Mit Frida einmal quer durch Deutschland

Meine Reise nach Pellworm. Mit meinem Bulli, der Frida heißt und den ich nie verkaufen darf, wie meine Kleine sagt. Ich wohne übrigens in Stuttgart und die Tochter, die ich hier Maxi nenne, auf dieser Nordseeinsel.
Gut, dass es Frida gibt. Ich liege drin. Draußen die Lüneburger Heide, die Sonne steht tief Ende Mai und scheint in den VW T4 California, mir ins Gesicht. Ruhend unterwegs. Die Wäscheleine baumelt zwischen dem Außenspiegel und dem Baum nebenan. Sportklamotten hängen dran. Ich bin auf dem Weg von Süd- nach Norddeutschland, um meine Tochter zu besuchen. 850 Kilometer trennen mich von Maxi. Für die Anreise habe ich mir ein paar Tage Zeit genommen.
Start der Reise ist in Stuttgart, mit einem Hörspiel dabei: die Odyssee des Homer. 20 Stunden lang, genug für hoch und zurück. Gerade so. Der antike See.ahrer hat seinen Sohn 20 Jahre nicht gesehen. Ich meine Tochter nur zwei Monate nicht. Aber das reicht auch, sie zu vermissen.
Erster Stop: Steinhuder Meer./strong>
Mit 120 km/h rollt der Bulli ruhig und gleichmäßig nach Norden. Richtung Hannover. Dort kaufe ich noch eine Fahrradpumpe für Maxi, ihr Radl soll einen Platten haben, hieß es. Westlich dieser Stadt zeigt das Navi einen See an. Das Steinhuder Meer setze ich als neues Ziel.
Das Wetter am "Meer" ist etwas trüb. Dafür Ruhe an der Promenade. Der Wohnmobilstellplatz ist gut gefüllt, seit man ihn wieder nutzen darf nach dem Shutdown. Ich radele mal linksrum um den See. Ein Steg, einsam, das Wasser ist wellig, gekräuselt. Die Sonne kommt raus und ich fahr durch Wiesen und rein in die Vogelbeobachtungsgebiete des 24.600 Hektar großen Naturparks. Hier gibt es drei Hütten mit Sehschlitzen. Da kann man dann drinsitzen, rausschauen, und wenn man Glück hat, sieht man einen Fischadler. Am Ziel der Tour, in Pellworm, soll es jetzt auch Adler geben.
Am Strand Weiße Düne in Mardorf kiten welche, und bald wird man auch Badende sehen, wenn es warm genug ist. Ein Campingplatz, ein Strand, ein paar Buden, Naherholung. Die letzten der 32-Kilometer-Radtour führen durch das tote Moor. Unter Bäumen und mit Abstechern zu Aussichtstürmen. Ich schlendere durch die Wälder und Moore, fotografiere, nehme die Stimmung in mich auf. Lade abends das Fahrrad wieder auf Fridas Heckklappenträger und fahre weiter. Der Stellplatz hier ist nichts für mich. Möchte Ruhe und keine Wohnmobilkolonie um mich rum, zumindest heute nicht.
Fahrradparadies Lüneburger Heide
Die Heide soll mich diese Nacht beherbergen. Ich fahre in sie hinein, ohne Ahnung, ohne Plan und ohne Navi, ohne App und finde meinen Platz. So viel Straßen gibt’s auch gar nicht. Bei Oberhaverbeck können Frida und ich übernachten. Es ist ein friedlicher Ort, zwischen Feldern, schon hier schaut’s ziemlich so aus, wie man sich die Lüneburger Heide so vorstellt (wird aber noch besser). Ich spaziere ein paar Meter und leg mich dann ab.
Ich freu mich auf den Tag. Ein ganzer Fahrradtag in der Lüneburger Heide liegt vor mir. Mit dem Mountainbike. Ich hab mich null vorbereitet, aber es gibt ja Komoot, die App; mit der kommt man rum. Erst mal geradeaus. Und gleich der erste Stopp am Turmberg. Eine kleine Erhebung mit Aussicht auf diese Heidelandschaft. Wenn kein Corona ist, ist hier bestimmt was los. Folge Singletrails durch Wälder, folge Wegen durch Heidekraut.
Die App bringt mich nach Brunsberg. Dieses 129 Meter hohe Bergchen soll mein Wendepunkt heute werden. Ein Schäfer führt seine Herde nur wenige Meter von meinem Weg entlang. Intakte Szenerie hier. Heide, Kraut, Schaf, Schäfer und Sonne. Mein Plan geht auf. Den Körper anstrengen, den Kopf stärken. Weiter geht’s. Schön hier auf dem Aussichtspunkt. Doch dann tauche ein in den Wald. Ein bisschen Flowtrail-Gefühl, so erhaben.
Auf dem Weg zurück zu Frida roll ich am kleinen Bach Seeve entlang, der hier in der Heide entspringt. Verwunschen, einmalig. Das ist es, was es für mich ausmacht, der Nase nach zu rollen.
