So können Sie eine Anhängerkupplung nachrüsten

Eine Anhängerkupplung ist nicht nur für Caravaner unerlässlich. Als Zugfahrzeug für Boots- oder Pferdeanhänger taugen Wohnmobile ähnlich gut wie Pkw. Auch für den Transport von Fahrrädern leistet sie beste Dienste. Alles über die Nachrüstung.
Nicht zuletzt der Fahrradboom hat zu einer deutlich erhöhten Zahl von Bestandsfahrzeugen geführt, die schon Vorbesitzer mit einer Anhängerkupplung bestellt bzw. ausstaffiert haben: Im Jahr 2024 hatten laut Statista immerhin 26,2 Prozent der meistgefahrenen Pkw mit einer Zugvorrichtung.
Vor allem Kombis deutscher Premiumhersteller sowie viele SUV und Vans sind bereits mit Haken am Heck unterwegs. Kurzer Gegencheck: Anfang März waren von 1.424.250 Gebrauchtfahrzeugen auf der Internetplattform mobile.de 330.075 mit einer Anhängevorrichtung ausgestattet. 68.000 davon dürfen mehr als 1500, 41.162 sogar mehr als 2000 Kilogramm ziehen. Die Auswahl an gebrauchten Zugwagen ist also groß.
Und trotzdem kann es vorkommen, dass Preis, Zustand, Ausstattung und Standort des Traumwagens oder Wohnmobils passen – und nur die Anhängerkupplung fehlt. Oder dass ein Caravan zum Haushalt stößt, das bestehende Auto aber weitergefahren werden soll. Gut, dass sich an die meisten Pkw, SUV, Vans und sogar Wohnmobile eine Anhängerkupplung nachrüsten lässt. Vor allem bei Importfahrzeugen aus Fernost montiert oft erst der Händler die Anhängerkupplung nach der Produktion.
Worauf muss man bei der AHK-Nachrüstung achten?
Zunächst einmal ist zu klären: Verfügt der Pkw oder Van über eine eingetragene Anhängelast und, wenn ja, wie hoch ist sie. Der betreffende Wert für die gebremste Anhängelast steht in Feld 0.1 der Zulassungsbescheinigung, jener für die ungebremste in Feld O.2. Ebenfalls wichtig ist Feld 13: Hier ist die maximale Stützlast vermerkt.
Das bedeutet: Hat der Anhänger eine eigene Auflaufbremse, darf er so schwer sein wie in Feld O.1 bei der gebremsten Anhängelast eingetragen ist. Ungebremste Anhänger müssen entsprechend leichter sein, um die Bremse des Zugfahrzeugs nicht überzustrapazieren. Die Stützlast ist das Gewicht, mit dem der Anhänger über die Deichsel oder der Fahrradträger auf die Anhängerkupplung des Autos drückt. Wichtige Faustregel: Die Stützlast sollte für maximale Fahrstabilität des Gespanns durch korrektes Beladen des Anhängers immer so hoch wie möglich eingestellt sein.
Auf die Internetrecherche allein sollte man sich bei der Suche nach der Anhängelast nicht verlassen: Tatsächlich gibt es Automodelle, die mit einer nachgerüstete Anhängerkupplung ein paar hundert Kilo weniger ziehen dürfen als mit einer ab Werk angebauten. Der Grund: Speziell bei einigen Modellen von Premiummarken ziehen mit der Werkskupplung Karosserieverstärkungen und/oder größere Motor- und Getriebekühler ein, die für dieses Plus an Anhängelast sorgen.
Verschiedene Anhängerkupplungen zum Nachrüsten: von starr bis schwenkbar
Es gibt im wesentlich vier Arten von Anhängerkupplungen: Starre, abnehmbare sowie teil- und vollelektrisch schwenkbare Modelle. Unabhängig von der Bauform ist die Art der Montage: Ein Grundträger wird an definierten Punkten der Karosserie befestigt. Meist sind dort bereits Bohrungen respektive Gewinde vorhanden.
Das macht nachträgliche Eingriffe in die Karosseriestruktur überflüssig. Jedoch kann es nötig sein, ein Stück aus dem Kunststoff-Stoßfänger herauszuschneiden – oft, aber nicht nur, bei Autos mit Sportpaketen. Die Quertraversen am Grundträger unter dem Heckblech nehmen dann die Kugelstange, also die eigentliche Anhängerkupplung auf.
