Alter Bekannter mit viel Platz

Auch nach acht Jahren Bauzeit sticht der Premium noch aus der Masse heraus. Da kein Nachfolger in Sicht ist, haben wir ihn mal wieder zum Supertest geladen. Also: Ist der Schönling noch up to date?
Hobbys Premium hat sich zweifelsfrei gut gehalten. Oder hätten Sie gedacht, dass sein Debüt auf der CMT in Stuttgart bereits acht Jahre zurückliegt? Seine futuristisch gezeichnete Außenhaut hat bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Damit bleibt der Premium sowohl Blickfang als auch Statement.
Neuerungen sind erst auf den zweiten Blick erkennbar: So ist die Aufbautür nun zeitgemäß breit und einteilig. Zudem wurde der Schlafbereich gespiegelt, wodurch die Kassettentoilette nicht mehr durchs Vorzelt getragen werden muss. Sein Markenzeichen, die charakteristische Buggestaltung, blieb dagegen unangetastet und erinnert mit ihren tiefschwarzen Blenden nach wie vor an ein getöntes Helmvisier. Abgerundet durch die harmonische Heckgestaltung mit sauber integrierten Rangiergriffen und dunkel getönten Scheiben rundum, wirkt der Premium noch heute wie aus einem Guss. Und auch sein Alleinstellungsmerkmal, der wagenbreite, abschließbare Kofferraum, steht weiterhin für 30 Kilogramm Gepäck bereit.
Doch innen hat sich seit dem letzten Supertest im November 2011 einiges getan: Möbeldekor und Bordtechnik wurden optisch überarbeitet beziehungsweise modernisiert. Grund genug, den Premium zu einem zweiten Supertest zu laden. Ob es einen dritten geben wird? Eher nicht.
Wohnen
Es bedarf schon intensiverer Suche, um Menschen zu finden, denen der Premium von außen partout nicht gefällt. An sich kein Wunder, denn irgendwie wirkt der Premium bis heute wie eine realisierte Zukunftsstudie. Innen polarisiert er mit seinen Hochglanz-Möbeln, in denen sich Kunst- und Sonnenlicht nicht immer zum Besten spiegeln, deutlich stärker. Obwohl farblich alles fein aufeinander abgestimmt ist, führt die Möbelgestaltung nicht nur in der Redaktion zu Kontroversen.
Schweift der Blick von der Tür aus über die Sitzgruppe im Heck, fallen zwei Dinge auf: Das Raumgefühl ist bedingt durch die 2,50 Meter Aufbaubreite gigantisch. Die abgedunkelten Fenster und das Fehlen eines Dachfensters sorgen allerdings selbst am helllichten Tag für eher schummerige Lichtverhältnisse. Das ändert sich abrupt, sobald der Hauptschalter des Bedienpanels die Beleuchtung anknipst. Decken-, Eck- und eine umfassende Ambientebeleuchtung sorgen für eine tolle Lichtstimmung im gepolsterten Rund. Auf den 51 Zentimeter tiefen Sitzflächen kommen vier bis fünf Personen komfortabel unter, auch wenn die Lehnen ruhig noch einen Tick höher sein dürften.
Über der Sitzgruppe verzichtet Hobby auf umlaufende Ablagen, spendiert dem Premium dafür aber zwei große, mehrstöckige Eckregale, auf denen Fernbedienungen und Handys gut aufgehoben sind. Weiterhin stellen sechs Oberschränke mehr als ausreichend Raum zur Verfügung. Sie sind, genau wie der Rest des Möbelbaus, auf hohem Niveau gefertigt und beeindrucken mit aufwendigen Formteilen. Sichtbare Möbelverbinder? Fehlanzeige. Als Verriegelung reichen den Klappen starke Soft-close-Scharniere. Einzig die Griffe stören die sonst gelungene Qualitätsanmutung: Was nach Chrom aussieht, entpuppt sich in der Hand als schlecht entgrateter Kunststoff. Auch die wenigen Metallgriffe am Schrank in der Fahrzeugmitte geben kein besseres Bild ab, da sie im bereits einige Monate alten Testwagen schon Korrosionspickel haben.