Zurück bei Frida. Möchte weiter, habe aber Zeit. Die Fähre nach Pellworm geht erst morgen früh. Ich fahre durch den Hamburger Elbtunnel, vorbei an den Entladekränen im Hafen. Wie auf einem Pink-Floyd-Cover stehen sie da, drohen lebendig zu werden, zu marschieren. Ich lass sie hinter mir und schlage Kurs Nordstrand ein.
Der Pendlerparkplatz. Hier kann man wohnmobilieren. Während die Sonne untergeht, blicke ich rüber auf Pellworm. Windräder drehen sich im Kreis. Morgen fahre ich das erste Mal da rüber. Das weiche Licht ist noch lange an im hohen Norden. Es schimmert rosa-orange am Horizont, rund um mich, ich lass die Vorhänge offen.
Mit der Fähre auf die Nordseeinsel Pellworm./strong>
Eine halbe Stunde lang braucht die Fähre an den Tiefwasserfähranleger. Ich fahre den Bulli von der Fähre und schnaufe erst mal durch. Maxi springt mir entgegen, mit einem gemalten Bild. Und ich solle mir gleich die Hunde-Welpin anschauen. Sie spiele im Garten des neuen Hauses.
Ich möchte auf den Campingplatz. Wir fahren rüber Richtung Alte Kirche. Sind fast alleine auf dem süßen Platz. Auf dem Weg hierher links der Leuchtturm. Da kann man baden und außerdem im Turm heiraten. Noch weiß Maxi gar nicht so viel von der Insel. Wir radeln auf den Deich und essen Backfisch und trinken Deichlimo. Schauen ihre Schule an. Wo sie nur wenige Monate später eingeschult werden wird. Von ihrer Mutter und mir.
Ich wollte Frida letztens mal verkaufen. Sie stand lange herum, und ich hatte den Eindruck, dass sie überflüssig geworden sei. Und dann saß damals Maxi vorn in ihrem Kindersitz und roch den Braten und fragte, was nun sei und dass sie möchte, dass ich Frida nie verkaufe.
Wir stapfen ein bisschen im Matsch rum, den die Menschen hier Watt nennen. Sammeln Muscheln und finden auch genau die, die sich Maxi "schon immer" gewünscht hatte zu finden. Ich denke,es war eine amerikanische Schwertmuschel.
Jetzt liegen wir auf der Schlafsitzbank und ich erzähl ihr eine Einschlaf-Geschichte. Von Odysseus, der viel reiste. Von der mutigen Göttin Athene, die das Beste aus allen Situationen macht. Frida wird mich bald wieder hier herbringen.
Die drei Highlights der Campingbus-Tour
Hier nochmals alle Tipps für die besuchten Regionen.
1. Steinhuder Meer./strong>
Das Naherholungsgebiet liegt rund 30 Kilometer westlich von Hannover. Der knapp 30 m2 große See ist Teil des Naturparks Steinhuder Meer. Dieser bietet eine Mischung aus Naturschutzgebieten, Mooren mit Tierbeobachtungstürmen und Naherholungsmöglichkeiten wie Baden, Surfen oder Segeln. Für Fahrradfahrer gibt es den Steinhuder-Meer-Radrundweg mit einer Länge von rund 32 Kilometern. Auch Bootsfahrten mit dem Ausflugsschiff Wilhelmstein sind eine Attraktion für die rund 2 Millionen jährlichen Besucher des See.. Kulinarisch kommen Räucheraal-Fans in zahlreichen Buden auf ihre Kosten. www.steinhuder-meer.de
2. Lüneburger Heide
Sie liegt im Nordosten Niedersachsens und ist eine Heide-, Geest- und Waldlandschaft. In ihren weiten, offenen und hügeligen Flächen wächst und blüht das berühmte Heidekraut. Die Heide bietet zahlreiche Wander- und Radausflugsmöglichkeiten. Kutschfahrten sind auch beliebt. Benannt ist sie nach der Stadt Lüneburg. Die Top-5-Ausflugsziele sind: Wilseder Berg (169 m hoch), Totengrund (weiter Blick in die Landschaft), Pietmoor (8000 Jahre altes Moor mit Bohlenstegen), Büsenbachtal (Tal mit Heidschnuckenherde und Bach) und Wilsede (kleines Dorf, autofrei, mit Dat-ole-Huus-Museum). www.lueneburger-heide.de
3. Pellworm./strong>
Die Nordseeinsel liegt südlich von Föhr und Amrum. Sie ist ein beliebtes Tagesausflugsziel für Fahrradfahrer. Räder kann man vor Ort mieten. Die Fähre legt in Nordstrand ab. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Husum ist top organisiert. Pellworm hat rund 1165 Einwohner, ist 37,44 Quadratkilometer groß und damit gut erkundbar. Sehenswürdigkeiten sind der Leuchtturm, die Alte Kirche, der Hafen, der Deich und das Wattenmeer. www.pellworm.de
Stell- und Campingplätze