Die Elektrik: Dauer- und Zündungsplus sind wichtig
Wichtig: Bei vielen Anhängerkupplungen zum Nachrüsten ist der Elektro-Satz, über den die Beleuchtung des Anhängers mit jener des Zugwagens verbunden wird, nicht im Preis inbegriffen und muss daher extra bestellt werden. Gerade für Camper noch wichtiger ist, einen E-Satz mit Dauer- und Zündungsplus zu ordern, damit die elektrischen Geräte wie Heizung, Kühlschrank, Toilettenspülung oder Innenbeleuchtung auch am Zugfahrzeug funktionieren und man obendrein ein elektronisches Stabilisierungssystem wie Alko ATC, Leas oder Knott ETS Plus mit Strom versorgen kann.
In den genannten Systemen sind Sensoren verbaut, die erkennen, wenn der Anhänger schlingert und in diesem Fall elektromotorisch oder per Federvorspannung kurz die Anhängerbremse aktivieren, um das Gespann wieder zu stabilisieren.
Die Installation eines E-Satzes mit Dauer- und Zündungsplus kann ziemlich aufwendig sein, da ein stromführendes Kabel von der Starterbatterie durch den Innenraum bin zur Anhängerkupplung geführt werden muss. Um es zu verlegen, müssen teilweise Mittelkonsole, Teppich etc. aus- und wieder eingebaut werden. Glück ist, wenn die Batterie im Kofferraum steckt oder wenn das Auto über eine Anhängerkupplungs-Vorrüstung verfügt. Dann ist die Elektrik inklusive Anbindung für die Steckdose nämlich schon verlegt bzw. Anhänger-ESP bereits im Steuergerät hinterlegt. Speziell Hersteller von leichten Nutzfahrzeugen wie Ford, Mercedes und VW bieten diese Option ab Werk an.
Was kostet der Einbau einer Anhängerkupplung?
Für den Preisvergleich auf kupplung.de ziehen wir als Berechnungsbeispiel einen Passat C8 Variant mit 190 PS-TDI heran. Starre Anhängerkupplungen mit spezifischem E-Satz kosten für dieses Modell zwischen 390 und 480 Euro plus 500 Euro Einbau. Für viele Autos und speziell Transporter geht es jedoch bereits unter 200 Euro los, dann allerdings ohne E-Satz. Zwischen 660 und 730 Euro muss ausgeben, wer eine abnehmbare, in diesem Fall von unten steckbare Anhängevorrichtung wünscht.
Auch hier kommt der Einbau noch obendrauf. Ein manueller Schwenkhaken für den Passat kostet regulär 1.000 Euro, wird aber aktuell etwas günstiger angeboten. Für andere Modelle werden ebenfalls vierstellige Beträge fällig. Im Autohaus werden, je nach Autotyp, bis zu vier Stunden für die Montage der Zugvorrichtung und der Elektrik angerechnet, was, ebenfalls grob überschlagen, 500-800 Euro entspricht.
Anhängerkupplung selbst einbauen oder nicht?
Die Komplexität der Elektrik und die Freischaltung diverser Sicherheits- und Assistenzsysteme, speziell bei modernen Autos, erfordert den Einbau der Anhängerkupplung in einer Fachwerkstatt. Rameder (www.kupplung.de) unterhält ein Netz von Partnerwerkstätten. Auswahl und Kauf der Anhängervorrichtung erfolgen online über die Website. Die Kupplung wird hernach zur Partnerwerkstatt geliefert und dort zum vereinbarten Termin eingebaut. Nicht selten gibt es dort Rabattaktionen.
Natürlich haben auch Autohäuser das entsprechende Know-how, um Anhängerkupplungen in Autos ihrer Handelsmarken einzubauen. Mag der Anbau der mechanischen Teile noch für geübte und erfahrene Selbermachen funktionieren – bei Elektrik und ganz speziell Elektronik müssen Experten ran.
Muss ich mit neuer Anhängerkupplung zum TÜV?
Wenn die Anhängerkupplung über eine EWG-Genehmigung verfügt (e-Prüfzeichen) und exakt den Fahrzeugspezifikationen entspricht, dann genügt es, wenn die Einbauanleitung mit dem eingelegtem Datenblatt im Auto oder Wohnmobil liegt. Somit entfällt eine gesonderte Abnahme der Anhängerkupplung durch den TÜV und eine Eintragung in die Zulassungsbescheinigung. Wer die Kupplung selbst eingebaut hat, darf sich aber gern an eine Prüforganisation wenden, um alles überprüfen zu lassen.
