Campingtrip von Fedderwardersiel nach Bremen

Fischerdorf heißt der einfach ausgestattete Campingplatz in Fedderwardersiel. Er hat Plätze mit Blick aufs Wattenmeer. Wann kommen die Fischkutter?
Eine Wattwanderung, eine Ausfahrt mit dem Krabbenkutter, ganz viel Nordseeluft und Ausflüge in andere Welten: Diese Reise beginnt in Fedderwardersiel auf der Halbinsel Butjadingen und endet in der Hansestadt Bremen.
Und zack! Thomas lässt seine Mistgabel in den Boden sausen und befördert einen Brocken Watt ans Tageslicht. Darin enthalten: ein Wattwurm. Er wandert von Hand zu Hand und passt gerade so drauf. "Der kann aber auch doppelt so lang werden", sagt unser Wattführer Thomas. Der Wurm frisst ständig den Sand des Watts, nimmt die organischen Anteile auf und scheidet die nicht verwertbaren Stoffe wieder aus. Er und seine Wattwurmgefährten und -gefährtinnen. Und das sind viele. Der Boden ist übersät mit Sand-Spaghetti-Häufchen. Auf diese Weise filtern die Wattwürmer der Nordsee jährlich den Sand des Watts bis zu 20 Zentimeter Tiefe.
So eine Wattwanderung ist wirklich interessant und immer wieder ein Erlebnis. Sie ist eines von vielen Highlights unserer Reise, die auf der Halbinsel Butjadingen beginnt, ganz ländlich, mit ruhigen Stunden am Nordseestrand und vielen Radtouren. Hinter uns die Küste von Eckwarderhörne mit dem roten Leuchtturm, von wo aus wir gestartet sind, vor uns, weit entfernt, die Silhouette des Hafens von Wilhelmshaven. Unsere Füße stecken in gerade für das Watt gekauften, strahlend grünen Beachies-Socken.
Besondere Fauna und Flora an der Nordsee
Wir erfahren: Insgesamt mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten leben hier, manche sind sogar nur hier zu Hause. Kegelrobben, Schweinswale, Seehunde, viele Fischarten, Austern, Mies- und Herzmuscheln. Außerdem legen schätzungsweise jedes Jahr zehn bis zwölf Millionen Zugvögel im Wattenmeer eine Rast ein. Übrigens: Am Ende sind die einst strahlend grünen Wattsocken schlamm-braun-grau. Sie sind aber wieder schön sauber geworden und dürfen seitdem immer im Caravan-Stauraum mitfahren, man denke an heißen Sand in Italien oder Seeigel unter Wasser in Kroatien.
An der Waterkant radeln wir zurück zum Campingplatz nach Fedderwardersiel. Nördlicher kann ein Ort ja kaum heißen. Und auch kaum aussehen: Nordsee, Wölkchen am Himmel, Schafe auf dem Deich. Und sich anhören: Das Meerwasser gluckst sanft an die Steine, der Wind pustet weniger sanft um die Nase, die Schafe blöken, das allgegenwärtige, freundliche "Moin", das Krachen, wenn man in ein knuspriges Fischbrötchen beißt.
Auf dem Ausflugsboot Wega II, mit dem wir am nächsten Tag rausfahren, sind viele Familien mit Kindern an Bord. Wir nehmen Fahrt auf, an Deck werden auch im Sommer Weste, Pullover und Jacke angezogen, Kappen werden von Köpfen geweht. Auch hier an Bord gibt’s viel zu lernen über die Nordsee. Zum Beispiel das: Den Robben gefällt es hier im Wattenmeer, sie werden jedes Jahr gezählt, zuletzt waren es mehr als 10.000 Tiere. Jede Robbe frisst Tag für Tag fünf Kilo Fisch, also müssen da jeden Tag fünf Tonnen Fisch rumschwimmen, nur für die Robben. Und das scheint zu klappen, es werden jedes Jahr mehr gezählt. Robben, nicht Fische.
Für uns bleibt zum Glück am Abend auf dem Teller aber auch noch etwas übrig, Scholle nach Finkenwerder Art mit Speck. Schmeckt ausgezeichnet diese erst mal ungewöhnliche Kombination. Und wie wär’s mit einem Krabben-Creme-Süppchen oder einem Krabbenbrot mit Spiegelei?
