Platz für zwei Personen und vier Pfoten
Mit L-Sitzgruppe und Heckbad ist der 515 SFD kompromisslos auf zwei Personen zugeschnitten. Wie sich die Raumaufteilung in der Praxis bewährt, hat CARAVANING in der Toskana herausgefunden.
Urlaub im September: die vielleicht beste Gelegenheit, den Sommer zu verlängern. Denn während ein Großteil der Hauptsaisongäste schon wieder brav Schulbank oder Bürostuhl drückt, sinken Temperaturen und Preise in der Toskana langsam auf Wohlfühlniveau. Perfekt zu unserem Plan passt der neue Fendt Bianco Activ 515 SFD: ein, wie sich schnell herausstellt, hervorragender Kompromiss aus reisetauglichen Abmessungen und feudalem Platz für zwei plus Hund.
Als einer von zwei Neuzugängen in der Activ-Baureihe rollt der SFD mit ungewöhnlich geschnittener Ecksitzgruppe, serienmäßiger, aber während unserer Tour gelangweilter Combi-Heizung und einem riesigen, freudig genutzten Heckbad vor.
Die Truma Combi 4 ist eine von sechs Ausstattungspositionen, durch die sich die im Schnitt 1000 Euro teurere Activ- von der Selection-Ausführung des Bianco abhebt. Wobei die Vergleichbarkeit etwas unter dem abweichenden Grundrissangebot leidet. Aber zurück zum 515er: Der größte Vorteil der ungewöhnlichen Sitzgruppenform liegt im eingesparten Platz und dem damit einhergehenden luftigen Raumgefühl. Wo bei einer U-Sitzgruppe der rechte Schenkel wäre, ist im 515 SFD Platz für einen Kleiderschrank, eine TV-Wand sowie zahlreiche Ablagen.
Wohnen
Der Sitzkomfort auf den Polstern ist trotz fehlender Kopfstützen und ergonomischer Ausformungen hoch. Was für den gemütlichen Abend zu zweit trotzdem fehlt, ist die zweite Polsterecke zum Reinlümmeln. Als Ersatz musste einer von uns von einem Kissen gestützt an der Küchen- oder Schrankseitenwand vorliebnehmen, was aber zumutbar ist.
Wirklich unpraktisch ist dagegen, dass der Tisch – zum besseren Einstieg ein Stück verschoben – häufig der oberen von drei breiten Küchenschubladen im Weg steht. Ansonsten ist er – zumindest ohne Teppich – standsicher und verfügt über eine einfache, effektive Fahrtsicherung. Vor der Entscheidung für diesen Grundriss mit Ecksitzgruppe sollten sich Interessenten allerdings im Klaren sein, dass die Umbaumöglichkeit zum Bett entfällt. Quasi als Raumtrenner fungiert der wuchtige Slim-Tower-Kühlschrank zwischen Sitzgruppe und Bett. Aufteilung, Größe und Beleuchtung des Absorbers sind hervorragend. Weniger schön ist, dass die durchsichtigen Böden der Türfächer bereits nach wenigen Wochen Gebrauchsspuren aufweisen.
Ähnliches stellten wir auch auf den hellen Schubladenböden im Küchenblock fest. Ein optischer Mangel, der sich aber mit möbelschonenden Gummieinlagen vermeiden lässt. Ansonsten hat Fendt bei der Küchengestaltung alles richtig gemacht: Für die Vorbereitungen stehen eine gut ausgeleuchtete Arbeitsfläche und zwei perfekt erreichbare Steckdosen zur Verfügung. Gekocht wird auf einem Gasherd mit Zünder, hochwertigem Gussrost und verschieden großen Kochfeldern. Barrierefrei an die Spüle angeschlossen, ist die abschließende Herdreinigung ein Kinderspiel: Schmutz wischen wir einfach mit einem feuchten Lappen in die Spüle.
Stauraum gibt es – wie allerorten im SFD – auch in der Küche im Überfluss. Zu den drei sicher verriegelnden Schubladen im Unterschrank kommen noch zwei sinnvoll unterteilte Oberschränke. Strittig ist in unseren Augen dagegen der Nutzwert des Apothekerauszuges. Abgesehen vom Raumgewinn erschließt sich der Sinn nicht, da Flaschen (wenn sie denn hineinpassen) beim Herausziehen häufig umfallen, solange sie nicht dicht an dicht stehen.
