Was tun, wenn der Camper-Vermieter pleitegeht?

Verlierer: Roadfans gehörte zu den Big Playern unter den Campingfahrzeugvermietern. Jetzt ist das Unternehmen zahlungsunfähig.
Insolvenz bei Off und Roadfans. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, was Mieterinnen und Mieter machen können, falls die Vermietung pleitegeht.
Die Campervermietungsbranche steckt im Umbruch. Während einige Anbieter expandieren und neue Märkte erschließen, kämpfen andere mit finanziellen Schwierigkeiten – einige mussten sogar Insolvenz anmelden. Doch wer sind die Gewinner und Verlierer dieses Wandels?
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Verlierer: Off und Roadfans – Von Start-up zum Scheitern
Im Herbst 2024 sorgten zwei große Insolvenzen für Schlagzeilen: Off, ehemals Camper Boys, sowie Roadfans meldeten fast zeitgleich ihre Zahlungsunfähigkeit an.
Off: Vom schnellen Wachstum zur Insolvenz
Das Münchner Unternehmen Off, gegründet 2016 als Camper Boys, war lange eine Erfolgsgeschichte. Mit einer Flotte von 1.200 Fahrzeugen an zehn Standorten schien das Start-up auf Wachstumskurs. Doch Ende Oktober 2024 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Hintergrund war eine gescheiterte Finanzierungsrunde, die das Geschäft zum Stillstand brachte.
Off suchte aktiv nach Investoren, um das Unternehmen zu retten. Im Januar 2025 dann die Verkündung: Freeventure übernimmt mit Vanever Teile von Off. Der Standort in Hamburg und das Backoffice-Team konnten so erhalten bleiben. Die Off-Fahrzeuge hat Vanever nicht übernommen.
Roadfans: Von 7 auf 13 Standorte – dann das Aus
Ähnlich lief die Geschichte bei Roadfans aus Mönchengladbach – nur ohne Happy End und Übernahme. 2017 mit nur sieben Wohnmobilen gestartet, wuchs das Unternehmen rasant und war zuletzt an 13 Standorten in Deutschland vertreten. Roadfans hatte bis dato rund 1.100 Fahrzeuge und 185 Mitarbeitende. Erst im März 2024 eröffnete der Vermieter eine neue Filiale in Leipzig. Doch die Expansion war nicht nachhaltig genug, und Roadfans musste im Oktober 2024 Insolvenz anmelden.
Die Ursachen der Insolvenz führt das Unternehmen in der offiziellen Pressemitteilung auf eine Vielzahl von Faktoren zurück. Unter anderem bereiteten starke Schwankungen in der Nachfrage Roadfans große Probleme, auf Lieferengpässe während der Corona-Pandemie und des Krieges gegen die Ukraine folgte eine Überproduktion von Neufahrzeugen. Hinzu kamen gestiegene Zinsen, die den Preisdruck im Neu- und Gebrauchtwagenhandel erhöhten.
Man arbeite mit Hochdruck daran, mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und das Unternehmen für die Zukunft neu aufzustellen, so Roadfans. Je nach Ausgang des Insolvenzverfahrens und der Einschätzung des vorläufigen Insolvenzverwalters, des Rechtsanwalts Nikolaos Antoniadis, besteht also noch Hoffnung auf eine Zukunft für das Unternehmen.
Diese Nachricht kam für viele Kunden überraschend, insbesondere für jene, die bereits Wohnmobile für den Urlaub gebucht hatten. Sie mussten daraufhin ihre Ansprüche geltend machen, da bereits geleistete Zahlungen Teil der Insolvenzmasse sind. Laufende Buchungen wurden storniert und bereits gezahlte Beträge wie Mieten und Kautionen einbehalten. Betroffene müssen ihre Ansprüche daher gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend machen. Dies betrifft auch die Frage, ob und in welcher Höhe Gutscheine oder Kautionen zurückerstattet werden können.
"Für die Unannehmlichkeiten und die entstandenen Unsicherheiten möchten wir uns aufrichtig entschuldigen," schreibt Roadfans auf der offiziellen Facebook-Seite. Ein FAQ soll die wichtigsten Fragen klären.
Gewinner: Roadsurfer und Indie Campers setzen auf Expansion
Während einige Vermieter ums Überleben kämpfen, treiben andere ihr Wachstum konsequent voran. Besonders Roadsurfer und Indie Campers setzen auf Expansion – und das nicht nur in Europa.
Roadsurfer: Wachstumspläne mit Nordamerika-Fokus
Das Münchner Unternehmen Roadsurfer sieht die Zukunft in der Internationalisierung. Schon jetzt hat der Vermieter Stationen in Los Angeles, Las Vegas und San Francisco. 2025 sollen vier neue Standorte in Seattle, Denver, Salt Lake City und Phoenix dazukommen. "Insbesondere der nordamerikanische Kontinent ist für europäische Kundinnen und Kunden ein beliebtes Reiseziel und zeigt starkes Wachstumspotenzial", erklärt Markus Dickhardt, Mitbegründer und CEO von Roadsurfer.
Aber auch in Europa geht es weiter: In Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich sollen neue Mietstationen entstehen. Ziel ist eine weltweite Flotte von 10.000 Fahrzeugen und eine Umsatzsteigerung von 30 Prozent.
Indie Campers: Neue Märkte im Visier
Auch der portugiesische Anbieter Indie Campers setzt auf Expansion. Mit 12 neuen Stationen in Europa, Nordamerika und Ozeanien will das Unternehmen weiter wachsen.
Besonders Deutschland bleibt im Fokus: Düsseldorf und München sollen neue Großdepots bekommen, die deutsche Flotte auf über 1.000 Fahrzeuge anwachsen. Gleichzeitig plant Indie Campers, den Umsatz gegenüber 2024 zu verdoppeln.