Reicht das Raumangebot im kompakten Integrierten?
Kompakte Integrierte sind eher rar gesät. Dabei kommt gerade bei diesem Wohnmobiltyp der Raumvorteil der integrierten Bauweise besonders zum Tragen. Gilt das auch für den Neuzugang von Rapido?
Wer bei Integrierten prinzipiell abwinkt – viel zu wuchtig, viel zu unhandlich zu fahren –, sollte sich mal den neuen Kleinen der französischen Marke Rapido genauer anschauen. Knuffig und wohlproportioniert steht er da, wie die Sportausgabe der oftmals etwas übergewichtigen Integrierten-Verwandtschaft.
Apropos Gewicht: Mit genau 500 Kilo Zuladung lässt sich der vernünftig ausgestattete Testwagen im reisefertigen Zustand auch noch gut als 3,5-Tonner nutzen – für zwei Personen sowieso und selbst für Familien mit zwei Kindern ist er durchaus eine Option.
Sitzgruppe
Besonders an der Sitzgruppe profitiert auch der neue Rapido C 55 i von dem breiten Integrierten-Fahrerhaus. Wo Teilintegrierte und erst recht ausgebaute Kastenwagen deutlich beengter sind, schafft er einen großzügigen Raumeindruck, obwohl die Außenbreite auf 2,17 Meter beschränkt ist. Für eine Seitenbank rechts reicht die Fahrzeuglänge zwar nicht, aber auf den gedrehten Cockpitsesseln und der Eckbank sitzen vier Personen bequem zusammen. Und für Familien nicht unwichtig: Wenn die Kinder schon im abgesenkten Hubbett schlafen – per solidem Absturznetz gesichert und mit Vorhang abgedunkelt –, können die Eltern noch etwas auf der L-Bank zusammensitzen – bei Hubbett-Teilintegrierten ist das meist nicht möglich.
Die mittig teilbare Tischplatte ist schnell aufgeklappt und kann dann auch vier Gedecke aufnehmen. Für den großen Nudeltopf in der Mitte reicht es allerdings nicht mehr. Der passt immerhin auf einen der beiden Brenner in der Küche, denn diese sind auftisch montiert, so dass Topf oder Pfanne auch seitlich überstehen können. Jedoch ist dann etwas Vorsicht geboten, weil die Topfträgerstege ziemlich schmal und glatt sind, so kann der Topf schnell verrutschen und vom Herd kippen.
Küche
Prunkstück der Küchenzeile sind indes die vier großen, breiten Schubladen – zwei davon sind ineinander verschachtelt, so sind zunächst nur drei Fronten zu sehen. Vor dem Öffnen muss eine elektromechanische Zentralverriegelung per Tastendruck betätigt werden – dann liegt die ganze Pracht vor einem und kann nach Herzenslust mit allerlei Küchenutensilien und Vorräten bestückt werden.
Dazu kommen noch zwei passabel große Hängeschränke und zwei kleine Fächer über und unter dem Kühlschrank. Letzterer arbeitet nach dem Kompressorprinzip, hat 140 Liter Volumen und erfreut besonders durch seine praktische, separate Getränkeschublade.
Bad
Im Sanitärraum gegenüber ragt einem nach dem Eintreten die dreieckige Waschtischkonsole entgegen, auf der ein ovales Schüsselwaschbecken aufgesetzt ist. Dahinter steht eine solide, hohe Metallarmatur, auch ein großer Spiegel und ein Echtglas-Zahnputzbecher mit Halter fehlen nicht. Bei Tag kommt durch die Dachhaube genügend Licht und Luft herein, bei Nacht sind die beiden Deckenspots jedoch mit der Aufgabe überfordert, den Raum vernünftig zu erhellen, zumal das Gesicht vor dem Spiegel kaum etwas abbekommt. Fünf offene Ablagen sind vorhanden, der schmale Hängeschrank bietet jedoch nur zwei kleinere Fächer.
Zum Duschen schwenkt man die Waschtischwand über die Toilette. Dahinter kommen eine eigene Duscharmatur und eine Ablagenische für das Duschgel zum Vorschein. Der Radkasten ragt nur wenig in die Duschtasse und stört kaum – die etwas knappe Stehhöhe von 1,87 Meter ist für Großgewachsene schon eher ein Hindernis.
Betten
Zehn Zentimeter mehr hält das rechte Einzelbett in der Länge bereit. Das linke ist am Fußende schräg zugeschnitten, weshalb sich hier Werte zwischen 1,83 und 1,99 Meter ergeben. Auf den elf Zentimeter dicken Kaltschaummatratzen mit Lattenrostunterbau liegt man bequem. Über beiden Kopfenden sind Lesespots installiert, die an der Basis je eine USB-Ladebuchse aufweisen – allerdings findet sich nur über dem linken Bett an der Seitenwand ein Ablagebord, auf dem man das Handy auch gefahrlos über Nacht ablegen kann.
Dem rechten Schläfer wird dagegen die Aufgabe zuteil, das indirekte und das Deckenlicht zu bedienen – nur für ihn ist der entsprechende Doppelschalter bequem erreichbar.
Das Hubbett vorn wird per zentralem Hebel dearretiert und dann auf Einsatzhöhe abgesenkt. Die 90 Millimeter dicke Kaltschaummatratze auf Lattenrost ist eine gute Grundlage. Mit 1,82 mal 1,38 Meter Liegefläche ist das Hubbett nicht besonders groß. Für zwei Erwachsene wird es eng.
Eine Klarglasdachhaube sorgt für Licht und Luft. Zum Schmökern am Abend gibt es zwei einzeln schaltbare und zudem ausrichtbare LED-Spots, sodass es kaum stört, wenn einer noch lesen will, während der andere schon schläft. Als Ablage für Brille und Bettlektüre muss allerdings der Sitzgruppentisch herhalten.