Museumswelten in Bremerhaven
In Bremerhaven tauchen wir ein in die Museumswelten: Das Deutsche Schifffahrtsmuseum gibt es da, das Historische Museum, den Zoo am Meer. Wir aber gehen in die Wissens- und Erlebniswelt Klimahaus 8° Ost – und erleben hautnah viele unterschiedliche Klimazonen, unter anderem die minus sechs Grad kalte Antarktis oder den westafrikanischen Regenwald bei Nacht mit Millionen Sternen, exotischen Gerüchen und Geräuschen. Inklusive Klimawandel. Alles so etwa auf dem 8. Längengrad, auf dem auch Bremerhaven liegt, zum Südpol und auf dem 171. bis 172. westlichen Längengrad auf der anderen Seite der Erde. Dem Klimahaus aufs Dach gestiegen, liegen einem die "Havenwelten" zu Füßen mit ihrer modernen Architektur, dem Hafen, dem Weserstrand. Dort stehen Strandkörbe, in den Restaurants gibt’s Tische mit Wasserblick.
Schräg gegenüber liegt das Deutsche Auswandererhaus, noch so ein geniales Museum. Allein von 1852 bis 1890 brachen aus Bremerhaven knapp 1,2 Millionen Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Neue Welt auf. USA, Kanada, Südamerika und Australien waren ihre Ziele. Das Museum berichtet ideenreich anhand von 33 realen Familiengeschichten über das Schicksal dieser Auswanderer.
Hansestadt Bremen
In der Schwesterstadt Bremen kann man sogar baden, dafür ist die Stadt eher nicht bekannt. Zehn Fahrradminuten von der Altstadt entfernt, im Werdersee. Oder SUPen, rudern, angeln oder Kanu fahren. Gesehen haben muss man mindestens: den Marktplatz mit dem prächtigen Rathaus, davor die über sechs Meter hohe Roland-Statue, den Dom. Ums Eck die bronzenen Bremer Stadtmusikanten, meist umlagert von Selfie machenden Touristen aus aller Welt. Und das Schnoor-Viertel mit seinen schmalen Gassen, in dem wir vor Jahrzehnten Tee liebenlernten beim ersten Bremen-Besuch, immer noch liebenswert, mit kleinen Lädchen, Cafés, Galerien und Souvenirläden. Also, mal sehen: Gibt es das schmale Haus noch, wo wir damals im zweiten Stock mit heißem Tee saßen? Ja! Also nichts wie hinein, es ist höchste Zeit für Tee, "Teetied" auf gut Norddeutsch.
Fahrrad-Tipp: Unterwegs auf der Sielroute
Durch Marsch und Moor, vorbei an kleinen Orten und lebendigen Städten, entlang entlegener Siele und über die Deiche der Wattenmeerküste – die Deutsche Sielroute gehört mit Sicherheit zu den schönsten Radrundwegen Deutschlands. Die 189 Kilometer lange Route führt über Nordenham, Tossens, Berne, Elsfleth und Brake durch die Wesermarsch. Ein großer Teil der Strecke verläuft entlang der Butjadinger Deiche. Einen festen Ein- und Ausstiegspunkt gibt es nicht. Radler können sich unterwegs in ganz besonderen Rasthäuschen – den Melkhüs – mit regionalen Produkten wie frischer Milch, Milchmixgetränken und Quarkspeisen versorgen. Der Streckenverlauf ist durchgehend mit dem einheitlich blau-grünen Logo der Deutschen Sielroute beschildert. Die An- und Abreise mit der Bahn ist problemlos möglich, fast alle Etappenorte verfügen über Bahnhöfe.
Top-10-Campingplätze an der Nordsee
Die zehn beliebtesten Campingplätze an der Nordseeküste, die von mindestens 50 Gästen auf camping.info bewertet wurden.
1. Camping und Ferienpark Friesensee in Wittmund
Zum Nordseestrand sind es von hier aus noch gut 20 Kilometer. Der zur Saison 2023 neu eröffnete Platz punktet dafür mit einem eigenen See und dem Erlebnisbad nebenan mit 44-Meter-Rutsche.
Wertung
- Gesamtnote: 4,8 Punkte
- Lage: 4,7 Punkte
- Sanitär: 4,7 Punkte
- Freizeitwert: 4,8 Punkte
- Preis/Leistung: 4,6 Punkte
2. Camping am Deich in Upleward
Auf dem Platz, der zum Ecocamping-Netzwerk gehört, befindet sich eine Wellness-Oase mit finnischer Sauna und dem weniger heißen Sanarium. Auch Massagen sind im Wellnessbereich möglich.