Die Küche kann es beim Platzangebot locker mit so manchem Singlehaushalt aufnehmen. Drei breite Schubladen im Unterbau, drei Oberschränke und ein zweietagiger Topfauszug unter dem Tresen lassen keinerlei Wünsche offen. Und auch oberhalb auf der Arbeitsfläche finden Kaffeemaschine und Wasserkocher Platz, ohne wirklich im Weg zu stehen. Am Dreiflammkocher – standesgemäß mit Zünder – gibt es ebenfalls keinen Anlass zur Kritik. Er ist reinigungsfreundlich mit der großen Rundspüle verbunden und verfügt über unterschiedlich große Kochstellen. Selbst die Gassperrhähne sind griffbereit in der obersten Schublade untergebracht.
Berücksichtigt man nun noch die ausziehbare Trockenstange, die gute Stromversorgung und den praxisfreundlichen Slimtower-Kühlschrank mit 131 Liter Nutzinhalt, erklärt sich die tolle Bewertung mit 4,8 von fünf Punkten. Den hauchzarten Abzug gibt es unter anderem für die nicht auf das Bordpanel ansprechende Ambientebeleuchtung. Ähnlich viel Lob erntet der großzügige Waschbereich, dessen Ausleuchtung sogar oberhalb unserer Licht-Bewertungsskala liegt. Zahlreiche Fächer, Haken, zwei Spiegel- und ein Unterschrank gehören zur Ausstattung und sorgen für viele Staumöglichkeiten.
Trotz oder gerade wegen der Duschvorrichtung kommt das Bad dahinter weniger gut weg. Es ist bereits ohne den lose beiliegenden Duschvorhang mit Saugnapfbefestigung recht eng und von daher zum Duschen kaum zu gebrauchen. Da ist es gut, dass sich die Dusche dank Fenster im Sommer auch von außen nutzen lässt.
Beim wichtigen Kapitel Schlafen überzeugt der Premium nicht ganz: Die serienmäßige Federkernmatratze ist zwar dick (15 cm), aber auch so weich, dass die Teilung des Lattenrostes spürbar ist. Fraglich bleibt zudem, warum Hobby zwei Steckdosen unter dem Bett versteckt.
Beladen und Fahren
Warum der Kofferraum am Premium bis heute keine Nachahmer gefunden hat, ist angesichts seines hohen Nutzwertes fragwürdig. Fußbank, Kabeltrommel und Ladung bis zu einem Gewicht von 30 Kilogramm können hier sicher, aber vor allem schnell zugänglich verstaut werden. Positiver Nebeneffekt: Das Gewicht am Heck hilft beim Trimmen der Stützlast, beispielsweise wenn zwei E-Bikes auf dem optionalen Deichselträger mitreisen. Allen Caravanern, denen sich beim Lesen dieses Tipps die Nackenhaare aufstellen, sei versichert: Ja, das Gewicht liegt ungünstig, weil fern von der Achse, ändert aber nichts am insgesamt mustergültigen Fahrverhalten des schweren Premium. Sollte es doch einmal brenzlig werden, gibt es ja noch das elektrische Antischleudersystem ETS-Plus von Knott für 758 Euro. Ärgerlich sind eher die schlampig im Heckraum verlegten Kabel der Rückleuchten und die ausladenden Scharniere, die mit der Ladung kollidieren können und dann verhindern, dass die Kofferraumklappe zugeht.
Der größte Stauraum findet sich erwartungsgemäß unter dem Doppelbett im Bug. Leitungen und Technik sind hier mit einer Schottwand beziehungsweise Kabelkanälen vor umherrutschender Ladung geschützt. Die in dieser Klasse obligatorische Serviceklappe am Bettstauraum ist Serie und setzt beim Beladen nicht auf dem Boden auf. Wer sich eine weitere Klappe für die linke Sitztruhe wünscht, bekommt diese für 243 Euro. Allerdings schrumpft mit dem Einbau der optionalen Combi-Heizung der Stauraum in besagter Truhe.
