Ohne Festbett, dafür mit großem Heckbad

An diesem Briten ist vieles anders: Für Luxus-Sitzgruppe und Raumbad opfert er das feste Bett, dafür ist er leicht, kompakt und geräumig. Aber wie kompromissbereit muss man wirklich sein?
- Schlafen
- Bad
- Küche
- Stauraum
- Das fiel uns auf
- Daten,Messwerte & Preise
- Fazit
Mit der opulenten Längssitzgruppe und der feudalen, vierteiligen Bugverglasung ist der kompakte Sprite Mondial 420 SE ein Brite, wie er im Buche steht. Also rein in die Tee-Stube – und zwar auf der für Rechtsverkehr richtigen Seite. Und dann das: Obwohl ein Viertel des 4,54 Meter kurzen Aufbaus auf das wagenbreite Heckbad entfällt, überrascht der Wohnbereich mit exzellentem Raumgefühl. Dafür gibt es vier Gründe: den Verzicht auf deckenhohe Möbel, ein festes Bett und einen großen Tisch und natürlich viel Tageslicht.
Bequem sitzen – unbequem schlafen?
Zur Tea Time sitzt man sich wie in der Londoner U-Bahn auf Längsbänken gegenüber. Der Sitzkomfort der Federkernpolster ist dabei, nicht zuletzt durch den Lattenrost darunter, exzellent. Als Tisch reicht zu zweit häufig die ausziehbare Ablage auf der zentralen Kommode mit zwei Schubladen. Und sollte es doch einmal eng werden für das große Menü mit Freunden, wird einfach der frei stehende, stabile Klapptisch aufgebaut, der hochkant und mittels Knebel gut gesichert in einem eigenen Staufach im Bad auf seinen Einsatz wartet. Die Klappmechanik der Tischbeine erinnert stark an jene einer Bierbank – also Obacht auf die umliegenden Möbel, denn der Tisch samt ausgeklappten Beinen ist insgesamt recht ausladend.
Das Fehlen eines permanenten Bettes macht den allabendlichen Nestbau zwar zum festen Bestandteil des Campingalltags, doch wer sich jetzt schwitzend unter Polsterbergen begraben sieht, darf beruhigt sein: Der Bettenbau im Mondial 420 SE geht spielend leicht von der Hand: Für Einzelbetten müssen lediglich die Rückenlehnen in den Mittelgang gestellt werden, und schon entstehen zwei 74 Zentimeter breite und 1,91 Meter lange Liegeflächen. Wem das zu schmal ist, der kann sich dank serienmäßigem Rollrost im Handumdrehen ein 1,50 Meter breites Doppelbett bauen – und das dank der kurzen Rückenlehnen ganz ohne Zusatzpolster. Kommoder schlafen lässt es sich wegen des durchgehenden Lattenrosts und der einteiligen Polsterfläche allerdings in der Einzelbettvariante.
Für das lästige Bettenmachen gibt es ebenfalls eine Lösung: Die Firma Duvalay hat passende Rollbetten im Angebot, bei der Schlafunterlage und Bettdecke vernäht sind. So muss nur noch das straffe Kissen separat verstaut werden. Die Bettrolle selbst fungiert tagsüber auch als Armauflage.
Großes Heckbad
Zweitgrößter Profiteur des eingesparten Raumes ist das Heckbad mit fester Dusche, Dach- und Ausstellfenster. Während es in vielen Caravanbädern zwickt und zwackt, gibt es im Mondial derart großzügige Platzverhältnisse, dass dort sogar der deckenhohe Kleiderschrank problemlos unterkommt. So changiert das Bad nach dem Duschen zum abschließbaren Ankleidebereich. Die sauber abgedichtete Dusche samt fester Falttrennwand und durchgestyltem Duschkopf punktet außerdem mit ausreichend großer Bewegungsfreiheit. Die Ausstattung des Bades lässt, abgesehen von einer Trockenstange, ebenfalls wenig Wünsche offen, da vom Zahnputzbecher über Klorollen- bis zum Handtuchhalter alles da ist. Unverständlich ist dagegen sowohl der Verzicht auf eine Steckdose im Bad als auch der auf Kniehöhe montierte Lichtschalter, der bei einem Paar-Grundriss keinen Sinn macht.
Küche
Auf Anhieb vertraut wirkt die gelungene Kochstelle in der Fahrzeugmitte: Zwischen Dreiflammkocher mit Zündhilfe und Spülbecken samt Aufbaumischer reicht die Arbeitsfläche für ein Schneidebrettchen und die meisten Kochvorbereitungen. Die dafür notwendigen Lebensmittel lagern eine Etage tiefer im 110-Liter-Unterbaukühlschrank von Dometic, dessen Anzeige und Steuerung im Gasbetrieb nach separater Stromversorgung mittels acht AA-Batterien verlangt. Mit stabilen Griffen und sicherer Verriegelung ausgestattet, gefallen die Küchenmöbel. Unpraktisch sind allerdings die sehr tief angebrachten Gasabsperrhähne ohne deutsche Beschriftung und die dreiteilige Lichtschaltung.
Stauraum im Sprite Mondial
Made in Italy – ein kleiner Sticker des Herstellers Tecnoform verrät die Herkunft des Mondial-Mobiliars. Während leichte Kunststoffprofile in Oberschränken und Sitztruhen für Stabilität sorgen, gefallen die geraden Oberschrankklappen durch ihre wertige zweifarbige Ausführung mit Chromlisene. Bedient und verriegelt werden sie durch stabile Metallgriffe mit Sperrknopf. Einzig im Untergeschoss, also ausgerechnet an den Schubladen und den großen Stauraumklappen, kommen schlankere Griffe in Kombination mit – immerhin – starken Haltemagneten zum Einsatz. Getrübt wird der grundsätzlich positive Eindruck durch den einen oder anderen Verschluss, der zu hoch sitzt und darum nicht greift.
