Camping an Spaniens Orangenküste

Fast filmreif präsentiert sich Spaniens Orangenküste mit etwa 210 Kilometer Sandstränden und unzähligen kleinen verträumten Buchten. Fünf Gründe, warum sich eine Campingreise an die Orte zwischen der Costa Daurada und der Costa Blanca lohnt.
1. Grund: Romantische Küstenorte
Der betörende Duft von unzähligen Zitrusfrüchten ist das Erste, was man an der spanischen Costa del Azahar wahrnimmt. Mit etwa 210 Kilometer Sandstränden und unzähligen kleinen verträumten Buchten liegt die Orangenküste zwischen der Costa Daurada im Norden und der Costa Blanca im Süden. Sie reicht von Valencia bis fast zum Ebro-Delta.
Das ganze Jahr über kann man sich hier auf ein überwiegend mildes Klima verlassen, weshalb sich die Region auch zum Überwintern eignet. Sie steht bei TouristInnen weniger im Fokus und gilt den Spaniern selbst als beliebtes Ziel. Gemächlich lässt es sich durch eines der insgesamt 16 Küstenstädtchen und Dörfer wie Vinaròs und Benicarló schlendern.
Einige sind wahre Schmuckstücke, wie das rund eintausend Jahre alte Peñíscola. Am Fuße des Naturparks Sierra d’Irta liegt der alte Teil Peñíscolas auf einem gigantischen Felsen, der wie eine Landzunge ins Wasser hineinragt. Atemberaubend, vom Meer aus gesehen. Die historische Altstadt mit Tempelritter- und Gegenpapst-Vergangenheit wirkt wie aus dem Bilderbuch.
Schon von Weitem sichtbar thront das Castillo aus dem 13. Jahrhundert über den Häusern. Ein Spaziergang durch die verschlungenen Gässchen mit ihrer frühgotischen Burg lässt erahnen, wie die Menschen früher gelebt haben. Die Bar "Blue Dream" ist vor allem wegen ihrer Sonnenterrasse und ihres Blicks aufs Meer ein erholsamer Abschluss.
2. Grund: Historische Spielfilmkulissen
Wie in vielen spanischen Provinzen zeugen auch die Burgen, Wehrtürme und Kastelle der Costa Azahar von ihrer wehrhaften Vergangenheit. Wie zum Beispiel Sagunt, etwa 35 Kilometer nördlich von Valencia gelegen. Hannibal, einer der größten Feldherren der Antike, und Spaniens Nationalheld El Cid drückten Sagunt ihren Stempel auf. Heutzutage werden von hier aus die meisten Orangen in die Welt verschifft. Aber wie so oft in Spanien ist der moderne Teil wenig attraktiv und stark zersiedelt.
Die Entschädigung liegt über dem neuen Teil auf einem Bergrücken. Zwischen Meer und Bergen thronen eine imposante Burganlage und ein Teatro aus römischer Zeit, die beide ihresgleichen suchen. Das Castell de Sagunto ist einen Kilometer lang und hat viele Filmemacher inspiriert: eine geniale Filmkulisse, die im Monumentalfilm "Der Untergang des Römischen Reiches" mit Sophia Loren eine zentrale Rolle spielte. Nicht nur für Cineasten ist dieser Ort ein Leckerbissen.
3. Grund: Naturspektakel im Hinterland
Neben der Küstenregion beeindruckt das Hinterland mit atemberaubenden Panoramablicken bis zum Meer. Die Gebirgskette "Desert de les Palmes" ist 18,8 Kilometer lang, liegt in einem der insgesamt acht Naturparks der Orangenküste und ist der landschaftliche Höhepunkt von La Plana. Sie erstreckt sich von der ehemaligen Maurensiedlung Benicàssim über Castellón de la Plana bis weit hinter Oropesa.
"Desert" (Wüste) hat hier übrigens eine spirituelle Bedeutung, im Sinne von Rückzug, befinden sich doch ganz in der Nähe des Berggipfels Pico Bartolo die Reste eines alten Karmeliterklosters.