Technik
In Fockbek wird immer noch konventionell gefertigt, und so bekommt selbst das Spitzenmodell nur Styropor-Isolierung, einen Sperrholzboden und hagelempfindliches Alu-Glattblech auf dem Dach. Einzig die Seitenwände in Feinhammerschlag wirken etwas wertiger als ihr grobkörniges Pendant. Glattblech für die Wände oder GfK für das Dach gibt es übrigens nicht einmal gegen Aufpreis. Überzeugen können dagegen die gut erreichbaren, weil verlängerten Kurbelstützen und die Sicherheitsausstattung, bestehend aus selbstnachstellenden Bremsen, einer integrierten Stützlastwaage und der Luftdruckangabe auf dem Radhaus. Noch mehr Sicherheit gibt es mit dem Stabilisierungssystem ETS Plus von Knott.
Die Technik-Zentrale des Premium liegt gut versteckt im Kleiderschrank. Neben dem Umformer arbeiten hier verschiedene Steuergeräte, die das Bordpanel mit Informationen versorgen und Steuerbefehle umsetzen. Unter anderem wird von hier aus auch das aufwendige Beleuchtungssystem mit Dimmfunktionen und Ambientebeleuchtung gesteuert. Wer den Funktionsumfang erweitern will, muss dafür tief in die Tasche greifen: Die Fernsteuerung der Heizung gelingt beispielsweise erst, wenn die serienmäßige S 5004-Heizung einer Combi 6 oder 6 E weicht. Diese lässt sich dann wahlweise über das Bordpanel, die App oder das Original-Truma-CI-Panel am Fußende des Doppelbettes steuern. Damit das auch unterwegs reibungslos funktioniert, ist das Autarkpaket (632 Euro) Pflicht. Wer sich die Batterie selbst besorgt, kann mit der günstigeren Autark-Vorbereitung (353 Euro) sparen.
Als Sahnehäubchen lässt sich die Caravan-Elektronik mit der Ausstattungsposition Hobby Connect (741 Euro) auch aus der Ferne bedienen. Damit kann der Caravan auch aus der Ferne via Smartphone geortet, das Licht geschaltet oder das Wunschklima vorbereitet werden. Warum in der Praxis sowohl die Klimaanlage (1937 Euro) als auch die Gebläseeinstellung der Heizung im Testwagen nicht auf die Bordsteuerung beziehungsweise die App reagierten, haben wir beim Hersteller nachgefragt.
Lichtcheck
Die Sitzgruppe wird von diversen Lampen gut erhellt. Trotzdem reicht die Lichtstärke insgesamt nur für Gelb. Auf dem Tresen nimmt die Helligkeit ab: Rot. Auf der Arbeitsfläche gibt es Gelb mit einem grünen Maximalwert. Das Abort bekommt Gelb, während der Waschbereich mit sattem Grün punktet. Das Bett ist schummrig ausgeleuchtet: Gelb. Die Lesespots streuen und sollten spürbar heller sein: Rot.
Das fiel uns auf
(+) Alles im Blick: Viele Komponenten und das Licht lassen sich mittels Bordpanel abfragen und steuern.(+) Das Röhrchen vermeidet nasse Finger beim Ablassen und dient als Überlaufschutz.(+) Der beleuchtete Tresen ist das Sahnehäubchen auf der großzügigen, gelungenen L-Küche.(+)(-) Gewürzregal und Küchen-Ambientebeleuchtung sehen gut aus, sind aber nicht zentral steuerbar.(-) Ein Wassereinbruch in der linken oberen Positionsleuchte führt zu Ausfällen von einzelnen LEDs.(-) Die Doppelsteckdose unter dem Bett ist nur bei leerem Stauraum und sehr erschwert zugänglich.
