Ein Klassiker in neuem Design

Sanfter Generationswechsel mit frischem Outfit und breiter Aufbautür. Nach 50 Jahren Präsenz startet der beliebte Knaus Südwind noch einmal durch – vielleicht das letzte Mal in klassischer Bauweise.
Hat ein Klassiker noch Luft nach oben? CARAVANING hat den Knaus Südwind 500 UF genauer unter die Lupe genommen.
Von außen macht der neue Knaus Südwind 500 UF einen rundum hochwertigen Eindruck. Dafür sorgen die neuen, aufpreispflichtigen 17-Zoll-Alufelgen (679 Euro), die dezente Folierung auf den Hammerschlagwänden, Laufblinker in den typischen Knaus-„Cateye“-Rückleuchten sowie die verglaste Front. Ein Highlight im Wortsinn ist an dieser Stelle das Panorama-Dachfenster über dem Bugfenster, an das eine 83 mal 53 Zentimeter große Dachhaube anschließt. Zusammen sorgen sie für herausragende Lichtverhältnisse selbst an trüben Tagen.
Drei stabile Scharniere führen die extrabreite Aufbautür mit 63 Zentimetern lichter Breite. Doch wegen der hohen 17-Zoll-Felgen liegt die Einstiegshöhe ohne Trittstufe bei üppigen 55 Zentimetern. Innen wird die Tür über einen griffgünstigen, u-förmig und flach über die gesamte Breite verlaufenden Bügel geschlossen. Die Türverriegelung ist angenehm leichtgängig. Jedoch fiel uns im Test ein Grat an der Innenseite des Griffs auf, der sich beim Drehen des Türblatts unangenehm in der Hand bemerkbar machte.
Absolut ohne jeden Makel ist der Eingangsbereich. So platziert Knaus im neuen Südwind 500 UF auf der linken Seite neben der Tür eine beheizte Garderobe mit Kleiderstange und Ablage. Damit sind Jacken, Schirm und Mütze flugs aufgeräumt – und schnell trocken. Wenn es eng wird mit dem Platz, helfen zwei Kleiderhaken an der Tür. Gegenüber der Garderobe liegt unter der Rundsitzgruppe ein Schuhfach, das bequem von oben und außen zu erreichen ist. Ein weiteres Staufach unterhalb der Bugbank verläuft über die gesamte Breite des Caravans. So lässt sich etwa die Skiausrüstung verladen.
Freuen dürfen sich 500-UF-Käufer auch über den hohen Komfort in der Sitzgruppe. Funktional ist der Klappmechanismus, um an die geräumigen Staufächer zu kommen. Polster müssen nicht abgebaut werden, da sie selbst als Truhendeckel fungieren. Damit geht auch der Umbau zum 199 mal 149/133 Zentimeter großen Doppelbett mit Hilfe von zwei zusätzlichen Polstern leicht von der Hand.
Einziges Manko der Rundsitzgruppe ist die Bank im Bug: Um Platz zu sparen, verzichtet Knaus auf ein Bugbrett unter dem Frontfenster. Die Folge: Erwachsene stoßen gegen die Frontscheibe und der Kopf verschwindet fast hinter dem Raffvorhang. Kinder und kleine Personen haben indes kein Problem.
Rundum funktional ist der Küchenblock mit Edelstahl-Rundspüle, Dreiflammen-Gaskocher und 142-Liter-Kühlschrank mit 15-Liter-Gefrierfach. Die drei Schubladen sowie die Dachschränke sind mit Softclose-Funktion ausgestattet. Die hochwertigen Metallgriffe und die Hakenverschlüsse lassen sich einfach bedienen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich die Schubladen des Küchenblocks bei starker Beladung öffnen. Jedenfalls lassen sich die Schlösser der Auszüge durch leichten Druck von oben entriegeln.
Freude kommt beim Kochen und beim Putzen auf: Dann zahlen sich die verkleidete Rückwand sowie die gute Abdichtung der Arbeitsplatte zur Wand und zum Kühlschrank aus. Nur der in einer Mulde liegende Gasherd erschwert die Reinigung. Weitere praktische Details der Südwind-Küche sind das kleine Gewürzregal und die zwei Steckdosen unterhalb der Dachschränke.
