Zum Surfen nach Cornwall

Drei Wochen, zwei Surfer, ein besonderer Campingbus: über eine Reise von Vater und Sohn nach England – auf der Suche nach den schönsten Ecken Cornwalls, den besten Surfspots und den leckersten Fish ’n’ Chips.
Es ist Sommer. Während sich halb Deutschland Richtung Süden aufmacht, fahren wir nach Norden. Mein Sohn Elvis (14) und ich, Kai (53), wollen Cornwall erkunden und so viel wie möglich surfen. Von der rauen Küste Englands und den Wellen der Keltischen See habe ich viel gehört. Auch wenn England nicht unbedingt der typischste Ort für einen Surftrip ist, verspricht die Reise.oute jede Menge unbekanntes Terrain, Atlantikküste und Linksverkehr.
Wir planen nicht und fahren einfach los
Es ist die erste große Reise mit unserem GMC Short Bus von 1993: Den amerikanischen Original-Schulbus habe ich im Jahr zuvor zum Campingmobil umfunktioniert. Damit auf dieser Tour mehr geht als Ravioli aus der Dose, habe ich eine große Küche eingebaut. Und einen Holzofen; der einerseits für Wärme sorgt, sich andererseits aber auch fantastisch zum Pizzabacken eignet.
Die Strecke von Berlin nach Calais führt uns durch die Niederlande, Belgien und Frankreich. Um die Kosten gering zu halten, sparen wir uns die Maut und durchqueren Belgien und Frankreich auf der Landstraße. Das beschert mir einige Extra-Stunden im Fahrersitz. Aber wir belohnen uns unterwegs mit den obligatorischen belgischen Fritten und werden nicht enttäuscht. Gestärkt geht es weiter, bis wir endlich nach 20 Stunden Fahrzeit das Meer sehen. Die erste Etappe ist geschafft, und wir stehen an Deck der Fähre. Da wir nicht wussten, wie lange wir bis Calais brauchen würden, haben wir die Überfahrt nach Dover nicht im Voraus gebucht. Ein großer Fehler, wie sich herausstellt: Denn einfach ankommen und mit der nächsten Fähre übersetzen hat seinen Preis. Für den Hinweg zahlen wir rund 140 Euro. Billiger wird es auf jeden Fall, wenn man ein bis zwei Tage vorher bucht und bei Nacht übersetzt.
Erste große Herausforderung: Der Linksverkehr./strong>
In Dover angekommen, ist plötzlich alles anders: hektisches Treiben, Linksverkehr. Die ersten Meter scheinen erstaunlich gut zu funktionieren, bis mir ein wild blinkendes Auto entgegenkommt. Ständig ertappt Elvis mich dabei, wie ich beim Abbiegen in die falsche Richtung schaue. Die größten Herausforderungen sind aber die „Roundabouts“: Die Ein- und Ausfahrt im Kreisverkehr erfordert höchste Konzentration. Entlang der Landstraße Richtung Westküste entdecken wir das Pub „The Pilot“ mit einem großen Parkplatz direkt am Meer. Die erste Portion Fish ’n ’ Chips auf englischem Boden ist zugleich die leckerste der Reise. Wir fragen am Tresen, ob wir über Nacht auf dem Parkplatz stehen dürfen. „No problem.“ Wer isst und trinkt, darf kostenlos beim Pub übernachten. In England sei das nicht unüblich, sagt man uns.
Drei Tage und viele Kilometer später erreichen wir endlich Newquay, einen bekannten Surfspot an der Westküste Cornwalls. Wir stehen am Towan Headland Car Park, auf einer Halbinsel direkt am Meer. Nach einer Woche Schulbusfahren springen wir tags darauf endlich mit unseren Brettern ins Wasser und reiten unsere ersten Wellen. Das Wasser ist fantastisch, und wir wissen plötzlich genau, warum wir eigentlich hierhergekommen sind. Nach zwei Tagen Surfen ist der Spaß an dem Spot leider vorbei. Der Atlantik ist glatt wie ein Badesee. Zeit, weiterzureisen.
Stan, einer der Locals, gibt uns den Tipp, nach Sennen Cove zu fahren. Der Ort liegt ganz im Süden von Cornwall, dort wo der Atlantik ungebremst auf die englische Küste trifft. „Wenn es Wellen gibt, dann ist das der Ort, an dem ihr sein müsst“, sagt Stan. Die Wettervorhersage verspricht Wellen für Süd-Cornwall, Elvis und ich machen den Bus also für die Weiterfahrt bereit. Angekommen, entdeckt mein Sohn kurz nach der Ortseinfahrt ein Schild für den Sennen Cove Market. In der Turnhalle der kleinen Schule des Fischerorts findet jeden Dienstag ein kleiner Markt mit lokalen Produkten statt. Neben frischem Obst und Gemüse für die Bordküche können wir hier auch viele lokale Spezialitäten probieren. Wir essen Cornische Pasteten mit Käse-Zwiebel-Füllung, kaufen Marmelade, und Elvis findet noch ein paar Kerzen für unseren Bus.
