So gut ist der günstige Etrusco-Teilintegrierte

Der Ford Transit dringt bei der italienischen Marke auf breiter Front ins Modellprogramm ein. Neben einem Campingbus gibt es vor allem neue Teilintegrierte. Kurztest des Einzelbetten-Vans.
Erst war Premiere, jetzt konnten wir den Etrusco 6.6 SF, den relativ kompakten Teilintegrierten für zwei Personen schon testen. Besonders spannend: Der Grundpreis liegt unter 50.000 Euro. Wir haben den Van genauer angeschaut und erklären, wo es noch Luft nach oben gibt.
Vier neue Teilintegrierte 2023
Etwa alle fünf bis zehn Jahre versuchen andere Basisfahrzeuge dem Fiat Ducato die Vormachtstellung im Reisemobilsektor streitig zu machen. Aktuell ist es wieder so weit, nicht nur, aber vor allem in Gestalt des Ford Transit. Besonders die angekündigte Partnerschaft zwischen dem Kölner Autobauer und der Erwin Hymer Group sorgt für reichlich Bewegung in den Modellprogrammen.
Als eine der ersten Marken der Hymer-Familie präsentiert Etrusco sichtbare Früchte mit einem neuen Campingbus (mehr zum Etrusco-Campingbus lesen Sie hier) und vier Teilintegrierten auf Transit-Basis, die die bekannten Modelle auf Ducato ergänzen. Wir haben hier schon über die Transit-Neuheiten bei Etrusco berichtet. Einen neuen Teilintegrierten auf Transit-Basis hat auch Dethleffs gezeigt. Hier erfahren Sie mehr über den Just Go.
Neue Vans von Etrusco setzen auf Ford
Radikaler erfolgt der Schnitt bei den schmalen Teilintegrierten, den sogenannten Vans. Die zwei Modelle, der sechs Meter lange V 5.9 DF mit Querbett und das Einzelbetten-Modell V 6.6 SF, basieren künftig nur noch auf dem Ford-Chassis; das "F" am Namensende soll übrigens die Ford-Modelle kennzeichnen.
Mit 2,14 Meter Aufbaubreite und 6,71 Meter Länge dient sich der 6.6 SF als relativ kompaktes Paarmobil für alle Lebenslagen zum attraktiven Grundpreis von 46.999 Euro an.
Um die dabei noch recht überschaubare Serienausstattung mit einem Schlag zu vervollständigen, gibt es die Edition Complete Selection, die für 9.999 Euro extra das "Rund-um-sorglos-Paket" bietet. Dazu gehören das Chassis-, Komfort- und Multimediapaket, das optische Upgrade Type-X-Design, schwarze Alufelgen, Rahmenfenster, ein isolierter Abwassertank, die zweite Garagentür, die Markise, das Bettenerweiterungsset und das TV-Paket mit Flachbildschirm, Halter und Sat-Antenne.
Wenig Fenster im Wohnraum
Beim Zustieg durch die Aufbautür ins Wohnzimmer zeigt sich aber auch, wo die Complete Selection Lücken hat, weder in der Tür, noch in der T-Haube über dem Cockpit gibt es ein Fenster – auch nicht gegen weiteren Aufpreis.
Trotzdem kann man sich in der Halbdinettesitzgruppe mit Seitenbänkchen wohlfühlen, auch weil das helle Mobiliar, das komplett auf Holzdekor verzichtet, einen großzügigen, modernen Raumeindruck hinterlässt.
Die geringere Aufbaubreite merkt man eigentlich erst dann, wenn man das Maßband zückt. Die Rückbank ist rund zehn Zentimeter schmaler als im vergleichbaren T-Modell. Ganz ähnlich sieht das auch bei den Einzelbetten im Heck aus.Hier muss der rechte Schläfer mit zehn Zentimeter weniger Matratzenbreite auskommen – 70 statt 80. Immerhin bei der Länge von 1,90 Meter herrscht Gleichberechtigung.
Etrusco T 6.9 SF mit etwas größerem Bett
Das ebenfalls neue Transit-Modell T 6.9 SF mit 2,32 Meter Aufbaubreite setzt in der Liegelänge noch rund fünf Zentimeter drauf, streckt sich insgesamt aber auch auf knapp sieben Meter.
Bettenzugang und -ausstattung mit dicken Schaummatratzen und Lattenrosten sind hier wie da solide. Es gibt auch eine Doppel-USB-Buchse mittig unten an den Hängeschränken. Bis zu den seitlichen Ablagebords reichen übliche Ladekabel aber kaum.
Wenig Arbeitsfläche in der Küche
Im Etrusco V 6.6 SF steht vor dem rechten Einzelbett ein kompakter Küchenblock. Die Spüle-Kocher-Kombi lässt links noch etwas echte Arbeitsfläche frei – ist auch dringend nötig, denn die Glasabdeckung ist unflexibel, weil nur am Stück zu öffnen. Der Dreiflammkocher verzichtet auf eine Zündhilfe, die Spüle hat zwar einen passablen Durchmesser, aber wenig Tiefe.
