Lohnt sich der Kauf des Wohnwagen-Sondermodells?

Der 420 QD ist einer von drei Caraone-Grundrissen mit nur 2,20 Meter Breite. Der Kompromiss aus Reisefreude und Wohnkomfort ist gelungen.
Mit dem Sondermodell Edition Hot peppt Weinsberg Ausstattung und Optik seiner Volumenbaureihe auf. Macht sie das zum unschlagbaren Angebot? Wir zeigen im Test des Caraone 420 QD unsere Erfahrungen.
In Zeiten, in denen das Angebot größer ist als die Nachfrage, setzt Weinsberg auf ein bewährtes Rezept zur Anregung des Kaufappetits: Noch mehr leckere Zutaten und eine hübsche Garnitur sollen den Kuchen zur Sahnetorte adeln. Weil das allein nicht reicht, wird darauf ein Preisschild gesteckt, das eine Ersparnis von 5.755 Euro gegenüber einem Standard-Caraone mit entsprechender Zusatzausstattung verspricht. Warum also noch zögern?
Nun, weil die Sache so einfach nicht ist: Zunächst einmal muss man wissen, dass der Caraone zwar die teurere der beiden Weinsberg-Baureihen ist, sich aber dennoch an preissensible Einsteiger richtet. Und die müssen Willens sein, 20.000 Euro für einen kompakten Zwei-Personen-Caravan auszugeben. Im Übrigen sind alle elf Grundrisse der Modellreihe als Edition Hot zu haben. Die Spanne reicht vom 5,9 Meter kurzen 390 QD für 18.990 Euro bis zum 7,61 Meter langen und 2,50 Meter breiten 550 UK. Sechs der elf Wagen sind mit Stockbetten auf Familien mit Kindern zugeschnitten, zwei haben ein Hubbett; teuerster im Bunde ist der 540 EUH für 27.390 Euro.
Caraone 420 QD
- Grundpreis ab: 19.890 Euro
- Gesamtlänge/Breite/Höhe: 6,35/2,20/2,57 m
- Zul. GesamtgewichT: 1.350 kg
- Schlafplätze: 2+1/2
Die Champions-Deals
Konkurrenz macht sich die Knaus Tabbert AG aber auch selbst: Aktuell läuft eine Abverkaufsaktion namens "Champions-Deals", die 3.000 Euro Rabatt auf diverse Weinsberg-, Knaus- und Tabbert-Bestandsfahrzeuge der Modelljahre 2022 und 2023 garantiert. Das Gute daran: Technisch und optisch hat sich am Caraone seit 2020 nichts verändert.
Was also wirft der Caraone Edition Hot in die Waagschale? Peppt man einen Basis-420 QD unter anderem mit Smart- und Advanced-Paket (1.190 und 990 Euro), der Auflastung von 1.100 auf 1.350 Kilogramm (130 Euro), Alufelgen (512 Euro) und Dachhaube über dem Mittelgang (215 Euro) auf das Ausstattungsniveau des Sondermodells auf, landet man bei 20.754 Euro. Nur die Dusche aus dem Advanced-Paket fehlt im Edition Hot. Das Glattblech indes gibt es als Zugabe – für den Normal-Caraone ist es nicht mal gegen Aufpreis zu haben. Allein die Ersparnis fällt geringer aus als versprochen, weil Weinsberg die Preise der Einzeloptionen statt der Paketgebühren addiert.
Alle nützlichen und empfehlenswerten Extras sind in der Edition Hot damit enthalten. Dazu zählen Warmwasserbereiter Truma Therme, Heizungsgebläse, Fliegengittertür, Schwerlast-Kurbelstützen, Bad- und Bugfenster, 45-Liter-Frischwassertank und Ambientelicht. Das Optik-Tuning mit 14-Zoll-Alus, Deichselabdeckung und Glattblech kommt quasi als Sahnehaube obendrauf.