Perfekte Surfbedingungen am Atlantik
Am nächsten Morgen haben wir riesiges Glück. Die Wellen.orhersage ist eingetroffen. Wir verbringen insgesamt vier gigantische Tage im Meer mit besten Atlantikwellen. Das Line-up, der Surferpulk im Wasser, der auf gute Wellen wartet, besteht fast ausschließlich aus Locals. Ob die Verkäuferin aus dem Supermarkt oder der Kellner aus dem Pub: Alle sitzen auf ihren Brettern, unterhalten sich und warten auf Wellen. Die Mehrzahl scheint sich zu kennen, und es ist toll zu sehen, dass Surfen hier einfach zum täglichen Leben dazugehört. Solch einen Moment zusammen mit dem eigenen, ebenso surfbegeisterten Sohn im Wasser zu erleben macht diese Reise bereits hier unvergesslich.
Der große Parkplatz mit Blick über die Bucht von Sennen Cove ist der ideale Spot zum Parken, Wellen.hecken und um die Zeit zwischen den Surfsessions zu verbringen. Allerdings muss der Platz bis spätestens 22 Uhr geräumt werden. So können wir abends gerade noch die Sonnenuntergänge genießen, bevor wir dann auf den Overnight-Parkplatz am Hafen wechseln. Schade, denn der Blick über die Bucht ist sensationell und wäre perfekt für ein Lagerfeuer. Dafür stehen wir unten am Hafen direkt am Meer, und die „ Einschlafen mit offener Hecktür und Meer.srauschen“-Option kann mit jedem Lagerfeuer mithalten.
In England folgt auf Sonne oft Sturm. Die raue Seite Cornwalls zeigt sich in einer Nacht, in der die Wellen so stark auf die Brandungsmauer am Hafen krachen, dass wir stundenlang durchgeschüttelt werden und kaum ein Auge zumachen. Schlecht ist die Surfprognose für den nächsten Tag. Wir packen und fahren am Vormittag die kleine Küstenstraße von Sennen Cove nach St. Ives. Die Straße schlängelt sich durch kleine Orte entlang der Westküste und bietet viele schöne Aussichten. Mit einem Schulbus, der 2,50 Meter breit ist, ist diese Passage aber nicht unbedingt die beste Idee. Denn die Landstraße. in England sind sehr eng. Vor Kurven beten wir oft, dass es keinen Gegenverkehr gibt. Es passt teilweise keine Handbreit mehr zwischen unsere Außenspiegel und die des Gegenverkehrs. Falls doch Fahrzeug auf Fahrzeug trifft, schieben wir uns langsam, millimeterweise aneinander vorbei. Für 30 Kilometer brauchen wir so zwei Stunden. Positiv überrascht hat uns die unglaubliche Freundlichkeit der englischen Autofahrer. Hupkonzerte, weil es schleppend vorangeht, wie man sie aus Deutschland kennt, haben wir in England nie erlebt.
Moderne Kunst und König Artus
St. Ives ist sehr touristisch und überlaufen. Wir machen einen kurzen Stopp, um das Tate Museum für moderne Kunst zu besuchen. 2018 zum Museum des Jahres gekürt, lohnt sich der Besuch. Danach fahren wir schnell weiter. Unser nächstes Ziel ist Tintagel im Norden Cornwalls. Der kleine Ort gilt vielen als Geburtsort von König Artus, dem Gründer der Tafelrunde. Auch hier dominiert der Tourismus, doch der felsige Küstenabschnitt ist spektakulär schön. Es regnet in Strömen, als wir uns zu Fuß über den Pfad in den Klippen bis zu den Ruinen von Tintagel Castle aufmachen; wir aber genießen den letzten Tag am Atlantik in vollen Zügen.
