„Thematik Arbeitskräftemangel bleibt ein heißes Eisen“

Stefan Zierke, neuer Präsident des BVCD, erzählt CARAVANING im Interview wie er seine Arbeit erlebt und welche Campingerfahrungen er selbst gemacht hat.
Am 1. März 2022 wurde Stefan Zierke von der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD) zum neuen Präsidenten gewählt. Zu seinem Amtseintritt verschrieb er sich primär zwei großen Punkten in der Campingbranche: "Wir brauchen gute Rahmenbedingungen und Mindeststandards von Standplätzen auf Campingplätzen und im öffentlichen Raum, um unsere Ressourcen und die Natur zu schützen. Außerdem braucht die Branche mehr Fachkräfte und flexiblere Arbeitszeitenregelungen." Im Interview erzählt er uns vom aktuellen Stand der Dinge.
Vor einem Jahr sind Sie als Präsident des BVCD gewählt worden. Wie haben Sie diese Zeit an der Spitze des Verbands erlebt?Als Präsident des BVCD blicke ich auf ein spannendes und erkenntnisreiches erstes Jahr zurück. Es gab viele persönliche Begegnungen, praktische Einblicke und gute Gespräche zu der Situation auf und um Deutschlands Campingplätze. Die persönlichen Treffen haben mir besonders geholfen, mich schnell einzuleben und den Campingplatzbetreibenden zu zeigen, dass der Bundesverband an ihrer Seite steht. Auf den Mitgliederversammlungen und Messen habe ich engagierte Campingplatzbetreiberinnen und -betreiber kennengelernt, die keine Diskussion scheuen, Probleme erkennen und gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten und umsetzen. Es macht Spaß, mich in diesem Umfeld für die gemeinsame Leidenschaft einsetzen zu dürfen.
Sie sind Bundestagsabgeordneter und tourismuspolitischer Sprecher Ihrer Fraktion. Bleibt da noch genügend Zeit für Verbandsarbeit?Ein Blick in den Kalender verrät, die Termine folgen alle dicht an dicht. Zwei Dinge helfen mir dabei. Ehrenamt ist und bleibt Ehrenamt. Mit einem guten Zeitmanagement, einer engagierten Geschäftsstelle des Bundesverbands, motivierten Mitgliedern in den Landesverbänden ist das gemeinsam für den Verband zu schaffen. Darüber hinaus kommt mir zugute, dass ich langjährig Geschäftsführer der tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH war und Campingplätze, die Betreiber und deren Bedürfnisse und Probleme sehr gut kenne.
Wo liegen die drängendsten Herausforderungen für die Betreiber von Campingplätzen?Der Verband ist kurz vor der Finalisierung seines Channel-Manager-Projektes. Erste Schnittstellen sind fertig und mit einem Testcampingplatz wurden schon Buchungen abgewickelt. Das Projekt hat die Chance, die Digitalisierung der Branche massiv voranzutreiben und durch bessere Datenverfügbarkeit die Besucherlenkung im Campingtourismus zu verbessern. Weiterhin steht das Energiethema im besonderen Fokus. Die Preissteigerungen sind zwar ausgebremst, aber das Thema wird bleiben. Aktuell gibt es mit der Firma Viessmann ein Pilotprojekt, auf Basis dessen im Herbst praxisnahe Umsetzungsmöglichkeiten zur Selbstversorgung aufgezeigt werden sollen. Nicht jeder Campingplatz ist gleich und es gibt nicht das eine Patentrezept, hierzu braucht es Anbieter mit echten Marktkenntnissen und Erfahrungswerten. Auch die Thematik Arbeitskräftemangel bleibt ein heißes Eisen. Hier stimmt sich der Bundesverband eng mit dem Deutschen Tourismusverband und dem Aktionsbündnis Tourismusvielfalt ab und beteiligt sich am Gestaltungsprozess.
Innovationen und Vielfalt beflügeln eine Branche immer und dies finden wir sehr gut. Für alle Beteiligten gilt, dass die rechtlichen Bedingungen einzuhalten sind. Einige Verfehlungen des Brand- und Umweltschutzes sehen wir hier sehr kritisch. Am Ende wird das Image unserer Branche durch das Fehlverhalten Einzelner beschädigt. Deshalb setzen wir uns für einen einheitlichen, aber skalierbaren Rechtsrahmen ein. Wir brauchen ein Mindestmaß an Anforderungen an jeden Standplatz unabhängig davon, ob auf dem Campingplatz, Wohnmobilstellplatz oder außerhalb davon.
Welche Campingerfahrungen haben Sie?Ich bin selbst seit vielen Jahren leidenschaftlicher Camper und Wohnwagenbesitzer. Schon seit klein auf mache ich am liebsten Urlaub im Wohnwagen. Das geht direkt bei mir zu Hause in der Uckermark sehr naturnah an See und Wald. Für längere Reisen fahre ich mit der Familie sehr gerne in Länder wie Frankreich oder Italien. Wir genießen besonders die Wärme, das Meer und das gute mediterrane Essen.