Heiße Quellen, Berge und Lavastrände
Das mediterrane Feeling macht Italien auch im Herbst attraktiv. Steffi und Manu sind im Oktober bis nach Apulien gefahren und haben es von einer anderen Seite kennengelernt.
Wir schlängeln uns mit unserem Campingbus auf den typisch mit Zypressen gesäumten Straßen der Toskana. Die hügelige Landschaft und die Weitsicht faszinieren uns. Steinhänge und grüne Wiesen bilden farblich einen beeindruckenden Kontrast. Oliven- und Weinfelder wechseln sich ab, und überall stehen die Zypressen in Reih und Glied.
Im Bergdorf Radicofani finden wir einen Platz für die Nacht direkt neben einer Picknickbank. Wir machen es uns auf ihr gemütlich und genießen die herrliche Aussicht zurück auf das Bergpanorama und den traumhaften Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen starten wir ganz früh zu den heißen Naturquellen bei Bagno San Filippo. Wir folgen dem Schwefelgeruch und finden hinter dem kleinen Ort, am Rande des Waldes, die ersten Thermalbecken. Der Vulkankegel Monte Aminata sorgt dafür, dass die Badetemperatur bei angenehmen 38 Grad liegt.
So früh am Morgen sind wir fast die einzigen Besucher und freuen uns über die Ruhe und das warme Bad. Ein Bachlauf führt aus unserem Becken in den Wald hinein. Wir folgen ihm zu einem kleinen Wasserfall. Dahinter thront der Fosso Bianco. Im Laufe der Zeit hat sich hier Kalk aus dem Wasser am Gestein abgesetzt und erstrahlt jetzt in reinem Weiß als versteinerter Wasserfall über den Schwefelbecken.
Bunte Naturvielfalt
Richtung Süden kommen wir am größten Vulkansee Europas vorbei, dem Lago di Bolsena. Wir halten am Nordufer und gehen am schwarzsandigen Strand spazieren. Lavastrände mitten in Italien, damit haben wir auch nicht gerechnet.
Die Landschaft wird langsam bergiger und wir erreichen die Abruzzen und den gleichnamigen Nationalpark. Schilder am Straßenrand warnen vor Bären, die hier in den Bergen tatsächlich leben. Der Herbst ist schon deutlich sichtbar und spürbar. Die Blätter leuchten an den Bäumen von Gelb über Neonorange bis Rot, viel intensiver und prächtiger als bei uns. Die obersten Baumspitzen sind schon weißlich gefroren, und auf den hohen Bergen liegt bereits der erste Schnee. Der Wind pfeift ordentlich, und die Temperatur fällt auf gerade einmal zwei Grad herab. Immer wieder halten wir am Straßenrand, um das Bergpanorama mit der Kamera festzuhalten. Nach drei Tagen fahren wir zur Adriaküste.
In Fossacesia Marina bleiben wir zwei Nächte auf einem Stellplatz direkt am weißen Kieselstrand und tanken nach unserem Ausflug in die herbstlich kühle Bergwelt erst einmal wieder Sonne bei angenehmen 25 Grad. Über die Küstenstraße erreichen wir die Region Apulien und zweigen ab auf eine Schotterpiste. Sie führt uns durch Felder und Wiesen zu einem wunderschönen Sandstrand, den wir ganz für uns haben. Um uns herum nur Wiese, Strand und Meer. Keine Häuser und Hotels, kein geteerter Parkplatz. Wir genießen die Einsamkeit am naturbelassenen Strand. Vor allem unsere Hündin Maya kann hier ungestört toben. Abends kochen wir mit Meer.lick und sitzen anschließend noch lange draußen. Am Morgen stellen wir die Fenster des Wohnmobils weit auf und beobachten den traumhaften Sonnenaufgang vom Bett aus. Nach dem Frühstück geht es wieder auf die Küstenstraße.
Sehenswertes Weltkulturerbe entlang der Küste
Die Strecke führt uns komplett um den Gargano, den Sporn des italienischen Stiefels, und bietet immer wieder traumhafte Ausblicke auf die weißen Felsformationen der Steilküste. In der Hafenstadt Trani legen wir einen Stopp ein. An der Stadtmauer entlang laufen wir zum Hafen und beobachten das bunte Treiben der Fischer. Über den Gassen hängen bunte Regenschirme. Sie leuchten wunderschön im Abendlicht der Straßenlaternen und verbreiten eine besondere Atmosphäre.
