiene zum Einhängen einer Erweiterungsplatte eingesenkt, das dazu passende Brett war aber weder im Testwagen noch in der Aufpreisliste zu finden. Gekocht wird auf zwei Flammen, was vielen CamperInnen wahrscheinlich reicht. Deutlicher wird der Rotstifteinsatz an der Spülenarmatur. Der schlichte Kunststoffhahn sieht weder schön aus, noch fasst er sich gut an. Der Kühlschrank ist im Küchenblock integriert, was beim Zugriff einen kleinen Bückling erfordert. Mit seinem Volumen von 91 Litern kann man zu zweit ganz gut auskommen. Geschirr und Kochzubehör reisen in zwei Hängeschränken, einer Schublade und einem Unterschrank mit.
Die Halbdinette mit Platz für vier kann mit bequemen Sitzpolstern an der Rückbank punkten. Die Sitzposition ist allerdings sehr aufrecht. Der einteilige Tisch hängt an einer Wandschiene und ist in Längsrichtung ein Stück verschiebbar. Er steht stabil auf einem Fuß. Eine Verlängerungsplatte gibt es nicht. Zusammen mit dem schrägen Zuschnitt der Tischplatte am vorderen Ende lässt sich der gedrehte Beifahrersitz so nicht optimal in die Sitzrunde integrieren. Getränke abstellen klappt von diesem Platz aus gut, essen ist aber nur unkomfortabel möglich. Die Sitzgruppe thront auf einem kleinen Podest, das einerseits einen ebenen Übergang zum Fahrerhaus ermöglicht, andererseits aber eine rund 14 Zentimeter hohe Stufe schafft, die sich leicht als Stolperfalle auswirkt. Die Stehhöhe im Wohnraum beträgt durchgängig angenehme 1,98 Meter.
Beladen
Kompakte Fahrzeugdimensionen versprechen hohe Zuladungsreserven. Das trifft beim Nexxo Van T 569 voll und ganz zu. Der mit rund 100 Kilogramm Sonderausstattung ausgerüstete Testwagen kommt in der promobil-Wiegung auf ein reisefertiges Leergewicht von 2755 Kilogramm inklusive gefülltem 120-Liter-Wassertank. Auch die Reifen- und Achslasten sind im grünen Bereich, sodass man nach Herzenslust Gepäck einladen könnte.
"Könnte" deshalb, weil der Heckstauraum grundrissbedingt nicht so üppig ausfällt. Das Volumen von 850 Litern ist das eine, die Innenhöhe von nur rund 63 Zentimetern das andere. Die Außenklappe lässt gar nur 36 Zentimeter hohe Ladegüter passieren. Beim Kauf von Campingmöbeln oder Grill sollte man das Maßband nicht vergessen. Praktisch ist der Zugang von innen durch den klappbaren Bettrost. So kann man hier zum Beispiel Getränkekisten gut und leicht erreichbar einlagern. Fahrräder müssen am Heck, etwa auf dem ab Werk erhältlichen, per Kurbel absenkbaren Träger, mitreisen. Klamotten und anderes leichteres Gepäck kommt in sechs Hängeschränken und drei großzügigen Regalschränken unter. Der Kleiderschrank ist zwar nur gut 30 Zentimeter breit, aber mit rund 1,14 Meter hoch genug für Hemden und Jacken. Für zwei Reisende ist damit genug Stauraum verfügbar, solange das Transportgut nicht allzu sperrig ist.
Technik
Der Aufbau des Nexxo Van vertraut auf Holzverstärkungen. Dach und Wände sind mit EPS isoliert. Der Boden bekommt wasserabweisendes XPS spendiert. Ebenso sind Dach und Boden mit einer widerstandsfähigen GfK-Außenhaut versehen, die Wände mit Aluglattblech. Bürstner gewährt volle 10 Jahre Dichtheitsgarantie auf diese konventionelle Konstruktion. Zumindest daran kann man bei einem Einsteigermodell nicht meckern.
Beim Toilettenschacht dagegen schon: Die Kassette thront auf ihrem Kunststoffunterbau, und in allen Richtungen daneben und darunter verlaufen Wasserleitungen, Stromkabel und ein Warmluftrohr. Abdichtung? Fehlanzeige. Sollte hier mal Feuchtigkeit oder Schlimmeres austreten, ist eine Reinigung kaum möglich.
