Üppige Ausstattung und keine versteckten Kosten

Ein Reisemobil mit üppiger Ausstattung und ohne versteckte Kosten. Damit möchte der Newcomer Swift Norden punkten. Der 694 EB ist 7,41 Meter lang, bietet viel Komfort, hat aber auch Schwächen.
Was macht man, wenn die Suche nach dem idealen Reisemobil ergebnislos bleibt? Richtig, einfach ein eigenes entwickeln. So geschehen bei den Schweden Magnus Wetterö und Conny Ekman. Die beiden Skandinavier suchten sich einen Hersteller, der das für sie beste Reisemobil bauen kann. Es musste voll wintertauglich und komplett ausgestattet sein. Trotzdem sollte das Fahrzeug günstiger auf den Markt kommen als vergleichbar ausgestattete Konkurrenzmodelle. Der englische Hersteller Swift nahm die Herausforderung an, und so war die Untermarke Swift Norden geboren. Zunächst nur für Skandinavien geplant, feierte sie auf dem CSD 2019 schließlich ihre Deutschland-Premiere. Hierzulande gibt es aktuell aber nur einen Händler.
Großen Wert legt Swift Norden auf passive Sicherheit. So sollen bei allen Fahrplätzen nicht nur die Gurtböcke im Zugversuch getestet worden sein, sondern die kompletten Sitzkonstruktionen eigene Crash-Tests erfolgreich absolviert haben. Sämtliche Stoffe im Innenraum sind schwer entflammbar und Rauch- und Gas-Warnmelder sind serienmäßig an Bord.
Der Aufbau besteht komplett aus einem GfK-XPS-GfK-Sandwich und ist solide verarbeitet. Das Vertrauen des Herstellers in seine Konstruktion zeigt sich auch in der serienmäßigen Garantie. Zehn Jahre gibt es auf die Dichtigkeit, und die allgemeine Fahrzeuggarantie gilt üppige fünf Jahre.
Verreisen mit bis zu sechs Personen
Der Einstieg erfolgt durch eine hohe, aber mit 51 Zentimetern relativ schmale Aufbautür. Rechter Hand laden Eckbank, Seitensofa und gedrehte Pilotensessel zum Verweilen ein. Hier finden bis zu sechs Personen auf bequemen Polstern Platz. Der Tisch mit einer 84 mal 49 Zentimeter großen Platte lässt sich auf 68,5 Zentimeter Breite erweitern. Das Einfädeln des Zusatzstücks ist zwar etwas fummelig, aber danach steht auch der vergrößerte Tisch sehr stabil. Wird die Erweiterung nicht benötigt, reist sie in einem Schrank gut gesichert mit.
Das serienmäßige Hubbettüber der Sitzgruppe reduziert die Stehhöhe im vorderen Bereich auf knappe 1,85 Meter. Die Entsperrung der Fahrtsicherung per Druckknopf ist hakelig. Nach dem Lösen kann das Hubbett aber leichtgängig herabgezogen werden und hängt stabil. Die Länge der Matratze ist mit 1,92 Meter zwar akzeptabel, in der Breite kommt diese aber nur auf maximal 1,28 Meter, am Fußende sogar auf weniger als einen Meter. Vorteil des schmalen Betts: Der Fluchtweg durch die Aufbautür bleibt unversperrt.
Links von der Aufbautür steht die Küche, deren typisch englische Ausstattung sich sehen lassen kann. Ein großer Dreiflammherd mit elektrischer Zündung zur Zubereitung selbst üppigerer Campingmenüs und ein Backofen für die Frühstücksbrötchen sind ebenso an Bord wie eine Mikrowelle. Stauräume gibt es genug, sie sind aber nicht überall praktisch nutzbar. Im tiefen Unterschrank der Spüle etwa wären Auszüge für eine übersichtlichere und leichtere Beladung hilfreich. Auch die Beleuchtung gibt Anlass zur Kritik. Zwei kleine LED-Spots sind die einzigen Lichtquellen zur Erhellung der Arbeitsfläche, die zudem – trotz Klapperweiterungsplatte – knapp ausfällt.
Wenig Komfort im Bad
Das Bad gegenüber der Küche kommt relativ schlicht daher. Es wirkt wie aus einem günstigen Kunststoffblock gefräst. Die kleine Dusche lässt sich nur mit einem einfachen Vorhang abtrennen, was den Komfort spürbar schmälert. Das passt nicht so recht zum gehobenen Anspruch, den der hohe Grundpreis suggeriert.
Die beiden Einzelbetten im Heck sind mit 194 mal 82 Zentimeter identisch groß. Auf den bequemen, zehn Zentimeter dicken Matratzen schläft es sich komfortabel. Unter beiden Betten sind Kleiderschränke, die sowohl über eine Tür als auch durch Hochklappen des Lattenrosts erreichbar sind. Im Stauraum auf der linken Seite schränkt allerdings die unter dem Schrankboden installierte Truma Combi 6 E die Hängehöhe stark ein. Im Ganzen bleiben nur 53 Zentimeter, Hemden oder Jacken stehen also zwangsläufig unten auf. An der Rückwand des Schlafzimmers finden sich Lichtschalter, 230-V-Steckdose und USB-Ports für Mobilgeräte inklusive passender Ablagen. Hängeschränke sucht man indes vergebens.