Der Stauraum unter dem 195 mal 137/103 Zentimeter großen Doppelbett ist enorm. Beim Schlafkomfort muss Knaus jedoch dringend nachbessern: Durch die weiche, nur zehn Zentimeter dicke Schaumstoffmatratze spürt man die Latten des zweigeteilten Holzrosts. Das ist kein Mittelklasseniveau. Auch der Lichtschalter überzeugt nicht. Man muss aufs Bett steigen, um ihn zu bedienen. Gut sind dagegen die zwei frei platzierbaren Lesespots.
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis am neuen Südwind: Die Verarbeitungsqualität rangiert auf gewohnt hohem Niveau. So sind die Spaltmaße wohin man blickt akkurat, Möbelverbinder nahezu unsichtbar verbaut und Umleimer sauber verarbeitet. Zur im Wortsinne grundsoliden Konstruktion kommen stabile Scharniere und hochwertige Metallgriffe an allen Schubladen, Türen und Klappen.
Beladen & Fahren
Der Südwind punktet mit einer voll unterkellerten Rundsitzgruppe, die von innen und rechts außen erreichbar ist. Hinzu kommen ein großer Kleiderschrank, jeweils ein Unterschrank im Eingangs-, im Küchen- und im Waschbereich sowie ein kleines Staufach unterhalb des Kühlschranks. Außerdem stehen sieben Dachschränke sowie jeweils zwei offene Dachstaufächer über der Sitzgruppe und im Schlafbereich zur Verfügung. Im Waschbereich und Toilettenraum sowie in den Ecken der Rundsitzgruppe warten praktische Regale mit mehreren Böden.
Auch bei der Fahrsicherheit ist der Südwind auf der Höhe der Zeit: Mussten 2016 selbstnachstellende Bremsen und Stützlastwaage nachgekauft werden, sind sie in der neuen Generation bereits an Bord. Das elektronische Fahrstabilisierungssystem ATC von Alko ist zum Modelljahr 2019 nochmals teurer geworden – ärgerlich.
Die serienmäßige zulässige Gesamtmasse von 1500 Kilo schränkt die Zugfahrzeugauswahl kaum ein. Wir bewegten den für 499 Euro auf 1,8 Tonnen aufgelasteten 500 UF mit dem geräumigen Mercedes-Benz E 220, der sich mit 194 PS, 400 Newtonmetern Drehmoment und 9-Gang-Automatik als Traumpartner für flotte, sichere, komfortable und sparsame Gespanntouren erwies. Auch die Zuladungsreserven überzeugen. So lassen sich im aufgelasteten Zustand 504 Kilo einpacken – ein exzellenter Wert für einen Caravan, der sich auch in puncto Robustheit keine Blöße gibt. Kurzum: Für zwei Personen ohne viel Gepäck genügt sogar die Serienachse.
Technik
Das Dach belegt Knaus mit GfK, Bug und Heck mit Glattblech, die Seitenwände mit Hammerschlagblech – Glattblech kostet 1299 Euro. Alles ist makellos verarbeitet, Dichtmasse tritt nirgends hervor. Auffällig unauffällig ist die rechts und links angebrachte Kederleiste. Der mit ABS-Kunststoff ausgekleidete Gaskasten wird über eine Griffmulde hinter dem drehbaren Knaus-Logo nach oben aufgeklappt. Die Öffnung ist groß genug, um mit Gasflaschen oder Ersatzrad zu hantieren. Gut fixiert sind zudem die zwei Radkeile. Der Aufbau besteht aus einem konventionellen Sandwich mit EPS-Schaumisolierung und Holzeinlegern.
Umformer und FI-Schutzschalter bringt Knaus unter dem klappbaren Boden im beleuchteten Kleiderschrank unter. Für die gesamte Beleuchtung kommen sparsame LED-Strahler zum Einsatz. Atmosphäre schaffen an den Dachschränken und unterhalb der Arbeitsfläche des Küchenblocks angebrachte Lichtleisten. Darüber hinaus wird der Bereich um Rundsitzgruppe und Küche durch einen Baldachin aufgewertet, an dem eine umlaufende Lichtleiste und vier LED-Strahler integriert sind.
Praktisch ist die Ablage zwischen Sitzgruppe und Küchenblock mit USB-Anschluss und zwei 220-V-Steckdosen. Geheizt wird mit der kleinsten Truma-Gasheizung S 3004 mit 3 kW Heizleistung. Einem Mittelklasse-Caravan stünde die Truma S 5004 mit 6000 Watt Leistung besser zu Gesicht. Über sicher verlegte Heizungsschläuche und ein 12-Volt-Gebläse gelangt die Warmluft zur Sitzgruppe, zum Schlafbereich und in den Toilettenraum.