Ein kleineres Ärgernis, das aber auch viele BesitzerInnen von Fahrzeugen anderer Marken kennen, ist die Abwasserentsorgung per Vierkant-Schlüssel. Diese Konstruktion hat zwar den Vorteil, dass man sich nicht wie sonst häufig die Hände an verdreckten Ventilhebeln am Wagenboden schmutzig macht. Den Schlüssel sollte man aber tunlichst nicht verlieren. Außerdem erkennt man am Vierkant nicht, ob das Ventil geöffnet oder geschlossen ist. Beim Nexxo Van kommt noch hinzu, dass der Vierkantstab tief hinter der Schürze endet und man ihn fast nur kniend erreicht. Der Abwassertank mit 90 Liter Volumen hängt unterflur und ist optional für 160 Euro Aufpreis beheizbar. Der 120 Liter fassende Frischwassertank lagert dagegen frostgeschützt unter dem Bett im Innenraum. Durch einen herausnehmbaren Regalboden ist auch die Weithalsöffnung zur Tankreinigung gut erreichbar.
Der Gaskasten mit Außenklappe hat Platz für zwei Elf-Kilo-Flaschen. Da diese hintereinander stehen, kommt man an die hintere nur schlecht heran und der Wechsel ist unkomfortabel. Ein Flaschenauszug wäre hilfreich, ist aber nicht einmal als Option erhältlich. Laut Preisliste soll dagegen eine Fahrerhaus-Faltverdunklung Serie sein. Der Testwagen hatte jedoch nur einen einfachen Vorhang, der noch einen Rest Licht durchließ.
Lichtcheck
Mit 132 Lux im Schnitt könnte die Sitzgruppe heller ausgeleuchtet sein. Auch der Spot mit 220 Lux ist nicht optimal hell. In der Küche ist alles im grünen Bereich – 300 Lux im Schnitt und 379 als Spitze. Grün wird auch das Bad in der Lichtmessung bewertet. 325 Lux im Schnitt und 481 am Spiegel – sehr gut. Das Schlafzimmer fällt etwas zu dunkel aus mit 50 Lux im Schnitt und 204 Lux unter den Lesespots.
Fahren
Unterwegs im Nexxo Van zeigt sich ein Vorteil der simplen Fahrerhausverdunkelung per Vorhang. Der Blick in die Außenspiegel, insbesondere wenn sie an kurzen Spiegelarmen hängen, ist nicht wie sonst häufig von den Rahmen der Faltverdunkelung behindert. Der starke 165-PS-Top-Motor, der optional an Bord ist, überzeugt mit guten Fahrleistungen, macht sich akustisch aber gerade unter Last knurrend und kernig nagelnd bemerkbar. Dafür ist der Rest des Ausbaus erfreulich leise, und selbst auf schlechten Wegen klappert wenig. Das fällt umso mehr positiv auf, weil das Fahrwerk in Kombination mit den 15-Zoll-Rädern und dem kurzen Radstand ziemlich hart federt.
Der 3,45er-Achsabstand sorgt für gute Wendigkeit – deutlich besser als in einem Sechs-Meter-Kastenwagen mit rund 60 Zentimeter mehr Distanz zwischen den Achsen. Beim T 569 beträgt der Wendekreis nur 12,6 Meter, und so fällt das Rangieren leicht – auch ohne Rückfahrkamera wie beim Testwagen. Bei den Fahrleistungen gibt es durch die Bank gute Noten. Die Beschleunigungs-, aber auch die Bremswerte sind sehr gut. Auch der Verbrauch mit 9,8 Litern auf 100 Kilometern auf der promobil-Testrunde kann sich sehen lassen. 157 km/h erreicht der Nexxo Van bei der Messung. Da ab Tempo 120 die Windgeräusche vom Dachfenster, aber auch der Verbrauch deutlich ansteigen, lupft man den Gasfuß aber lieber etwas.
Preise
Mit einem Grundpreis von knapp 46.000 Euro ist der Nexxo Van ein günstiges Angebot. Zumal die Konkurrenz größtenteils ein paar Tausender darüber startet. Allerdings langt Bürstner beim Komfortpaket noch mal kräftig zu. Die rund 3800 Euro teure Optionensammlung beinhaltet zwar manch sinnvolles oder auch schickes Extra wie Alurahmenfenster, aber eben auch den Beifahrer-Airbag und wird so zum "Pflichtpaket". Am Ende landet der vernünftig ausgestattete Testwagen bei knapp unter 54.000 Euro.