Schmaler Aufbau des Caraone Edition
Finanziell lohnt sich die Edition Hot also. Aber wie steht es um Qualität, Technik und Wohnwert? Der Aufbau zeigt sich in sehr guter Verfassung. Das Glattblech wellt sich nur minimal, Dichtmasse quillt nur an einer einzigen Stelle unter den Kantenprofilen hervor, und mit Wand-, Dach- und Bodendicke muss sich der Caraone selbst vor Mittelklässlern nicht verstecken. Der Deckel des Gaskastens ist zwar groß und braucht dadurch viel Platz zum Aufschwenken, doch wird er von einem Rastaufsteller sicher offen gehalten. Der Zugang zu den Gasflaschen und dem serienmäßigen Abwasser-Rolltank ist durch die große Öffnung hervorragend. Auch der Flaschentausch gelingt dank nicht vorhandener Ladekante einfach. Lob verdient auch der vorbildlich abgedichtete Schacht für die Toiletten-Kassette.
Ein weiterer Pluspunkt des Caraone ist die extrabreite Aufbautür, die über zwei Metalldorne sicher verriegelt. Obwohl sich Weinsberg die 17-Zoll-Aulfelgen verkneift, liegt die Einstiegshöhe bei 49 Zentimetern. Die Heizung des Typs Truma S 3004 ist bewährter Standard und schafft es, den kompakten Wohnraum über drei Ausströmer (plus einem im Bad) schnell zu erwärmen. Rund ums Bett entweicht die Warmluft durch Perforationen im Heizungsschlauch.
Die Lichtausstattung ist ordentlich. Die Sitzgruppe wird gleichmäßig von der Deckenleuchte erhellt, zwei Spots unterstützen. Die Küche liegt im Schein von fünf LED-Spots. Auf das Bett wirft ein Lichtschlauch an den Oberschränken nur fahles Licht. Der Schalter dafür sitzt, immerhin in der Nähe erreichbar, am Fußende. Auch am Bett gibt es zwei Lesespots zusätzlich, die allerdings hoch hängen, darum schwer erreichbar sind und zudem durch ihre Bauweise etwas blenden.
Vier 230-Volt-Steckdosen hat Weinsberg im 420 QD verteilt. Eine am TV-Platz, der noch Erwähnung findet, eine über der Sitzgruppe, eine in der Küche, eine im unauffälligen, weil funktionalen Kompakt-Bad – und keine am 1,97 mal 1,40 Meter großen Doppelbett. Das ist durch die Evopore-Matratze trotz mittig geteiltem Lattenrost komfortabel und hält großen Abstand zu den Dachstauschränken.
Großzügige Küchenausstattung
Das Bett steht quer im Bug und spart dadurch Länge, die Weinsberg beim 420 QD in besonderem Maße der Küche zuschlägt. Deren Korpus misst stolze 1,57 Meter Länge, was zu enormer Arbeitsfläche führt oder die Möglichkeit eröffnet, eine ausgewachsene Kaffeemaschine aufzustellen. Ungeschickt nur, dass die einzige 230-Volt-Steckdose über der Spüle platziert ist. Wer das Steckdosen-Paket für 309 Euro ordert, bekommt eine zweite spendiert, die aber ebenfalls über der Spüle prangt. Auch im Steckdosen-Paket stecken zwei USB-Ladebuchsen; ab Werk ist keine an Bord.
Standardmäßig stattet Weinsberg den 420 QD mit einem Unterbaukühlschrank aus. Dessen Größe genügt durchaus für zwei, doch die Bedienung ist ein Graus: Um die Tür zu öffnen, muss ein Federriegel knapp über dem Boden bedient werden. Und es gibt keine Möglichkleit, den Riegel auf der Parzelle in geöffneter Position zu arretieren. Die Komfortlösung in Form eines Hoch-Kühlschranks mit 133 statt 97 Liter Nutzinhalt (aber ohne die Möglichkeit, ihn an 12 Volt zu betreiben) kostet 399 Euro und den Abstellplatz für die Kaffeemaschine sowie das Gewürzregal darüber. Die sonstige Küchenausstattung ist gut. Dazu gehört die ausreichend große Spüle mit hoch aufragendem Hahn und ein Kocher mit drei Flammen und Zünder. Der Stauraum im Parterre der Kombüse wird im Testwagen vom optionalen Gasbackofen beschnitten, bleibt aber noch üppig. Der Umgang mit dem Stauraum ist mangels Schubladen (ohne Ofen hat der 420er zwei breite Auszüge) mühselig. Nur das Besteck lagert in einer Lade, deren einfache Auszüge für die leichte Aufgabe aber genügen. Das Bodenfach unter dem Backofen beherbergt den geschützten Ventilblock zur Entwässerung der Küchenleitungen, ist darum also nur eingeschränkt nutzbar.
