Winterurlaub auf der Iberischen Halbinsel

Lohnt es sich, in der kühleren Jahreszeit Richtung Süden zu fahren? Juli und Mike haben es in diesem Winter ausprobiert. Hier ihre Erfahrungen aus Spanien und Portugal.
Wir haben in den letzten fünf Jahren mehr als 15 Länder mit dem Wohnmobil erkundet, allerdings zog es uns immer Richtung Norden, weil wir die raue Natur und die Einsamkeit so lieben. Letztere ist auch der Grund, warum wir bisher immer im Frühjahr oder im Herbst unterwegs waren. Im Sommer ist uns sogar an abgelegenen Ecken zu viel los.
Nach unserer Herbsttour rund um die Ostsee, hatten wir aber erst einmal genug von Kälte und Schnee. So keimte die Idee auf, dem deutschen Winter – in den wir gerade heimkehrten – doch einfach in den Süden zu entfliehen. Noch unterwegs planten wir unsere Route: 9.700 Kilometer in sechs Wochen.
Wir, das sind Mike, unser Hund Pan und ich, Juli. Mike ist Musikproduzent, DJ und passionierter Drohnenpilot, Pan von Beruf Staubsauger und ich bin Fotografin und Grafikdesignerin. Als wir zu Hause ankommen, kann ich das Weihnachtsgeschäft für mich als Fotografin noch mitnehmen. Was dann aber auch heißt: 15 Stunden am Tag arbeiten, sieben Tage die Woche – aber mit der Aussicht, die nächsten Wochen im warmen Süden zu verbringen, schafft man das locker.
Mike hat zum Jahreswechsel einen Gig als DJ in Ungarn. So fahren wir einen "kleinen" Umweg über Ungarn, der uns über Österreich führt, wo wir im Schneechaos landen… dem wir doch gerade entfliehen wollen. Glücklicherweise haben wir Schneeketten dabei und die Tour kann beginnen: Über Slowenien, wo wir nur einen kurzen Stopp einlegen, um den wunderschönen Kozjak-Wasserfall zu bestaunen, fahren wir innerhalb von zwei Tagen durch Italien und Frankreich.
Spanien im Winter: Warmes Wetter und nette Nachbarn
Als Hauptziel haben wir Portugal im Blick, doch ab der spanischen Grenze nehmen wir uns viel Zeit. Mit jedem Kilometer steigen die Außentemperaturen, was uns frohlocken lässt. In Spanien erreicht das Thermometer frühlingshafte 12 Grad. Wir fahren langsam an der Küste entlang und genießen das herrliche Wetter mit Sonne und strahlend blauem Himmel.
In Spanien wie in Portugal wird die Übernachtung mit dem Wohnmobil außerhalb von Campingplätzen im Winter an den meisten Ecken geduldet. Da allerdings viele Camper auf die Idee kommen, den Winter im Süden zu verbringen, sind die schönsten Plätze recht voll. Das ist für uns eher ungewohnt, da wir in Schottland oder Skandinavien meist unter uns waren. Doch nette Nachbarn sind immer willkommen.
Mittlerweile steigen die Temperaturen weiter. Jeder kennt dieses fantastische Gefühl, wenn man nach einem langen kalten Winter das erste Mal ohne Jacke nach draußen kann. Wir saugen jeden Sonnenstrahl auf und sind superglücklich, hierher gekommen zu sein. Der Süden Spaniens ist allerdings oft wenig ansehnlich; viele hohe Betonbauten, es reiht sich Hotel an Hotel. Für uns Naturliebhaber ist es etwas gewöhnungsbedürftig oder zumindest "anders".
Stellplätze: Aufräumen statt Zumüllen
Trotzdem finden wir tolle kleine Parkplätze direkt am Meer, allerdings entdecken wir auch recht verschmutzte Strände, die wohl in der Nebensaison nicht gereinigt werden. Es macht uns traurig zu sehen, wie viel Abfall in den Dünen liegt, aber auch Plastikmüll, der offensichtlich angespült wurde. Wir haben immer eine Tasche dabei und sammeln während unserer Strandspaziergänge alles an Plastik ein, was uns vor die Füße fällt. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Weil Campern oft nachgesagt wird, dass sie alles zumüllen, möchten wir gerne zeigen, dass es auch anders geht.
Zwischendurch bricht sich Mike noch ein Stück Zahn ab, und zwar so doll, dass ein Arztbesuch unvermeidlich erscheint. Glücklicherweise kann man mit dem Google-Translator auf dem Handy ganz gut kommunizieren, denn selbst der Arzt spricht kein Englisch, wie der überwiegende Teil der Bevölkerung, der dafür umso netter, herzlicher und hilfsbereiter ist.
Portugal: Natur von ihrer schönsten Seite
Nach zwei Wochen kommen wir in Portugal an; hier sind die Küsten weniger bebaut und deshalb natürlicher. Wunderbare 20 Grad empfangen uns, die sich bei Windstille eher wie 25 Grad anfühlen. Wir lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen, bleiben mal hier, mal dort. An einigen Stellen ist es etwas voller, an anderen Orten sind wir unter uns. Besonders morgens früh zum Sonnenaufgang genießen wir die Strände und Buchten ganz für uns allein. Das ist der schönste Moment des Tages, wenn alles noch so frisch ist, die Spuren im Sand vom Vortag von den Wellen weggewischt. Der Tag liegt vor uns – und alles kann passieren.