Platz fürs Reisegepäck findet sich unter den Sitzbänken und im Kleiderschrank. Besonders gut gefallen haben uns hier die beiden großen Frontklappen an den Sitztruhen, womit die Beladung auch bei geschlossenen Sitzflächen funktioniert. Im Gegenzug verzichtet Sprite auf Serviceklappen.
Bei der Befüllung des Frischwassertanks geht man in englischen Caravans eigene Wege. So lässt sich der 38 Liter fassende Tank unter der Kommode im Bug ausschließlich über einen Außenanschluss mit Hilfe einer externen Tauchpumpe und einem Nachfüllbehälter fluten. Ohne Strom oder mit defekter Pumpe wird es schwierig. Denn den direkten Zugang zum Tank versperrt besagte Kommode, die vor jeder Reinigung oder einer manuellen (Not-)Befüllung losgeschraubt werden muss. Und eine Gießkanne passt nicht in den Außenwasseranschluss. Um Probleme zu vermeiden, schadet es nicht, eine Ersatzpumpe dabeizuhaben.
Dank holzfreiem GfK-Aufbau mit PU-Rahmen und XPS-Isolierung gewährt Sprite satte drei Jahre Hersteller- und zehn Jahre Dichtigkeitsgarantie. Nachteil der Konstruktion: Bei Schäden an der einteiligen GfK-Bug- oder -Heckwand kann die Reparaturteuer werden.
Mit 21 195 Euro ist der Mondial zwar kein Schnäppchen, dafür aber fast voll ausgestattet – inklusive Papiere und Überführungkosten. Einzig die mageren 104 Kilogramm Zuladung machen eine Auflastung (225 Euro) auf 1350 Kilogramm fast schon zur Pflicht.
Das fiel uns auf
(+) Zu zweit unterwegs, reicht häufig der erweiterbare Tisch in der Kommode zwischen den Bänken.(+) Während der Fahrt wird der große Esstisch stehend in einem Fach im Bad verstaut und gesichert.(+) Ablagefächer und zwei Steckdosen steigern den Nutzwert der Kommode zwischen den Bänken.(-) Der Abstand zwischen Bugradkurbel und Handbremshebel ist schmerzhaft knapp bemessen.(-) Die Gasabsperrhähne ohne deutsche Beschriftung sind unkomfortabel tief montiert.(-) Zur Reinigung des 38 Liter fassenden Wassertanks muss die Kommode demontiert werden.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Holzfreie Sandwichbauweise mit XPS-Isolierung und PU-Rahmenelementen. Dach GfK-Sandwich (32 mm), Seitenwände GfK-Sandwich (25 mm), Bug/Heck GfK. Boden GfK-Sandwich (46 mm). Deichselkasten aus GfK/ABS, Deckel mit zwei hydraulischen Aufstellern. Einteilige Aufbautür 162 x 49 cm mit Fenster, Einstiegshöhe 56 cm.
- Anbauteile: GfK-Rückwand mit integriertem Leuchtenträger. Bugwand aus GfK. Rangiergriffe vorn und hinten integriert.
- Fenster/Hauben: 4 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Kombi-Kassettenrollo für Verdunkelung und Moskitoschutz, 3 Bugfenster mit Rohraufstellern, Panoramafenster. 2 Mini-Heki und 1 Midi-Heki je mit Plisseeverdunklung und Moskitoschutz.
Möbel
- Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern. Pushlock-Verriegelung an Kleider- und Badunterschrank. Kunststoff-Hakenschnäpper an Küchen- und Oberschränken sowie an sämtlichen Küchenschubladen.Kommodenschubladen und Bettklappen mit Magnetverriegelung. Drehstangenschloss im Schrank, Badtür abschließbar über Türklinke.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 12-Volt-Gebläse, 2 Ausströmer (1 Sitzgruppe, 1 Bad).
- Wasseranlage: 38-Liter-Frischwassertank mit Steigrohr-Füllstandsanzeige. Externe Wasserpumpe, Truma Therme.
- Elektrik: Umformer Sargent EC 400, 300 W mit integriertem Fi-Schutzschalter. 5 Steckdosen (2 Bug, 1 Küche, 2 TV), zusätzliche 12-V-Steckdose (TV).
- Beleuchtung:1 Deckenleuchte, 7 Deckenspots (3 Küche, 2 Kleiderschrank, 2 Bad), 5 schwenkbare Spots, 3 Leuchtbänder indirekt, 1 Leuchtband und hinterleuchteter Fensterrahmen als Küchenlicht, 1 Vorzeltleuchte.
- Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe, Spüle mit abgesetztem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Dometic RMS 8551 mit 99 Liter Nutzinhalt und 12 Liter Gefrierfach.
- Sanitär: Duschkabine mit Falttür, Thetford-C260-Drehtoilette mit Spülwassertank. Kunststoff-Waschbecken mit Hebelmischer.
Preise und Ausstattung
- Grundpreis: 21.195 Euro
- Testwagenpreis: 21.195 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II: –Auflastung auf 1350 kg zul. Gesamtmasse: ✔390 EuroReserverad: ✔180 EuroAlko ATC – elektronisches Antischleudersystem: ✔685 Euro
Caravans der Marke Sprite werden mit der beschriebenen Ausstattung zu den aktuell neun deutschen Händlern geliefert, die sich auch um die Zulassungspapiere kümmern. Die Preise für Bordbatterie, Mover, Markise, Fahrradträger und anderes Zubehör legt ebenfalls der Händler fest. Den Testwagen stellte Münk Reifendienst & Caravanservice zur Verfügung. www.muenk-service.de