6 schöne Orte in Schleswig-Holstein

Im Strandkorb lesen, sein Fischbrötchen gegen Möwen verteidigen, radeln – beim Mobil-Urlaub ganz oben an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins ist man weit weg vom Alltag. Unterwegs zur Sommerfrische hinterm Deich.
- Wiesen, Küsten und Schafe
- Tipps bei schlechtem Wetter
- Watt, Wale und Weltnaturerbe
- Die Region im Überblick
Kommt sie, kommt sie nicht? Als wir uns auf den Weg zum Meer machen, ist noch nicht klar, ob die Sonne noch mal am Strand vorbeischaut. Der Holzsteg führt durch die Dünen und die Salzwiesen von Sankt Peter-Ording bis zur "Arche Noah". Die ist kein Schiff, sondern ein Restaurant. Das allerdings steht auf hohen Pfählen, damit ihm biblische Sturmfluten nichts anhaben können.
Wiesen, Küsten und Schafe
Am Ende des Fußmarschs erwartet uns einer der spektakulärsten Strände von Deutschland – zwölf Kilometer lang und bis zu zwei Kilometer breit, schier endlos also und nur feinster Sand. Dazu auch die Sonne, die den Horizont in ein zauberhaftes Farbenspiel aus wechselndem Hellblau und Rosé taucht. Wow! Wer Weite liebt und mit Wind gut kann – dem wird an der Nordseeküste zwischen der Halbinsel Eiderstedt und Nordfriesland das Herz ganz weit. Vor dem Deich plattes Land – und dahinter: Watt, Wiesen, Küste und Schafe. Während der Sommermonate kann man in Sankt Peter-Ording – kurz SPO – tagsüber an den Strandabschnitten Böhl und Ording ganz nah am Wasser stehen. Perfekt für einen Strandtag mit dem Mobil.
Dort, an der Küstenlinie, beginnt die Hauptattraktion der Region – der von der Unesco 2009 als Weltnaturerbe anerkannte Nationalpark Wattenmeer. Bei geführten Touren durchs Watt kann man sich diesem einzigartigen Lebensraum barfuß nähern. Das Meer zwischen Den Helder in den Niederlanden und dem dänischen Esbjerg ist nämlich die größte zusammenhängende Wattlandschaft der Welt – und Lebensraum von Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal sowie zahllosen Vögeln, Fischen und kleinsten Lebewesen. In Sankt Peter-Ording geht aber nicht nur Watt-Gucken prima, sondern auch Baden, Kiten und Strandwandern. Deshalb ist der Ort längst zur beliebten Sommerfrische der Hamburger geworden.
Im Sommer ist hier in der Regel alles heiter bis wolkig. Theodor Storms Schimmelreiter aus der berühmten, genial düsteren Novelle wird einem da eher nicht begegnen. Und dennoch: Die Nordsee-Region zwischen der dänischen Grenze und Husum ist ein raues und einsames Stück Deutschland – mit Häusern, deren Reetdächer tief heruntergezogen sind wie Schirmmützen. Mit Dörfern, die sich kaum voneinander abgrenzen, und das nicht, weil alles so fürchterlich dicht besiedelt wäre – im Gegenteil, man weiß nur nicht genau, welches der einzeln stehenden Gehöfte nun zu welcher Gemeinde gehört.
Auch bei schlechtem Wetter sehenswert
Ist für den Urlauber auch egal. Der bummelt durch die Häfen von Tönning oder Husum und verteidigt sein Fischbrötchen gegen gerissene Möwen. Er besichtigt Friedrichstadt, das Nolde-Atelier in Seebüll, oder er fährt die Halbinsel Nordstrand ab, von der aus man – wie etwa auch von Dagebüll – nach Amrum und Pellworm übersetzen oder einen Hallig-Ausflug unternehmen kann. Mit ähnlichem Kraftaufwand wie in einem Schwimmbad mit Gegenstromanlage lässt es sich in Nordfriesland auch gegen den Wind anradeln, zum Beispiel auf den Leuchtturm der Halbinsel Eiderstedt zu.
Der ist ein Eins-a-Fotomotiv. Mit dem Auto kommt man nicht hin, aber das ist auch gut so. Dieser Horizont! Dazu das Geschrei der Möwen, die blökenden Schafe. Hinterm Deich ist man schnell aus allem raus. Weg. Ohne Stress. Dafür erwartet uns heute hinterher noch ein kleines Fest. Westerhever feiert seine Nachwuchs-Ringreiter. Es gibt Bratwurst mit selbst gemachtem Ketchup, Musik und Süßes. Und dazu ein Schaureiten, bei dem die Jungen und Mädchen mit einer Lanze im Galopp einen kleinen Ring aufspießen müssen.
Ein Schimmel ist nicht darunter. Aber ohne den Schimmelreiter, jenen spukenden Deichgrafen aus Storms Novelle, kommen wir aus der Geschichte nicht heraus. Denn die Nordseeküste bleibt auch eine Region der Sturmfluten. Seit Jahrhunderten trotzen die Menschen dem Meer fruchtbares Marschland ab, das sich dieses manchmal wiederholt. Wie dann die Stimmung ist, soll Theodor Storm selbst sagen: "Zur Linken hatte ich jetzt schon seit über einer Stunde die öde, bereits von allem Vieh geleerte Marsch, zur Rechten, und zwar in unbehaglichster Nähe, das Wattenmeer der Nordsee; zwar sollte man vom Deiche aus auf Halligen und Inseln sehen können; aber ich sah nichts als die gelbgrauen Wellen, die unaufhörlich wie mit Wutgebrüll an den Deich hinaufschlugen ..." Ich sitze unweit des kleinen Stellplatzes im Strandkorb in Emmelsbüll-Horsbüll, schaue von der Lektüre hoch. Kann man sich gar nicht vorstellen. Nordfriesland im Sommer? Ein Idyll.