Wir machen einen kleinen Schlenker von der Küste weg ins Landesinnere nach Alberobello. Hier stehen noch etwa 1000 der weißen Trullihäuser. Die kegelförmigen Rundhäuser gehören zu den Sehenswürdigkeiten Apuliens und seit 1996 auch zum Unesco-Weltkulturerbe. Einige der Trullis sind originalgetreu von innen eingerichtet und geben einen Einblick, wie die Leute früher gelebt haben. Sie können kostenlos besichtigt werden. Hauptsächlich befinden sich aber Restaurants, Souvenirshops und Verkaufsläden darin. Zum Übernachten fahren wir zurück an die Küste und finden einen abenteuerlichen Platz oberhalb der Steinfelsen.
Das Meer ist rau, und der Wind schaukelt unser Wohnmobil in der Nacht ordentlich durch. Die Küstenstraße führt uns den Stiefelabsatz Italiens herunter bis zur Torre Sant’Andrea. Die gelblichen Felsformationen erinnern uns an die Algarve in Portugal. Das Wasser ist traumhaft türkis und glasklar.
Wir können nicht widerstehen und müssen eine Runde schnorcheln gehen, obwohl die herbstlichen Temperaturen und der kalte Wind nicht gerade dazu einladen. Dafür sind wir im Wasser alleine und schnorcheln in der Bucht um die Felsen. Die Strand.uschen sind um diese Jahreszeit schon abgestellt, und so nutzen wir unsere Außendusche am Campingbus. Die wenigen Touristen schauen uns ungläubig an und müssen schmunzeln. Wir lächeln zurück und verschwinden im Wohnmobil, um uns aufzuwärmen.
Immer wieder wechseln sich schöne Sandstrände und Felsenküste ab. Die Saison ist hier sichtlich vorbei. Viele Orte wirken leer, wie ausgestorben. Die Geschäfte sind geschlossen, und das nicht nur für die Siesta. In Metaponto Lido finden wir noch einen geöffneten Campingplatz, den wir uns die Nacht über mit drei weiteren Wohnmobilen teilen. Wir verlassen Apulien und fahren quer durchs Land rüber zur Küste bei Salerno. Schon von Weitem können wir bereits die Umrisse der Amalfiküste erkennen. Unser Kastenwagen ist klein und wendig – für die Befahrung der Amalfiküste aber leider immer noch zu groß. Schilder weisen bereits Kilometer im Vorfeld auf das Verbot für Fahrzeuge hin, die größer als ein Pkw sind. Schade, zu gerne wären wir diesen Teil der Küste entlanggefahren, der zu den schönsten der Welt gehören soll.
Heiße Quellen und verlassene Strände in der Toskana./strong>
So umfahren wir diesen Teil der Küste und machen uns auf den direkten Weg wieder zurück in die Toskana. Noch einmal möchten wir so herrlich warm baden wie zu Beginn unserer Reise und fahren zu den Schwefelquellen nach Saturnia. Von oberhalb der Straße entdecken wir bereits die Therme. Sie liegt bezaubernd unten im Tal in die toskanische Landschaft eingebettet.
Der Parkplatz an der Therme ist leider schon voll, und so fahren wir weiter zum nahegelegenen Stellplatz. Von dort aus rollen wir mit unseren Mountainbikes zurück zur Therme und sehen unterwegs bereits die ersten Badefreudigen im warmen Flussbett liegen. Auch an den Becken ist ganz schön was los. Kein Wunder, dass um diese Jahreszeit hier Hochbetrieb herrscht: Bei einer Lufttemperatur von 20 Grad ist es auch mehr als angenehm, am Nachmittag ein Bad in den 38 Grad warmen Schwefelquellen zu nehmen.
So einsam wie in San Filippo baden wir hier leider nicht, finden aber dennoch eine Wanne für uns allein und genießen den herrlichen Ausblick auf die Natur. Gegen Abend fahren wir mit unseren Rädern wieder zurück zum Stellplatz.
Bevor wir am nächsten Tag die Heimreise antreten, wollen wir noch einmal ans Meer und unsere Füße ein letztes Mal in den Sand stecken. Wir halten am Naturschutzgebiet Riserva naturale Tombolo di Cecina. Ein Wanderweg führt uns durch den Pinienwald zu einem außergewöhnlichen Strand. Überall liegt Treibholz, und es stehen kleine, hüttenähnliche Gebilde daraus am ganzen Strand entlang.
Außer uns sind nur zwei Angler hier. Wir probieren während unseres Spaziergangs gefühlt jede Hütte aus. Einige sind wie ein Zelt, in das wir hineinkrabbeln müssen. Auch Maya nutzt immer wieder den Schatten der Treibholzkunstwerke, um sich auszuruhen. Dann treten wir nach drei sehr abwechslungsreichen Wochen unseren Rückweg an mit der Erkenntnis im Gepäck, dass Italien so viel mehr zu bieten hat als Sonne, Strand und Meer.