Eine Schublade mit leicht zu reinigendem Besteckkasten und ein Unterschrank mit großem Mülleimer zeugen dagegen von Praxissinn. Der untertisch montierte 78-Liter-Kühlschrank bestärkt aber noch mal den Eindruck, dass die V 6.6 SF-Kombüse eine sehr überlegte Vorratshaltung erfordert.
Bekanntes Bad mit großzügiger Dusche
Das Bad gegenüber ist einalter Bekannter aus dem Etrusco-Programm. Die weißen Kunststoffteile, mit denen die Nasszelle ausstaffiert ist, sind eher von der schlichten Sorte, dafür aber wasserfest. Verblüffend großzügig ist die Duschkabine, die durch den Schwenk der Waschtischwand über die Toilette entsteht – wozu man allerdings kurz in den Gang hinaustreten muss.
Kompakte Technik
Neu sortiert im Vergleich zu früheren Etrusco-Modellen wurde die Bordtechnik. Der Wassertank kommt nun links hinten unter, ist durch die angemessen große Heckgarage zu Reinigungszwecken zugänglich – auch deshalb ist die optionale, linke Garagentür empfehlenswert.
In die Sitztruhe drängen sich nun die Truma-Combi-4-Gasheizung und die 95-Ah-AGM-Bordbatterie, ein Ladebooster, das Netzladegerät und der 12-Volt-Sicherungsblock. Praktisch: Letztere beiden sind nicht nur via Truhendeckel, sondern auch noch durch eine zusätzliche Klappe an der Front direkt zugänglich. Das sollte aber unbedingt auch für das viel häufiger zu bedienende Frostwächterventil zutreffen, das ganz unten versteckt unter Rohren und Leitungen am Truhenboden zu suchen ist.
GFK-Aufbau mit EPS-Dämmung
Bei der Aufbautechnik setzen die neuen Van-Modelle jetzt ringsum auf GfK – auch an den Wänden und am Wagenboden. Ansonsten bleibt die Materialwahl aber noch weitgehend traditionell mit Holzverstärkungen und EPS-Schaumdämmung. Solide Fenster mit PU-Rahmen gibt es optional.
So macht sich der Transit als Basis
Der bullige Ford Transit als Basis macht eine gute Figur, schultert den kaum breiteren Aufbau optisch mit Leichtigkeit. Das vorderradgetriebene Flachrahmenchassis kommt serienmäßkig mit 130-PS-Motor. 170 PS und eine allerdings nur sechsgängige Automatik gibt es zu moderaten Aufpreisen.
Der Transit kann mit einem großzügigen Fahrerhaus mit vielen Ablagen, einer komfortablen Federung und einer zumindest optional sehr umfangreichen Sicherheitsausstattung aufwarten. Lenkung und Fahrwerk wirken jedoch etwas unverbindlicher als bei den bekannten Ducato-Modellen, und um Kurven lässt er sich nicht ganz so zackig bewegen. Großgewachsene stören sich außerdem an den zwar praktischen, aber in den Stirnbereich hineinragenden Original-Ford-Ablagen am Dachhimmel.
Im Vergleich zu den bisherigen Ducato-Vans kosten die Neuen auf Ford rund 3.500 Euro mehr. Weiter verfügbare Fiat-Modelle verteuerten sich jedoch um fast 5.000 Euro.
Daten und Preise
- Aufbau: Sandwich-Bauweise, Holzverstärkungen, außen ringsum GfK, innen foliertes Sperrholz, Isolierung Wand/Dach/Boden EPS/EPS/EPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 33/33/42 mm, kein Doppelboden, 4 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 3 Dachhauben.
- Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Sitzbank mit 2 Dreipunktgurten, Einzelbetten 2 x 1.900 x 700/800 mm, Sanitärraum mit Kassettentoilette, integrierte Dusche, Küche mit Dreiflammkocher und Absorberkühlschrank 78 L, Gefrierfach 11 L.
- Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma 4, Frischwassertank 116 (20) L, Abwassertank 92 L, Bordbatterie Blei-AGM, 95 Ah, Gasflaschen 2 x 11 kg.
- Basisfahrzeug: Ford Transit, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1.995 cm3, Leistung 96 kW/130 PS, Sechsgang-Automatik (Serie: Sechsgang-Schaltgetriebe).
- Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6.710 x 2.140 x 2.720 mm, Radstand 3.750 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3.500 kg.
- Preise: Grundpreis 46.999 Euro, Complete-Selection-Paket 9.999 Euro (u.a. Klimaanlage, Stoßfänger in Wagenfarbe, Nebel- und Abbiegescheinwerfer, el. Außenspiegel, Panoramadachfenster, Spiegel mit Garderobenhaken, zusätzliche Steckdosen, Moniceiver mit Rückfahrkamera, Schrankklappen in Weiß glänzend, Stoffdekor Emilia, Alufelgen, Rahmenfenster, isol. Abwassertank, zweite Garagentür, Bettenerweiterungsset, Markise, TV-Gerät, Sat-Antenne); 170-PS-Motor 999 Euro, Automatikgetriebe 1.999 Euro, Alufelgen 999 Euro.
Wertung
(Maßstab: Teilintegrierte bis 60.000 Euro)