Grundpreis: 45.990 Euro (Citroën Jumper 2.2 Blue HDI, Motor 88 kW/120 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 53.820 Euro
Das fiel uns auf
(+) Die Aufbau-Tür ist serienmäßig an die Fahrzeugzentralverriegelung via Funkschlüssel angeschlossen.(+) Als Teil des Komfort-Pakets gibt es neben dem Beifahrerairbag auch schicke Alu-Rahmenfenster.(+) Unter dem Bett sind das Ablassventil und der Weithalsstutzen des Frischwassertanks gut zu erreichen.(-) Der Übergang von der Dusche zum Badschrank und dem WC ist ungenügend abgedichtet.(-) Offen oder geschlossen? Das per Vierkantstab zu öffnende Abwasserventil macht das zum Ratespiel.(-) Die Dichtungskeder am Küchenblock enden an beiden Seiten einige Zentimeter vor dem Ende.
Nachgefragt
Markus Pangerl, Produktmanager bei Bürstner, nimmt Stellung ...
... zur fehlenden Abdichtung des Toilettenschachts und den darunter verlaufenden Leitungen: Es gab bisher keine negative Rückmeldung aus dem Markt. Wir werden aber trotzdem im Rahmen der Weiterentwicklung eine Abdichtung vorsehen.
... zum fehlenden und auch nicht optional erhältlichen Gasflaschenauszug: Der Nexxo Van ist ein Fahrzeug des unteren Mittelpreissegments, ein Auszug ist hier nicht geplant.
... zur schlechten Abdichtung des Sanitärbereichs: Alle Duschbereiche werden in unserem Versuch in der Nutzung erprobt und auf Dichtigkeit geprüft. Wir werden die von Ihnen geschilderte Situation nochmals genau analysieren und Gegenmaßnahmen einleiten.
... zum Verdunkelungsvorhang, obwohl in der Preisliste eine Faltverdunkelung als Serienausstattung beschrieben ist: Hierbei handelt es sich um einen Fehler in der Vorab-Preisliste. In der finalen Preisliste ist dies berücksichtigt.
Konkurrenten
Knaus Van TI 550 MF Grundpreis: 50.690 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 5990/2200/2760 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2620/3500 kg
(+) Breite Aufbautür(+) breites und langes Bett(+) 10 Jahre Dichtheitsgarantie (-) Beifahrer-Airbag nicht Serie(-) nur 80-Ah-Wohnraumbatterie
Rapido C 56 Grundpreis: 58.700 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS Länge/Breite/Höhe: 5990/2170/2750 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2760/3500 kg
(+) 140-PS-Motor Serie(+) GfK-Aufbau mit XPS-Isolierung(+) Beifahrerairbag Serie(-) gute Serienausstattung(-) hoher Grundpreis(-) schmales Bett
Sunlight V60 Grundpreis: 36.999 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 5950/2140/2710 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2540/3500 kg
(+) sehr leichtes Fahrzeug(+) sehr günstiger Grundpreis (-) Beifahrer-Airbag nicht Serie(-) Querdoppelbett nur 1,94 Meter lang
Baureihe Bürstner Nexxo Van
Preise: 45.990–49.490 EuroBasis: Citroën Jumper Länge: 5,99–6,99 m Gesamtgewicht: 3500 kg Weitere Modelle: 4
Der Nexxo Van markiert den Einstieg in die Teilintegrierten-Welt bei Bürstner. Die neue Baureihe kommt mit fünf Grundrissvarianten zum Händler und basiert auf dem Citroën Jumper mit Werksflachrahmen. Neben dem Supercheck-Wagen gibt es noch zwei Einzelbetten-Modelle, eins mit Querdoppelbett und einen Grundriss mit Queensbett. Je zwei Modelle sind 5,99 Meter und 6,99 Meter lang. Dazwischen sortiert sich der 6,60 Meter lange T 620 G mit Einzelbetten ein. Allen Modellen gemeinsam ist der attraktive Grundpreis und die geringe Fahrzeugbreite von 2,20 Meter.
Testwertung: Vorteile und Nachteile