Polens Womos und Caravans räumen den Markt auf
Polnische Wohnmobile überraschen mit Technik, Preis und Design. Fünf Marken zeigen, was sie 2025 Campern wirklich bieten können.
Polen entwickelt sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Akteur in der europäischen Campingfahrzeugbranche – ebenso wie Slowenien. Hintergrund dürfte sein, dass das Interesse am Camping in Polen (häufig als "kemping" bezeichnet) stetig wächst und mit ihm die Zahl von Campingplätzen. Bei deren Beschreibung findet man auch den Begriff "obozowanie", der eigentlich das Zelten oder das Aufschlagen eines Lagers meint. Polnischen Campern bieten sich im eigenen Land in folgenden Regionen zahlreiche reizvolle Ziele: an der Ostseeküste, auf der Masurische Seenplatte, im Tatra-Gebirge oder in den vielen Nationalparks. Kein Wunder, dass Zahl und Qualität der in Polen hergestellten Campingfahrzeuge zunehmen.
Das Geheimnis der polnischen Hersteller: Mit einer Kombination aus modularer Technik, modernem Design und vor allem wettbewerbsfähigen Preisen bieten sie attraktive Alternativen zu den deutschen Klassikern von Hymer und Co.
5 Campingfahrzeug-Marken aus Polen
Die wachsende Campingkultur im Land selbst fördert die Entwicklung praxisnaher und durchdachter Fahrzeugkonzepte, im Folgenden stellen wir fünf Marken vor, die etablierten Playern der Caravaning-Branche Konkurrenz machen können.
1. Affinity
Weltpremiere feierte Affinity im Januar 2020 auf der Messe CMT in Stuttgart. Dort zeigte die Marke erstmals einen Campingbus-Ausbau, der dank Hochdach und Grundriss fast mehr an einen Teilintegrierten erinnert. Die Manufaktur baut seit 2012 Campingfahrzeuge und befindet sich 85 Kilometer östlich von Warschau im Örtchen Ozkorow. Gegründet hat die Firma Jacek Jaskot, der zuvor bei der polnischen Firma Globe-Traveller gearbeitet hat. Affinity gehört zur Kabe-Gruppe aus Schweden, die bereits 2017 die slowenische Marke Adria aufgekauft hatte.
Aktuell hat Affinity ein Portfolio aus acht Campingbus-Modellen und es gibt 9 Händler in Deutschland. Außerdem ist Affinity in acht weiteren europäischen Ländern vertreten. Von Affinity gibt's seit 2025 auf dem deutschen Markt sogar eine Tochtermarke namens Freedo.
Die Fahrzeuge basieren auf Fiat Ducato oder MAN TGE. Spannend ist beispielsweise der Affinity Three mit Einzelbetten im Heck, die sich zur besseren Beladung der Heckgarage elektrisch hochfahren lassen. Zudem bietet der Grundriss noch ein Zusatzbett für Kinder in Form einer umbaubaren Sitzgruppe. Der M Three auf MAN zeigt einen noch ungewöhnlicheren Grundriss mit Heckbatt und Hubbett vorn.
- Modelle: One, Duo, M Duo, Three, Five
- Preis (Modelljahr 2025): Ab ca. 96.040 € für das Modell Duo.
2. Globe-Traveller
Globe-Traveller ist die zweite polnische Marke, die sich auf den Ausbau von Kastenwagen spezialisiert hat. Wie die Kastenwagen von Affinity tragen die Globe-Traveller-Campingbusse ein GFK-Hochdach und bieten wohnliche Grundrisse mit französischem Bett oder Einzelbetten, mit Fokus auf einen großzügigen Wohnraum. Die Marke sitzt im Süden des Landes, in Krakau, und stellt seit 2009 Wohnmobile her. Zunächst vertrieb sie die Modelle unter dem Namen "Neo-Traveller".
