Absorber- oder Kompressor-Kühlschrank?

Welche Kühlsysteme gibt es? Welche Vor- und Nachteile haben sie? Und welche Kühlschrankform eignet sich für welche Einbausituation im Campingbus am besten? Diese Entscheidungshilfe schafft den Durchblick.
Der Kühlschrank im Campingbus oder Kastenwagen gehört längst zur Grundausstattung. Doch Kühlschrank ist nicht gleich Kühlschrank. Es gibt Geräte, die – wie zu Hause – mit der Kompressortechnik arbeiten, und andere, die nach dem Absorberprinzip funktionieren. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Was soll man also nehmen?
Einige Campingbus-Hersteller überlassen dem Kunden die Wahl zwischen den beiden Kühlschranktypen. Auch wer einen gebrauchten Bus kauft, in dem das Kühlabteil vielleicht nicht mehr so appetitlich aussieht und der deshalb über einen Tausch nachdenkt, oder wer einen Selbstausbau plant, stellt sich die Frage, welches Kühlgerät am besten passt.
Informationen über die Funktionsweise finden Sie hier.
Absorberkühlschrank: Vorteile und Nachteile
Einer der größten Vorteile der Absorbergeräte ist ihre Fähigkeit, sowohl mit 12 Volt-Bordnetzstrom, 230 Volt-Landstrom als auch mit Flüssiggas als Energiequelle betrieben werden zu können. Gerade Campern, die gerne freistehen, ermöglicht dies mehr Autarkie und Versorgungssicherheit. Gut ausgestattete Absorbergeräte haben inzwischen sogar eine automatische Energiewahlfunktion integriert – AES oder SES genannt. Dann wählt die Steuerung während der Fahrt selbstständig den 12-Volt-Modus, bei Landstromanschluss 230 Volt und ansonsten den Gasbetrieb. Außerdem arbeiten Absorberkühlschränke nahezu geräuschlos – ein weiterer wesentlicher Vorzug dieser Kühltechnik. Eine Störung derNachtruhe ist damit praktisch ausgeschlossen.
Ein Nachteil der Absorbertechnik ist allerdings, dass die Kühlleistung stark von der Außentemperatur abhängig ist. Bei sommerlicher Hitze von über 35° C und insbesondere, wenn die Fahrzeugseite, an der der Kühlschrank eingebaut ist, stark von der Sonne aufgeheizt wird, kann es schon passieren, dass die Butter den Aggregatzustand von "streichfähig" zu "flüssig" wechselt.
Wichtig ist zudem, dass der absorberbestückte Campingbus immer möglichst waagerecht auf dem Stellplatz ausgerichtet wird, denn schon bei einer Schräglage von wenigen Grad ist die Kühlfähigkeit des Geräts eingeschränkt. Weiterer Nachteil von Absorberkühlschränken ist der notwendige Lüftungs- und Abgasschacht an der Rückseite, der nicht nur Platz verbraucht, sondern auch zwei unschöne Lüftungsgitter in der Außenhaut zur Folge hat. Der nötige Gasanschluss macht zudem die Installation aufwendiger.
Kompressorkühlschrank: Vorteile und Nachteile
Kompressorkühlschränke kühlen dagegen weitgehend unbeeindruckt von der Außentemperatur. Auch durch eine Schräglage lassen sie sich nicht von ihrem Arbeitsprinzip abbringen und kühlen die Lebensmittel relativ schnell und zuverlässig auf geeignete Lagertemperatur herunter. Da Kompressorgeräte auf der Rückseite zudem nur wenig Hinterlüftungsraum benötigen, ist der nutzbare Kühlinhalt – bei gleichen Einbaumaßen – meist etwas größer als bei entsprechenden Absorbern. Außerdem muss der Einbau nicht unbedingt an einer Außenwand erfolgen, was zusätzliche Möglichkeiten bei der Raumgestaltung schafft.
Nachteilig wirkt sich dagegen aus, dass Kompressoren nicht ohne Geräusche und Vibrationen arbeiten können. Wie stark der Schlafkomfort dabei beeinträchtigt wird, hängt allerdings nicht nur vom Gerät selbst, sondern auch stark von der Einbausituation ab. Manche Kompressorgeräte haben deshalb einen speziellen Nachtmodus, bei dem die Leistung und damit auch die Geräusche reduziert werden.
Ein weiterer Nachteil dieser Kühlgeräte ist, dass sie nicht mit Gas, sondern nur mit Strom betrieben werden können. Bei Landstromanschluss stellt das kein Problem dar, die Bordbatterie wird jedoch prinzipiell von einem Kompressor stärker belastet als von einem Absorber. Eine Aufstockung der Speicherkapazität ist daher empfehlenswert, am besten in Kombination mit einer Solaranlage. Aus der Not des reinen Strombetriebs lässt sich aber auch eine Tugend machen. Kombiniert mit einer Kraftstoffheizung bleibt nur der Kocher als einziges Gasgerät übrig. Der verbraucht jedoch so wenig, dass man mit einer 2,8-Kilo-Campingaz-Flasche einige Zeit auskommen kann. Die lässt sich oft direkt im Küchenblock unterbringen. Man spart sich damit einen großen Gaskasten im Heck nebst aufwendiger Leitungsverlegung.
