Was taugen die günstigen Dachzelte?

Zwei Dachzelte für EinsteigerInnen im Vergleich: das günstige Lazyee Tent und das noch günstigere Decathlon Van 500. Start-up gegen Großkonzern – wer macht’s besser? Und: Wie wenig Komfort ist ausreichend?
Das Lazyee Tent ist in null Komma nix aufgebaut. Es befriedigt das Grundbedürfnis Schlaf ordentlich. Zu zweit wird es eng, aber auch das geht. Der moderate Preis von rund 1.600 Euro dürfte gerade hadernden Menschen den Einstieg erleichtern. Das Zelt passt auf praktisch jedes Auto; es ist leicht und lässt sich gut selbst in der Studentenbude irgendwo lagern, wenn man es nicht braucht. Das Decathlon dürfte auch immer irgendwo noch einen Platz finden. Es kann ebenso einfach und sogar noch günstiger einen Schlafplatz auf dem Dach bieten. Während der Fahrt muss das Decathlon aber im Campingbus verstaut werden.
Nun gut, wenn man fährt, braucht man den Platz ja nicht im Van, oder doch? Kommt auf das Auto an. Die Besonderheit des Decathlon-Zelts: Es hat ein Luftschlauch-Gerüst. Es wird auf dem Lieferwagendach ausgerollt, mit vier Ösen fixiert und dann einfach aufgepumpt. Dann lässt es sich schlafen, und morgens, wenn es weitergeht auf dem Roadtrip, werden zwei Kammern geöffnet, und die Luft entweicht mit einem Zischen. Nur noch zusammenrollen und fertig. So als Paket kommt es dann ins Auto. Das Lazyee Tent bleibt dagegen auf dem Dach. Muss aber auch, wie jedes Dachzelt, zusammengebaut werden. Welches nun nehmen? Wir haben verglichen.
Decathlon Van 500
- Packmaß: 140 x 50 x 20 cm
- Gewicht: 25 kg
- Maße aufgebaut: 210 x 130 x 93 cm
- Liegemaß: 130 x 205 cm
- Preis: 649,99 Euro
Anmerkung der Redaktion: Kurz nach unserem Test aktualisierte Decathlon sein Portfolio und das Van 500 ist nicht mehr im Shop erhältlich.
Aktuell kann man bei Decathlon das Quechua MH500 Fresh & Black mit Klappmechanismus für Fahrzeuge mit Dachreling für 1.399 Euro erwerben oder das aufblasbare MH900 Fresh & Black ebenfalls für Pkw mit Dachreling.
- Hier können Sie das Quechua MH500 Fresh & Black bei Decathlon kaufen.
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Lazyee Tent
- Packmaß: 221 x 135 x 18 cm
- Gewicht: 35 kg
- Maße aufgebaut: 220 x 135 x 118 cm
- Liegemaß: 120 x 200 cm
- Preis: 1.699 Euro
- Das Lazyee Tent in bei unserem Partnershop Camping Wagner erhältlich. Hier können Sie das Lazyee Tent kaufen.
Lazyee Tent im Test
Es muss ja nicht gleich nach Afrika gehen. Fichtelgebirge ist Abenteuer genug. Kurz gesagt: Das Lazyee Tent soll ein praktisches Dachzelt für jedermann sein, das man gut auch im Keller lagern kann, das schnell auf dem Autodach sitzt und unkompliziert auf- und abgebaut ist. Es kann ganz locker von zwei Personen auf einen Dachträger gesetzt werden. Notfalls auch von einem Menschen.
Mit rund 35 Kilo ist es vergleichsweise leicht. Gummierte Metallspangen halten es am Träger. Die werden mit Handschrauben festgezogen; das kann jeder. So bleibt das Zelt auch während der Fahrt auf dem Dach. Passt auf so gut wie jedes Auto. Das Zelt besteht aus einer Unterschale, dem Zeltaufbau und einer Abdeckplane. Die sitzt fest dank Spanngurten und hält alles trocken. Unter die Plane passt auch die Teleskopleiter und auch noch ein Schlafsack.
Der Aufbau des Lazyee Tent
Zum Aufbau wird die Plane abgenommen. Die Zeltkonstruktion poppt dann fast von allein auf. Man löst einen Gurt und gibt dem Gestänge einen Schubs, und das Zelt schwenkt fast ohne weiteres Zutun nach oben. Gasdruckdämpfer helfen der Gestängekonstruktion, sich aufzurichten und auch in Position zu bleiben. Dieser Trick macht das Zelt zum "faulen Zelt". Der ganze Aufbau gestaltet sich total einfach und ist für Menschen aller Größen und Kräfte machbar. Der Zusammenbau vollzieht sich in umgekehrter Reihenfolge. Der Gurt wird zurück- und nach unten gezogen, und die Konstruktion faltet sich wieder zusammen. Ohne großen Kraftaufwand. Dann wird das Paket wieder fixiert, die Plane kommt drüber, und weiter geht’s.
Hoch und runter im Campingbetrieb steigt man über eine Leiter. Zusammengeschoben nimmt sie recht wenig Platz weg. Sie wird mit zwei Haken in die Unterschale des Dachzelts gehängt. Da steht sie nur mittelmäßig stabil, biegt sich etwas durch. Auf der Leiter stehend öffnet man den Reißverschluss des seitlichen Eingangs. Der Stoff wird dann zeltüblich gerollt und mit Schlaufen fixiert. An den Seiten gibt es ebenfalls Fenster zu öffnen, die auch mit Fliegenschutz ausgestattet sind.