Der Kräuterlikör, den die Mönche früher herstellten, genießt noch immer guten Ruf. Zu den Ruinen hinauf geht es über gut befahrbare Serpentinen, vorbei an zahlreichen versteckten Villen. Zwischen den Pinien das Himmelsblau und immer wieder überraschende Aussichten in die Tiefe. Überall wachsen wilder Thymian, Rosmarin und Salbei. Oben angekommen, kann man auf einem großen Panorama-Parkplatz verschnaufen und über verschlungene Waldwege wandern.
4. Grund: Die Stille der Bergdörfer
Versteckt liegen die Kleinode der Region im Übergang von der Küste ins Landesinnere. Zum Beispiel Vilafamés. Der Ort mit seinen rund 2000 EinwohnerInnen zählt offiziell zu den schönsten Dörfern Spaniens. Die Burg ist der höchste Punkt des Dorfs und liegt im ältesten Stadtteil "El Quartijo". BesucherInnen müssen vor der Stadtmauer parken, zu Fuß geht es steil den Hang hoch, über Kopfsteinpflaster, durch schmale Gassen mit typisch spanischen Bruchsteinhäusern, die sich mit weiß getünchten Fassaden abwechseln.
Mitten im Ort, unterhalb der Dorfkirche, liegt eine geologische Attraktion: der "Roca Grossa" (großer Stein). Ein Steinkoloss mit einem Gewicht von über 2000 Tonnen. Er liegt auf abschüssigem Grund und wirkt, als würde er gleich losrutschen und alles zerschmettern; stattdessen verharrt er seit eh und je erstarrt am Hang.
Auch das mittelalterliche Bergstädtchen Morella, auf etwa eintausend Meter Höhe, gehört zu den schönsten Orten Spaniens. Man muss diesen Felsenhügel von Weitem betrachten, um die Dimension zu begreifen. Was man aus der Entfernung sieht, ist eine unfassbar große Burgruine oben auf einem Felsen, umgeben von zahlreichen Ringen weißer Häuser und einer zweieinhalb Kilometer langen historischen Stadtmauer. Von rund achttausend Menschen ist die Bevölkerung auf etwa ein Drittel geschrumpft. Früher stand Morella für Textilindustrie, heute sind die "Trufas negras" (Schwarze Trüffel) der Besuchermagnet.
5. Grund: Zukunft und Vergangenheit in Valencia
Spaniens drittgrößte Stadt Valencia ist die kostbarste Perle der Costa del Azahar. In der "Ciutat de les Arts i les Ciències", Stadt der Künste und der Wissenschaften, scheinen alle Gebäude wie in einem Science-Fiction-Film vom Himmel gefallen zu sein. Im alten Teil der Stadt besticht die Casa Consistorial, das Rathaus, mit barocken Elementen und einer weißen Marmortreppe im Inneren, die in den Plenarsaal mit seinem Feuerwerk an Kristall führt.
Vom Balkon aus blickt man auf die Prachtstraße Plaça de l’Ajuntament und das historische Post- und Telegrafengebäude gegenüber mit seinen Zwillingssäulen und allegorischen Figuren. Von dort sind es nur wenige Gehminuten zur klassizistischen Stierkampfarena, die in keiner südspanischen Stadt fehlen darf.
Fast unmerklich scheinen viele Gassen an der Kathedrale zu enden. Einen Rundumblick von oben bietet der Glockenturm Miguelete. Nur eine schmale Wendeltreppe mit 207 Stufen führt hinauf. Kleiner Hunger lässt sich im Mercado Central stillen, man isst unkompliziert auf den Stufen des Marktes. Die Aussicht könnte kaum besser sein, denn seitlich liegt die reich verzierte Barockkirche Iglesia de Sant Joan und gegenüber die ehemalige Seidenbörse.
Valencias "Barrio del Carmen" ist das quirligste Viertel der Stadt, sozusagen das Herz. Abends erwachen die mit Streetart-Gemälden überquellenden Gassen mit ihren unzähligen Tapas Bars und Bodegas. Bis spät in die Nacht sitzt man draußen. Ganz ruhig ist es hingegen im Naturschutzgebiet L’Albufera, nur zehn Kilometer entfernt. In der Stille kommt einem dann vielleicht das berühmte Lied in den Sinn: "Valencia, es la tierra de las flores, de la luz y del amor ..." – Valencia, das ist das Land der Blumen, des Lichts und der Liebe. Eine Liebeserklärung, die die gesamte Costa Azahar verdient hat.
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