Keine Getriebeprobleme mit neuer Ducato-Automatik?

Auf der Teststrecke werden Beschleunigungs- unddie im Alltag wichtigeren Elastizitätswerte ermittelt.
Teils markant, teils unauffällig sind die Retuschen am Fiat Ducato Generation 9. Ein wesentliches Detail ist unsichtbar. Die neue Automatik mit 8 statt 9 Gängen. Fortschritt oder Rückschritt? Test.
Ein neuer Grill prägt den Wohnmobil-Jahrgang 2025. Wie andere Änderungen an der Ducato-Karosserie, Außenspiegel oder Unterbodenverkleidung etwa, soll er den Luftwiderstand und damit den Verbrauch senken. Die wesentliche Weiterentwicklung steckt allerdings unterm Fiat-Blech. Die Motoren erfüllen jetzt die Euro-6e-Norm, und ein komplett neues Automatikgetriebe hält Einzug, was vor allem für den Fahrkomfort relevant ist. Es stammt vom japanischen Hersteller Aisin und hat acht Gänge statt neun wie beim "alten" Automat von ZF, der in letzter Zeit durch Ausfälle für Schlagzeilen sorgte.
Es traten gehäuft Getriebeprobleme bei der 9-Gang Automatik von Fiat auf. Alle Infos finden Sie hier.
Die brennendste Frage nach der Haltbarkeit kann dieser Test nicht beantworten, aber den Einfluss auf Komfort und Verbrauch konnten wir bei ausgedehnten Testfahrten prüfen. Für die Tests geht der Ducato 9 mit neuer Automatik als Basis eines Knaus Live TI ins Rennen. Zum Vergleich steht ein Frankia Now auf Ducato 8 mit Neun-Gang-Automatik bereit. Wie sich die beiden Reisemobilmodelle schlagen, erfahren Sie in kommenden Tests.
Da der Frankia mit dem 180-PS-Motor bestückt ist, der Knaus dagegen mit dem 140er, ist der direkte Vergleich der Fahrleistungen und Verbrauchswerte nicht ganz repräsentativ. Auf einer gemeinsamen kleinen Testrunde wurde aber zumindest ein erster Eindruck der Verbrauchsunterschiede gewonnen. Auf der Strecke von rund 35 Kilometern mit großem Autobahnanteil gönnte sich der Frankia laut Bordcomputer 10,0 L/100 km, der Knaus nur 8,3.
Welche Automatik ist besser?
Diese Tendenz belegen die Ergebnisse der promobil-Verbrauchsrunde (130 km), die mit dem neuen Ducato 9 und Acht-Gang-Automatik, einmal im Eco- und einmal im Power-Modus gefahren wurde. Bei der neuen Acht-Gang-Automatik gibt es die bekannten Modi – Eco, Normal und Power. Bei nahezu identischer Fahrzeit begnügte sich der Testwagen im Eco-Modus mit 9,1 Litern pro 100 km. Im Power-Modus, bei dem die Gänge zum Beschleunigen spürbar höher ausgedreht werden, lag der Wert bei moderaten 9,8 Litern. Bei verschiedenen Alltagsfahrten ergaben sich Verbräuche zwischen 8,3 und 10,1 Litern pro 100 km – letzterer auf einer längeren Autobahnetappe mit bis zu Tempo 130.
Damit liegen die gemessenen Verbräuche merklich ein Stück unter den Erfahrungswerten mit Reisemobilen dieser Klasse. Die Spritsparmaßnahmen scheinen also zu greifen. Im direkten Vergleich der Übersetzungsdiagramme der beiden Getriebe erkennt man, dass die Achtgang-Automatik in den Gängen eins bis vier und sieben länger übersetzt ist, also die Drehzahl bei gleichem Tempo niedriger ausfällt als beim Neun-Gang-Pendant.
Das kehrt sich in den Gängen fünf, sechs und acht um. Die Messwerte zeigen diesen Unterschied ebenfalls, wenn auch nur minimal. Die Beschleunigung von null auf 100 geht in knapp 21 Sekunden über die Bühne und liegt damit etwas über den Werten, die mit der Neun-Gang-Automatik bei vergleichbaren Fahrzeugen gemessen wurden. Die im normalen Fahrbetrieb wichtigere Elastizität, also die Wiederbeschleunigung von 80 auf 100 km/h, gelingt mit 6,8 Sekunden dagegen etwas schneller.
Die Unterschiede von Power- und Eco-Modus zeigen die Messwerte deutlich. Der Spurt von 0 auf 100 dauert mit Eco gut sechs Sekunden länger, der Zwischensprint von 80 auf 100 braucht drei Sekunden mehr.
Fahrgefühl der neuen Generation
Im alltäglichen Fahrbetrieb werden die meisten wohl im Normal-Modus reisen. Hier zeigt sich, dass das neue Getriebe sehr gut mit dem 140-PS-Motor harmoniert. Bei einem 3,5-Tonner kann man in dieser Kombination getrost auf den 180-PS-Aufpreis verzichten. Die Schaltvorgänge sind sanft und gezielt. Hektische Gangwechsel, die die Neun-Gang-Automatik in manchen Fahrsituationen an den Tag legte, sind Geschichte.
In Kombination mit dem Tempomat wird, wie bisher, die Geschwindigkeit bergab nicht per Bremseingriff reduziert, sondern die Automatik versucht durch Herunterschalten und die Motorbremswirkung die Geschwindigkeit zu halten, was bei leichtem Gefälle auch gut funktioniert.
Insgesamt überzeugt die neue Automatik in fast allen Punkten gegenüber der "alten". Nur eine Sache kann die Neun-Gang im direkten Vergleich besser: Anfahren an der Ampel. Hier gönnt sich die Acht-Gang-Variante eine kurze Pause nach dem Tritt auf das Gaspedal, bevor der Befehl in Vortrieb umgesetzt wird. Ein Unterschied, den man aber eigentlich nur dann wirklich wahrnimmt, wenn man direkt zwischen beiden Varianten wechselt.
Fiat Ducato: 8. Generation
Das Ducato-Gesicht ist seit 2015 nahezu unverändert. Optische Anpassungen außen und technische innen erfolgten seitdem dezent. Meist waren es nur Details, die dem Kenner ermöglichen, die einzelnen Facelift-Schritte zu unterscheiden. In der achten Generation wurde auch das Armaturenbrett sichtbar, aber dennoch behutsam überarbeitet.
Fiat Ducato: 9. Generation
Spriteinsparung und Euro-6e-Motoren stehen im Fokus beim Wechsel auf Generation neun. Die Automatik wird dabei durch eine neue Variante mit einem Gang weniger ersetzt. Das für die meisten noch sehr gewöhnungsbedürftige Frontdesign soll zusammen mit anderen Maßnahmen für eine Verbrauchsersparnis um bis zu neun Prozent sorgen.