Unter dem Doppelbett positioniert Knaus den 45-Liter-Frischwassertank und eine 5-Liter-Truma-Therme. Tank, Schläuche und Ablassventile sind geschützt montiert. Hinter der Serviceklappe liegen Wasser- und Stromanschluss. Wasser wird über den herausziehbaren Einfüllstutzen gebunkert und mittels Absperrhahn abgelassen. Die Stromverbindung bekommt man jedoch nur kniend hin. Dagegen erleichtert die Servicebox die Reinigung des Tanks. Mit Design-, Winter- und TV-Paket lässt sich der 500 UF zusätzlich aufwerten.
Lichtcheck
Der durchschnittliche Luxwert an der Sitzgruppe liegt bei 170. An der hellsten Stelle sind es 201. Die Küche ist mit 260 Lux ausreichend beleuchtet. Der Maximalwert unter dem Mittelspot beträgt 560. Am Waschplatz liegen max. 294 Lux an, im Durchschnitt sind es 210, im Toilettenraum 266, im Mittel 171 Lux. Im Heckbett herrscht angemessenes Dämmerlicht. Die Lesespots liefern indes nur magere 63 Lux.
Das fiel uns auf
(+) Ein USB-Anschluss und zwei Steckdosen direkt an der Rundsitzgruppe verhindern Kabelsalat.(+) Dank der mit der Klappe verbundenen Sitzpolster sind die Staufächer darunter leicht zu erreichen.(+) Der Kombi-Außenanschluss für Strom und Fernsehen ist im 500 UF serienmäßig an Bord.(+)(-) Servicebox mit Strom- und Wasseranschluss. Für die Stromverkabelung muss man aber knien.(-) Der Standardtür fehlen ein Mülleimer und ein Fenster. Beides ist aber gegen Aufpreis zu haben.(-) Zu mühsam erreichbar ist der Lichtschalter in der hinteren Ecke über dem Heckdoppelbett.
Nachgefragt: Jürgen Thaler, Knaus Produktmanager, nimmt Stellung ...
... zur Position des Lichtschalters im Schlafbereich: Die angrenzenden Möbel zwingen uns zu dieser Anordnung. An Toiletten- und Duschräumen dürfen keine 230-V-Schalter angebracht werden und am Kühlschrank ist es nicht möglich.
... zur eingeschränkten Kopffreiheit im Bug: Die Konstellation wurde erstmals im Knaus Sport/Südwind Scandinavian Selection verbaut. Beschwerden gab es hierzu bislang keine.
... zum geteilten Lattenrost im Heckbett: Ein geteilter Lattenrost bietet dem Kunden die Möglichkeit, auf der ganzen Länge in den Bettkasten zu steigen und aufrecht auch zum Kopfende zu gelangen. Dies wäre mit einem ganzen, klappbaren Lattenrost nicht möglich.
... zur Eingangstür ohne Fenster: Unser Fokus lag auf einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Optional bieten wir die neue Premium-Aufbautür mit Fenster, verdeckten Scharnieren, Regenschirmhalter und Mehrfachverrieglung.
Preise & Service
Der Südwind ist schon in Basisausstattung gut und schick ausgestattet. Neben selbstnachstellenden Bremsen, Stützrad mit Waage, Ersatzradhalter, Kombi-Außensteckdose (Strom und TV) und Einsäulenhubtisch sind unter anderem Heki, Fliegenschutztür, indirekte Beleuchtung, Radio, TV-Halter sowie viele 230-Volt- und USB-Steckdosen an Bord. Wer möchte, kann den Wagen mit Design-, Winter- und TV-Paket recht günstig weiter aufpeppen. Wer die 17-Zoll-Alus wählt, muss wissen, dass sie Ersatzrad und Wagenheber ausschließen. Einzeln und ab Werk sind fast alle denkbaren Komfortoptionen möglich (Mover, Warmwasserheizung, Markise etc.). Leicht überdurchschnittlich: die Dichtheitsgarantie von zehn Jahren.