Das ist es, was wir am Campen so lieben; man ist an wunderbaren Orten, fällt morgens einfach aus dem Bett, schnappt sich die Kamera und läuft im Schlafanzug einfach durch die Düne zum Strand. Am liebsten mache ich Langzeitbelichtungen, die das Wasser so "fluffig" wirken lassen. Ich baue das Stativ auf, richte alle Einstellungen an der Kamera ein, drücke den Auslöser, und während die Kamera belichtet, habe ich alle Zeit der Welt, um das Naturschauspiel – was ein Sonnenaufgang definitiv ist – voll und ganz zu genießen.
Die portugiesische Küste begeistert uns: feuerrote Felsen, beeindruckende Klippen und fantastische Strände. Hinter jedem Felsen wartet eine neue kleine oder große Bucht mit ganz feinem, hellem Sand. Als Fotografin hat man es schwer, sich zu entscheiden, an welcher Bucht man nun zum Sonnenaufgang Bilder macht. Einen Lieblingsstrand können wir gar nicht nennen, die sind alle toll. Aber unbedingt sollte man sich den Sonnenuntergang am Praia da Marinha anschauen – traumhaft.
Die Westküste und der Norden Spaniens
Auch viele andere Dinge gefallen uns in Portugal gut: Die Menschen sind unheimlich nett (und sprechen ganz gut Englisch), ganz besonders lecker sind die Clementinen, die man an den Straßen kaufen kann. Wir lassen uns pro Tag bestimmt ein halbes Kilo schmecken, also Vitamine satt.
Viele Camper, die wir treffen, schwärmen von der Westküste und vom Norden Spaniens. An der Westküste entdecken wir viele tolle Orte, aber im Nachhinein bereuen wir es etwas, dass wir nicht länger an der Algarve geblieben sind. An der Westküste Portugals wird es Tag für Tag immer kühler. Als wir dann "oben" in Spanien ankommen, setzt der Regen ein und will einfach nicht aufhören. Neun ganze Tage regnet es pausenlos. Wir sehen uns den Playa de las Catedrales an, einen wunderschönen Strand, an dem die Klippen wie Kathedralen aussehen, werden im Parque National de los Picos de Europa fast eingeschneit und besuchen das spektakuläre ehemalige Kloster San Juan de Gaztelugatxe, das man über 237 in Stein gehauene Stufen auf einer kleinen Insel erreicht.
Als wir Frankreich erreichen, geraten wir sogar wieder in lustiges Schneetreiben, womit wir gar nicht mehr gerechnet hatten. Auf dem Weg zu den Klippen von Fécamp bekommen wir ganz schön Schwierigkeiten: In einer engen, steilen Kurve rutschen wir rückwärts, sodass wir fast an der Leitplanke hängen. Mit Müh und Not kämpfen wir uns Millimeter für Millimeter hoch. Wenden ist nicht mehr möglich. Schweißgebadet kommen wir oben auf den Klippen an und finden glücklicherweise direkt den Parkplatz, den wir suchen. Als wir morgens aufwachen, überrascht uns ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Der komplette Schnee ist geschmolzen. Wir bleiben noch fünf Tage an Frankreichs Küste. Zwar bei nur null Grad, doch das lässt sich mit Meeresluft und Wellenrauschen ganz gut aushalten.
Unser Fazit der Wintertour: Das milde Wetter im Süden lohnt die Reise. Wir haben uns in Portugal verliebt und werden nächstes Jahr wiederkommen, dann aber mit mehr Zeit. Die Menschen dort sind wirklich freundlich, nicht zu vergessen die wunderschöne Natur mit den fantastischen Sonnenaufgängen.
Reise-Tipps für Camper in Spanien und Portugal
- Für die Gasversorgung sollte man sich einen passenden Adapter beschaffen und kann mit einem Vertrag bei Repsol eine nationale Flasche kaufen und immer befüllen/tauschen. Nur ganz wenige Stellen füllen deutsche Gas-Flaschen (4 Stationen in Portugal, 1 im Süden Spaniens).
- Das Übernachten außerhalb von Campingplätzen wird in den Wintermonaten meist geduldet.
- Tagsüber kann man im Süden der Iberischen Halbinsel mit Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad rechnen, nachts kann es bis auf 0 Grad abkühlen, im Norden bleibt es bei 8 bis 15 Grad.
- Mautstraßen sind teuer, lassen sich aber gut umfahren, wenn man genug Zeit einplant.
- Die Lebensmittelpreise liegen ungefähr auf gleichem Niveau wie in Deutschland.
- Die Spritpreise in Portugal liegen höher als in Spanien, also vor der portugiesischen Grenze tanken.
- Hunde sind an den Stränden üblicherweise verboten, werden aber im Winter geduldet.