Nie wieder Auffahrkeile

Eine hydraulische Hubstützenanlage ist ein echter Komfortgewinn. Wir zeigen, wie der Einbau der Goldschmitt HLC-Smart Schritt-für-Schritt abläuft.
Auf Knopfdruck gerade stehen. Nie wieder mit sperrigen Keilen hantieren und die nassen, schmutzigen Kunststoffklötze bei der Abreise in die Heckgarage wuchten. Das ist ein Luxus, den viele nicht missen möchten. Doch stehen dem Projekt meist zwei Hürden entgegen: die Investition von rund 6000 Euro – je nach Anbieter und Anlage – und die Zuladungsreserven. Zwischen 60 und 80 Kilo müssen je nach Anlagentyp gerechnet werden. Ist der Komfortgewinn wirklich diesen Einsatz wert?
Goldschmitt stellt sich unserem Praxistest und montiert eine HLC-Smart unter unserem Dauertest-Reisemobil Carthago C-Tourer I 148 LE. Als 4,2-Tonner hat er genügend Zuladungsreserven und zur Sprinter-Basis passen derlei Komfortextras sehr gut. Bevor es losgeht, müssen vorab aber die Fahrzeugdaten an den Anbieter gesendet werden, damit der die passenden Komponenten zur Montage bereitlegen kann. Denn je nach Basisfahrzeug, Chassisvariante und Aufbau kommen verschiedene Hubstützen zum Einsatz.
- Das kostet die Nachrüstung: 6348 Euro komplett mit Einbau
- Das bringt's: Automatisches Abstützen und Nivellieren
Schritt für Schritt zur Hubstützenanlage
+++ Die genauen Schritte mit Beschreibung finden Sie in der Bildergalerie +++
Abhängig vom Fahrzeuggewicht und der Einbauhöhe werden Stützen mit einfachem oder mit Teleskopstempeln montiert. Für den Dauertestwagen haben die Techniker für vorn einfache Stützen mit je 3,15 Tonnen Traglast und hinten Teleskopstützen mit je zwei Tonnen ausgewählt. Außerdem soll das gerade neu vorgestellte Hydraulikaggregat mit elektrischer Notentriegelung eingebaut werden.
Dieses Aggregat mit integrierter Hydraulikpumpe ist das Herz der Anlage. Bei der HLC-Smart ist es wasser- und staubdicht konstruiert und kann deshalb unterflur angebaut werden. So nimmt es innen keinen Stauraum weg. Um den richtigen Platz zu finden, bedient sich der Mechaniker einer Pappschablone im Maßstab 1:1, inklusive der nötigen Markierungen für die Befestigungspunkte. So können die Löcher für die Befestigungsschrauben sicher und genau gesetzt werden.
Bei unserem Carthago ist ein Querträger ziemlich genau in der Fahrzeugmitte der Ort der Wahl. Hier ist die Gewichtsverteilung optimal und das Pumpenaggregat ragt auch nicht nach unten über die Chassisholme hinaus, ist also gut vor Aufsetzern geschützt. Die Halter der Stützen müssen als Nächstes ans Fahrzeug. Es gibt sie mit passenden Bohrungen für die verschiedenen Montagestellen an diversen Basisfahrzeugen und Chassisvarianten. So wird die vordere Stützenhalterung an der Wagenheber-Aufnahme und am Hilfsrahmen verschraubt. Im Bereich der Hinterachse befinden sich die Aufnahmepunkte am Alko-Chassis. Besonderheit hier: Die Halter haben links und rechts Schnittmarkierungen, um die Befestigungsplatte zu kürzen, falls eine Luftfeder eingebaut ist – oder werden soll.
Der Carthago hat zwar bislang keine Luftfederung, die Platten werden dennoch vorsorglich gekürzt, um eine künftige Nachrüstung zu erleichtern. Sind die Halter montiert, legt der Techniker die Einbauhöhe der Hubstützen fest. Hier gilt es, den richtigen Mittelweg zu finden. Sind die Stützen zu hoch eingebaut, ist die verbleibende Hubhöhe gering, hängen sie zu tief, erhöht sich die Gefahr des Aufsetzens.
Als Nächstes wird das Pumpenaggregat mit Hydrauliköl befüllt und zunächst provisorischen am geplanten Platz angeschraubt. Jetzt beginnt der zeitintensivste Teil der Montage. Nachdem alle Komponenten an ihrem Platz sind, müssen die Hydraulikschläuche in passender Länge konfektioniert werden. Im Falle unseres Carthago sind es insgesamt immerhin rund 27 Meter.
Um Verwechslungen vorzubeugen, markiert der Monteur die Schläuche mit farbigem Klebeband. An den Stützen werden die Anschlüsse verschraubt, am Hauptaggregat per Schnellkupplung verbunden. Sind die Schläuche am vorgesehenen Platz, werden sie sauber mit Kabelbinder fixiert und vor Beschädigungen mittels Scheuerschutz gewappnet.
Zur Stromversorgung wird der Saft direkt von der Aufbaubatterie abgezapft und mittels 80-Ampere-Sicherung geschützt. Besonderheit unserer Anlage ist die neue elektrische Notentriegelung per 12-Volt-Stecker. Der wird mit langem Kabel in der Fahrersitzkonsole deponiert. Im Notfall steckt man ihn einfach in eine 12-Volt-Dose und dann öffnet die Anlage die Ventile und man kann die Stützen manuell hochdrücken.
Im letzten Schritt der Montage werden die Standteller an den Stützen befestigt. Dann kann die Einrichtung der Anlage beginnen. Die muss als Allererstes komplett ausgefahren werden, um die Hydraulikschläuche zu entlüften und vollständig mit Öl zu füllen. Dann wird das Pumpenaggregat nochmal abgeschraubt und der Ölvorrat voll aufgefüllt. In unserem Fall sind dann rund 6,5 Liter im System.
Einfache Bedienung per App
Jetzt kommt der Carthago auf die Waage, denn die HLC-Smart hat eine Wiegefunktion, die das Gewicht über den Druck in der Anlage bestimmt. Dazu muss das Ausgangsgewicht bekannt sein und als Bezugswert eingegeben werden. Als Nächstes justiert der Techniker das Fahrzeug mittels Wasserwaage in exakt waagerechter Position und speichert diese ebenso im System ab.
Zusätzlich können noch eine Abwassertankentleer- und eine Schlafposition – mit erhöhtem Kopfende – gespeichert werden. Die Bedienung der HLC-Smart erfolgt mittels kabelloser Fernbedienung oder per Handy-App. Beides funktioniert bei der ersten Überprüfung vor Ort ohne Probleme. Die Bewährungsprobe folgt auf den nächsten Dienstreisen.