Die 399 Euro für das Komfortschlafpaket sind auf jeden Fall gut investiert, denn auf der 7-Zonen-Komfortschaummatratze schläft man selbst mit 1,87 Metern Körpergröße hervorragend. Neben der stattlichen Bettlänge von 1,97 Metern bei einer Kuschel-Breite von 1,36 Metern hat daran auch der hochwertige Holzlattenrost einen erheblichen Anteil.
Ein sowohl schönes wie praktisches Detail sind die getönten Ausstellfenster für 659 Euro, die den Blick ins Wageninnere erschweren und gleichzeitig ausgezeichnet mit den dunklen Heckleuchten der 2019er-Generation harmonieren. Das Highlight des 515 ist das große Heckbad mit vollwertiger Dusche. Es bietet derart viel Platz, dass Fendt sich beim Verteilen von Fächern, Ablagen und Schränken so richtig austoben konnte. Das Ergebnis würde einer Kleinfamilie gerecht. Zu zweit sind die Platzverhältnisse derart opulent, dass die Kosmetika im Urlaub mehrfach umziehen könnten, um auch wirklich alle vorhandenen Möglichkeiten richtig auszuschöpfen.
Gefallen hat uns außerdem das Schienensystem über dem Waschbecken: Mit je zwei verschiebbaren Haken und Haltern für Zahnputzbecher hat alles seine Ordnung. Einzig die Abdichtung zwischen Duschaußenwand und Waschtisch lässt stellenweise zu wünschen übrig. Für die Be- und Entlüftung des Bades sind ein Heki und ein Vorhängefenster zuständig. Bei der Frischwasserversorgung enttäuscht der Fendt: Ein 25-Liter-Tank in einem Caravan mit Dusche ist einfach zu klein. Wer ausgiebig duschen will, muss die 45-Liter-Variante ordern oder besser noch das Paket mit großem Tank und Citywasseranschluss für 419 Euro.
Beladen
Im Rest des Testwagens hat Fendt kaum eine Option ausgelassen: Von ATC über eine Gasanlage mit Duo Control, Filter, Crashsensor und Levelcontrol bis hin zum Autark- und Soundpaket ist alles an Bord. In Summe stehen damit allein 10.750 Euro für Sonderausstattungen unterm Strich. Da wundert es kaum, dass die Auswirkungen auch auf der Waage deutlich messbar sind: Satte 153 Kilogramm beträgt das Mehrgewicht – gut, dass auch eine Auflastung auf 1800 Kilogramm (715 Euro) mit an Bord ist.
Ebenfalls kritisch sind die nachteiligen Auswirkungen auf die von Haus aus hohe Stützlast. Mit zwei Gasflaschen und Alu-Reserverad (374 Euro) im Deichselkasten reißt der Bianco die 100-Kilo-Marke um satte 30 Kilo. Gleichzeitig scheitert effektives Gegenladen, da der große Bettstauraum bedingt durch das Heckbad fast mittig liegt. Den Fahrradträger auf der Deichsel (359 Euro) kann man sich in dieser Konfiguration also sparen. Besser investiert wäre das Geld in einen Mover (2699 Euro), damit das Rangieren des Schwergewichts leicht von der Zauberhand geht.
Viele durchdachte Details des Bianco überzeugen auf Tour: das Fangband am Frischwasserverschluss, der stabile Klappschlüssel, Serviceklappen, die beim Be- und Entladen nicht auf dem Boden aufschlagen, und der nun schwarze Wandkamin, der Verfärbungen vorbeugen soll. Alles Dinge, die für sich genommen zwar klein sind, aber das Gesamtbild nachhaltig beeinflussen.
Selbst für uns, die wir gern unseren halben Hausstand (plus Hund) mitnehmen, reicht der Stauraum im 515 SFD locker. Neben dem üppigen Bettstauraum stehen ein Kleider-, ein Wäscheschrank und diverse kleinere Unterschränke bereit. Kurzum: Es ist nahezu unmöglich, die Ladekapazitäten auszureizen. Dass Combi-Heizung und Frischwassertank eine ganze Sitztruhe belegen und die Bordbatterie am Platz im Bettstauraum knapst, macht daher eigentlich überhaupt nichts aus.
Technik
Dank der serienmäßigen I-Net-Box ist der Bianco zeitgemäß vernetzt. Über die zugehörige App und die passenden Peripheriegeräte wie beispielsweise die Truma Levelcontrol lassen sich nicht nur Gasstand und Temperaturen ablesen, sondern auch die Heizung steuern. Ist eine SIM-Karte eingelegt, funktioniert das sogar von unterwegs.