Stauraum und Elektrik
Zum Verstauen der Kleidung und anderer Reiseutensilien stehen vier Hängeschränke im Schlafzimmer und ein großer über der Sitzgruppe parat. Letzterer hat zwar einen Zwischenboden, aber keine Schottwand, sodass Ladegüter beim Fahren hin- und herrutschen können.
Etwas verwinkelt, aber passabel groß ist der Kleiderschrank unter dem rechten Bettende. Im Schrank gegenüber können voluminöse Textilien wie Ersatzbettwäsche oder Daunenjacken eingelagert werden. Beide Schränke haben außer der Tür auch noch einen Klappdeckel, was den Zugriff enorm erleichtert. Die Arretierung der offenen Deckel per Riegel wirkt allerdings ziemlich labil. Gasfederaufsteller, wie sie an den Hängeschrankklappen zum Einsatz kommen, wären hier ebenfalls hilfreich.
Wer mit dem Stauvolumen in den Schränken nicht auskommt, kann auf die Heckgarage ausweichen; sie ist groß genug für zwei bis drei Fahrräder. Beim Einladen helfen zwei identisch große Seitentüren und sechs fix angebrachte Zurrösen. Rechts ist der Gaskasten für eine Elf-Kilo-Flasche integriert. Allzu häufig muss man da zum Glück nicht dran, weil mit Gas lediglich gekocht wird.
In zwei Nischen in der Vorderwand findet sich ein Großteil der Bordelektrik mit zwei 92-Ah-Batterien, Ladegerät, Booster und Sicherungen. Links darüber ist außerdem noch eine Außendusche installiert. Fächer für Zubehör sucht man in der Garage dagegen vergeblich. Dafür gibt es vorn rechts noch ein weiteres Außenfach, wo Kabeltrommel und Auffahrkeile ihren Platz finden. Auch der Außenstromanschluss ist darin integriert.
Der 110-Liter-Frischwassertank ist in der Sitztruhe montiert, der 90-Liter-Abwassertank hängt unterflur, ist isoliert, aber nur gegen Aufpreis beheizt. Ansonsten ist der Aufbau rundum solide gedämmt und gebaut. Um die einfach verglasten Scheiben des Fahrerhauses besser zu isolieren, sind Hohlkammer-Faltverdunkelungen angebracht.
Die handlichen Außenmaße und die gute Übersicht von innen lassen die Eingewöhnungsphase für den Fahrer – Integrierten-untypisch – kurz ausfallen. Lediglich die schmalen Außenspiegel mit wenig brauchbaren Weitwinkelfeldern erfordern etwas erhöhte Aufmerksamkeit.
Noch mehr stört beim getesteten Vorserienexemplar allerdings die Geräuschkulisse beim Fahren. Sowohl der Motorlärm als auch die Klapper- und Quietschgeräusche aus dem Ausbau müssen bis zur Serienfertigung dringend noch ausgemerzt werden.
Rapido C 55 i
- Grundpreis: ab 82.100 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 6,72/2,17/2,75 m
- Zul. GesamtgewichT: 3.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 4/4–5
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 82.270 Euro (Fiat Ducato 35 L, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 89.920 Euro
- ✘ Achtgang-Automatikgetriebe (25 kg): 3.470 Euro
- 180-PS-Motor (15 kg): 2.780 Euro
- ✘ 16"-Leichtmetallfelgen (12 kg): 840 Euro
- ✘ Lederlenkrad mit Radiobedientasten (1 kg): 600 Euro
- ✘ Pack Select: DAB-Moniceiver, Rückfahrkamera, ESP, ASR, el. verstell. u. beheizbare Spiegel, höhenverstellb. Fahrerhaussitze, Hohlkammer-Faltverdunkelung, Aufbautür mit Fenster u. Zwei-Punkt-Verriegelung, 2. Zündschlüssel mit Funk-ZV, 2. Aufbaubatterie (35 kg): ✔ 2.590 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, außen Wände/Dach/Boden GfK, innen foliertes Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/38 mm, kein Doppelboden, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, einfach verglaste Fahrerhaus-Scheiben mit Hohlkammer-Faltverdunkelung, 4 Dachhauben.
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi D 6 E, 7 Ausströmer (Fahrertür, Einstieg, Küche, Bad, 2 x Einzelbetten, Heckgarage), Wasseranlage: Frischwasser- und Abwasserrohre, Druckpumpe.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 140 Multijet, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.184 cm3, Leistung 103 kW/140 PS bei 3.500/min, Drehmoment 350 Nm bei 1400–2.500/min, Achtgang-Automatikgetriebe.
Fahrleistungen
- Beschleunigung 0–50/80/100 km/h : 7,0/13,6/20,3 s
- Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h: 7,8/11,4 s, 80–100 km/h 6,4 s;
- Testverbrauch: 11,0 L/100 km.
Das fiel uns auf
(+) Frostwächter, Ablassventile und Verteiler übersichtlich zusammengefasst in einem Bodenpodestfach.(+) Auch die Elektrik hat ihren Platz – hier in der Heckgarage. Darüber zu sehen: Anschluss für die Außendusche.(+) Hohlkammer-Faltverdunkelungen zur besseren Dämmung der einfach verglasten Fahrerhausscheiben.
(-) Zwei Stufenhöhen am Bodenpodest der Sitzgruppe. Da kann man sehr leicht mal stolpern.(-) Das Gesicht vor dem Spiegel bekommt kaum Licht ab, weil die Deckenspots hinter dem Kopf sitzen.(-) Die Außenspiegel sind ziemlich schmal und die separaten Weitwinkelfelder sehr flach und verzerrend.
Wertung