Sonne, Kunst, Kultur und natürlich Camping!

Sehnsucht nach Sand unter den Füßen, nach salziger Luft, rauschenden Wellen, Wind und Weite? Der CARAVANING-Tipp: eine Tour entlang der Costa de la Luz in Andalusien.
Wir haben Ronda, jenes "weiße Dorf", das seit Rainer Maria Rilkes Lobpreisung die Menschen verzückt, verlassen und genießen nun den sich vor uns auftuenden Ausblick auf die steil emporragenden Karstberge im Grazalema-Naturpark. Kurve um Kurve. In diesem Gebirge gedeihen dank niederschlagsreichen Wintern viele Eichenarten und seltene Nadelbäume, darunter die Pinsapo-Tanne.
Ebenso mannigfaltig präsentiert sich die Tierwelt: Oft sieht man Gänsegeier am Himmel schweben und Steinböcke an den Wänden herum kraxeln. Und noch mehr beeindruckt uns ein Besuch in der Höhle La Pileta in der Nähe des Ortes Benaoján mit bis zu 25.000 Jahre alten Tierzeichnungen. Bewundern darf man die geheimnisvollen Felsenbilder nur im Rahmen von geführten Kleingruppen (Anmeldungen unter www.cuevadelapileta.es).
Für Wandertouren rund um den höchsten Gipfel, den 1.654 Meter hohen Torreón, gelten ebenfalls strenge Beschränkungen und Verhaltensregeln. Informationen hierzu, Kartenmaterial und die erforderlichen Zugangsgenehmigungen, "permisos" genannt, sind im Büro des Naturparks im Dorf El Bosque erhältlich.
Schon aus der Ferne leuchten – umrahmt von schroffen Kalkspitzen – die weißen Häuser von Grazalema, dem rund 2.000 Einwohner zählenden Zentrum. Handgewebte Stoffe aus Schafwolle bestimmen das Warenangebot in den Läden in der Hauptstraße. Die flauschigen, dezent gemusterten Decken, Ponchos und Schals stammen überwiegend aus der Traditionsweberei Mantas vor Ort, die zu ihrer Glanzzeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu 9.000 Menschen beschäftigte. Vom Wohlstand jener Tage zeugen einige grünumrankte Villen.
Weiter geht die Reise
Auf dem Weg zur Küste des Lichts, der Costa de la Luz, entdecken wir weitere Perlen, darunter die Kleinstadt Arcos de la Frontera. Sie thront auf einem hohen Bergrücken über dem Fluss Guadalete. Zwei mächtige Glockentürme bestimmen die Silhouette. Enge Gassen winden sich hinauf zum Hauptplatz Plaza de Cabildo. Der sich anschließende Balcón de Peña Nueva bietet eine prächtige Aussicht über den Fluss und die besagte Sierra. Der im Westen Andalusiens häufig verwendete Zusatz im Ortsnamen "de la Frontera" verweist im Übrigen auf die frühere Lage als Grenzort zwischen einem von christlichen Herrschern regierten Gebiet und einem maurischen Kleinkönigreich, Taifa genannt.
Cádiz, so die Legende, soll Herkules gegründet haben – doch es waren wohl eher phönizische Kaufleute um 1.100 vor Christus. Damit gilt die Stadt als die älteste dauerhaft bewohnte Siedlung in Europa. Mit der Eroberung Südamerikas und dem darauf einsetzenden Handel begann der rasante Aufstieg der Stadt. Der neue Reichtum lockte Piraten an, was zum Bau der umfangreichen Verteidigungsanlagen führte.
Die Neue Kathedrale besticht durch ihre überwältigende Größe und monumentale Ausstattung. Das Stadtmuseum zeigt zum einen archäologische Funde aus der Frühgeschichte, wie zum Beispiel zwei Marmorsarkophage in Menschengestalt und mit fein gearbeiteten Gesichtszügen einer Frau und eines Mannes – zum anderen Gemälde von spanischen Meistern wie Miró und Zubarán.
Regionale Küche mit Ambiente
Für viele Gäste im freundlichen Küstenort Los Caños de Meca führt der erste Weg am Morgen zum Café La Panatería mit Laden. Die Betreiberinnen legen großen Wert auf Produkte aus regionalem ökologischem Anbau. Besonders beliebt ist ihr Ziegenkäse-Sandwich mit gebratenen Pilzen, Salat, Kräutern und Marmelade. Samstags findet auf dem Areal ein Markt statt. Das Angebot umfasst unter anderem Gemüse, Souvenirs und Kleidung aus zweiter Hand.
Blendend weiße Sandstrände zeichnen Los Caños de Meca aus, einen – vom Hochsommer abgesehen – eher beschaulichen Flecken, der in den 1960er Jahren als Hippie-Hochburg bekannt war. Bioläden und Bauernmärkte in Strandnähe erinnern heute ein wenig an die locker-leichte Atmosphäre von damals. Darüber hinaus blieb der Ort von einer intensiven Bebauung verschont.
Direkt dahinter beginnt ein kleines grünes Paradies mit dem langen Namen Parque Natural de la Breña y Marismas del Barbate. Um es zu erkunden, schnüren wir die Wanderschuhe und folgen dem Sendero del Acantilado; der Weg führt zwischen Los Caños und Barbate über sieben Kilometer über hohe Klippen und durch einen dichten Pinienwald. Man sieht es diesem nicht an, dass er zu Anfang des 20. Jahrhunderts von Menschenhand angelegt wurde – mit dem Ziel, die weitere Ausbreitung der Dünen zu verhindern.
Zu den reizvollsten Radstrecken in Andalusien zählt die Vía Verde del Litoral. Sie verläuft im Westen auf der stillgelegten Eisenbahntrasse Ayamonte–Gibraleón. Stationen des Rundkurses sind unter anderem der Stausee von Piedra und der unter Schutz stehende Piniengürtel entlang der weitläufigen Strände in Isla Cristina. Anders als der Name vermuten lässt, liegt die Stadt nicht auf einer Insel – zumindest nicht mehr. Nach ihrer Gründung durch katalanische Fischer im 18. Jahrhundert verlandete das Eiland zusehends. Der heutige Fischereihafen gehört zu den größten in Spanien. Seine faszinierende Buntheit hätte wohl auch Rilke begeistert.
Campingplätze in der Gegend