Grundpreis: 23.190 EuroTÜV-Zulassungsbescheinigung II: 199 EuroTestwagenpreis: 24.978 Euro
Kosten und Service
Steuer (1800 kg zGG): 67 EuroDichtigkeitsgarantie/Kontrolle: 10 Jahre/12 MonateServicestellen in Deutschland/Europa: 129/455
Informationen zur Baureihe
Preise: 19.190 bis 30.490 EuroAufbaulängen: 5,68 und 7,86 mGesamtgewichte: 1300–2200 kgMax. Auflastungen: 1400–2500 kgGrundrisse: 15
Charakter: Bugküche, Panorama-Glasdach, neue Servicebox: Knaus schreibt die Erfolgsgeschichte der Südwind-Baureihe fort und spendiert ihr reichlich Serienausstattung. So verfügen der 500 PF, der 650 PXB und der 650 PEB über große Bugküchen und ein Panorama-Glasdach. Freien Blick zum Himmel bieten zudem der 500 UF, der 500 PF und der 540 UE. Aber auch klassische Familiengrundrisse mit Stockbetten sind als 500 QDK, 540 FDK und 550 FSK im Programm. Hinzu kommt eine neue Servicebox, die Strom und Wasser an einem Ort vereint. Die 15 Grundrisse haben alle eine extrabreite Aufbautür sowie „Cateye-Evolution“-Rückleuchten mit auffälligen Lauflichtblinkern.
Basisinfos Knaus Südwind 500 UF
Schlafplätze: 2+2Zul. Gesamtgewicht: 1800 kgGesamtlänge/Breite/Höhe: 7,27/2,32/2,57 mGrundpreis ab: 23.190 Euro
Wertung
(Maximal 5,0 Punkte möglich)
Wohnen – 3,4 Punkte
(+) Bequeme Sitz- und Rückenpolster, großer Tisch mit stabilem Einbeinfuß.(+) Hochwertiger Möbelbau mit Metallgriffen und Hakenverschlüssen, kaum sichtbare Verbinder.(+) Sanitärraum mit Banktoilette erleichtert Nachrüstung einer Dusche.(+) USB-Anschluss und Steckdosen an der Sitzgruppe und im Schlafbereich.
(-) Doppelbett unter zwei Meter lang und nur im oberen Bereich 1,37 Meter breit.(-) Dusche gegen Aufpreis.(-) Lichtschalter im Schlafbereich schwer zu erreichen.(-) Eingeschränkte Höhe über der Bugsitzbank: für Erwachsene bedingt nutzbar.
Beladen – 4,3 Punkte
(+) Viel Platz unter Heckdoppelbett und Rundsitzgruppe. Stauräume teilweise über Außenklappen oder Truhendeckel erreichbar.(+) Große Küchenschubladen mit Selbsteinzug und Softclose-Funktion.(+) Gut ausgeleuchteter Kleiderschrank.
(-) Mäßige Zuhaltekraft der Schubladen-Verriegelung bei voller Beladung.(-) Standardeingangstür ohne integrierten Mülleimer.
Fahren – 3,1 Punkte
(+) Mittelklasse-Caravan mit stabilem Nachlaufverhalten.(+) Stützrad mit Stützlastanzeige ab Werk.(+) Spurstabilisator AKS und selbstnachstellende Bremsen als Serienausstattung.
(-) Elektronisches Fahrstabilitätssystem ATC muss zugekauft werden (gehört nicht zur Serienausstattung).(-) Pannenhilfeset gibt es nur gegen Aufpreis (99 Euro).
Technik – 3,3 Punkte
(+) Sehr gute Verarbeitung innen wie außen.(+) Verdeckt angebrachte Kederleisten.(+) Aufgeräumte Servicebox mit Wassereinfüllstutzen, Ablasventil, Stromanschluss.(+) Wassertank, Lüftungsschläuche der Heizung und Ablasventile der Therme sicher untergebracht, dadurch keine Gefährdung durch Ladung.
(-) Lichtschalter über Doppelbett schlecht positioniert.(-) Kein zentraler Schalter für das Licht.(-) Kein Müllbehälter an Bord.
Preis & Service – 4,0 Punkte
(+) Sehr großes Händler- und Servicenetz in Deutschland und Europa.(+) Gute Verarbeitung.(+) Preis-Leistungs-Verhältnis.
(-) Dünne Matratze im Heckbett: zu wenig Komfort für einen Mittelklasse-Caravan.(-) Garantieleistung und Dichtheitsgarantie durchschnittlich.