Wertung
- Gesamtnote: 4,7 Punkte
- Lage: 4,4 Punkte
- Sanitär: 4,8 Punkte
- Freizeitwert: 4,3 Punkte
- Preis/Leistung: 4,3 Punkte
3. Campingplatz Großes Meer in Südbrookmerland
An einem See, im Norden Meer genannt, liegt dieser Platz. Bis zur Küste sind es etwa 30 Kilometer. Wanderer und Radler genießen die Natur entlang des 3-Meere-Weges. Eine Sauna ist vor Ort.
Wertung
- Gesamtnote: 4,7 Punkte
- Lage: 4,3 Punkte
- Sanitär: 3,2 Punkte
- Freizeitwert: 4,5 Punkte
- Preis/Leistung: 3,8 Punkte
4. Campingplatz Beckmann Duhnen in Cuxhaven-Duhnen
Das Zentrum von Duhnen mit Kurpromenade, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie ist einen Kilometer entfernt. Ähnlich nah ist der Strand, etwas weiter das Thalassozentrum Ahoi mit Erlebnisbad.
Wertung
- Gesamtnote: 4,6 Punkte
- Lage: 4,4 Punkte
- Sanitär: 4,6 Punkte
- Freizeitwert: 4,2 Punkte
- Preis/Leistung: 4,4 Punkte
5. Campingplatz Bensersiel in Esens
So unmittelbar am Wasser übernachtet man an der Nordsee nur selten. Falls das Wetter nicht mitspielt: Das Erlebnisbad Nordseetherme mit Saunawelt liegt im nahen Ort und ist zu Fuß zu erreichen.
Wertung
- Gesamtnote: 4,5 Punkte
- Lage: 4,8 Punkte
- Sanitär: 4,6 Punkte
- Freizeitwert: 4,4 Punkte
- Preis/Leistung: 4,2 Punkte
6. Nordsee-Camp Norddeich in Norden
Direkt hinter dem Deich und damit am Wattenmeer liegt dieses Camp. Der Sandstrand ist nicht weit weg. Etwa eine halbe Stunde läuft man zum Ocean Wave, einem Wellenbad mit Saunalandschaft.
Wertung
- Gesamtnote: 4,5 Punkte
- Lage: 4,3 Punkte
- Sanitär: 4,6 Punkte
- Freizeitwert: 4,2 Punkte
- Preis/Leistung: 4,3 Punkte
7. Campingplatz See Achtern Diek in Otterndorf
Als Mittelpunkt einer Freizeitanlage ist der Platz von zwei Süßwasserseen mit Bademöglichkeit umgeben. Die Alternative: Zum Grünstrand mit Blick auf den Schifffahrtsweg Elbe sind es rund 150 Meter.
Wertung
- Gesamtnote: 4,5 Punkte
- Lage: 4,7 Punkte
- Sanitär: 4,6 Punkte
- Freizeitwert: 4,4 Punkte
- Preis/Leistung: 4,5 Punkte
8. Campingplatz am Nordseestrand in Dornum
Nicht nur der Strand liegt vor der Tür, auch Hafen und Ortskern mit Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants befinden sich ganz in der Nähe. Der Eintritt ins beheizte Meerwasserfreibad nebenan ist inklusive.
Wertung
- Gesamtnote: 4,4 Punkte
- Lage: 4,3 Punkte
- Sanitär: 4,5 Punkte
- Freizeitwert: 4,3 Punkte
- Preis/Leistung: 4,0 Punkte
9. Höpkens Hof & Campingplatz in Jade
Aus dem ehemaligen Bauernhof ist 2016 ein Campingplatz geworden, der stetig weiterentwickelt und ausgebaut wird. Die Watterlebnis-Station Sehestedt erreicht man zu Fuß in etwa 20 Minuten.
Wertung
- Gesamtnote: 4,4 Punkte
- Lage: 4,3 Punkte
- Sanitär: 4,0 Punkte
- Freizeitwert: 4,0 Punkte
- Preis/Leistung: 4,6 Punkte
10. Familien-Camping Kransburger See in Dorum-Midlum
Bis zum Nordseestrand fährt man vom Platz aus etwa 20 Minuten, doch zum Baden bietet sich vor allem der See an. Auf dem Gelände ist alles auf Kinder eingestellt, inklusive Animationsprogramm.
Wertung
- Gesamtnote: 4,3 Punkte
- Lage: 4,5 Punkte
- Sanitär: 4,2 Punkte
- Freizeitwert: 4,2 Punkte
- Preis/Leistung: 4,3 Punkte