Nachrüstung AHK am Wohnmobil
Wohnmobile zeichnen sich vor allem durch ihre Flexibilität aus. Verlockend ist, nicht an einen Urlaubsort gebunden zu sein. Und das eigene Heim samt Ausrüstung ist immer dabei. Gehören dazu aber Motorräder oder Auto, sollen Boot oder gar Pferd mit auf eine Tour, stoßen die meisten Mobile schnell an ihre Grenzen. Abhilfe kann eine Anhängerkupplung schaffen. Sperriges oder schweres Gepäck reist dann in einem separaten Anhänger in zweiter Reihe mit.
Welche Anhängerkupplung für welches Wohnmobil?
Zunächst gilt es zu klären, welche Anhängerkupplung für das jeweilige Fahrzeug die richtige ist. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Handelt es sich um ein aufgebautes Wohnmobil, muss in der Regel der Hecküberhang durch eine Rahmenverlängerung überbrückt werden, damit die Kupplungskugel nicht unter dem Aufbau sitzt. Besitzt das Mobil bereits eine Rahmenverlängerung, ist zu prüfen, ob diese ausreichend tragfähig ist.
Da manche ab Werk eingebauten Rahmenverlängerungen hauptsächlich als Montagehilfen dienen und wenig tragende Wirkung haben, müssen sie beim Einbau der Anhängerkupplung getauscht werden. Weiter ist der benötigte D-Wert für die Anhängerkupplung zu ermitteln. Er bezeichnet das Maß für die maximale Belastung der Konstruktion. Mit Hilfe der Angaben aus den Zulassungspapieren, nämlich den zulässigen Gesamtgewichten von Fahrzeug und Anhänger, lässt er sich nach einer feststehenden Formel berechnen.
Voraussetzungen für eine Womo-Anhängerkupplung
Neben dem D-Wert muss, wie beim Pkw die zulässige Anhängelast des Wohnmobils den Anforderungen genügen. Dabei ist es wichtig zu prüfen, ob der Hersteller des Aufbaus die Vorgaben des Basisfahrzeugs einschränkt. Etwaige Abweichungen sollten auf einer zweiten Plakette, die sich oft im Motorraum findet, ablesbar sein.
Die Auswahl und Bestellung der passenden Teile übernimmt meist die Werkstatt, die auch den Einbau vornimmt. Wer den Umbau einem Fachbetrieb, beispielsweise dem Wohnmobilhändler, überlässt, beugt im Schadensfall auch etwaigen Haftungsfragen vor.
Die Mechaniker dort verfügen auch über entsprechende Erfahrung, um nötige Zusatzarbeiten durchzuführen. Da jeder Aufbauhersteller eigene Konstruktionsprinzipien verfolgt, sind unter Umständen der Abwassertank zu versetzen oder die Standstützen umzubauen.
Zeit und Kosten der Anhängerkupplung-Montage
Für den Einbau einer Anhängerkupplung benötigt ein Mechaniker in der Werkstatt rund vier Stunden, je nach Zusatzarbeiten für die Vorbereitung des Fahrzeugs entsprechend länger. Der letzte Arbeitsschritt besteht darin, das Typenschild am Fahrzeug anzubringen. Neben technischen Daten wie der Stützlast oder dem D-Wert ist dort auch die sogenannte E-Nummer eingetragen. Notieren sollte man sich das neue Leergewicht des Fahrzeugs. Damit verringert sich zwar die Zuladung des Reisemobils, den Einsatzbereichen und Transportmöglichkeiten sind so aber noch weniger Grenzen gesetzt als zuvor.
Checkliste: Anhängerkupplung nachrüsten
Anhängerkupplungen gibt es in den verschiedensten Varianten für fast alle o. Bei der Auswahl müssen ein paar Fragen geklärt werden. Manches lässt sich anhand der Fahrzeugpapiere herausfinden, anderes muss am Fahrzeug selbst begutachtet werden. Mit folgender Checkliste vergessen Sie nichts:
- Haben die geplanten Fahrer den passenden Führerschein?
- Welche Lasten möchte ich ziehen und reicht dafür die freigegebene Anhängelast?
- Genügt auch das zulässige Zuggesamtgewicht?
- Reicht zudem die zulässige Hinterachslast, um das Mehrgewicht der Anhängerkupplung und die Stützlast des Anhängers zu verkraften? (Hebelwirkung des Hecküberhangs beachten!)
- Ist bereits eine Rahmenverlängerung angebaut und ist diese tragfähig genug für die Anhängerkupplung?
- Sind Anbauteile wie Heckstützen oder Wassertanks im Weg und können diese gegebenenfalls versetzt werden?
- Welchen D-Wert muss die Anhängerkupplung mindestens haben?