Watt, Wale und Weltnaturerbe
Die interaktive Erlebnisausstellung des Multimar Wattforums in Tönning ist nicht nur bei schlechtem Wetter ein guter Ausflugstipp – denn es gibt dort ein Menge Wissenswertes übers Meer zu erfahren. In dem Informationszentrum für den Nationalpark Wattenmeer sind in 37 Aquarien 280 Arten zu Hause. In flachen, offenen Becken kann man Quallen, Krebse und Muscheln besonders gut beobachten.
Man erlebt im Multimar Wattforum aber nicht nur die heimische Unterwasserwelt live, sondern erfährt auch, wie sich Wanderdünen durch den Wind verschieben – oder man studiert im Untergeschoss die Original-Skelette eines Pott- und eines Zwergwals. Ein großzügiger Außenbereich lädt im Sommer vor allem kleine Gäste zum Toben und Entdecken ein. Und ein Restaurant gibt es im Wattforum auch. www.multimar.de
Theodor Storm
Wo hat er am liebsten gedichtet? Am polierten Mahagoni-Schreibtisch? Oder auf dem Sofa? Das Theodor-Storm-Haus in Husum wirkt, als sei der Schriftsteller mit seiner Familie nur mal eben vor die Tür gegangen. Man streift durch die privaten Räume und taucht in das Leben von damals ein. In dem Bürgerhaus in der Wasserreihe 31, das auch Sitz der Storm-Gesellschaft und des Storm-Archivs ist, hat Theodor Storm einige Jahre gelebt. "Graue Stadt am Meer" nannte er Husum – aber Stadt und Hafen sind eigentlich ganz bunt. www.storm-gesellschaft.de
Die Region im Überblick
1. NordstrandNordstrand Das Seeheilbad liegt größtenteils auf der gleichnamigen Nordseehalbinsel, zu ihm gehört aber zum Beispiel auch die Hallig Nordstrandischmoor. Vom windumtosten Hafen Strucklahnungshörn aus kann man mit der Fähre nach Pellworm fahren. Sehenswert ist unter anderem die alt-katholische Kirche St. Theresia. www.nordstrand.de
2. HusumNordstrand Das Seeheilbad liegt größtenteils auf der gleichnamigen Nordseehalbinsel, zu ihm gehört aber zum Beispiel auch die Hallig Nordstrandischmoor. Vom windumtosten Hafen Strucklahnungshörn aus kann man mit der Fähre nach Pellworm fahren. Sehenswert ist unter anderem die alt-katholische Kirche St. Theresia. www.nordstrand.de
3. WesterheverWesterhever Schafe, Salzwiesen, ein weiter Horizont: Westerhever liegt an der nordwestlichen Spitze der Halbinsel Eiderstedt. Der Leuchtturm Westerheversand ist das Wahrzeichen des Ortes. In der Gemeinde sind noch viele alte Haubarge – Bauernhäuser – erhalten. Übrigens: Einst war Westerhever eine Insel. www.westerhever-nordsee.de
4. Sankt Peter-OrdingSankt peter-Ording Sand ohne Ende: Sankt Peter-Ording liegt auf der Halbinsel Eiderstedt und besteht aus vier Ortsteilen. Der breite Strand ist einfach die Wucht. Dort kann man baden, in der Sonne liegen, spazieren gehen und sogar strandsegeln. Wenn‘s stürmt, geht‘s danach in die Dünen-Therme. www.st-peter-ording.de
5. TönningTönning Im Zentrum des Erholungs- und Luftkurorts am Ufer der Eider steht die barocke St. Laurentius Kirche (Bild), ein Stück weiter kann man durch den Hafen bummeln. Zum Stadtgebiet gehört auch das Natura-2000-Gebiet Katinger Watt, das durch den Bau des nahe gelegenen beeindruckenden Eidersperrwerks entstanden ist. www.toenning.de
6. FriedrichstadtFriedrichstadt Ein echtes Kleinod: Bauten der niederländischen Backsteinrenaissance und Grachten prägen das Stadtbild. Schön und ungewöhnlich sind die Hausmarken, oft farbig gefasste Reliefsteine über der Eingangstür – etwa mit Frosch oder Windmühle, die einen Hinweis auf die ehemaligen Bewohner geben. www.friedrichstadt.de
Einkaufen wie früher
Keine Selbstbedienung: Das Haus Peters im kleinen Ort Tetenbüll beherbergt einen originalen Kolonialwarenladen aus dem Jahre 1820. Einkaufen kann man in dem Museum immer noch – aber heute gibt es hier weniger die Produkte des täglichen Bedarfs als vielmehr Souvenirs. Zum Haus Peters, das als Verein betrieben wird, gehören auch eine Galerie sowie Sammlungen rund um die Hökerei damals – also das Feilbieten von Waren. Man kann Wohnräume mit gründerzeitlichem Mobiliar besichtigen. Und in der Giebelstube gibt es zudem ein "Horst Janssen Zimmer" mit Exponaten des bekannten Grafikers. Im Sommer lädt der Bauerngarten zum Verweilen ein. hauspeters.info
Weitere Infos finden Sie in unserem Reiseführer für Camping an der Nordsee.
Information: Online Tipps finden: Die Region wird vorgestellt von Nordfriesland Tourismus, der Lokalen Tourismusorganisation St. Peter-Ording/ Eiderstedt und vom Tourismusverband Schleswig-Holstein. Auf der Website von Nordfriesland sind sogar die aktuellen Gezeiten veröffentlicht.
www.nordfrieslandtourismus.de;www.spo-eiderstedt.de;www.sh-tourismus.de