Weniger zeitgemäß sind die beiden kleinen Leuchtdiodenanzeigen im Bereich der Küche. Sie geben Auskunft über Frischwasserreserven und den Ladezustand der Bordbatterie. Ein zentrales Bordpanel wäre hier die bessere Lösung.
Als Beleuchtung kommen im Inneren des Fendt nur noch stromsparende, warmweiße LEDs zum Einsatz. Das sorgt zwar für eine gute Lichtausbeute, lässt aber in gemütlichen Abendstunden häufiger den Wunsch nach einer Dimmfunktion aufkommen.
Das fiel uns auf
(+) Die Positionierung der großen Serviceklappe verhindert ein Aufsetzen auf dem Boden.(+) Sauber ausgekleidet, ist der Deichselkasten vom Abwassertank bis zum Reserverad voll bestückt.(+) Mustergültig: Sollte hier einmal etwas danebengehen, passiert dank guter Abdichtung nichts.
(-) Mit 25 Litern ist der serienmäßige Frischwassertank zu klein für einen Wagen mit Heckbad.(-) Die enorm hohe Stützlast macht die Nutzung des Fahrradträgers auf der Deichsel unmöglich.(-) Abdichtung Fehlanzeige: Zwischen Waschtisch und Duschaußenwand findet Wasser einen Weg.
Daten und Messwerte
Schlafplätze: 2Zul. Gesamtgewicht: 1800 kgGesamtlänge/Breite/Höhe: 7,53/2,32/2,63 m
Karosserie
Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach Alublech (39 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag (31 mm), Bug/Heck Alublech. Boden Sperrholz-Sandwich (47 mm). Gaskasten aus ABS, Deckel an Parallelogramm-Beschlag mit Dreifach- Schließung. Einteilige Aufbautür 182 x 54 cm mit Fenster und Plisseeverdunkelung, Einstieg mit separater Stufe, Höhe 38 cm. Serviceklappe 98 x 40 cm. Anbauteile: 3-teiliger Heckleuchtenträger. Bugelemente aus LFI, integrierte Rangiergriffe.Fenster/Hauben: 6 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung. 2 Heki-, 1 Midi-Heki.
Möbel
Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren und integrierten Federaufstellern. Softclose-Funktion und Pushlock-Verriegelung an Küchenober- und -unterschränken, Schubladen mit Selbsteinzug. Kunststoff-Hakenschnäpper an allen Dachschränken. Pushlock mit Drehstangenschloss an Kleider- und Wäscheschrank. Unterschränke mit Pushlock-Verriegelung. Badtür mit Fallenschloss.
Bordtechnik
Gas/Heizung: Duocontrol mit Crashsensor und Gasfiltern. Gasheizung Truma Combi 4, 12-Volt-Gebläse, 8 Ausströmer (je 2 Sitzgruppe, Eingang, Schlafbereich und Bad).Wasseranlage: 25-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe Combi-Heizung.Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-07, 300 W. 10 Steckdosen (TV-Platz, Kleiderschrank, 2 Sitzgruppe, 2 Küche, Wäscheschrank, Schlafbereich, Bad),12-V-Außen-Steckdose.Beleuchtung: Deckenleuchte, indirekte Ambientebeleuchtung und je 2 Lesespots in Sitzgruppe und Schlafbereich. Lichtleiste und Spot als Küchenarbeitslicht, je 2 Lichtleisten und Spots im Bad, Vorzeltleuchte.Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe und angeschlossener Rundspüle sowie integriertem Hebelmischer. Glasabdeckung. Absorberkühlschrank Dometic RML 8230 mit 147 Liter Nutzinhalt und 17 Liter Gefrierfach.Sanitär: Thetford-Drehtoilette mit Kunststoffeinsatz und separatem Spülkasten. Ovales Kunststoffwaschbecken mit Hebelmischer.
Preise & Austattungen
Grund-/Testwagenpreis: 23.390 Euro/34.140 EuroTÜV/Zulassungsbescheinigung II: 159 Euro Weitere Optionen: Alko ATC 959 Euro, Auflastung auf 1800 kg zul. Gesamtmasse 715 Euro, Alufelgen 559 Euro, Duo Control mit CS und Gasfiltern 488 Euro, Schwerlaststützen mit Alko Big Foot 105 Euro, Citywasseranschluss mit Frischwassertank 45 L 419 Euro, Autarkpaket I mit 55-Ah-Bordbatterie 844 Euro, Deichselradträger 359 Euro, Rangierhilfe Mover Truma XT 2699 Euro