Beim Ein- und teilweise auch beim Aufstieg schützt das Vordach elegant vor Regen, und ist der nicht zu heftig, kann der Eingang sogar offen bleiben. Das Vordach ist die Verlängerung des oberen Zeltstoffs. Dieser ist mit 3.000 mm Wassersäule wasserdicht. Die Innenwand besteht aus einem Baumwollmischgewebe, ebenfalls wasserdicht, etwas weniger, dafür kuscheliger, weil man innen halt ab und zu drankommt.
Geschlafen wird auf der mitgelieferten Luftmatratze von Outwell namens Dreamcatcher mit fünf Zentimeter Dicke. Sie ist zwei Meter lang und mit 1,2 Meter Breite eher für eine, statt wie angepriesen für zwei Personen. Geht aber auch. Übrigens: Das ganze Zelt muss anfangs einmalig vom Kunden zusammengebaut werden. Kann dann aber bleiben.
Echt ’ne gute Idee, ein einfaches Dachzelt zu konstruieren für einen Preis, der ziemlich niedrigschwellig ist. Das Paket kostet derzeit rund 1.600 Euro, ist damit gerade für Leute mit schmalerem Geldbeutel super. Man kann’s auch im Freundeskreis teilen statt besitzen, nur noch Kühlbox und Gaskocher dazu, und dann ist man gut aufgestellt für einen Trip ins Fichtelgebirge.
Decathlon Van 500 im Test
So einfach geht Dachzelt. Nicht mal einen Träger braucht es auf dem Vandach. Zusammengepackt ist der Zeltstoff aufgerollt. Und die Leiter dazugepackt. Das Zelt-Paket wird über die Leiter auf das Autodach gelegt und entfaltet. Und dann kommt eine Luftpumpe dran und füllt das Air-Tent/Luft-Gestänge und die Luftmatratze im Inneren. Das Zelt liegt, sobald es Spannung durch die Luftröhren bekommt, wie ein Katamaran auf den seitlichen "Kufen" rechts und links. Angst vor Kratzern im Lack sind also eher unbegründet.
Decathlon-Zelt fährt im Inneren mit
Laut Hersteller sollte der Wagen tatsächlich ein Van sein. Ein Lieferwagen. Die Dachfläche muss ausreichend groß sein. Ein Kangoo oder Caddy sind zu klein. Aber für Autos dieser Größen hat Decathlon mittlerweile andere Dachzelte für Dachträger im Programm.
Während der Fahrt kommt das Van 500 in den Innenraum des Wagens. Dort nimmt es ungefähr doppelt so viel Platz weg wie ein normales Hauszelt. Also ganz schön viel. Andererseits ist das Bett eben schon mit dabei. Mit Lattenrost und Luftmatratze ist es recht bequem. Eine Pumpe muss zum Packmaß dazu addiert werden. Da das Van 500 während der Fahrt wieder vom Dach genommen wird, fällt das Pro-Argument für Dachzelte weg: auf dem Auto, aus dem Sinn. Warum also das Ganze?
Viel Packmaß und wenig Raum und genauso viel Arbeit wie bei jedem anderen Zelt? Das Zelten auf der Erde mag an sich gar nicht schlimm sein, sogar schön, aber Campingplätze, Zeltwiesen, so wie da die Untergründe manchmal sind, wie zerstört die Grasnarben, wie kiesig und steinig, wie matschig oder wässrig, da mag es doch schöner sein, das Zelt auf dem Wagen aufzuschlagen. Da ist es immer trocken, da kriecht nix rein (es geht ja nicht nur um Skorpione, Mäuse und Tausendfüßler können mindestens genauso gruseln und erschrecken). Man bleibt stets ungestört, von Mensch und Tier, und behält am Ende gar den Überblick.
Und die Konstruktion ohne Unterschale macht es günstig und auch vergleichsweise kompakt, wenn das Zelt daheim in den Keller soll oder auf den Dachboden. Im Vergleich zu anderen Dachzeltformen ist es zusammengebaut viel weniger raumgreifend. Und recht leicht. Und mit Schultergurt.
Das Gefühl im Zelt ist kuschelig, angenehm. Hier bin ich Mensch, hier will ich pennen. Viel Raum bietet es nicht. Es gibt Luftzelte am Markt, die viel, viel größer sind. Aber: Fenster, Netze, Belüftung, tipptopp. Bei unserem Testzelt hat sich allerdings der Luft-Giebel nie richtig versteift. Was verwundert, denn bei einem anderen Testzelt und aus grundsätzlicher Erfahrung mit Luftgestängen sollte das eher ein Einzelfall sein.
Ist es denn ein großer Aufwand, das Zelt morgens zusammenzupacken, wenn man weiter will? Nein. Die Luft entweicht in einer Sekunde, und das Zelt kollabiert. Dann faltet man es zusammen und – klick, klick – Gurte zu und fertig. Das geht sogar schneller als bei den meisten Bodenzelten. Vor allem aber schneller als bei den Wurfzelten aus demselben Hause.