So individualisiert der Tuner Campingmobile
Von der Highend-Hifi-Anlage bis zu neuen Sitzbezügen ist alles möglich. Die Spezialität des Tuners: Komplett-Folierungen. Wir zeigen anhand des Eura Mobil Profila RS, was Werk 45 aus einem Wohnmobil von der Stange machen kann.
Als Showcar und Kompetenznachweis dient dem Betrieb aus Gelsenkirchen, der spektakuläre Teilintegrierte. Werk 45, größter Pioneer Store in Deutschland, kommt aus der Pkw-Tuning-Szene, ist mittlerweile aber auch aufs Reisemobil gekommen. Der Vorführwagen der besonderen Art wurde umfangreich individualisiert.
Der Eura Mobil Profila RS ist kaum wieder zu erkennen. Das liegt in erster Linie an der komplett neuen Folierung der Karosserie – in diesem Umfang ein höchst aufwendiger Prozess. Vier Tage Arbeitszeit veranschlagt Michael Binder, Mitgründer und Gesicht von Werk 45, für den neuen Anzug. Was sich entsprechend im Preis niederschlägt: Wer den Wunsch nach so einer weitreichenden Individualisierung hegt, sollte mit 3.000 Euro mindestens rechnen. Allein rund 600 Euro davon gehen auf das Konto der Folie selbst – wobei Werk 45 auf hochwertige Produkte von namhaften Herstellern wie 3M, Silverdot oder Oracal zurückgreift. (Das ist immerhin meist signifikant günstiger als ein Original-Foliendekor vom Hersteller des Reisemobils.)
Bei der Folierung zählt Qualität des Materials
15 Jahre Erfahrung in diesem Metier machen klug. Bei billigen Folien, wobei die Dicke nicht immer ein Qualitätsausweis ist, kommt es oft zu Schrumpfung, Verfärbung oder Blasenbildung – mal früher, mal später. UV-Strahlung ist der dabei entscheidende Umweltfaktor, und zum Schutz davor erhält ein Foliendekor bei Werk 45 abschließend eine spezielle Versiegelung bzw. Politur.
Doch bevor die neuen Aufkleber drauf kommen, müssen die alten runter, was – insbesondere bei älteren Fahrzeugen – ebenfalls eine sehr zeitintensive Arbeit ist. Je älter das Fahrzeug, umso länger dauert es, denn desto mehr und desto hartnäckiger bleiben Klebstoffreste an der Karosserie haften, deren Entfernung mit Spezialreiniger sehr langwierig ist. Wer ein älteres Fahrzeug neu einkleiden lässt, sollte sich für ein großflächigeres Dekor entscheiden, um das alte zu überdecken. Denn unter Abklebungen altert die Oberfläche – Lack oder Pulverbeschichtung – langsamer. Das hinterlässt Spuren. Die Flächen, die von Aufklebern bedeckt waren, sind auch nach deren Entfernung erkennbar, indem sie beispielsweise einen anderen Glanz aufweisen. Bei Aluminium-beplankten Aufbauten wäre ein Individualdekor schon im Neuzustand möglich. GfK-Aufbauten fasst Werk 45 erst nach zwei, drei Jahren an, weil das Material darunter noch arbeite und ausgase. Dann könnten sich unschöne Blasen unter der Folie bilden.
Und die Lebensdauer? Acht bis zehn Jahre sollte eine gute Folierung halten, konkretisiert Michael Binder.
Multimedia mit vorzüglichem Sound
Davon abgesehen ist Werk 45 für viele weitere Optimierungen, auch technischer Art zu haben. Besonderes Fachgebiet: Hifi und Multimedia. Entsprechend ist der Sound im Eura Mobil vorzüglich – klar, transparent, je nach Geschmack schön bassig. Sämtliche Komponenten stammen in dem Fall aus dem Pioneer-Regal. Zentrales Instrument ist der neueste Pioneer Moniceiver SPH-EVO 107 DAB (ab 1.049 Euro) mit in der Neigung verstellbarem 10-Zoll-Touchscreen. Ein haptischer Drehknopf für die Lautstärke fehlt, doch ansonsten ist das Gerät State oft he Art, optional auch mit Reisemobil-spezifischer Navigation samt Stellplatzdatenbank erhältlich.