Die Platzvorteile des Kompressorkühlschranks sind sicherlich ein wesentlicher Faktor, warum dieser Gerätetyp besonders in Campingbussen mit ihrem begrenzten Innenraum verbreitet ist. In den letzten Jahren haben die Kühlschrankhersteller zunehmend Geräte entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse in dieser Fahrzeugklasse abzielen.
So hat Dometic mit dem RC 10.4 90 einen Kompressorkühlschrank mit 90 Litern Nutzvolumen im Programm. Das im Gerät enthaltene Acht-Liter-Gefrierfach lässt sich bei Bedarf herausnehmen. Wie bei der 10er-Serie von Dometic üblich, ist auch die Tür des RC 10.4 rechts und links angeschlagen, wodurch er sich in beide Richtungen öffnen lässt. Das macht den Zugriff auf den Inhalt flexibler möglich und erleichtert die Wahl einer passenden Einbauposition. Der Preis des Dometic RC 10.4 90 startet bei 1495 Euro.
Auch Thetford liefert einen Kompressorkühlschrank. Die Einbaumaße des T 1090 sind mit denen des RC 10.4 90 von Dometic nahezu identisch. Auch das Nutzvolumen ist gleich. Allerdings lässt sich im Thetford das 6,6-Liter-Gefrierfach nicht entnehmen. Ein weiterer Unterschied findet sich an der Tür. Sie ist in Serie rechts angeschlagen. Mit einem speziellen Türanschlagskit lässt sich die Aufhängung ohne großen Aufwand auch auf links umbauen, aber sie öffnet eben nur entweder rechts oder links.
Als besonderes Ausstattungsdetail verfügt der Thetford über einen Nachtmodus. Hierbei sinkt zum einen der Energieverbrauch, zum anderen – und für Leichtschläfer noch wichtiger – arbeitet der Kompressor leiser. Der Thetford T 1090 ist ab 1285 Euro zu haben. Als drittes Kompressormodell kommt der Isotherm 115 von Webasto infrage. Der Kühlschrank mit 115 Liter Nutzinhalt inklusive 32-Liter-Frostfach kostet ab 1152 Euro.
Mit ihren Maßen von annähernd einem Meter Höhe beanspruchen die Kühlgeräte viel Platz. Und das geht zulasten des ohnehin knapp bemessenen Stauraums in Campingbussen. Doch auch wer weniger Platz zur Verfügung hat, muss auf Kühlung nicht verzichten. Es gibt kompaktere und dennoch leistungsfähige Alternativen zum üblichen Großgerät.
Dafür hat etwa Dometic den 45 Liter fassenden Coolmatic CRX 50 mit 4,4-Liter-Gefrierfach im Programm. Der kompakte Kompressor wiegt 17 Kilogramm und ist ab 939 Euro zu haben. Auch bei Webasto sind kleine Geräte lieferbar. So der Isotherm Cruise EL 49. Inklusive Vier-Liter-Gefrierfach verfügt der Kompressorkühlschrank über einen 49 Liter fassenden Kühlraum. Durch den nach Herstellerangaben besonders effizienten Kompressor und die Nutzung der Kühlenergie, die von den eingelagerten kalten Lebensmitteln und Getränken abgegeben wird, sollen bis zu 40 Prozent Stromverbrauch eingespart werden können. Zudem verfügt der Isotherm Cruise EL 49 über eine Boost-Funktion zur Schnellkühlung. Den 16 Kilogramm schweren Kompressorkühlschrank bekommt man im Fachhandel ab 730 Euro.
Mit ihrer geringen Höhe (etwa 54 Zentimeter) lassen sich die kompakten Kühlgeräte platzsparend unter der Küchenarbeitsplatte unterbringen oder – für besonders leichten Zugriff– im oberen Teil eines wagenhohen Schrankkorpus, etwa über dem Kleiderschrank, in Augenhöhe einbauen.
Kühlschubladen: Vorteile und Nachteile
Noch platzsparender und für spezielle Einbausituationen geeignet sind Kühlschubladen, die wie eine Schrankschublade einfach aus der Möbelzeile ausgezogen werden. Je nach Größe und Ausführung sind die Schubladen mit einem oder mehreren Körben, teilweise sogar mit einem Gefrierfach ausgestattet. Das besondere Format der Schubladengeräte eignet sich vor allem dann, wenn mehr Platz in der Breite als in der Höhe vorhanden ist, oder auch für den Einbau an der Stirnseite der Möbelzeile, etwa im Einstieg.