Nach unserem groben Zeitplan wollen wir in fünf Tagen wieder in Berlin sein, daher starten wir wieder Richtung Dover. Diesmal haben wir in Tintagel die Fähre für den Rückweg per Handy gebucht: Boarding um 2 Uhr morgens nach Dünkirchen in Frankreich, dieses Mal 98 Euro für die Überfahrt. Die Wartezeit überbrücken wir mit einem Spaziergang über die englischen Kreidefelsen. Direkt auf den Klippen gibt es einen Parkplatz mit Blick über den Ärmelkanal, der immer um 19 Uhr schließt. Bis zur Abfahrt campieren wir nach dem Tipp eines Wachmanns auf einem kostenfreien Busparkplatz direkt unterhalb von Dover Castle. Hier kochen wir und genießen den letzten Sonnenuntergang.
Wer in einem alten Bus 4000 Kilometer weit reisen will, aber nur 20 Tage hat, kann in Zeitdruck geraten. Dennoch hatten Elvis und ich eine unvergessliche Zeit und tolle Surfsessions. Ins Cornische Leben konnten wir zumindest reinschnuppern. Cornwall ist England in Reinform, Landschaften und Natur sind abwechslungsreich, teils atemberaubend, und es gibt viel zu entdecken – ob nun für drei Wochen, aber sicherlich auch für länger.
Campingplätze und Stellplatz in Cornwall
Die Infrastruktur für Camper ist in England und Cornwall sehr gut. Stellplätze, wie in Deutschland, gibt es allerdings kaum, dafür viele Campingplätze. An Pubs kann man gelegentlich auch frei stehen.
Empfehlenswerte Übernachtungsplätze
Dungeness: Pub „The Pilot“: 50°55’45”N 0°58’27”E. Wer einkehrt, übernachtet umsonst. Unbedingt Fish ’n’ Chips essen.
Climping: Schöner Parkplatz am Meer. Achtung Höhenbegrenzung auf 2,25 m. Climping 50°47’53”N 0°34’21”W.
Newquay: Newquay Towan Headland Car Park 50°25‘23”N 5°05’51”W. Overnight-Parken auf der Halbinsel direkt an den Surfspots.
Sennen Cove:
- Sennen Ocean View Dayparking: 50°04’43”N 5°41’32”W. Der perfekte Platz mit Blick über die Bucht. Nur bis 22 Uhr.
- Harbour Car Park Overnight: 50°04’40”N 5°42’17„W. Overnight-Parkplatz direkt am Wasser.
- Gwynver Beach: 50°05’20”N 5°41’09”W. Lokaler Geheimtipp: Privatparkplatz mit Blick über die Bucht
Tintagel: Sword in the Stone Parkplatz: 50°39’47”N 4°44’52”W. Tag und Nacht Parken möglich. Gute Infrastruktur.
Dover:
- White Cliffs Parkplatz: 51°07’55”N 1°20’17”E. Mit Blick auf den Hafen. Perfekt für Wanderung über die Klippen. Nur bis 19.00 Uhr.
- Busparkplatz: 51°07’43”N 1°19’06”E. Kostenfreier Parkplatz mit Blick auf das Dover Castle.
Coole Surfspots in Cornwall
- Newquay: Mehrere Spots direkt nebeneinander. Fistral North und Little Fistral. Alles Beachbreaks und gut für Anfänger. Surfschulen und sehr gute Infrastruktur. Parken direkt an den Surfspots. Fistral Beach 50°25’07.8”N 5°05’54”W.
- Sennen Cove Beach: Fantastische Beachbreaks. Mehrere Spots nebeneinander. Restaurants und Surfschulen unten am Strand. Sehr gute Infrastruktur. 50°04’50”N 5°41’46”W.
- Gwynver Beach: Lokaler Surfspot, schwer zu finden. Am besten über Tregiffian Farm Car Park oder entlang des Wanderwegs von Sennen Cove an das Ende der Bucht laufen. 50°05’20”N 5°41’09”W .
Reise-Tipps für Cornwall
Senne CoveFantastischer Markt mit lokalen Produkten in der Turnhalle der Sennen School. Immer Dienstags.Sennen Cove Market 50°04’34.3”N 5°41’14”W.
St. YvesCampingbus auf den öffentlichen Parkplätzen parken und mit dem Shuttlebus in die Stadt. Das Museum bietet wechselnde Ausstellungen und einen Erlebnis-Rundgang für Kinder.Tate Museum 50°12’54”N 5°28’58”W.
TintagelWandern und Tintagel-Castle-Burgruinen besuchen. Merlins Cave ist auch dort. Aber Achtung: nur bei Ebbe!Tintagel Castle und Küste 50°40’06”N 4°45’30”W.
Südwestliche Küstenstraße mit AussichtspunktenVon der A 30 links auf die B 3306, dann immer geradeaus bis St. Ives. Aber aufgepasst: Die Straße ist teilweise sehr eng.Startpunkt 50°05’ 14”N 5°40’12”W.