Allein kann es den Original-Sound im Ducato aber natürlich nicht auf Topniveau bringen. Daher boostern gleich zwei Pioneer-Verstärker, GM-D8704 (4 Kanal, 1.200 Watt, ca. 190 Euro) und GM-D8701 (1 Kanal, 1.600 Watt, ca. 150 Euro) die Klangfülle, aufgeräumt installiert in der Heckgarage. Sie versorgen den 30-cm-Subwoofer TS 12D4 (ca. 180 Euro) in der Sitztruhe sowie das Mittel- und Hochtöner-System TS Z65 CH (ca. 300 Euro) im Fahrerhaus. Für einen räumlicheren Klang, und damit der nicht nur von vorne kommt, sind außerdem zwei Satelliten-Lautsprecher TS STX 080 (ca. 140 Euro) weiter hinten unter dem Hubbett oberhalb der Sitzgruppe aufgehängt. Alle Komponenten sind möglichst unauffällig integriert und sauber installiert, einschließlich einzeln beschrifteter Kupferkabel. Damit der Türlautsprecher-Klang nicht wie aus der Blechkiste klingt, sind die Türhäute zusätzlich mit Alubutylmatten (STP) schallisoliert. Das vermeidet Dröhn- und Schepperfrequenzen und Vibrationen, und auch das Plopp beim Schließen der Türen klingt satter.
In eine andere Richtung ergänzt die Multimedia-Ausstattung der WLAN-Router DCT WR204-SH. Kleine Haifisch-Antenne auf dem Dach, kompaktes Router-Kästchen an der Wand über dem Bettende – passende SIM-Karte mit einem guten Tarif einlegen, einrichten: Und schon kann’s losgehen mit dem Internet im Reisemobil samt Streaming-TV und Online-Tourenplanung.
Wohnlichkeit und Komfort mit besseren Polstern
Mehr der Wohnlichkeit und dem Komfort sind andere Maßnahmen gewidmet, die Werk 45 ebenfalls im Haus umsetzt. Um dem Cockpit die nüchterne Plastikhaftigkeit zu nehmen, umschmeichelt graues Alcantara mehrere Segmente des Armaturenbretts: den Deckel vom Kombiinstrument, die Lüftungsdüsen und die Prallplatte unterm Lenkrad, mit der man als Fahrer schon öfter mal Schienbeinkontakt pflegt. Edel sieht das aus, eine ganze Klasse hochwertiger als das schnöde Nutzfahrzeug, sauber und faltenfrei verlegt. Die Farbwahl, auch die der Nähte, ist dem Kunden überlassen, wobei dunklem Bezugsstoff – wegen der Spiegelung in der Windschutzscheibe – der Vorzug gilt. Rund 400 Euro fallen für diese Individualisierung an. Um die acht Stunden Arbeitszeit stecken allein im Armaturenbrett des Showcars.
Ein neuer Look ziert auch den Beifahrersitz und die hinteren Sitzbänke; den Fahrersitz beließ Werk 45 zum besseren Vergleich im Original-Zustand. Flanken in Nappaleder, Sitzflächen und Lehnen in hellem Alcantara, die aufwendige Absteppung und dunkelbraune Zierkeder in Kontrastfarbe machen schon äußerlich was her. Die Armlehnen werden ebenfalls bezogen und unterm Leder für mehr Nachgiebig- und Bequemlichkeit zusätzlich mit einer Polsterschicht versehen. Unter der Oberfläche passt Werk 45 auf Wunsch auch die Ergonomie an. Eine Lordosenstütze mit Gelkissen, eine Verlängerung der Sitzfläche der Captain Chairs – geht.
Luftfahrwerk und Offroadreifen
Untenrum haben Micheal Binder und sein Team ebenfalls Hand angelegt. Auch Arbeiten am Fahrwerk fallen im Werk 45 immer mal wieder an. Die Hinterachse bekam eine Zusatzluftfeder von Goldschmitt, samt Kompressor und Druckanzeigen im Armaturenbrett. Das dient nicht nur dem Fahrkomfort, sondern auch der Geräuschentwicklung.
Außerdem lässt sich das Fahrzeug im kleinen Rahmen bei Bedarf etwas anheben. Die markante Optik unterstützen All Terrain Reifen (Loder AT 1) auf 18 Zoll Felgen (Klassik_B Rugged) von Delta 4x4. Am Ende mehr eine Maßnahme zur Verbesserung des Fahrkomforts als der Fahreigenschaften. Aber eine mit Hinguck-Potenzial – wie das ganze Fahrzeug.