Cabrios unter 20.000 Euro

Nur Fiat 500 C, Smart Fortwo Cabrio, Renault Wind und Peugeot 207 CC fluten ohne die Nachlässe windiger Autoanbieter für weniger als 20.000 Euro ihr Interieur mit Frischluft.
Bürger und Bürgerinnen, Freunde und Freundinnen, ja sogar Wahlmänner und Wahlmännerinnen spülte der aktuelle Wahn um das Femininum in den täglichen Sprachgebrauch. Wenn jedoch eine Frau das Steuer eines Smart Fortwo Cabrio, Fiat 500 C, Peugeot 207 CC oder Renault Wind in die Hand nimmt, gilt das als klischeehaft. Aber warum? Schließlich beweist eine in dicker Jacke bei geöffnetem Dach den Minusgraden eines prächtigen Wintertages trotzende Dame weit mehr Härte als ein blau behemdeter Jungdynamiker unter dem geschlossenen Klappdach irgendeines Premiumpreis-Produkts.
Smart spendiert Arbeitshandschuhe für Oben-Ohne-Vergnügen
Zudem zählt beispielsweise beim Smart Fortwo Cabrio noch echte Handarbeit, um ihn maximal zu strippen. Zum streifenfreien Ausbau der beiden Dachholme liegen im Staufach des Heckdeckels eigens Arbeitshandschuhe bereit, falls die Finger voreilig in die ordentlich gefetteten Führungsschienen des Textilverdecks greifen. Allerdings profitiert das Fahrgefühl von dieser – zugegeben extrem männlichen – Übung wenig.
Das macht aber nichts, denn auch mit montierten Holmen rauscht die Luft angenehm durch den Innenraum des Smart Fortwo Cabrio mit seinem typischen Spielzeug-Charme. Die steile, weit von Fahrer und Beifahrer weggerückte Frontscheibe lässt eine wohldosierte Portion Fahrtwind an die Stirn klatschen, während von hinten der Dreizylinder-Benziner großmäulig knurrt.
Gefaltet gefällt: Smart Fortwo und Fiat 500 C mit Softtop
Nach wie vor bemüht sich das automatisierte Schaltgetriebe redlich, Smart-Neulingen den Spaß am 2,70-Meter-Mobil zu nehmen. Speziell im Smart Fortwo Cabrio gelingt ihm das nicht, denn hier spielt der Antrieb nur eine Nebenrolle. Wem 71 oder 84 PS zu wenig testosterongeladen erscheinen, der bekommt sogar die 102 PS starke Brabus-Version für weniger als 20.000 Euro – kann dann allerdings locker denselben Betrag in aberwitzige Luxus-Accessoires investieren.
Das entscheidende Extra für den Smart Fortwo Cabrio bleibt das Faltdach, was in gleichem Maß für den Fiat 500 C gilt. Als Hochstapler musste sich der Italiener verunglimpfen lassen, assoziiere doch das C im Namen ein Vollcabrio und nicht ein größeres Schiebedach. Mit einem zweiten Druck auf den Öffner wird die Hülle allerdings von der Elektrik bis in den Kofferraum geschubst, wodurch eine ordentliche Öffnung entsteht. Durch sie plumpst die Luft im Fiat 500 C auf die Oberschenkel von Fahrer und Beifahrer, während sich Mitreisende im Fond fühlen, als habe man sie auf die Nase eines Formel 1-Renners gebunden.
Zweizylinder des Fiat 500 C legt sich ins Zeug
Dazu passt der grandiose Zweizylinder-Motor des Fiat 500 C, der sich im offenen 500er noch etwas deutlicher mitteilt. Der Turbo-Benziner mit 875 Kubikzentimeter Hubraum imitiert den Klang von ebenso vielen Hamstern in ihren Laufrädern und legt sich entsprechend emsig ins Zeug. Ein sympathischeres Triebwerk mit vergleichbarer Effizienz dürfte derzeit kaum zu finden sein. Temperamentvoll treibt es den Fiat 500 C über Land und so jede Menge bewusstseinserweiternden Sauerstoff in ihn. Keine Spur also von fragiler Femininität, wenngleich sich der Fiat durch die unüberschaubaren Individualisierungsmöglichkeiten kräftig überschminken lässt.
Großen Fahrern verpasst der Peugeot 207 CC Kopfnüsse
Dem Peugeot 207 CC kann das nicht passieren, obwohl er mit seinem großen Schlund in der Frontpartie eine selbstbewusst dicke Lippe riskiert. Innen peppen lediglich glänzende Armaturenumrandungen aus einem Chrom nicht unähnlichen Material sowie ein glänzender Schaltknauf das Ambiente auf. Seinem Erfolg schadet das indes nicht, zumal er in diesem Preissegment als einziges Vollcabrio antritt – mit klappbarem Hardtop obendrein. Das gelingt jedoch nur mit dem 120 PS starken Basisbenziner, der den kräftigen, aber teuren 1,6-Liter-Diesel schmerzlich vermissen lässt.
Apropos: Fahrern, die sich trauen, mit über 1,90 Meter Körpergröße den Peugeot 207 CC zu entern, erteilt der komfortable Franzose mit seinem extrem weit in den Innenraum reichenden Frontscheibenrahmen eine Kopfnuss. Zudem bleibt zumindest in der ersten Reihe nicht viel übrig von der Cabrio-Idee. Die Luft wird stattdessen zu den hinteren Sitznischen umgeleitet – wo allerdings auch beim besten Willen niemand sitzen kann. Wirklich: niemand.
Renault Wind macht seinem Namen alle Ehre
Der Renault Wind beschränkt sich daher gleich auf Zweisamkeit und gesteht sich lediglich ein kleines, flexibles Dachteil zu, das nach dem manuellen Entriegeln elektrisch unter den Kofferraumdeckel schwingt. Windet es denn nun wirklich, stürmt es vielleicht sogar? Kann es eigentlich nicht, denn auch im Renault Wind reicht der Scheibenrahmen nahe an die Köpfe der Insassen heran. Tut es aber dennoch, denn die sitzen sportwagenmäßig tief und weit hinten, sehen dafür vor sich eine Wohnwand aus Kunststoff.
Auf den Dreh am Zündschlüssel folgen zaghaft wummernde Bässe aus der Auspuffanlage. Gierig schnappt der 133 PS starke Vierzylinder des Renault Wind nach Gas, legt überhaupt nicht schüchtern los, um bei 5.000 Umdrehungen blankzuziehen. Erst 2.000/min später verlangt der 1,6-Liter-Saugmotor nach dem nächsten von insgesamt fünf Gängen, der am Ende eines kurzen, aber knorpeligen Weges wohnt.
Dazu passt die betont straffe Fahrwerksabstimmung des Renault Wind, der die 17-Zoll-Räder beim Mindern des Restkomforts tatkräftig unter die Federbeine greifen. Obenherum zerzaust der meteorologische Namensvetter des Wind erfolgreich die Arbeit des letzten Friseur- oder Friseurinnen-Besuchs. Der Renault Wind mimt also konsequent den Frechdachs – Frechdachsinnen gibt es ja nicht. Echten Cabrio-Spaß für weniger als 20.000 Euro dagegen schon, selbst wenn einige Modelle zunächst einen etwas zugeknöpften Eindruck machen.