Als typische Größe für Kompressor-Kühlschubladen sind Geräte ab 30 Liter gebräuchlich. So kostet beispielsweise die Webasto Isotherm Cruise 36 mit 36-Liter-Kühlfach, das wahlweise auch als Froster genutzt werden kann, ab 1096 Euro. Die Dometic Coolmatic CD 30 S mit 30 Litern Nutzraum ist 20 Kilo schwer und kostet ab 760 Euro. Als einziger Ausrüster bietet Dometic ab 2879 Euro auch eine Kühlschublade mit Absorbertechnik (siehe Tabelle).
Eine ultrakompakte Kühlschublade liefert Webasto mit dem Modell Isotherm Drawer 16. Das Gerät lässt sich wahlweise als Kühl- oder Gefrierfach nutzen. Der Drawer 16 startet bei 777 Euro, fasst 16 Liter und ist knapp 13 Kilogramm schwer (siehe Tabelle links).
Geht es darum, die Kühlkapazität nur vorübergehend oder möglichst flexibel zu erweitern, leisten Kompressorkühlboxen gute Dienste. Es gibt Geräte in vielen verschiedenen Größen. Wer in seiner Möbelzeile einen passenden Auszug einbaut, kann sich damit auch selbst eine Art Kühlschublade bauen, die man überdies wieder herausnehmen und als Strandkühlbox nutzen kann. Beispiele sind die Boxen der CFX3-Baureihe von Dometic oder die neuen Truma-Cooler-Modelle. Die größeren Geräte verfügen oft sogar über zwei Kühlräume, die zum Kühlen und Gefrieren parallel eingesetzt werden können.
Ist der neue Kühlschrank eingebaut oder die mobile Kühlbox angeschlossen, ist der eisgekühlte Cocktail im nächsten Sommerurlaub gesichert.
Kühl-Tipps
- Tipp 1 – Kühltemperatur: Die gewünschte Temperatur erreicht man am schnellsten, wenn der vorgekühlte Eisschrank mit gekühlten Lebensmitteln bestückt wird. Das spart zudem Energie.
- Tipp 2 – Stromausfall: Mit Kühlakkus aus dem Gefrierfach lassen sich Lebensmittel länger kühl halten, falls einmal die Bordbatterie leer oder kein Landstromanschluss in der Nähe ist.
- Tipp 3 – Brummen: Wenn nachts der anspringende Kompressor stört, können auch hier Kühlakkus helfen. Sie halten die Temperatur über Nacht niedrig, auch wenn man das Gerät ausschaltet.
Kühlschranktausch: Darauf muss man achten
1. Kompressor gegen Kompressor
- Leichter Gerätetausch, mit handwerklichem Geschick selbst durchführbar.
- Maße des Neugeräts sollten denen des alten gleichen oder kleiner sein. Dann passt der neue Kühlschrank problemlos in den Möbelschacht.
- Kompressorgeräte benötigen keine Belüftung von außen und keinen Abluftschacht: Deshalb ist man bei der Wahl der Einbauposition relativ flexibel.
- Die Verkabelung des neuen Kompressors sollte der Fachmann übernehmen.
2. Kompressor anstelle Absorber
- Schwieriger Gerätetausch, da Gas im Spiel ist.
- Monteur muss Gaszuleitung verschließen (Dichtheitsprüfung).
- Belüftungsöffnungen im Karosserieblech müssen verschlossen werden. Als günstige Lösung eignen sich Winterabdeckungen (ca.15 Euro).
3. Absorber anstelle Kompressor
- Anspruchsvollster Gerätetausch.
- Das Kühlsystem an der Rückwand des Absorberkühlschranks ist größer als das eines Kompressors. Zudem muss für den Einbau des Absorbers mehr Platz zwischen Kühlschrankrück- und Fahrzeugwand einkalkuliert werden, um ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten. Deshalb vorher prüfen, ob die Tiefe des Möbelschachts für den Einbau eines Absorbers überhaupt geeignet ist.
- Es muss zudem eine Be- und Entlüftungsöffnung in die Seitenwand geschnitten werden; alternativ sind auch Öffnungen in Dach und Boden möglich. Damit wird sichergestellt, dass der Gasbrenner des Absorbers Frischluft ansaugen und die warme Abluft abziehen kann.
- Eine Gaszuleitung muss verlegt werden.
- Die Gasanlage muss anschließend auf Dichtheit geprüft werden.
Wer baut was ein?
Die meisten Ausbauer statten ihre Campingbusse generell mit Kompressorkühlschränken aus. Die populären Marken Pössl/Globecar, Malibu und La Strada überlassen dagegen bei jeweils rund der Hälfte ihrer Modelle dem Kunden die Wahl zwischen Absorber- und Kompressortyp. Andere Anbieter wie Karmann Mobil, Roller Team, Chausson, Challenger und Dreamer haben jeweils einige Modelle mit der einen und einige mit der anderen Kühltechnik im Programm.