Unter dem Bugbett sieht es ähnlich aus, weil links der 45-Liter-Frischwassertank und vorn an der Stirnseite die Therme eingebaut wurde. Für Campingmöbel genügt der Stauraum trotzdem. Wäre die Technik enger gepackt, stünde noch mehr Platz zur Verfügung. Immerhin: Auch hier sind die Bodenauslassventile von stabilen Kunststoffrahmen gegen marodierendes Gepäck geschützt.
Stauraum des Caraone
Unverbauten Stauraum offerieren die Truhen unter den beiden Sitzbänken rechts im Heck des Caraone. Um dranzukommen, muss man aber Deckel samt Polster anheben. Die sind im Sondermodell Edition Hot mit Kunstleder bezogen, das recht schnell Körperwärme annimmt und sich so weniger ungemütlich anfühlt, als man denken würde. Wie sich das Polster in kurzen Hosen anfühlt, haben wir nicht ausprobiert. Mangels Rotwein während der Arbeit muss auch die Frage nach der Pflegeleichtigkeit unbeantwortet bleiben. Es ist aber anzunehmen, dass Kunstleder weniger empfindlich ist als Stoff. Der Sitzkomfort ist okay, weil die Rückenpolster leicht angeschrägt und hoch sind. Der Schaum in den Polstern findet einen guten Härtekompromiss, wirkt aber nicht besonders hochwertig. Da sie nicht auf den Sitztruhen befestigt sind, können sie beim Aufstehen verrutschen. Als Platz für den TV hat Weinsberg die Außenwange des Kleiderschranks gewählt. Damit kann man nur nebeneinander auf der schmalen Bank mit dem nötigen Abstand fernsehen. Aus dem Bett geht es gar nicht.
In der offenen Ablage über dem stabilen Einhängetisch ist kopfüber eine Steckdose integriert. Wer mit dem Laptop arbeitet, hat das Kabel also immer mitten im Fensterbereich hängen. Gegen 313 Euro Aufpreis montiert Weinsberg eine klappbare Verbreiterung an der vorderen, schmaleren Sitzbank. In diesem Preis inbegriffen sind drei Zusatzpolster, damit sich ein Not- respektive Kinderbett daraus bauen lässt. Geschafft haben wir das nicht. Ein Polsterquader war zu groß – oder wir zu doof. Auch die Bedienungsanleitung hilft hier nicht weiter.
Billigreifen aus China
Die Bordmappe braucht man aber auch, um den korrekten Luftdruck für die günstigen China-Reifen zu erfahren, die es an Traglastreserven mangeln lassen und die nicht ausgewuchtet werden. Beim Testwagen wäre das aber nötig gewesen, da zwischen 80 und 90 km/h starke Vibrationen bis ins Zugfahrzeug drangen. Abzug gibt es auch für die nicht selbstnachstellenden Bremsen. Wer dieses Sicherheitsplus haben möchte, muss es für günstige 89 Euro ab Werk bestellen oder später teurer nachrüsten lassen. Widerspenstig zeigte sich auch der Hebel an der Stabilisierungskupplung des Typs Knott KS 25, der sowohl beim An- als auch beim Abkuppeln sehr schwergängig war. Immerhin traten keine Knarrgeräusche bei Kurvenfahrt und beim Abbiegen auf. Auf Tour macht der 420 QD keinerlei Sperenzchen, läuft stabil nach und bremst zuverlässig. Auch die Vorzeltleuchte wird zuverlässig lahmgelegt, wenn der Wagen am Auto hängt und an die Anhängersteckdose angestöpselt ist. Das ist nämlich Pflicht. So, wie die Edition Hot zu wählen, wenn es ein Caraone sein soll.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach GfK (33 mm), Seitenwände Alu-Glattblech (33 mm), Bug/Heck Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (40 mm). Deichselkasten aus ABS, Deckel an Klappscharnieren mit Teleskopaufsteller. Einteilige Aufbautür 177 x 64 cm, Einstiegshöhe 49 cm. Serviceklappe 96 x 37 cm.