Nachgefragt
Dirk Gottwald, Konstruktionsleiter Caravan bei Hobby, nimmt Stellung ...
... zur nicht über die Lichtsteuerung ansprechenden Ambientebeleuchtung der Küche: Hier fehlt ein Softwareupdate beim Masterpanel an der Tür.
... zum günstigen, aber aufpreispflichtigen Rauchmelder: Der Rauchmelder wird ab der Saison 2020 in der Serienausstattung enthalten sein.
... zur fehlenden Steckdose am Bett: Es gibt eine 230-V-Doppelsteckdose im Bugbereich unter dem Bett mit Leitungsführung für ein Ladegerät z. B. hinter der Winterbelüftung.
... zur fehlenden Gebläseansteuerung der Combi 6E über das Bordpanel: Diese Funktion ist von Truma für den CI-BUS nicht freigegeben, sodass wir das zur Zeit leider nicht abbilden können.
... zur Klimaanlage, die nicht auf das Bordpanel reagiert: Das sollte funktionieren, natürlich nur wenn die 230-V-Anlage eingeschaltet und die Klimaanlage im Stand-by ist.
Preise
Hobbys viel zitierte Vollausstattung macht sich bereits im Serientrimm durchweg positiv bemerkbar. Für unseren Testwagen galt aber wohl eher das Motto „einmal alles, bitte“, da er Sonderausstattungen im Wert von über 12.000 Euro an Bord hat. Darin enthalten sind sogar ein 19-Zoll-TV und eine Rangierhilfe, die in der Preisliste gar nicht auftauchen. Sie müssen über den Händler oder den Zubehörhandel bezogen werden. Damit Licht und Technik auch unterwegs funktionieren, ist das Autarkpaket fast schon Pflicht. Es enthält alle notwendigen Vorbereitungen und eine 95-Ah-AGM-Batterie. Ist das Budget noch nicht erschöpft, sind weitere 584 Euro für eine 7-Zonen-Kaltschaummatratze gut investiertes Geld.
Grundpreis: 27.990 Euromit TÜV und Zulassungsbescheinigung II (136 Euro)Testwagenpreis (ohne TV und Mover): 38.215 Euro
Kosten und Wertung
Steuer (2000 kg zGG): 74,60 EuroDichtigkeitsgarantie/Kontrolle: 5 Jahre/12 MonateServicestellen in Deutschland/Europa: 99/257
Grundinformationen Hobby Premium 560 CFe
Schlafplätze: 2+2Zul. Gesamtgewicht: 1800 kgGesamtlänge/Breite/Höhe: 8,02/2,50/2,63 m
Informationen zur Baureihe
Preise: 24.290–31.970 EuroAufbaulängen: 6,43–7,71 mGesamtgewichte: 1700–2000 kgMax. Auflastungen: 1750–2200 kgGrundrisse: 6Charakter: Sein gelungenes Außendesign ist auch heute noch zeitlos modern. Anteil daran hat besonders die breite, tiefschwarze Bugblende, die übrigens nur beim 660 WFU auch wirklich das angedeutete Bugfenster enthält. Das Topmodell der Premium-Baureihe (650 UKFe) ist familienfreundlich mit einem Stockbett in der Wagenmitte ausgestattet, während alle anderen mit Doppel-, Einzel- und einem Queensbett konsequent auf Paare abzielen. Wer es eher reisefreundlich mag, sollte sich das Modell 495 UL näher ansehen, es ist als einziges nur 2,30 Meter breit. Die anderen fünf Modelle kommen alle im Kingsize-Format, also mit 2,50 Meter Aufbaubreite.
Wertung
Wohnen: 3,8 von 5 PunktenBeladen: 3,4 von 5 PunktenFahren: 4,0 von 5 PunktenTechnik: 3,8 von 5 PunktenPreis & Service: 3,8 von 5 Punkten