Den ersten Globe-Traveller Voyager XS hat promobil im Jahr 2017 getestet und schlussfolgerte: "In Sachen Reisemobilbau ist Polen ein unbeschriebenes Blatt. Umso mehr überrascht der Globe-Traveller mit schicker Optik, guten Ideen, aufwendigen Lösungen und solider Verarbeitung." Mittlerweile bietet die Marke vier Baureihen, hat ein Händlernetz in 14 europäischen Ländern und fünf Handelspartner in Deutschland.
Die Modelle basieren auf VW Crafter oder Fiat Ducato und sind für ganzjähriges Reisen geeignet. Vergangenes Jahr präsentierten Globe-Traveller mit dem Falcon 2YS einen flexiblen Campingbus mit variablem Heck. Die große Sitzgruppe lässt sich zum Schlafen in ein Bett umbauen.
- Modelle: Falcon 2XS, Falcon 2YS, Voyager
- Preis (Modelljahr 2025): Ab ca. 113.000 € für den Falcon 2YS.
3. Carpol
Die Marke Carpol baut seit 1996 Nutzfahrzeuge um zu Kühlfahrzeugen, Behindertenfahrzeugen und anderen Spezialfahrzeugen. Als Player bei den Campingfahrzeugen trat die Marke in Deutschland erstmals 2023 auf der CMT auf, mit einem Aufstelldach-Campingbus, der auf Basis des Citroën Jumper, Fiat Ducato oder Opel Movano erhältlich ist. Gebaut werden die Fahrzeuge in Grodzisk Mazowieck, 40 Kilometer westlich von Warschau.
Der Stork zeigt einen eher klassischen Grundriss in modernem Design. Optional ist für die Campingbusse ein Aufstelldach erhältlich. Aussehen und Preis zielen auf eine junge Käuferschaft.
- Modell: Carpol Stork Camper
- Preis (Modelljahr 2025): Ab ca. 61.000 €.
4. Masuria
Ganz neu taucht im Jahr 2025 die Marke Masuria in Deutschland auf. Im Oktober 2024 stellten sie erstmals ihre Fahrzeuge in Polen vor. Die Firma hat unter anderem Namen zuvor Spezialfahrzeuge und Feuerwehrautos ausgebaut. Jetzt wollen sie mit teilintegrierten Wohnmobilen den europäischen Markt erobern. Geschäftsführer Jaromir Janczak ist besonders stolz auf die 10-Jahre-Dichtigkeitsgarantie auf den holzfreien Aufbau.
Der Sitz der Marke ist in Nowa Wieś, ca. 120 Kilometer südlich von Wrozlaw (Breslau). Laut der polnischen Kollegen des Camping-Magazins polskicaravaning.pl stehen derzeit 150 Ford-Chassis auf dem Werksgelände, die zu Wohnmobilen umgebaut werden sollen: "Ein solches Projekt gab es in Polen noch nie." In Deutschland feiern die drei Masuria Wohnmobile-Modelle ihre Premiere auf dem kommenden Caravan Salon Düsseldorf.
Die Teilintegrierten zeichnen sich durch ihre hochwertige Ausstattung, flexible Innenraumlösungen und wintertaugliche Isolierung aus. Das Interieur dominieren helle Farben in Verbindungen mit dunklen Akzenten.
- Modell: Masuria 780 TL
- Preis (Modelljahr 2026): Ab ca. 73.050 €.
5. Iron Yak
Die Marke Iron Yak hat sich auf Offroad-Campinganhänger spezialisiert und vertreibt diese seit 2021. Das besondere Merkmal der Wohnwagen ist das Offroad-taugliche Chassis. In Deutschland tauchte die Marke erstmals auf dem Caravan Salon 2022 auf. Produziert wird im Örtchen Krzeszowice, das zwischen Krakau und Katowice liegt.
Der Wohnwagen bringt ein luftgefederter Fahrwerk mit, Einzelradaufhängung und einen robusten Aufbau für Abenteuer abseits befestigter Wege.
- Modell: Iron Yak 1 Off-Road
- Preis (Modelljahr 2025): Ab ca. 35.000 €.