- Anbauteile: Einteiliger Heckleuchtenträger, aufgesetzte Rangiergriffe. Bugelemente aus ABS, aufgesetzte Rangiergriffe.
- Fenster/Hauben: 6 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung, Panoramafenster. Panoramadachfenster Heki 2, 2 Dachhauben, Pilzlüfter (über Bett).
Möbel
- Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern, Hakenschnäpper an Küchenunter- und -oberschränken. Drehstangenschloss an Schranktüren, Fallenschloss an Badtür.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 12-Volt-Automatikgebläse, 4 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x Bad).
- Wasseranlage: 45-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, 230-V-Warmwasserbereiter Truma Therme (5 L).
- Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-04, 340 W. 3 Steckdosen (TV-Platz/Sitzgruppe, Küche, Bad).
- Beleuchtung: Deckenleuchte Sitzgruppe, 3 Spots Küchenarbeitsplatte, 2 Spots Küche (Decke), 2 Lesespots Bett, 2 Lesespots Sitzgruppe, Vorzeltleuchte. Indirekte Ambientebeleuchtung über allen Dachstauschränken.
- Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe und Glasabdeckung, Rundspüle mit abgesetztem Hebelmischer, Absorberkühlschrank Dometic RMS mit automatischer Energiewahl, 90/96 Liter Nutzinhalt und 12,1-Liter-Gefrierfach (herausnehmbar). Dometic-Gas-Backofen mit Grillfunktion.
- Sanitär: Dometic-Drehtoilette mit Keramikeinsatz. Rechteck-Waschbecken aus Kunststoff mit Hebelmischer. Handtuchhalter an der Decke, Toilettenpapierhalter, Tücher-Spender.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 19.890 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II: inklusive
Testwagenpreis: 25.009 Euro
- Ablastung auf 1050/1100/1200 kg zul. Gesamtmasse: 130 Euro
- Selbstnachstellende Bremse Knott ANS (4 kg): ✔ 89 Euro
- ✘ Cozy-Home-Paket m. Kissen u. Decken (3 kg): 228 Euro
- Reserverad m. Wagenheber/Halterung (21/1 kg): ✔ 265/73 Euro
- Steckdosen-Paket m. 1 230-V- und 2 USB-Dosen: ✔ 309 Euro
- ✘ TV-Paket m. 24-Zoll-TV und Sat-Schüssel (22 kg): 3450 Euro
- ✘ Verbreiterung Küchenfläche (1 kg): ✔ 129 Euro
- ✘ Gasbackofen m. Grill (13 kg): 880 Euro
- ✘ Bettverbreiterung (3 kg): 313 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert; notwendige Ausstattung
Das fiel uns auf
(+) Fensterriegel mit Sperrknopf gegen Aufhebeln von außen. Das haben oft nicht mal (mehr) teurere Wagen.(+) Handtuchhalter an der Decke des Bades. Praktisch und nicht selbstverständlich in dieser Preisklasse.(+) Vorbildlich mit Silikon abgedichteter Toilettenschacht. Darin verbirgt sich der 17-Liter-Fäkaltank.
(+) (-) Großer Bettstauraum, aber Wassertank und Therme liegen weit auseinander und klauen so Platz.(+) (-) Die Küche hat Platz für eine Kaffeemaschine, das ist gut. Doch die Steckdose hängt über der Spüle.
(-) Billigreifen aus China mit knapper Traglastreserve – und einer Unwucht, die bis ins Auto spürbar ist.(-) Die Seitenwange des Badschrankes ist nicht ganz gerade. Ansonsten ist die Verarbeitung sehr ordentlich.(-) Die Stromversorgung gibt den TV-Platz vor. Besser wäre der aber gegenüber der breiten Sitzbank.
Wertung
- Wohnen: 2,9 von 5 Punkten
- Beladen: 3,9 von 5 Punkten
- Technik: 3,1 von 5 Punkten
- Fahren: 2,1 von 5 Punkten
- Preis & Service: 3,9 von 5 Punkten