Retro-Modelle

Von Citroën DS bis Alfa Romeo Giulietta: Immer mehr Hersteller bemühen bei neuen Modellen die Historie. Neues von VW Beetle, Fiat 500 Giardiniera, Citroen Revolte und weiteren Retro-Modellen.
Der VW New Beetle ist eigentlich ein Amerikaner, genauer gesagt stammt er aus Kalifornien. Dort, im Designstudio in Simi Valley, entwerfen Freeman Thomas und J Mays 1993 den VW Concept 1, eine moderne Interpretation des VW Käfer. Die Studie wird im Januar 1994 auf der Detroit Motor Show gezeigt und versetzt Publikum und Presse in Verzückung. Ein Jahr später legt VW nach und präsentiert auf dem Genfer Autosalon den Concept 1 als Cabrio. Wieder nur Lobeshymnen für die Retro-Studie.
Neuer VW Beetle nutzt Plattform des aktuellen Golf
Grund genug, aus der Studie des Beetle ein Serienmodell zu entwickeln, das erste Retro-Auto. Seit 1998 bereichert der VW Beetle bereits die VW-Modellpalette, im August 2011 folgt nun die lang erwartete Retro-Neuauflage. Der VW New Beetle, der bisher noch auf der Architektur der vierten Golf-Generation basiert, nutzt künftig die Plattform des aktuellen VW Golf. Doch anders als andere Derivate auf der Kompaktklasse-Architektur wie etwa der Van VW Touran bekommt das Retro-Modell ein völlig eigenständiges Cockpit, das "viel stärker als bislang an den alten Käfer erinnern soll", wie es bei VW heißt. Auch die Kritik am Vorgänger, dessen Dach vielen zu kugelig und das Raumgefühl innen zu vanartig war, wurde von den VW-Designern ernstgenommen. Der Neue wird bei einer Fahrzeuglänge von rund 4,20 Metern flacher, das Armaturenbrett kürzer und die Fensterlinie niedriger. Das sorgt insgesamt für einen dynamischeren Auftritt.
VW Beetle wird als Retro-Modell weiterhin in Mexiko vom Band rollen
Frischzellenkur auch unter der Haube des Retro-Modells: Wie bei den anderen Modellen haben die alten Saugmotoren und der nagelnde 1,9-Liter-Diesel ausgedient. Für den VW Beetle, der weiterhin in Mexiko vom Band rollen wird, soll künftig ein Großteil des VW Golf-Motorenprogramms zur Verfügung stehen. Bei den Benzinern geht es mit dem kleinen aufgeladenen 1.2 TSI mit 105 PS los und endet beim 2.0 TSI mit 200 PS. Wer einen Dieselmotor möchte, kann zwischen zwei Hubraumgrößen wählen. Den 1.6 TDI gibt es mit 105 PS, den Zweiliter-TDI mit 140 beziehungsweise 170 PS. Darüber hinaus sind besonders sparsame Blue Motion-Versionen und die Einführung eines Start-Stopp-Systems für das Retro-Modell von VW geplant. Außerdem wird auch der VW Beetle künftig mit Doppelkupplungsgetriebe bestellbar sein.
Mini lief dem Retro-Käfer den Rang ab
Das VW New Beetle Cabrio soll nur wenige Monate nach dem Marktstart der Limousine folgen. Diese umfassende Neugestaltung der Retro-Baureihe war dringend notwendig, denn zuletzt sanken die Verkaufszahlen stetig. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 liefen im mexikanischen VW-Werk noch knapp 150.000 Einheiten des Retro-Käfers vom Band, 2009 waren es nur noch gut 30.000 - und das inklusive Cabrio, das es vor zehn Jahren noch gar nicht nicht gab. Ein wesentlicher Grund für die sinkenden Absätze des VW Beetle ist der neue Mini, mti dem BMW 2001 ebenfalls ein Retro-Modell auf den Markt brachte. 2002 produzierte das Mini-Werk Oxford bereits 160.000 Einheiten des britischen Retro-Modells, während der VW Beetle auf gut 100.000 abrutschte. Ein Trend, den auch das Cabrio, das ab 2003 verkauft wurde, nicht aufhalten konnte.
Der Mini lief dem Retro-Käfer den Rang ab, und die britische Marke legte unter bayerischer Führung weiter nach. Mini, Mini Clubman und Cabrio werden es nach Einschätzung der Marktbeobachter von IHS Automotive in diesem Jahr auf ein Absatzvolumen von gut 210.000 Einheiten bringen und da ist der neue Mini Countryman, der beim Auftragsfertiger Magna in Graz produziert wird, noch nicht mitgerechnet. Eine Erfolgsstory, die nicht nur VW zum Handeln zwingt, sondern auch andere Marken mit Retro-Modellen auf den Plan ruft.
Fiat 500 Kombi soll 2011 auf den Markt kommen
So wie Fiat, die den seit 2007 angebotenen 500 im Retro-Design mittlerweile bereits durch zwei weitere Varianten ergänzten: den offenen Fiat 500 C mit Roll-Stoffdach und den sportlichen Abarth. Im kommenden Jahr folgt nun im Zuge einer Modellpflege noch die Kombi-Version namens Fiat 500 Giardiniera auf deutsch: die Gärtnerin. Erneut eine historische Anleihe, denn bereits zwischen 1960 und 1977 wurde der alte Fiat 500 als Kombi unter diesem Namen angeboten.
Die Neuauflage basiert als Retro-Modell auf derselben Plattform, wird aber rund 25 Zentimeter länger und wächst damit auf eine Länge von rund 3,80 Metern. Bei den Motoren werden die bekannten Vierzylinder-Benziner, die als 1,2-Liter 69 PS und als 1,4-Liter 100 PS leisten, im Zuge einer für 2011 geplanten Modellpflege der Fiat 500-Baureihe durch drei Leistungsstufen des neuen 0,9-Liter-Zweizylinders ersetzt: 65, 85 und 105 PS.
Citroën mit edleren Ablegern seiner Baureihen C3 und Citroën C4
Auch bei Citroën hat man die eigene Geschichte wiederentdeckt und benennt nun die edleren Ableger seiner Baureihen Citroën C3 und Citroën C4 mit der Buchstabenkombination DS, die mit dem gleichnamigen Modell zwischen 1955 und 1975 Automobilgeschichte schrieb. Citroën steht dank dem 2CV, im Volksmund Ente genannt, aber auch für praktische, preiswerte und kleine Autos.
Mit einem besonders günstigen und umweltschonenden Auto will die Marke deshalb ab 2013 wieder an dieses Image anknüpfen. Denkbar ist dabei ein Design, das sich passend dazu stark am Urahn orientiert. Zweite Option: Die Serienversion der Elektroauto-Studien Citroen Revolte und Survolt kommt in den Genuss einer Karosserieform im Stil der Ente. Intern ist zum Design beider Projekte aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden, heißt es aus der Zentrale in Paris.
Egal, ob es nun moderne Retro-Interpretationen ruhmreicher Modelle wie der Mercedes SLS sind oder ein neues Auto, das wie im Fall Alfa Romeo Giulietta nur den Namen mit dem Vorgänger gemeinsam hat: Retro ist in. Alle eifern dem Mini-Erfolg nach, auch der VW Beetle.