Auffällig im ganzen Fahrzeug: Die Fenster sind sehr klein und es handelt sich dabei auch nur um einfache vorgehängte Exemplare. In dieser Preisklasse erwartet man eigentlich solide Rahmenfenster. Die geringe Größe ist der nordischen Ausrichtung geschuldet, wo man traditionell besonders auf die Wintertauglichkeit achtet, denn kleinere Fenster bedeuten weniger Wärmeverlust. Auch der Lichteinfall ist durch die kleinen Fensterflächen reduziert. Dafür sorgen die zahlreichen Lichtquellen für eine stimmungsvolle Beleuchtung. Licht, Heizung, Wasser und vieles mehr sind im Swift per App oder am modernen Kontrollboard steuerbar.
Im Heck wartet noch ein großer Stauraum mit rund 2.500 Litern Volumen auf Gepäck. Die Innenhöhe von 1,05 Metern und die nur 90 Zentimeter hohen Türen machen den Fahrradtransport allerdings schwierig. Immerhin sind am Heck schon Schienen für die Trägermontage vorhanden.
Beim Preis schnürt die schwedisch-englische Kooperation Komplettangebot mit üppiger Serienausstattung. Neben einem Paket für moderate 990 Euro extra, das etwa die Faltverdunkelung fürs Fahrerhaus und die Aufbautür mit Fenster und Zentralverriegelung enthält, finden sich in der Aufpreisliste lediglich noch der stärkere Motor, das Automatikgetriebe, die Alufelgen, das Maxi-Chassis und die Markise. Am Ende landet der Testwagen bei 74.470 Euro. Kein Schnäppchen, aber in Anbetracht der Ausstattung ein durchaus üblicher Preis.
Grundinformationen Swift Norden 694 EB
- Gurte/Schlafplätze: 5/4–6
- Zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 7,41/2,31/2,85 m
- Grundpreis ab 73.480 Euro
Das fiel uns auf
(+) Die Tür mit Fenster wird zentral verriegelt. Der Einstieg über die integrierte Stufe ist komfortabel. (+) Der Frischwassertank residiert gut zugänglich in der Sitztruhe. Der Unterflur-Abwassertank ist beheizt. (+) Sechs 230-Volt-Steckdosen und zwei USB-Ports – Stromquellen gibt es reichlich und sinnvoll verteilt. (+) Die Schränke und die Heizung im Heck sind von oben und seitlich zugänglich.
(+) (-) Schmucke Verkleidungen rund um die Schlafzimmerfenster. Die Ausschnitte sind allerdings sehr klein.
(-) Wenig echte Arbeitsfläche in der Küche. Die Beleuchtung ist mit zwei Spots eher dürftig.
Abmessungen und Aufbau
- Außenbreite: 2310 mm
- Kleiderschrank links 774 x 536 x 804 mm (ca. 330 L), rechts 372 x 667–1052 x 671 mm (ca. 200 L) 4 Hängeschränke, 1 Bettstufenfach, 3 Ablagen
- Sanitärraum 1078 x 2069 x 643–833 mm, 1 Hänge-, 1 Unterschrank, mit Vorhang abgetrennte Dusche, Kassettentoilette
- Sitzgruppe Bankbreite 780 mm, Polster 150 mm, 3 Dreipunktgurte, Tisch 840 x 750 x 495–685 mm, Bettumbau 2090 x 103–1 39 mm
- Küche 1130–1480 x 960 x 370–865 mm, 1 Hänge-, 1 Unterschrank, 1 Staufach, 1 Schublade, Absorberkühlschrank 139 L, Gefrierfach 12 L, Backofen, Mikrowelle
- Heckgarage 1134 x 1051 x 2112 mm (ca. 2500 L), 2 Zugänge (max. 741 x 902 mm)
- Einzelbetten 2 x 1940 x 700–820 mm, Matratzen 100 mm, Kaltschaum, Lattenrost, Kopffreiheit 767–854 mm
- Hubbett 1910 x 970–1280 mm, Matratze 95 mm, Kaltschaum, Lattenrost, Kopffreiheit 631 mm
Daten und Messwerte
Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, außen und innen ringsum GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 32/32/44 mm, 6 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 2 Dachhauben, 2 Panorama-Dachfenster.
Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6 E, 8 Ausströmer (1 x Sitzgruppe, 2 x Einstieg, 1 x Küche,1 x Bad, 1 x Schlafzimmer, 2 x Heckgarage), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Druckpumpe.
Basisfahrzeug*: Fiat Ducato, Alko-Tiefrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 96 kW/130 PS bei 3600/min, Drehmoment 320 Nm bei 1800/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
Fahrleistungen*: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,1/14,6/23,5 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 6,0/14,0//7,8/18,4 s, Testverbrauch 10,9 L/100 km.
* Testwagen: Modelljahr 2019
Preise und Ausstattung
- Grundpreis (Modelljahr 2020): 73.480 Euro (Fiat Ducato 35 L, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
- Testwagenpreis: 74.470 Euro
160-PS-Motor 2.490 Euro✘ Comfortpaket: Verdunkelungsrollos, Aufbautür mit Fenster und Zentralverriegelung u. a. (10 kg)✔ 990 Euro Neun-Gang-Wandlerautomatik und 16-Zoll-Alufelgen im Paket (17 kg) 3.990 Euro Markise 1.095 Euro Anhängerkupplung 895 Euro Maxi-Chassis inkl. Alko-ALC-Stoßdämpfer 2.995 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert