Mit dem Camper in die Highlands

Vom Gipfel des Storr auf der Isle of Skye sieht man bis zu den rauen Cuillin Hills – einer felsigen Gebirgslandschaft – im Süden der Insel.
Atemberaubende Berg- und Küstenlandschaften, spannende Geschichte und interessante Städte erwarten einen auf dieser Tour durch den Norden Schottlands.
Loch Lomond im Trossachs Nationalpark ist die erste Station unserer Reise. Mit dem Ben Lomond nehmen wir hier unseren ersten "Munro" in Angriff. Als Munro gilt in Schottland ein Berg mit mehr als 3.000 ft (gut 900 Meter) Höhe. Der Weg zum Gipfel führt uns durch eine tief hängende Wolkendecke – eine unvergleichlich geheimnisvolle Stimmung mit Gänsehautgarantie und ein gelungener Urlaubsstart.
Am Kap von Kintyre
Den folgenden langen Landweg zur Halbinsel Kintyre verdanken wir den starken Einschränkungen für den Transport von Campingfahrzeugen der Fährgesellschaft Caledonian MacBrayne.
Wenn man dann aber auf der Südspitze der Halbinsel Kintyre steht, hat man – klare Sicht vorausgesetzt – einen atemberaubenden Ausblick über den tief unten liegenden Leuchtturm und die irische See bis aufs irische Festland. In solchen Momenten kann man die Sehnsucht nach dem wunderschönen, wilden und vielseitigen Schottland, die in vielen Liedern besungen wird, geradezu körperlich spüren.
Nach dem unter die Haut gehenden Erlebnis am Mull of Kintyre (schottisch für Kap) läuft die Uhr. Selbst acht Wochen sind bei der Fülle lohnender Ziele knapp, und für die Hebriden-Insel Mull haben wir die Fähre ab Oban weiter im Norden im Voraus reserviert.
Ein Abstecher in die tragische Geschichte Schottlands
Dazwischen passt gerade noch ein Abstecher in die Glencoe-Region. Sie ist ein Muss für Freunde großartiger Landschaften, gilt sie doch als einer der schönsten und tragischsten Orte Schottlands.
Tragisch, weil hier 78 Kinder, Frauen und Männer des MacDonalds-Clans 1692 durch den Campbell-Clan regelrecht abgeschlachtet wurden – nur eines von zahlreichen blutigen Massakern in der schottischen Geschichte. Wunderschön, weil die Berge und Täler der Highlands uns hier besonders eindrucksvoll die unberührte Natur und das vielfach gepriesene romantische Schottland erleben lassen.
Mit der Fähre nach Mull
Pünktlich stehen wir nach diesem Ausflug in die dramatische Geschichte Schottlands im hübschen Hafenstädtchen Oban an der Fähre zur Isle of Mull, oft noch vor der prominenteren Isle of Skye als schönste Insel Schottlands bezeichnet.
Iona, die "Heilige Insel der Schotten", von deren Kloster die Christianisierung Schottlands ausging, kennt wohl jeder Besucher. Das kleine Eiland liegt nur knapp zwei Kilometer vor Mull. Weithin bekannt ist auch die Fingalshöhle auf Staffa, der aus Basaltsäulen geformten Insel, welche unter anderem durch die "Schottische Symphonie" von Felix Mendelssohn Bartholdy berühmt wurde. Beide Inselchen lassen sich am besten von Fionnphort im Südwesten von Mull aus erreichen.
Mull selbst aber verzaubert vor allem mit karibisch wirkenden Stränden, eindrucksvollen Bergen im Inneren und dem Städtchen Tobermory ganz im Norden mit seinen bunten Häusern. Herausragend ist auch die zerklüftete Westküste, deren Befahrung mit dem Reisemobil auf durchgehend einspurigen Sträßchen allerdings eine echte Herausforderung darstellt.
Das letzte Bergmassiv vor dem hohen Norden
Zurück auf dem Festland, liegt die vorerst letzte Bergwanderregion in den Highlands vor uns: das Bollwerk des Beinn-Eighe-Massivs. Diesmal zieht es uns aber nicht auf die mächtigen Gipfel über dem Glen Torridon, sondern an einen romantischen Zaubersee in einem ehrfurchtgebietenden Bergkessel, den Loch Coire Mhic Fhearchair. Sie merken schon – die gälische Sprache lebt in Schottland! Die Tour ist zwar lang, aber ein Leckerbissen für jeden leidlich fitten Wanderer.
Von den Bergen ins nördliche Flachland
Der äußerste Norden des schottischen Festlands ist – nach einem letzten wehmütigen Blick auf die Berge – unser nächstes Ziel. Über den Fährhafen Ullapool und nach einem Abstecher zum Brandungspfeiler Old Man of Stoer erreichen wir bei Durness die Nordküste mit grandiosen Sandstränden wie Balnakeil Beach und Ceannabeinne Beach.
Über den nördlichsten Punkt des schottischen Festlands, den Dunnet Head, fahren wir gleich weiter zum Duncansby Head. Wir spazieren, umwogt von ohrenbetäubendem Gekreische und stechendem Geruch, an der schwindelerregenden Klippenkante entlang und beobachten unzählige Seevögel beim Brüten und Füttern. Bald kommen die mächtigen Felsenkegel der Duncansby Stacks in Sichtweite, die vor der Küste den Wellen trotzen.
Zurück Richtung Süden
Auf deutlich besseren Straßen rauschen wir im Osten an der Nordsee entlang südwärts. Inverness, die Whiskyhochburgen der Speyside und viele Klippen und Strände später erreichen wir Edinburgh.
Die grandiose östliche Felsenküste verlassen wir endgültig bei St. Abbs. Letzte Stationen sind die Ruinen von Jedburgh und Melrose Abbey in der Region Scottish Borders – Zeugen des Jahrhunderte dauernden Machtkampfes zwischen Schottland und England, den die Schotten schließlich verloren. Wir beschließen unsere Runde passend mit Abbotsford House, dem sehr persönlichen Traumschloss von Sir Walter Scott, dem Romantikdichter und "Begründer des schottischen Tourismus".